Bauhaus-Erbe in der DDR

           

Bauhaus in der DDR


Beginn


Aufbau und Neuanfang entsprechen dem Bauhausgedanken. Was Wunder, dass sowohl in Weimar wie auch in Dessau ein neues Bauhaus angedacht wird.


Weimar


Hermann Henselmann, selbst kein Bauhäusler, aber dem modernen Bauen verpflichtet, erarbeitet ein Programm für Weimar, dass zunächst dem Lehrprogramm des Bauhauses entspricht.


Ebenfalls dort tätig sind die Bauhaus-Angehörigen Peter Keler, der die Vorlehre übernimmt, und Gustav Hassenpflug, zuvor in Berlin mit der Instandsetzung der Charite beschäftigt, für den Bereich Städtebau.

Hans Hoffmann-Lederer, der einst am Bauhaus in Weimar studiert hatte, wird dort nun bis 1950 Dozent und beteiligt sich 1949 an der Grafikmappe "Werkdrucke". Seine Frau Mila gestaltet eine Buchhandlung, eine Ausstellung und Räume im Kultusministerium.


Emanuel Lindner hatte u. a. bei Mies van der Rohe studiert und lehrt bis 1949 Werklehre und Entwerfen.

Weiterer Bauhaus-Architekt in Weimar ist Rudolf Ortner, der 1948 an die Ingenieurschule Gotha wechselt.

Otto Dorfner, Meister für Bucheinband am Bauhaus Weimar, versieht ab 1946 alle bisher erschienenen Faust-Ausgaben Goethes mit kunstvollen Einbänden.


Nicht vom Bauhaus, aber aus dem Atelier von Bruno Paul kommend, setzt sich ab 1946 in Weimar Horst Michel im Sinne des Deutschen Werkbundes für die gute Industrieform ein und beginnt mit der Ausbildung der ersten Gestalter.

Nicht an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste, aber dennoch in Weimar, ist Martin Pohle Mitbegründer des spätern Verbandes Bildender Künstler der DDR.


Bereits im März 1946 wird das von Walter Gropius entworfene und 1936 zerstörte Denkmal der Märzgefallenen rekonstruiert.


Dessau


In Dessau versuchen Hubert Hoffmann und Bürgermeister Fritz Hesse, letztlich erfolglos, einen Neuanfang des Bauhauses. Für kurze Zeit entsteht eine einzigartige Gemeinschaft von Bauhäuslern: Carl Marx, Max Ursin, Friedrich Engemann, Hinnerk Scheper, Carl Fieger, Georg Neidenberger, Wilhelm Jacob Hess, Fritz Pfeil, Adolf Menge, Willy Stamm, Rolf Radack und Kurt Stolp.

H. Hoffmann wird zunächst Baurat mit der Adresse Bauhausplatz 6, das auch das neue Bauhaus-Büro werden soll. Der neugebildete Kulturbund belegt Räume im Bauhaus-Gebäude und es gibt erste Konzerte und Ausstellungen.

Carl Fieger beteiligt sich mit Entwürfen für den Wiederaufbau Dessaus.

Carl Marx malt freischaffend und zeigt 1947 eine Ausstellung. Es ist geplant, in den Meisterhäusern mit Rolf Radack Werkstätten für Werbegrafik und Fotografie einzurichten. Friedrich Engemann erarbeitet das Lehrprogramm für die Bau-Lehrwerkstätten mit einer Vorlehre-Klasse. Hinnerk Scheper bemüht sich um die Rekonstruktion des Bauhaus-Gebäudes und der Meisterhäuser. Max Ursin richtet im Luisium Tischlerei-Werkstätten ein, in der Gebrauchsgegenstände hergestellt werden.

Weitere ehemalige Bauhäusler in Dessau sind: Ernst Gülzow, Walter Pannier, Walter Puff, Heinrich Weitsch sowie der ehem. Werkmeister der Tischlerwerksatt Karl Bökenheide mit seinem Sohn Heinrich, die eine Tischlerei bis in die 1970er Jahre betreiben.


Berlin


1946 begründet ein Metallplastiker im zerstörten, hungernden Berlin die Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Dort gründet Mart Stam, der aus Holland kommend zunächst in Dresden arbeitet, das Institut für Industrielle Gestaltung und wird zum Rektor der Hochschule für angewandte Kunst ernannt.

"Berlin plant - erster Bericht" ist die erste Ausstellung zum Wiederaufbau von Berlin und maßgeblich von vielen ehemaligen Bauhaus-Angehörigen organisiert.


Nicht vom Bauhaus kommend, aber dem Neuen Bauen verbunden, arbeitet Hans Scharoun bei der Aufbauplanung von ganz Berlin und plant die Wohnzelle Friedrichshain, wo Ludmilla Herzenstein erste Laubenganghäuser bauen kann.


Herbert Hirche ist gleich nach Kriegsende Mitarbeiter im Planungsamt für den Wiederaufbau von Berlin, begleitet erste komplexe Inneneinrichtungsarbeiten für eine Hochschule und ist ab 1948 in Weißensee tätig.


Weiterer Bauhäusler in Berlin ist Selman Selmanagic, zu diesem Zeitpunkt für den Aufbau von Sport- und Kulturbauten verantwortlich. Nach Bauten für Akademien in Kleinmachnow und Forst-Zinna folgt 1950 das Walter-Ulbricht-Stadion.


Mitarbeiter im Hochbauamt von Berlin ist Edmund Collein, der 1930 das Bauhaus-Diplom bekam.

Max Gebhard wird Zeichner beim "Vorwärts" und kurz Formgestalter bei Mart Stam.


Richard Paulick kehrt 1949 aus Shanghai, dessen Großraumplanung er in den Kriegsjahren übernommen hatte, in den Osten Deutschlands zurück und wird nach dem Bau der Sporthalle Stalinallee und Planung für die Pionierrepublik Werbellinsee am Institut für Bauwesen verantwortlich für die Baustelle Berlin Stalinallee sowie der Rekonstruktion der Staatsoper Berlin.


Hinnerk Scheper ist Leiter des Amtes für Denkmalpflege Berlin und versucht zu retten, was zu retten ist. Für eine Verwaltungsakademie in Forst-Zinna fertigt er farbige Raumfassungen. Seine Frau Lou Scheper-Berkenkamp schrieb während des Krieges Kinderbücher, die nun, 1947, bei Ernst Wunderlich in Leipzig verlegt werden.


Theo Balden, 1947 aus London kommend, zeichnet für die Satierezeitschrift "Ulenspiegel" und lehrt ab 1950 an der Kunsthochschule Weißensee.


1950 wird das Volkseigene Projektierungsbüro Industrieentwurf Berlin gegründet, das in der Folge für die Errichtung der meisten Industriebauten der DDR zuständig sein wird. Leiter ist Waldemar Alder, der am Bauhaus studiert hatte.


Kurt Stolp kehrt nach Militärdienst nach Berlin zurück, wo er ab 1946 den Illus-Bilderdienst aufbaut, aus dem später "Zentralbild" von ADN hervorgeht. Ab 1947 ist er an Sicherungsarbeiten am zerstörten Bauhausgebäde Dessau beteiligt.

Auch in Berlin tätig ist Rudolf Weise, der die Grüngestaltung am Hochhaus Weberwiese betreut.


Halle


1946 nimmt Walter Funkat die Lehrtätigkeit an der Burg Giebichenstein Halle auf, gründet eine Klasse für Gebrauchsgrafik, wird 1948 stellvertretender Direktor, 1950 Direktor und hält alles zusammen.

Friedrich Engemann, gleichfalls vom Bauhaus kommend, arbeitet dort am Institut für künstlerische Werkgestaltung. Seit 1925 und noch bis in die zweite Hälfte der 1950er Jahre ist Lili Schulz Leiterin der Emaillewerkstatt an der Burg.

Erich Consemüller arbeitet als Architekt und im Rat der Stadt Halle als Stadtplaner.


Erfurt und Jena


Grete Reichardt, Absolventin der Bauhaus-Weberei, arbeitet in Erfurt an Textil-entwürfen für öffentliche Einrichtungen, Theater und Museen.

Nach 1945 arbeitet Alfred Arndt für zwei Jahre als Baurat in Jena. In dieser Zeit bemüht er sich zusammen mit Wassili Luckhardt, Georg Neidenberger und Joost Schmidt um die Neugründung des Bauhauses in Weimar.


Potsdam


In Potsdam plant Thomas Flake den Um- und Ausbau für ein Pionierhaus, das, jedoch nicht seinen Ansichten entsprechend, ab 1950 umgesetzt wird.

Ebenfalls dort tätig ist die Bauhaus-Schülerin Annemarie Lange. Während des Krieges mit der Planung von Straßen und Schienenwegen beschäftigt, ist sie nun für die Wiederherstellung hunderter zerstörter Eisenbahnbrücken zuständig.

Der Bauhäusler Robert Lenz, während der Emigration in Paris bei Le Corbusier beschäftigt, baut 1947 in Potsdam gemeinsam mit Hans Scharoun Laubengang-Häuser für Studenten, 1948 eine Schule in Storkow sowie 1952 Wohnsiedlungen in Hennigsdorf und Fürstenberg. In den 1950er Jahren wird er noch mehrere Küchenmaschinen gestalten.


Dresden


Franz Ehrlich arbeitet zu dieser Zeit im Referat für Wiederaufbau von Dresden, übernimmt dann Entwurfsarbeiten für die Deutschen Werkstätten Hellerau und betreut Messe- und Ausstellungsgestaltungen.

1945 wird Charles Crodel von Mart Stam an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen. Er lehrt dann in Berlin und bis 1951 an der Burg Giebichenstein Halle. 1948 erschein sein Kinderbuch "Eine erschröckliche Geschichte".

Hans Hopp, nicht vom Bauhaus kommend, aber sehr beeinflusst davon, entwirft einen auf starke Ablehnung stoßenden Aufbauplan für Dresden, bekommt einen Lehrauftrag erst in Dresden und geht schließlich an die Burg Giebichenstein Halle.

Hans Kinder ist 1947 Mitglied der Künstlergruppe "Das Ufer", 1952-52 Leiter der Künstlerbrigade Schloss Rammenau, in der Zeit Arbeiten am Cafe Prag, der ABF und der Uhren/Schmuck-Verkaufsstelle

Hajo Rose beginnt nach Kriegsgefangenschaft 1949 als Dozent für Gebrauchs-grafik in Dresden, wo auch Mart Stam, 1948 aus Holland kommend, und Marianne Brandt als ehemalige Bauhäusler gestalterisch tätig werden. Stam betreibt auch den Zusammenschluss der Staatlichen Hochschule für Werkkunst und der Akademie der bildenden Künste.

Edmund Kesting unterrichtet Fotografie und Film an der Hochschule für Werkkunst Dresden, wo auch Aufnahmen der Palucca entstehen.

Werner Kubsch ist Leiter und Autor beim Dresdener Kabarett "Die Eulenspiegel" und Dramaturg.

Ein dreijähriges Zwischenspiel als Dozentin für Innenausbau gibt Wera Meyer-Waldeck an der Hochschule für Werkkunst Dresden.


Weißwasser


In den Vereinigten Lausitzer Glaswerken hilft Wilhelm Wagenfeld bei der Einrichtung der zerstörten Werkstatt für Glasgestaltung, deren künstlerischer Leiter er seit 1937 war. Sein Schüler Friedrich Bundtzen wird sein Werk fortführen.


Dornburg


Otto Lindig gibt 1946 die Dornburger Keramik-Werkstatt auf und siedelt nach Hamburg über. Die Werkstatt wird dann 1949 von den Körtings übernommen und fortgeführt.



Weitere


Ebenfalls aus der Dornburger Lehre bei Lindig und auch Gerhard Marcks hervorgegangen ist Wilhelm Löber, der 1946 nach Empfertshausen zieht und dort an der Staatlichen Schnitzschule lehrt.


Ernst Scholz, der u. a. noch in Berlin bis zur Schließung des Bauhauses studiert hatte, kehrt 1945 aus Frankreich zurück und wird bis 1949 Leiter der Abteilung Landwirtschaft und Wirtschaftsplanung von Brandenburg.


Herbert Wegehaupt kommt aus Italienischer Kriegsgefangenschaft zurück, betätigt sich freischaffend als Maler und erhält 1949 eine Professur an der Universität Greifswald.


Ernst Kanow ist von 1945 bis 1949 als Architekt bei der Aufbauplanung Oranienburg tätig.


1949


1949 erscheint in der Zeitung "Tägliche Rundschau" ein Artikel des sowjetischen Kulturoffiziers Alexander Dymschitz. Er gilt als Auftakt zur sogenannten Formalismusdebatte. Dem war in der UdSSR auf einer Tagung des Zentralkomitees im Januar 1948 eine Formalismusdebatte über sowjetische Musik vorausgegangen. Der Kulturpolitiker Andrej Schdanow formulierte dabei, was unter Formalismus in der Musik zu verstehen sei, nämlich die Abwendung von der Volkstümlichkeit und vom Dienst am Volke sowie die Hinwendung zu „den rein individualistischen Empfindungen einer kleinen Gruppe auserwählter Ästheten“.


Diese Debatte verschärft sich 1951 mit dem Artikel "Wege und Irrwege der modernen Kunst" von N. Orlow. Unmittelbare Folge davon ist ein Beschluss des 5. Plenums des ZK der SED am 17. März 1951, der "zum Kampf gegen Formalismus in Literautur und Kunst, für eine fortschrittliche deutsche Kultur" (Referat Hans Lauter) aufruft.

Damit einher gehen Angriffe gegen das Bauhaus, deren Vertreter Gropius und van der Rohe sich in Amerika wohlfühlen, sich also für den Imperialismus entschieden haben würden, so Kurt Liebknecht.


Weiterentwicklung


Wegen der frostigen Formalismusdiskussion haben Bauwerke im Geist der internationalen Moderne kaum eine Chance auf Umsetzung. Viele ehemalige Bauhaus-Absolventen verlassen desillusioniert die DDR. Laubenganghäuser von Ludmilla Herzenstein in der Wohnzelle Friedrichshain stoßen auf Ablehnung und werden hinter einer Pappelreihe versteckt. Wohnhäuser, die an die 1920er Jahre anknüpfen, baut dort auch Richard Paulick.


Von der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar kommen Wiederaufbau-Pläne für Nordhausen und andere Städte im Thüringer Raum sowie Entwürfe für Neubauern-Höfe und Kullturhäuser


Franz Ehrlich projektiert ab 1952 den Bau des Rundfunkgebäudes Berlin Nalepastraße. Geschickt verbindet er Anklänge der Moderne mit traditionellen Bauformen. Legendär wird die Akustik des großen Sendesaales.

Ein Neubau für das Klinikum Berlin-Buch geht ebenso in die Geschichte ein wie seine Möbelentwürfe für die Deutschen Werkstätten Hellerau, insbesondere der Typensatz 602 zieht ab 1956 in viele Wohnungen ein.


1954 wird in Berlin der von Carl Fieger erste neuentwickelte Plattenbau errichtet und eine Rede Chruschtschows zum Bauen beendet die Formalismusdiskussion. Dennoch beschreibt Gerhard Hillnhagen in der Schrift "Anbaumöbel" Additionsmöbel als Haupthindernis und feindlichen Formalismus, in deren Formen sich geistige Armut und Leere spiegele.


1955 beginnt Selman Selmanagic mit der Projektierung des Neubaus der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Eigentlich als Schulbau gedacht bleibt sie Kunsthochschule, weil es zu einem Neubau im Zentrum Berlins nicht kommen wird.


Stark an der Bauhaus-Vorlehre orientiert sich der Maler Lothar Zitzmann beim Aufbau einer Grundlehre an der Burg Giebichenstein, was häufig zu Kritik führt.


Bauhausschüler Herbert Wegehaupt wird 1956 Direktor des Instituts für Kunsterziehung an der Universität Greifswald .


Ebenfalls 1956 gründet der vom Bauhaus kommende Keramiker Wilhelm Löber die Fischland-Keramik an der Ostsee und verändert seine Formensprache nun in Richtung Volkskunst


Die "Bildende Kunst" 2-57 berichtet, dass das Schlossmuseum Weimar dem Bauhaus der Weimarer Zeit einen Raum widmet. Gezeigt werden Möbel von Breuer, Keramik von Marcks und Lindig, Metallobjekte von Wagenfeld und Webereien von Klee und Muche.


1958 wird die Burg Giebichenstein zur HIF, der "Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein" und damit am ehesten zur Nachfolgeeinrichtung des Bauhauses Weimar. Die breite handwerkliche Ausbildung in Verbindung mit der Orientierung auf industrielle Formgebung ist einzigartig in der DDR. Hans Kinder beschäftigt sich mt der künstlerischen Innengestaltung der Leipziger Oper


1960 experimentiert Wilfried Stallknecht an der Deutschen Bauakademie mit der Raumzellen-Bauweise, die als Alternative zum Plattenbau gesehen wird. Wegen des hohen Transportaufwandes stellen sich aber keine ökonomischen Vorteile ein und das Verfahren wird 1965 aufgegeben.


Als im Jahre 1960 Carl Fieger verstirbt, ist das Bauhausgebäude selbst notdürftig instandgesetzt und wird als Schule genutzt. Eine kleine Sensation ist daher wegen der immer noch modernefeindlichen politischen Konstellation in der DDR die erste Ausstellung zum Bauhaus nach Kriegsende.

Von Mai bis Juni 1961 ist im Georgium Dessau unter dem Titel "Architekturzeichnungen und Entwürfe von Carl Fieger - ein Vorkämpfer neuzeitlicher Baukunst" das Werk Carl Fiegers zu sehen. Das Wort „Bauhaus“ wird peinlichst vermieden. Kunde vom Dessauer Ereignis dringt zu Hans Maria Wingler am Bauhaus-Archiv in Darmstadt. Er bringt das Kunststück fertig, die Ausstellung aus dem Georgium genau zwei Monate vor dem August in den Westen zu holen, wo sie noch an weiteren Standorten zu sehen ist.


1962 findet in Berlin Fennpfuhl die Bauausstellung "neues leben, neues wohnen" statt, auf der der von den Architekten Felz, Kuschy und Stallknecht entwickelte Plattenbau-Typ P2 vorgestellt wird. Elf Architekten -und Studentenkollektive u. a. aus Weimar und Halle richten mehrere Wohnungen zur Demonstration des neuen Wohnens ein.

Der Bereich Formgestaltung auf der 5. Kunstausstellung 1962 in Dresden wird von Horst Michel kuratiert und von Ulbricht wegen mangelnder Farbigkeit kritisiert. Graue Stoffe, schwarze Mokkatassen und weiße Zylindervasen entsprächen nicht dem farbigen Leben in der DDR.


1963 erscheint die Übersetzung der sowjetischen Schrift von Pazitnow "Das schöpferische Erbe des Bauhauses 1919-1933". Im gleichen Jahr beginnt Richard Paulick seine Tätigkeit als Chefarchitekt beim Bau von Halle-Neustadt, nachdem er schon in Hoyerswerda und Schwedt ähnliche Aufgaben übernommen hatte.

Erstmals in größerem Umfang angewendet werden in Halle-Neustadt die von Herbert Müller entwickelten HP-Schalen.


Gert Wunderlich, Schüler von Albert Kapr, zeichnet 1963 die serifenlose Grotesk-Schrift "MAXIMA", die zur meistgenutzten Schriftype der DDR werden wird. Kapr hat wesentlichen Einfluss auf Buchkunst, Schrift- und Schreibkultur auch im Sinne Jan Tschicholds zur Gleichberechtigung konstruierter und klassischer Schriften.

Axel Bertram übernimmt die Gestaltung der Zeitschrift "Sibylle", deren Layout mit der Schweizer Typografie u. a. von Max Bill vergleichbar ist.


Mit der Teilrekonstruktion zumindest der Fassade des Bauhauses um 1965 wird auch äußerlich ein Zeichen zur Umbewertung der Bauhaus-Erbes deutlich. Eine geplante Rekonstruktion anlässlich 40 Jahre Bauhaus Dessau 1966 kommt trotz der Bemühungen von Stadtarchitekt Schlesier nicht zustande.

Im gleichen Jahr erscheint "Das Bauhaus 1919-1933 - Idee und Wirklichkeit" von dem Architektur- und Kunsthistoriker Lothar Lang.

Die weltweit erste umfassende Ausstellung zum Bauhaus überhaupt zeigt 1967 ca. 500 mühsam zusammengetragene Objekte in der Staatlichen Galerie Dessau. Sie trägt den Titel "Moderne Formgestaltung. Das fortschrittliche Erbe des Bauhauses". Leihgeber sind u. a. Marianne Brandt, Dora Fieger und Peter Keler; die Ausstellungsgestaltung übernimmt Hajo Rose; für Plakat und Katalog wird ein Motiv von Josef Albers verwendet.


1967 wird auf der Leipziger Messe das Möbelprogramm MDW 60 vorgestellt. Entworfen von Rudolf Horn und Eberhard Wüstner an der Burg Giebichenstein ermöglicht es dem Nutzer, das Möbel so aufzubauen, wie er es benötigt. Der Nutzer wird Finalist. Die Forderung der Entwickler: Nicht hundert Typen in einer Variante, sondern einen Typ in hundert Varianten zu produzieren.


Das Mittelganghaus ging - genau wie der auf dem selben Prinzip aufbauende Wohnturm WHH 17 - auf einen Wohnungsbauwettbewerb 1963 zurück. Beide Häuser entstammen dem Kollektiv um Josef Kaiser. Entwickelt wurde das baureife Mittelganghaus im Berliner Hans-Loch-Viertel vom VEB Berlin Projekt, Architekten waren Deutschmann, Wallis und Brandt, fertiggestellt wurde es im Juli 1965.


Erstmals in Europa angewendet wurde das Lift-Slab-Verfahren zur Montage der Raumstabwerkskonstruktion Typ Weimar an der Eissporthalle Halle/H.-Neustadt.

Das Dach wird am Boden komplett vormontiert und auf das Gebäude gehoben, was erheblich Kosten spart. Das Raumstabwerk wurde seit 1965 an der HS für Architektur und Bauwesen Weimar (Siegfried Speer) entwickelt, 1966 patentiert und kann auf Großrechnern berechnet werden. Weitere Gebäude dieses Typs werden u. a. das BMK Erfurt, die Ausstellungshallen Suhl und das Eisstadion Dresden.


1964 errichtet der Architekt Kurt Nowotny im Auftrag der Deutschen Post in Leipzig und Dresden neue Gebäude, an denen erstmals Glas-Vorhangfassaden angewendet werden.


Ulrich Müther errichtet 1964 als Diplomarbeit sein erstes HP-Schalen-Bauwerk in Binz. Er hatte 1954-58 im Entwurfsbüro für Industriebauten gearbeitet und wird über 70 Hyperbolische Paraboloidschalen-Bauwerke im In- und Ausland bauen.


1965 erscheint im Verlag für Bauwesen das von Hans Schmidt herausgegebene Buch "Beiträge zur Architektur 1924-1964". Es ist das erste Buch, dass Probleme und Ergebnisse modernen Bauens in Europa vor und nach dem 2. Weltkrieg bekannt macht.

Walther Scheidig bringt seine Publikation "Bauhaus Weimar, Werkstattarbeiten" heraus, nachdem er Mitte der 1950er Jahre mit der Inventarisierung der von Gropius ausgewählten Stücke begann.

1966-67 Innengestaltung der Komischen Oper Berlin und im Hotel Berolina sowie Mosaikgestaltungen an Wohnhäusern Karl-Marx-Allee Berlin durch Hans Kinder


Die Ausstellung "Funktion-Form-Qualität" zeigt nach Warschau (1967) und Sofia (1968) 1969 nun in Moskau Ausbildungswege, Standartisierungs- und Baukastensysteme sowie Traditionen der Gestaltung unter Berücksichtigung des Bauhauses


1969 können in Rostock 50 Familien einen Experimantalbau in industrieller Bauweise so modifizieren, dass sie den innenwandfreien Wohnungsgrundriss nach Wunsch selbst mit Innenwand-Systemen ausstatten können. Die Anzahl und Lage der Zimmer wird vom Nutzer der Wohnung bestimmt.


Ebenfalls 1969 kommt es zur ersten Bauhaus-Ausstellung seit 1923 in Weimar.


Die Möbelfabrik Max Kluge KG Langenau fertigt den sehr einfach montierbaren Montagesatz MKL 69


Das erste Bauwerk mit VT-Faltendach wurde 1967 auf dem Versuchsgelände des Institutes für Stahlbeton in Dresden montiert. Die VT-Falte wurde in den 1960er Jahren am Institut für Stahlbeton in Dresden von den Bauingenieuren Eberhard Kühn und Karlheinz Weißbach entwickelt. Auf der Basis des leichten ökonomischen Bauens konstruierten sie damit ein Dachtragwerk, das weittragende und raumabschließende Funktionen verbindet und eine sehr kleine Eigenlast hat, damit es gut vorgefertigt und transportiert werden kann, sowie sparsam in Stahl- und Zementeinsatz ist.



1968 kommt es zur Schließung der 1953-55 gegründeten Hochschule für Gestaltung Ulm, die als Nachfolge des Bauhauses gelten kann.



Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht, beide Mitglieder der 1958 gegründeten Produktionsgenossenschaft "Kunst am Bau" Dresden, arbeiten seit 1965 an einem seriellen System für Srukturwände aus Betonformsteinen, das 1973 als Katalog erscheint.

1970 baugebundene Arbeiten Hotel Newa Dresden durch Hans Kinder



Karl-Heinz Hüter macht sich mit der endlich gelingenden Veröffentlichung des viel früher geplanten Buches "Das Bauhaus in Weimar" 1973 verdient.


Erste Rekonstruktionsarbeiten am Haus am Horn Weimar erfolgen 1973 durch Bernd Grönwald, der dort eine erste Ausstellung zusammenstellt


1975 startet der Verkauf der Simson-Reihe S50. Die Gestaltung erfolgte durch Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph, die ein offenes Prinzip zugrunde legten, was eine hersteller- und nutzerseitige Weiterentwicklung ermöglicht; es werden 16 Varianten produziert.


Gerhard Marcks gestaltet 1975-76 eine der Bronzetüren für das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg, das die Nationale Sammlung Kleinplastik der DDR beherbergt.


Der Leiter der Leipziger Galerie am Sachsenplatz erwirbt große Anerkennung mit seinen Bauhaus-Verkaufsausstellungen ab 1976, auf denen Ankäufe aus Privatbesitz möglich waren sowie ehemalige Bauhäusler zu Gesprächen eingeladen waren.


Schon 1964 fertigt Konrad Püschel mit einer Gruppe Studenten das komplette Aufmaß des Dessauer Bauhausgebäudes an, das dann Grundlage für die komplette originalgetreue Rekonstruktion des Gebäudes 1976 wird. Konsultant dabei ist auch Selman Selmanagic, der in Berlin an der Kunsthochschule Weißensee Architektur lehrt.


Es erscheint 1976 das legendäre "Bauhausheft" der Zeitschrift "form+zweck" vom Amt für industrielle Formgestaltung. Die feierliche Eröffnung des rekonstruierten Gebäudes wird nahezu ein Staatsakt, zu dem ehemalige Bauhäusler aus der ganzen Welt eingeladen werden.


In Weimar findet unter maßgeblichem Einfluss von Bernd Grönwald und Christian Schädlich das erste Internationale Bauhauskolloqium statt; das fünfte dann 1989.


In den 1970er Jahren entwickelt das Wohnungsbaukombinat Halle die "Hallesche Monolithbauweise" (HMB), bei der das Tunnelschalverfahren mit vorgefertigten Bauteilen kombiniert wird.


Ebenfalls in dieser Zeit entsteht der Gedanke eines 12-Eck-Hauses, das der Architekt Manfred Zumpe für den Raum Dresden konstruiert. Darauf aufbauend entstehen später das Wintergarten-Hochhaus in Leipzig sowie Hochhäuser im Ernst-Thälmann-Park Berlin.


Kurt Junghanns's Buch "Bruno Taut 1880-1938" erscheint im Henschelverlag, dem 1982 "Der Deutsche Werkbund, sein erstes Jahrzehnt" folgen wird


1969 hatten Wilfried Stallknecht und Achim Felz eine Studie erstellt und sie entwickelten ab 1970 unter Nutzung der Erfahrungen mit den Typen P1, P2 und QP die Wohnbauserie 70. Der „Typ P2“ erfüllte nicht die gewünschten Einsparungen. Für WBS 70 wurden weniger Bauteile, ein reduzierter Typenkatalog und einheitliche Bauweise für alle Wohnungsbaukombinate standardisiert. Trotz seiner Einheitsbauweise ist der WBS 70 flexibel wandelbar wie kein anderer Bautyp. Ein erstes Gebäude entsteht 1972 in Neubrandenburg.


Ehemalige Bauhaus-Angehörige sind 1976 im Studentenclub in Weimar anlässlich des Kolloquiums zu Gast.


Das Wissenschaftlich-kulturelle Zentrum Bauhaus Dessau nimmt 1977 seine Tätigkeit auf, an dem die Landesbühne Dessau mit dem "theater im bauhaus" eine Studiobühne eingerichtet hat.


Ausstellung "Bauhausgrafik" am Bauhaus Dessau 1977-78


Hannes-Meyer-Ausstellung 1978 in Moskau, gestaltet von der Weimarer Hochschule.


1979 internationales Bauhauskolloquium in Weimar, dem bis 1989 weitere folgen. In der Kunsthalle Weimar Ausstellung zum 60. Jahrestag der Gründung des Bauhauses.


1978 zeigt Querfurt eine Grafik-Ausstellung von Georg Muche, der 1979 zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar spricht.


Das Bauhaus-Heft der "form+zweck" 3/79 unter dem Titel "Bauhaus Weimar Dessau Berlin 1919-1933 erscheint.


Konrad Wachsmann, bekannt durch Holz-Fertigteilhäuser in Niesky oder das Sommerhaus von Einstein, besucht die DDR und hält Vorlesungen in Dresden und Halle; Michael Grüning gibt den 1985 erscheinenden "Wachsmann-Report" heraus.


Ab 1980 findet jährlich das Hannes-Meyer-Entwurfsseminar statt. 

Für das Deutsche Nationaltheater Weimar webt und knüpft Grete Reichardt von 1978-80 den neunteiligen Gobelin "Das Faustische im Menschen". Im Leipziger Academixer-Keller wird für das Publikum 1980 ein originales Sitzgestühl von Marcel Breuer eingebaut. 


1981 ist am inzwischen gegründeten Wissenschaftlich-kulturellen Zentrum Bauhaus Dessau die Ausstellung Konrad Püschel - Studienarbeiten am Bauhaus Dessau 1926-1930" zu sehen.


Bauhaus-Ausstellung 1981 in Belgien, veranstaltet von der Vereinigung Belgien-DDR und der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar


Der Mensa-Neubau (Architektenkollektiv um Anita Bach) der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar wird 1982 eröffnet und bekommt den Architekturpreis des Bezirks Erfurt.


Die völlige Umbewertung des Bauhauserbes als demokratische Bewegung für eine neue Kunst und Architektur des reichen nationalen Kulturerbes der DDR wird inzwischen zur Rechtfertigung für den technizistischen Charakter ausufernder Plattenbau-Siedlungen der 1980er Jahre.


1983-84 gestaltet Rüdiger Lalaike das Stahlrohrmöbel-Programm "uni" für den VEB STIMA Stendal (ehem. L. & C.). Der Betrieb stattet 1986 auch das Bauhaus Dessau mit neuen Sitzmöbeln aus.


1983 erscheint das dritte Bauhaus-Heft der "form + zweck" und das Bildungszentrum Bauhaus Dessau der Bauakademie nimmt seine Tätigkeit auf. Als Experimentier- und Weiterbildungszentrum Bauhaus Dessau vereint es ab 1986 die Aufgaben des Bildungszentrums und des Wissenschaftlich-kulturellen Zentrums.


In den 1980er Jahren finden am Bauhaus Dessau mehrere Designseminare auch mit internationaler Beteiligung zu verschiedenen Themen wie Spielen (Interdesign-Seminar August 1979) oder zum Wohnen (Hannes-Meyer-Seminar 1982 zum innerstädtischen industriellen Wohnungsbau) statt.


1984 Ausstellung "Walter Funkat und Schüler" an der Staatlichen Galerie Moritzburg. Ebenfalls in diesem Jahr erscheint Heinz Hirdinas Buch "Das neue Frankfurt" zur Zeitschrift "Neues Bauen, Neues Gestalten 1926-1933"


Karl-Heinz Barth wird 1984 für die Rekonstruktion des Stadtbades Karl-Marx-Stadt mit dem Architekturpreis der DDR geehrt.


Das Kultur- und Informationszentrum der DDR in Prag zeigt 1984 eine vielbeachtete Bauhaus-Ausstellung zum Wirken des Bauhauses bis 1933


1985 Georg-Muche-Ausstellung im Otto-Nagel-Haus und Wilhelm-Wagenfeld-Ausstellung in Leipzig


Bauhaus Dessau - Zentrum für Gestaltung nennt sich die Institution, die der Bauakademie der DDR, dem Amt für industrielle Formgestaltung und dem Ministerium für Kultur untersteht. Sie entsteht 1986 und wird besonders durch experimentell arbeitende Künstler an der Bauhaus-Bühne berühmt.


Das Kollektiv um Wulf Brandstädter bekommt für die Innenstadtbebauung Halle den Architekturpreis der DDR verliehen. Mit industriellen Baumethoden werden eine äußerst flexible, bewegte Höhen- und Tiefenstaffelung, Dachschrägen, Drahtglas und stützenfreie Eckfenster angewendet.


Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar EFIM widmet Kurt Schmidt eine Veranstaltung unter dem Titel "Vom Klang der Bilder", die sich auf zwei seiner Werke bezieht und an das mechanische Ballett von Schmidt erinnert. Das Ensemble gastiert auch mit Schwitters "Ursonate" sowie der "Xantiphonie"auf der Xanti-Schawinsky-Ausstellung Weimar 1987. Dort im gleichen Jahr Ausstellung Max Bill (Kunsthalle Weimar).


Besonderes Ereignis wird 1988 in Dessau das Zustandekommen der Ausstellung "Experiment Bauhaus" des Westberliner Bauhaus-Archivs, die tausende Besucher anzieht.

Ebenfalls 1988 zeigt das Museum der bildenden Künste Leipzig eine Max-Bill-Ausstellung, die im Jahr zuvor auch in Weimar zu sehen war, Bruno Tauts Wirken ist anlässlich seines 50. Todestages im Bauhaus Dessau Thema und Mies van der Rohe wird mit einer Ausstellung 1989 im Bauhaus Dessau in Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen gewürdigt..

 

 

Bauhäusler in der DDR

Waldemar Alder

Geb. 1906


Nach Gründung der DDR, am 7. Oktober 1949, entstand unter Leitung von Lothar Bolz das Ministerium für den Aufbau. Am 4. Januar 1950 fand auf Einladung Wilhelm Piecks ein Treffen der Oberbürgermeister aller DDR-Großstädte sowie der wichtigsten Architekten des Landes in Berlin zur Beratung eines DDR-Baugesetzes statt. Es wurde eine Teilnehmerliste von Spitzenfunktionären der entstehenden Architektur- und Bauverwaltung der DDR für eine Reise nach Moskau, Kiew und Leningrad zusammengestellt. Ziel der Reise waren Treffen mit sowjetischen Kollegen und Funktionären zum Kennenlernen des sowjetischen Systems, um daraus Grundlagen für den Wiederaufbau der zerstörten Städte der DDR zu entwickeln.

Die Reise fand vom 12. April bis 25. Mai 1950 statt. Teilnehmer waren Kurt Walter Leucht vom städtischen Planungsamt Dresden, Edmund Collein als Leiter des Stadtbauamtes von Ost-Berlin, Aufbauminister Lothar Bolz, Hauptabteilungsleiter Walter Pisternik, Waldemar Alder vom Industrieministerium und Kurt Liebknecht, Direktor für Städtebau und Hochbau im Aufbauministerium. Dabei kritisierten die sowjetischen Planer den bisherigen „Generalaufbauplan“ heftig, denn es wurden weder sowjetische Beispiele noch die Teilung der Stadt berücksichtigt, waren doch DDR-Regierungsgebäude noch am Fehrbelliner Platz in West-Berlin geplant. Weiterhin hatte man sich der Vorwürfe des Formalismus und Kosmopolitismus in Architektur und Städtebau zu erwehren.

Das „Volkseigene Projektierungsbüro“, 1950 gegründet, hatte sich schnell zu einem Großunternehmen entwickelt. Geleitet von dem Bauhaus-Absolventen Waldemar Alder, sorgten in zahlreichen Zweigstellen Architekten und Ingenieure für die Entwürfe zu den meisten Industriebauten der DDR.


Fernsehturm Berlin: Die ungeklärte Standortfrage führte Ende 1957 dazu, dass das Postministerium einen Vorstoß unternahm, den Turm in der Innenstadt zu errichten. Alle anderen Areale waren entweder wegen der Gefährdung des Flugbetriebs ungeeignet oder schwer in das Richtfunknetz einzubinden. Den Plan der ersten Variante eines zentral im Stadtgebiet gelegenen Fernsehturms legten die Architekten Gerhard Frost und Waldemar Alder in den Jahren 1957/1958 vor. Sie favorisierten die hügelige Parkanlage des Volksparks Friedrichshain.

Berlin-Lichtenberg: „Haus der Kinder“ 1948-50

Nach Reparaturen und Beginn des Schulbetriebs erließ am 30. Juni 1948 die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Befehl 65, eine Anordnung zur Umwidmung des Schulgebäudes für kulturelle Zwecke. Nach Faschismus und Krieg sollten Kindern und Jugendlichen neue Kulturinhalte vermittelt und Freizeitmöglichkeiten angeboten werden.

Der Bauhausschüler Waldemar Alder und sein Partner Waldemar Heinrichs erarbeiteten die Um- und Ausbaupläne. Die neue Raumausstattung wurde in den Deutschen Werkstätten Hellerau hergestellt. Nach der Fertigstellung wurde die ehemalige Schule 1949 zum Haus der Kinder als Filiale des „Hauses der Kultur der Sowjetunion“. Aufgrund des Befehls 65 wurden Räumlichkeiten für Instrumentalunterricht, Chorgesang, Volkstanz, Ballett, Schauspiel, Sprachen, Geschichte, Naturkunde, Fotografie und Kunstgewerbe hergerichtet. Das Dachgeschoss wurde zu einer Miniatursternwarte ausgebaut. Werkstätten für Holz, Metall und Elektrotechnik, Ateliers für Malerei, Bildhauerei und Keramik sowie eine Bibliothek, ein Lesesaal, ein Kino und ein Theater dienten fortan der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen.

Am 25. Mai 1950 wurde das Haus der Kinder an die DDR übergeben und erhielt den Namen Zentralhaus der Jungen Pioniere, ab 1961 Zentralhaus der Jungen Pioniere ‚German Titow‘.


Alfred Arndt

1929–1932 Meister am Bauhaus

Er entdeckte das Bauhaus in Weimar eher zufällig – und nach einem ersten Gespräch mit Gropius stand für ihn fest, dass er bleiben würde. Jahre später wurde Arndt Leiter der Bau- und Ausbauabteilung.

Nach einer Zeichnerlehre in einer großen Maschinenfabrik in Elbing/Ostpreußen wurde Alfred Arndt im Ersten Weltkrieg dienstverpflichtet und war 1916 als Bauführer in Danzig tätig. Zwischen 1919 und 1920 besuchte er die Gewerbeschule in Elbing und studierte bis 1921 an der Königsberger Kunstakademie (Aktklasse). Zugleich nahm er Unterricht bei dem Königsberger Maler Robert Budzinski. Im Sommer 1921 schloss sich Arndt der Wandervogelbewegung an.

Am Staatlichen Bauhaus in Weimar und am Bauhaus in Dessau studierte er von 1921 bis 1927. 1921 belegte er in Weimar den Vorkurs bei Johannes Itten und den Unterricht bei Paul Klee, Dora Wibiral und Dorothea Seeligmüller. Von 1922 bis 1924–1925 war er in der Wandmalereiabteilung bei Wassily Kandinsky. Am 17.4.1924 legte er die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Weimar ab. Von 1925 bis 1926 war er am Bauhaus Dessau in der Wandmalereiabteilung bei Hinnerk Scheper, von 1926–1927 bis 1927–1928 in der Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer. 1927 heiratete Arndt die Bauhaus-Studentin Gertrud Hantschk. Er legte 1928 die Meisterprüfung ab und verließ das Bauhaus am 31.5.1928. Danach war Arndt als freier Architekt in Probstzella, Thüringen, tätig.

1929 kehrte er unter dem Direktorat von Hannes Meyer an das Bauhaus in Dessau zurück. 1930 wurde er von ihm zum Leiter der Ausbauabteilung berufen, der die drei Werkstätten Tischlereiwerkstatt, Metallwerkstatt und Wandmalereiabteilung unterstanden. Von 1930 bis 1931 leitete Arndt die Abteilung Bau und Ausbau, in der die Architektur- und die Ausbauabteilung zusammengefasst wurden. Von 1931 bis 1932 war er Lehrer in Ausbaukonstruktion, Darstellender Geometrie und Perspektive. 1931 wurde seine Tochter Alexandra geboren.

Farbplan für die Außengestaltung der Meisterdoppelhäuser in Dessau, Alfred Arndt, 1926.

Arndt verließ das Bauhaus 1932 und ging erneut mit seiner Familie nach Probstzella, wo er als Reklamegrafiker und Architekt arbeitete. 1937 kam der Sohn Hugo zur Welt. Kurze Zeit später wurde Arndt auch im Industriebau in Südthüringen und Oberfranken tätig. 1927 hatte er im Auftrag von Franz Itting das Haus des Volkes in Probstzella errichtet und möbliert. Um den Pionier der thüringischen Sozialdemokratie nun zu unterstützen, trat Arndt 1937 in die NSDAP ein. Er wurde zum Propagandaleiter für Probstzella ernannt und arbeitete bis 1945 als Architekt für Thüringer Industrieunternehmen. Von 1936 bis 1940 war der ehemalige Bauhäusler Konrad Püschel sein Mitarbeiter.

Nach 1945 arbeitete Arndt für zwei Jahre als Baurat in Jena. In dieser Zeit bemühte er sich zusammen mit Wassili Luckhardt, Georg Neidenberger und Joost Schmidt um die Neugründung des Bauhauses in Weimar. 1948 siedelte Arndt mit seiner Familie nach Darmstadt über. Hier führte er seine Tätigkeit als Industriearchitekt fort. Er wirkte dort am Aufbau des Bauhaus-Archivs mit.


Theo Balden

Theo Balden (* 6. Februar 1904 bei Blumenau, Brasilien; † 30. September 1995 in Berlin; eigentlich Otto Koehler) war ein deutscher Bildhauer und Grafiker.

Balden wurde als drittes Kind des deutschen Auswandererehepaars Bertha und Otto Koehler am Rio Raffael in der Nähe der Stadt Blumenau geboren. Nach dem Unfalltod des Vaters im Jahr 1905 kehrte die Mutter mit ihren Kindern 1906 nach Deutschland zurück und zog nach Berlin. Ab 1910 besuchte Balden die Volksschule und erhielt wegen seines zeichnerischen Talents 1917 Zeichenunterricht.

Von 1918 bis 1922 absolvierte er eine Ausbildung als Technischer Zeichner in der Maschinenbaufabrik Ludwig Loewe & Co. (Berlin) und studierte 1923 bis 1924 am Bauhaus in Weimar unter anderem bei Lászlo Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer. Ab 1924 war er freischaffend. 1928 trat er in die KPD ein und trat 1926 auch der Roten Hilfe – einer Solidaritätsorganisation der KPD – bei. 1929 wurde Balden Mitglied in der Assoziation revolutionärer bildender Künstler (Asso). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war Balden in einer illegalen Widerstandsgruppe aktiv. Im Januar 1934 wurde Balden verhaftet. Nach 9 Monaten Haft wurde er unter Polizeiaufsicht freigelassen. 1935 konnte er mit einem falschen Pass auf den Namen Theo Balden nach Prag fliehen. Diesen Namen behielt er auch in Zukunft bei. In Prag war Balden Mitbegründer und erster Vorsitzender des Oskar Kokoschka Bundes deutscher und österreichischer Künstler. Die Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht im Jahr 1939 zwang Balden zur Flucht nach Großbritannien. In London wirkte er weiter als Künstler und arbeitete daneben als Gärtner. Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich wurde Balden wie andere deutsche Emigranten als „feindlicher Ausländer“ interniert und mit deutschen Kriegsgefangenen nach Kanada gebracht. Nach mehreren Monaten im Internierungslager wurde Balden 1941 nach Fürsprache der britischen Royal Academy of Arts freigelassen und kehrte nach London zurück. Er beschäftigte sich in einer Gießerei mit Metallguss und arbeitete für das Museum der Stadt Derby. Seine Werke wurden in verschiedenen Ausstellungen in Großbritannien gezeigt.

1947 kehrte er nach Deutschland zurück und war von 1948 bis 1950 Mitarbeiter der Satirezeitschrift Ulenspiegel. Von 1950 bis 1958 lehrte er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee der DDR und lebte danach als freischaffender Künstler. 1970 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und 1974 Ehrenmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR.

Balden wurde 1965 mit dem Kunstpreis der DDR sowie 1967 und 1976 mit dem Nationalpreis der DDR, 1969 mit der Johannes-R.-Becher-Medaille und dem Käthe-Kollwitz-Preis, 1969 und 1979 mit dem Vaterländischen Verdienstorden, 1982 mit der Hans-Grundig-Medaille und 1983 mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet. 1990 wurde er Professor der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin.

Plastiken

  • Mahnung, 1945

  • Ernst Busch, 1955

  • Alte im Fenster, 1956

  • Vietnamesischer Freiheitskämpfer, 1957

  • Torso eines Gemarterten, 1961

  • Zwiesprache (Studentenwohnheime Wundtstraße, Dresden), 1960er Jahre

  • Mutter mit Kind, 1965

  • Zeitungsleser, 1967

  • Mann im Sturm, 1967

  • Karl Liebknecht (in Luckau), 1969

  • Vogelbaum, 1972

  • Stürzender und Aufsteigender, 1972

  • Hommage – Victor Jara, 1974

  • Paraphrase zu Michelangelos Sklaven, 1980

  • Pieta perversa II, 1982

  • Karl Liebknecht – Herz und Flamme der Revolution (in Potsdam), 1983

  • Geschwister, 1974 (im Müggelpark am Spreetunnel in Berlin-Friedrichshagen)


Heinrich Beberniss

1894-1985

Als Lehrer/Meister für Wandmalerei am Bauhaus und später an der Burg Giebichenstein tätig.

Sein Sohn Heinz Beberniss studierte von 1937-39 bei Gustav Weidanz und Herbert Post ebenfalls an der Burg Giebichenstein und war ab 1947 freischaffender Künstler in Halle und schuf bis zum Ende der DDR ca. 370 Plastiken.

Eine Plastik - Zerstörung Befreiung Wiederaufbau - von Heinrich Beberniss steht in Dessau.


Johannes Berthold

Geb. 26.07.1898 in Greiz, gest. 26.06.1987 in Greiz


Johannes Berthold, Lithograf, Stein- und Holzbildhauer, Maler und Grafiker, lebte sehr zurückgezogen in der Kreisstadt Greiz im Bezirk Gera. Sein Name taucht selten in Publikationen auf. Auch das künstlerische Werk ist kaum bekannt geworden. Wichtige

Werke befinden sich im Bauhaus Dessau, im Bauhaus-Archiv Berlin (West), sowie in Privatbesitz. Einige plastische Werke der Bauhaus-Jahre und der Nachfolge sind in der Nazi-Zeit verschollen.

Der weitaus größte Teil des Oevres befindet sich im Besitz des Künstlers. Es ging in den Bestand des Museums für Kunsthandwerk im Ferberschen Haus Gera über.

Das gegenwärtige Werkverzeichnis umfaßt Malerei, Aquarelle, Pastelle, Holz- und Metallplastiken sowie Marmorplastiken, Zeichnungen und Druckgrafik, sowie einige Architektur- und Maschinenentwürfe. Außerdem existieren zahlreiche Essays.

Der prägende Einfluß des Bauhauses ist dabei deutlich spürbar. Als Berthold mit 24 Jahren in der Stein- und Holzbildhauerlehre des Bauhauses nach ihm gemäßen neuen Schaffensmöglichkeiten sucht, verfügt er als Offsetlithograf bereits über einen qualifizierten Beruf sowie einige Lebenserfahrung. Berthold empfindet das Weimarer Bauhaus als großartiges Modell einer Neuorientierung der menschlichen Gesellschaft.

Als zunehmende Diskriminierung der Nazis ihn zwingt, sich der Landschaftsmalerei zuzuwenden, gestaltet er die konkrete Umgebung Weimars - getreu seinem Anliegen - durch faszinierende Raum- und Farbwirkungen zu Ideallandschaften von teilweise visionär-kosmischen Dimensionen.

Auch die großen Figurenkompositionen der Nachkriegsjahre, in denen Berthold seine elementare Erschütterung über Naziterror und Kriegsgreuel verarbeitet, weisen auf seine sehnsuchtsvolle Suche nach einer Welt ohne Krieg und „Brudermord" hin. 1951 kehrt Berthold nach Greiz zurück.

Die konsequentesten Formulierungen seiner Haltung gestaltet Berthold jedoch von der Mitte der sechziger Jahre an, als er bereits in Zurückgezogenheit lebt und arbeitet, in Holzschnitten, Aquarellen, Ölbildern sowie schließlich goldgehöhten Faserstiftbildern von 1985/86.


26. 7. 1898 Geburt in Greiz

1913-1917 Lithografenlehre in Greiz

1917-1922 Arbeit als Lithograf und Zeichner in verschiedenen

Städten

1922-1925 Bauhausschüler in Weimar. Vorkurs ltten, Holz- und

Steinbildhauerwerkstat

1925-1930 Staatliche Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar

1930 Holzbildhauermeister

1930-1938 Arbeitslos, Gelegenheitsarbeiten

1938-1948 Signaturzeichner

1948 freischaffend

1951 Rückkehr nach Greiz

 

Hedwig Bollhagen

Geb. 10. November 1907 in Hannover; gest. 8. Juni 2001 in Marwitz war eine deutsche Keramikerin und Mitbegründerin der HB-Werkstätten für Keramik.

Hedwig Bollhagen wuchs in Hannover auf und besuchte dort das Lyzeum, nach dessen Abschluss 1924 sie noch im selben Jahr ein Praktikum in einer Töpferei in Großalmerode absolvierte. Nach einem Gaststudium an der Staatlichen Kunstakademie in Kassel lernte sie vom Frühjahr 1925 bis Sommer 1927 an der Keramischen Fachschule Höhr-Grenzhausen und volontierte 1926 in der Hamelner Töpferei von Gertrud Kraut in Hameln.

Von 1927 bis 1931 erhielt sie eine Anstellung als Entwerferin und Leiterin der Malabteilung bei den Steingutfabriken Velten-Vordamm in Velten.

Nach deren Schließung infolge der Weltwirtschaftskrise begannen die „Wanderjahre“, die sie zuerst in die Staatliche Majolikamanufaktur Karlsruhe, dann zu den Rosenthal-Betrieben in Neustadt bei Coburg, die Werkstatt Wilhelm Kagel in Garmisch-Partenkirchen und schließlich als „Ladenmädchen“ bis Februar 1933 in die Verkaufsgalerie „Kunst und Handwerk“ von Tilly Prill-Schloemann und Bruno Paul in Berlin führten. Bis Oktober 1933 arbeitete sie noch in der Glasur- und Malabteilung der J. Kalscheuer Cie. Steinzeugwerke m.b.H. in Frechen.

Als die Keramikerin Nora Herz von der gescheiterten Neuansiedlung der Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik erfuhr, konnte Hedwig Bollhagen mit Hilfe des Handwerksfunktionärs Heinrich Schild 1934 unter der Beteiligung von Margarete Heymann und Nora Herz in der alten Keramikfabrik in Velten die neuen HB-Werkstätten für Keramik GmbH gründen. Sie etablierten sich durch die Mitarbeit der Keramikmeisterin Thoma Gräfin Grote als kaufmännische Assistentin und Entwicklerin – sie hatte für Charles Crodel Glasuren entwickelt – und anderen aus der keramischen Werkstatt des Staatlichen Bauhauses unter Gerhard Marcks hervorgegangenen früheren Mitarbeitern der 1931 stillgelegten Steingutfabriken Velten-Vordamm GmbH wie Theodor Bogler und Werner Burri.

Seit 1935 erschloss Charles Crodel der Firma das Feld der Baukeramik und brachte zugleich seine in den Vereinigten Lausitzer Glaswerken im Zusammenwirken mit Wilhelm Wagenfeld gewonnenen Industrieerfahrungen in der Dekorentwicklung ein. 1939 legte Hedwig Bollhagen mit einem von Charles Crodel bemalten Gefäß die Meisterprüfung ab. Sie wurde damit zur Keramikmeisterin und konnte den Betrieb dem Zugriff der Deutschen Arbeitsfront entziehen.

Heinrich Schild, Hauptgegner der DAF, der Mitgründer und unentgeltlich wirkenden Geschäftsführter der HB-Werkstätten, ging nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück ins Rheinland und Hedwig Bollhagen übernahm den Betrieb allein.

1939 legte Hedwig Bollhagen mit einem von Charles Crodel bemalten Gefäß die Meisterprüfung ab.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges siedelte Heinrich Schild 1946 aus der damaligen SBZ nach Westdeutschland um. Hedwig Bollhagen übernahm daraufhin die Führung der HB-Werkstätten in alleiniger Verantwortung. 1972 wurden die Werkstätten verstaatlicht, doch blieb Bollhagen auch in den zwanzig Jahren bis zur Reprivatisierung 1992 künstlerische Leiterin und arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter. Ihre Nachfolgerin wurde Heidi Manthey, eine Schülerin von Charles Crodel, mit dem Hedwig Bollhagen seit der Zeit der Firmengründung zusammenarbeitete.

Internationale Bekanntheit erlangte Hedwig Bollhagen durch ihr schlichtes, zeitloses Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von bäuerlicher Tradition und Bauhaus-Ästhetik gelingt. Sie selbst sagte dazu: „Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller, Tassen und Kannen.“ oder kürzer: „Das sind doch bloß Töppe!“.

Hedwig Bollhagen wurde auf dem Stadtfriedhof des Hannoveraner Stadtteils Stöcken beigesetzt.

 

Marianne Brandt

1923–1928 Studierende am Bauhaus /
1928–1929 stellvertretende Leiterin Metall

Geb. 1893 in Chemnitz, gest. 1983 in Kirchberg


László Moholy-Nagy erkannte schon früh ihr einzigartiges Talent. Durch ihn angeregt, studierte Brandt in der Männerdomäne Metallwerkstatt – und war erfolgreicher als manch einer ihrer Kommilitonen.

Marianne Brandt begann ihre künstlerische Ausbildung 1911 in Weimar an einer privaten Kunstschule. Danach wurde sie an der Hochschule für Bildende Kunst in Weimar aufgenommen,  studierte bei den Künstlern Fritz Mackensen und Robert Weise Malerei und später bei Richard Engelmann Bildhauerei. 1919 heiratete sie den norwegischen Maler Erik Brandt. Ein Jahr später unternahm sie eine einjährige Studienreise mit Aufenthalten in Paris und Südfrankreich. An das Staatliche Bauhaus in Weimar kam Brandt 1923. Sie besuchte den Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy sowie den Unterricht bei Paul Klee und Wassily Kandinsky. Außerdem arbeitete sie in der Metallwerkstatt bei László Moholy-Nagy.

Am Bauhaus in Dessau setzte sie ihre Ausbildung fort, dort ebenfalls in der Metallwerkstatt bei Moholy-Nagy. Bereits 1926 entwarf sie erste Beleuchtungskörper für das Dessauer Bauhausgebäude. Seit dem Sommersemester 1927 leitete sie die lichttechnischen Versuche in der Metallwerkstatt. Von Mai 1928 bis zum 1.7.1929 war Brandt die Leiterin der Metallwerkstatt. Am 10.9.1929 machte sie das Bauhausdiplom Nr. 2 der Metallwerkstatt. Hier organisierte sie zusammen mit Hin Bredendieck in den Jahren 1928 und 1929 auch die Zusammenarbeit mit den Firmen Körting & Mathiesen AG (Kandem) in Leipzig und mit Schwintzer & Gräff in Berlin. Gleichzeitig entwarf sie u. a. mit Hin Bredendieck Beleuchtungskörper für die Serienproduktion.

Ende 1929 verließ sie das Bauhaus. Im Architekturbüro von Walter Gropius arbeitete Brandt von Juli bis Dezember 1929. Dort war sie an der Inneneinrichtung der Ausstattung der Siedlung Karlsruhe-Dammerstock beteiligt. Danach leitete sie bis 1932 die Entwurfsabteilung der Metallwarenfabrik Ruppelwerk GmbH in Gotha. Von 1933 bis 1945 lebte sie in Chemnitz. 1939 wurde sie Mitglied der Reichskulturkammer. In die NSDAP trat sie nicht ein.

Bekannt wurde sie vor allem durch Industrieprodukte aus Metall und Glas. Außerdem schuf sie zahlreiche Fotografien und Fotomontagen.

1949-51 erhielt Marianne Brandt auf Veranlassung von Mart Stam eine Dozentur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Am 31.7.1951 wurde das Arbeitsverhältnis in Dresden aufgelöst.

Von 1951-54 erfolgte eine Einstellung beim Institut für industrielle Gestaltung bzw. angewandte Kunst. Marianne Brandt folgte damit Mart Stam als Entwerferin für industrielle Gestaltung, und als weiterer ehemaliger Bauhäusler ging auch Max Gebhard an dieses Institut. Nachdem Marianne Brandt am 30.9.1954, einen Tag nach ihrem 60. Geburtstag, das Institut verließ, arbeitete sie kurz selbständig in Berlin für das Institut weiter.

Bis 1954 arbeitete sie an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, wo sie u.a. Lehrerin von Margarethe Jahny war. Gleichzeitig betreute sie 1953–1954 die Ausstellung „Deutsche Angewandte Kunst der DDR“ in Peking und Shanghai.

Mit der politisch-ideologischen Definition von Formgestaltung und der Formalismusdebatte war das Bauhaus weiterhin verrufen. Marianne Brandt flüchtete sich in kleine Keramikfigürchen und Malerei.


Heinrich Brocksieper

Heinrich Brocksieper (Geb. 15. April 1898 in Hagen; gest. 24. April 1968 ebenda) war ein deutscher Fotograf, Experimental-Filmer und Maler.

Heinrich Brocksieper wurde 1898 in Hagen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und Handelsschule besuchte er von 1915 bis 1916 die Städtische Malerfachschule in Hagen und wurde dort von Max Austermann im Zeichnen, Malen und Entwerfen unterrichtet. 1916 wurde er zum Kriegsdienst nach Russland und Frankreich eingezogen. Nach Erkrankung und Lazarettaufenthalt kehrte er nach Kriegsende 1918 an die Hagener Malerschule zurück.

Angeregt durch den Hagener Impuls um den Mäzen Karl Ernst Osthaus, der die erste große Lyonel Feininger-Ausstellung 1919 im Museum Folkwang in Hagen zeigte, ging er zum Wintersemester 1919 an das neu gegründete Bauhaus nach Weimar. Er besuchte dort den erstmals eingerichteten Vorkurs bei Johannes Itten. Mit ihm waren dort auch seine Hagener Künstlerfreunde Reinhard Hilker und Erna Mayweg. Seine Kriegserkrankung bedingte eine Unterbrechung des Studiums für einen Kuraufenthalt in Meran. Danach studierte er bis 1922 weiterhin am Bauhaus und arbeitete in der Druckerei bei Lyonel Feininger, von dem er prägende künstlerische Impulse erhielt.

1923–1924 ging er in Süddeutschland, Österreich und Italien auf Wanderschaft und betrieb Restaurierungsarbeiten. 1924 musste er zu einem weiteren Kuraufenthalt nach Meran. In Hagen gehörten zu seinen Künstlerfreunden Albert Buske, August Agatz, Will Lammert. Bis 1927 war er Mitglied in der Hagener Künstlervereinigung Hagenring. Er bestärkte seinen Freund August Agatz zum Besuch des Bauhauses, auch Albert Buske, Max Gebhard und Waldemar Alder gingen an das Bauhaus nach Dessau. Durch zahlreiche Fahrten nach Weimar, Dessau und Berlin unterhielt er bis 1933 intensive Kontakte zum Bauhaus.

Ab 1927 dominierten Fotografie und experimentelle Filme seine künstlerische Tätigkeit, er richtete sich ein Foto- und Filmatelier ein. Es entstanden „perpelleristische“ Trickfilme und Zeichentrickfilme auf 35-mm-Filmmaterial, das er selbst bearbeitete. Nach dem Tod des Vaters arbeitete er für seinen Lebensunterhalt neben der künstlerischen Tätigkeit in dem kleinen Farben- und Glasladen seiner Mutter.

1933 lehnte er gegenüber den Nationalsozialisten Atelierbesuch und Ausstellungsbeteiligung ab. 1938 heiratete er Annemarie Bauer. 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und war bis 1945 Soldat an der Ost- und Westfront. 1944 wurden sein Haus und Atelier durch Bombenangriff zerstört; dabei wurden seine Bilder, Zeichnungen, Fotos und Filme bis auf Fragmente vernichtet.

Ab 1945 begann er in Hagen wieder mit seiner künstlerischen Tätigkeit; es entstanden die „linearen Zeichnungen“ und Kohlezeichnungen zur Darstellung der Stofflichkeit. Er entdeckte mittels des „tastenden Sehens“ die „Perspektive der nahen Dinge“ und malte aus dieser Sicht fortan seine Bilder. Den Lebensunterhalt verdiente er bis zu seinem Tod in seinem kleinen Farben- und Glasladen.

Er nahm wieder Kontakt mit seinen Bauhausfreunden auf. 1950 folgte ein Briefwechsel mit Lyonel Feininger in New York. 1954 reiste er erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Weimar, um sich mit dem Philosophen Harry Scheibe und dem Künstler Martin Pohle zu treffen, zwei Freunden aus der Bauhauszeit. Auf dieser Reise lernte er auch den Weimarer Grafiker und Lyriker Arno Fehringer kennen, mit dem er bis zu seinem Tod einen intensiven Briefwechsel führte.

Das Spätwerk entstand ab 1955; Alltagsgegenstände mit den Spuren des Gebrauchs, Porträts und Selbstbildnisse in ihrer Stofflichkeit waren sein zentrales Thema und wurden nach seiner Formel „FORM, FARBE + MATERIE“ in seinen Pastellen sichtbar. 1968 verstarb es in Hagen.


Albert Buske

*1903 Solingen °1980 Berlin


- 1927-30 Architekturstudium am Bauhaus Dessau
- 1953-71 Mitarbeiter am Institut für angewandte Kunst bzw. Zentralinstitut für Gestaltung
- dort Arbeit für umfassende Standartisierung und Sortimentsbereinigungen
- Gute Form 1957 für das Tonbandgerät KB 100 aus dem VEB Fernmeldewerk Leipzig


Edmund Collein

Geb. 10. Januar 1906 in Kreuznach; gest 1992 in Berlin

Obwohl Collein nie Fotografie oder Reklame studiert hatte, sind aus seiner Dessauer Studienzeit ausschließlich Fotoarbeiten überliefert. Sein Foto „Bauatelier Gropius“ gilt als Ikone der Bauhaus-Fotografie.

Edmund Collein absolvierte zwischen 1925 und 1927 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt. Danach war er bis 1930 am Bauhaus Dessau eingeschrieben. Er besuchte im Wintersemester 1927–1928 den Vorkurs bei László Moholy-Nagy, war Mitglied der Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer und nahm Unterricht bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Joost Schmidt. Im Sommersemester 1928 war er Mitglied der Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer und Josef Albers. Vom Wintersemester 1928/29 bis zum Sommersemester 1930 war er in der Bau-/Ausbauabteillung bei Hannes Meyer, das Bauhausdiplom erhielt er 1930. Am 23.2.1931 heiratete er die Bauhaus-Studentin Lotte Gerson, die mit ihren fotografischen Arbeiten bekannt wurde.

Aus seiner Bauhauszeit sind ausschließlich Fotoarbeiten überliefert, darunter zur Siedlung Dessau-Törten, zum Bauhausgebäude und zum Bauatelier Gropius. Bis 1938 arbeitete er für Architektenbüros in München, Berlin und Wien vor allen an sozialen Wohnbauten und Krankenhäusern. In den folgenden Jahren arbeitete Collein bis 1940 in verschiedenen Architekturbüros, unter anderem bei K. Kotas, W. Sobotka und G. Schwerthelm.

Nach Kriegsdienst und -gefangenschaft kehrte Collein 1945 nach Berlin zurück und arbeitete beim Berliner Magistrat. Von 1945 bis 1948 war er Mitarbeiter des Hochbauamtes von Berlin, nach der Spaltung Berlins 1948 Leiter des Hochbauamtes in Ost-Berlin bis 1951, danach Leiter des Stadtplanungsamtes. 1950 war er Mitautor der „16 Grundsätze des Städtebaus“ der DDR. 1951 wurde er Professor für Städtebau und Vizepräsident, 1958 Leiter des Instituts für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung der Deutschen Bauakademie. 1955 bis 1958 war er Vorsitzender des Beirates für Bauwesen des Ministerrates der DDR. Ab 1958 projektierte er gemeinsam mit Josef Kaiser und Werner Dutschke den zweiten Bauabschnitt der Berliner Stalinallee zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz. 1963 bis 1971 war er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates, 1966 bis 1975 Präsident des „Bundes Deutscher Architekten“ in der DDR, der sich 1971 in „Bund der Architekten der DDR“ umbenannte, und ab 1978 dessen Ehrenmitglied.


Lotte Gerson-Collein

Geb. 1905 in Essen, gest. 1995 in Berlin

Nach Lyzeum, Schneiderwerkstatt in München, Handweberei in Dachau und einjährigem Bürodienst folgt ein weiteres Jahr Frauenschule.

Im April 1927 schrieb sie sich ins Bauhaus ein. Dort Grundlehre bei Albers und Formlehre bei Kandinsky. Im ersten Semester arbeitet sie in der Tischlereiwerkstatt und fotografiert. Nach drei Semestern Baulehre-Anwärterin bei Hannes Meyer. Parallel dazu Tischlereilehre. Interesse an sozialem Berufsfeld wie Kindergärtnerin o. ä..

1928 bis 1929 Ehe mit dem Bauhäusler Andreas Burckhardt. Im Frühjahr 1929 wird ein Entwurf für eine Kinderschaukel in die Produktion genommen. Zum Sommersemester 1929 besucht sie die Baulehre, wo auch Edmund Collein studiert. 1930 arbeitet sie an einem Entwurf für eine Volksschule für Dessau-Törten. Im Herbst stellt sie einen Antrag auf Erteilung des Diploms, der jedoch abgelehnt wird, stattdessen erhält sie ein Zeugnis. Sie zieht mit Edmund Collein 1931 nach Wien, wo sie ihn heiratet. Nach kurzer Emigration in die USA kehren sie 1939 nach Deutschland zurück.

Beide sind politisch engagiert und entscheiden sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges für den Aufbau eines sozialistischen Deutschland in der Hauptstadt der DDR. Edmund Collein, zunächst Mitarbeiter des Berliner Magistrats, dann in leitenden Stellungen verschiedener Bauämter tätig, kann nach 1945 seine architektonische Laufbahn fortsetzen. Er reist 1950 mit Walter Ulbricht in die SU, ist Mitglied und Vorsitzender des BDA, an den "Sechzehn Grundsätzen des Städtebaus" beteiligt, leitender Mitarbeiter der Bauakademie mit Professorentitel und Vorsitzender des Beirats für Bauwesen.

Während Edmund Collein jahrzehntelang im Parteiauftrag seine beruflichen Ambitionen verfolgt, bieten sich seiner Frau auch im neuen Deutschland offenbar überwiegend private Perspektiven. Lotte Collein soll - nach bisherigem Kenntnisstand - beruflich nicht in Erscheinung getreten sein. 1995 starb Lotte Collein im Alter von 90 Jahren in Berlin. Einzelne ihrer Studienarbeiten befinden sich im Archiv der Bauhaus-Universität Weimar und dem Archiv des Bauhauses Dessau.


Erich Consemüller

Geb. 10. Oktober 1902 in Bielefeld; gest. 11. April 1957 in Halle (Saale); deutscher Architekt und Fotograf am Bauhaus.

Erich Consemüller begann 1920 seine Ausbildung mit einer Tischlerlehre in der Bielefelder Möbelfabrik Echtermeyer und belegte Abendkurse an der dortigen Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Zum Wintersemester 1922 schrieb er sich am Staatlichen Bauhaus in Weimar ein. 1922–1923 besuchte er den Vorkurs bei Johannes Itten sowie den Unterricht bei Paul Klee und Wassily Kandinsky. Von 1923 bis 1925 studierte er in der Tischlereiwerkstatt bei Walter Gropius. Dort fertigte er 1923 erste Möbel nach eigenem Entwurf an. Nach seiner Gesellenprüfung, die er am 1.3.1924 vor der Handwerkskammer Weimar ablegte, reiste er nach Island und kam zum Wintersemester an das Bauhaus Weimar zurück. Im gleichen Jahr war er u. a. an der Ausstattung des Theater-Cafés in Dessau und der Wohnung Erwin Piscators in Berlin beteiligt.

Von 1925–1926 bis 1927–1928 besuchte er die Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer am Bauhaus Dessau. 1927 wechselte Consemüller in die Bauabteilung zu Hannes Meyer. Als Unterstützung von Lucia Moholy, die von Walter Gropius mit der Dokumentation des Bauhaus-Gebäudes und der Meisterhäuser sowie von Werkstattarbeiten beauftragt worden war, beschäftigte das Bauhaus auch Consemüller 1927 mit der Dokumentation der Bauhaus-Innenräume und einiger Werkstattarbeiten. Es entstanden etwa 300 Fotos zum Bauhaus Dessau. Mit den berühmten Außenaufnahmen von Lucia Moholy prägten diese Aufnahmen stark das Bild vom Bauhaus.

Erich Consemüller war zu diesem Zeitpunkt auch einer der ersten Mitarbeiter der neu eingerichteten Bauabteilung unter Hannes Meyer und Hans Wittwer und wurde an der Planung der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin beteiligt. Zudem arbeitete er 1930 an verschiedenen Bauprojekten von Hans Wittwer in Halle (Saale). Consemülle verließ das Bauhaus Dessau am 25.3.1929. Am 27.11.1929 legte er das Bauhausdiplom Nr. 4 der Bauabteilung ab.

1934–1935 arbeitete er im Architekturbüro von Gerhard Schwedthelm und später als Zeichner in verschiedenen Architekturbüros in Halle (Saale) und Erfurt. Dem folgte von 1935 bis 1939 eine Tätigkeit als Hochbautechniker im Büro des Architekten Wilhelm Ulrich in Halle (Saale) und bis 1945 im Büro des ehemaligen Bauhäuslers und Architekten Walter Born in Leipzig. Nach dem Krieg arbeitete er für kurze Zeit als selbstständiger Architekt. 1945–1953 berief ihn der Rat der Stadt Halle (Saale) in das Amt des Stadtplaners.



Charles Crodel

Geb. 16. September 1894 in Marseille; gest. 28. November 1973 in München); deutscher Maler, der mit großflächigen Wandmalereien und anderen Kunstwerken der Raumgestaltung bekannt wurde. Er fertigte zudem Holzschnitte und Grafiken an und war ein sakraler Glaskünstler. Darüber hinaus schuf er Muster für textile und andere Angewandte Kunst.

Leben

Carl Fritz David Crodel, genannt Charles Crodel, wuchs in Marseille, Chemin du Roucas Blanc, als Sohn des Großkaufmanns und dortigen deutschen Konsuls Carl Richard Crodel und seiner Ehefrau Marie geb. Mengert auf. Crodel erlebte 1914 die Eröffnung der Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner durch Botho Graef. Er studierte nach dem Schulabschluss in Jena 1914 bei Richard Riemerschmid an der Kunstgewerbeschule in München, kam dort mit der Glasmalerei in Kontakt und wohnte in Schwabing.

Zu seinen Vorfahren gehören der Pädagoge Marcus Crodel und die Mitglieder der Malerfamilie Krodel aus dem Umkreis von Lucas Cranach d. Ä. Sein Onkel Paul Eduard Crodel war ein Mitbegründer der Münchener Secession und dem jungen Crodel ein Vorbild.

Jena und Berlin

Der Jenaer Kunstpädagoge Christoph Natter machte ihn mit der Malerin Elisabeth von Fiebig bekannt, die Crodel 1918 heiratete. Seit 1915 war Crodel an der Universität Jena in den Fächern Klassische Archäologie sowie Kunstgeschichte eingeschrieben, sein Studium konnt er jedoch erst nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg aufnehmen. Er war befreundet mit dem Archäologen Herbert Koch, mit Justus Bier und Erich Schott und war unter dem Vorsitz von Koch 1920 bis 1928 Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins. Zur Vorbereitung der Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner verfasste Crodel 1919/20 zusammen mit Elisabeth Crodel das graphische Verzeichnis von Kirchners Botho Graef Gedächtnis-Stiftung und begann seine eigene Druckwerkstatt einzurichten. Wie die Absolventen des Weimarer Bauhauses erwarb Crodel 1921 nach einer Lehrzeit in der von Ernst Haeckel aufgebauten naturwissenschaftlichen Druckerei Giltsch in Jena den Gesellenbrief im Lithographen- und Druckereihandwerk bei der Handwerkskammer Weimar und druckte für seinen Freund Gerhard Marcks. So fand Crodel zunächst mit seinen Holzschnitten und mit technisch anspruchsvollen Lithografien und Aquarellen Anerkennung.

Anfang der 1920er Jahre steuerte er zu der durch Rosa Schapire in Hamburg herausgegebenen Kunstzeitschrift Kündung Holzschnitte bei; 1920 nahm er an der Darmstädter Ausstellung Deutscher Expressionismus teil, 1923 wurden Werke Crodels schließlich durch das Kupferstichkabinett der Berliner Nationalgalerie und das Kupferstichkabinett der Französischen Nationalbibliothek in Paris erworben.

Zu den frühen Wandmalereien aus dieser Zeit zählen Arbeiten von 1924 in der Universität Jena, dem Wohnhaus Fritz Krieger-Str. 4 in Jena (seit 1928 Schlossmuseum Weimar) sowie 1925 dem Hospital am Schottenring in Erfurt.


Bauhauszusammenarbeit

Die von Crodel für den Jenaer Kunstverein eingerichteten Ausstellungen, seine Besuche in den keramischen Werkstätten des Bauhauses auf der Dornburg – festgehalten z. B. ins seinem Holzschnitt von 1921: Die Dornburger Keramikwerkstatt des Weimarer Bauhauses – der Eindruck seiner eigenen Ausstellungen in Erfurt, Jena und Weimar führte zu dauerhafter Zusammenarbeit mit Bauhausschülern wie den Keramikern Werner Burri, Thoma Grote und Marguerite Friedlaender, den Architekten Theo Kellner und Ernst Neufert sowie mit Wilhelm Wagenfeld in der Glasindustrie. Rudolf Baschant (Tiefdruck) und Walter Herzger (Flachdruck) wurden in Halle Druckassistenten Crodels.

Halle und Berlin

Im Anschluss an einen gemeinsamen Parisaufenthalt 1926 mit Gerhard Marcks und dem Besuch der Académie de la Grande Chaumière berief die Stadt Halle Crodel Anfang 1927 als Lehrer für Malerei und Graphik an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Dort baute Crodel die Werkstätten für Wandmalerei und die Graphikwerkstätten für Radierung mit den Bauhausschülern Rudolf Baschant und Lithografie mit Walter Herzger als Mitarbeitern auf. Aktzeichenunterricht und Vorlesungen über Kunstgeschichte ergänzten seinen Unterricht. Während seines Aufenthaltes in Barcelona 1930 erhielt er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. Ein besonderes Anliegen war Crodel die Fortschreibung der Traditionen der Moderne. So entstanden in Fortführung von Motiven Karl Friedrich Schinkels Wandbilder für den neuen Kursaalanbau in Bad Lauchstädt und die Bühnenwand des Goethe-Theaters, Wandbilder für die Universität Halle (1928 die Improvisationen über Leben und Tod mit Motiven des Ersten Weltkrieges und aus dem Werk des Francisco de Goya in der Burse zur Tulpe und 1931 der Wettlauf der Atalante im Gymnastiksaal in der Moritzburg (Halle), heute die in den Neubau eingebundene „Crodel-Halle“), die Ausmalung des neuen Standesamtes der Stadt Halle und neben zahlreichen Privataufträgen vollendete Crodel den 100 m² großen Karton für das Deckenbild der geplanten Stadthalle Magdeburg und den Karton für das Musikzimmer der Burse zur Tulpe (Halle) für die Juryfreien Kunstausstellung in Berlin und ein Wandbild auf der Deutschen Bauausstellung 1931. In diesem Jahr erhielt Crodel den Villa-Romana-Preis und war in Florenz.

 Freundschaft mit Gerhard Marcks

Wechselseitige Patenschaften, gemeinsame Werkausstellungen, wechselseitiger Werkbesitz und Gemeinschaftsarbeiten reichen von Beginn der Freundschaft bis zum Tode Crodels. Crodel bemalte die "Griechinnen", Marcks saß für Crodels Wandbild "Wettlauf der Atalante" Modell. Crodels "Improvisationen über Leben und Tod" bildeten zusammen mit dem "Wandler" von Marcks eine kompositorische Einheit. Doppelporträts von Crodel und Marcks finden sich im Fensterwerk der Katharinenkirche in Frankfurt und in der Kartäuserkirche in Köln. Das Haus von Gerhard Marcks im Darß schmückte ein Farbglasfenster von Crodel.

 Zusammenarbeit mit Manufakturen

Crodel nahm die Zusammenarbeit mit Hermann Harkort (Steingutfabriken Velten-Vordamm) auf und führte mit den von Thoma Grote dazu entwickelten farbigen Glasuren eigenhändig bemalte Kamine aus, auch exemplarisch in Verbindung mit Wandmalerei – so für das Wohnhaus Crodel und die Ausstellung "Maler und Bildhauer am Bau", Berlin 1931. Die Wandkamine mit farbiger Schamott-Malerei waren für den Export in die USA bestimmt. In Zusammenarbeit mit Günther von Pechmann und Nicola Moufang wirkte Crodel wie Marguerite Friedlaender für die (Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin), führte Porzellankamine aus, bemalte traditionelles und veredelte technisches Porzellan. Erneuerungsarbeiten am Merseburger Dom führten zur Auseinandersetzung mit der monumentalen Glasmalerei.

Bildersturm

Bereits 1930 wurden im Weimarer Schlossmuseum Werke von Barlach, Crodel, Dexel, Feininger, Kandinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka, Lehmbruck, Marc, Marcks, Minne, Moltzahn, Schlemmer, Schmidt-Rottluff magaziniert „also entscheidende deutsche Kunst der Gegenwart“.

Crodel wurde bereits in der Frühzeit des Nationalsozialismus am 28. März 1933 aus dem Lehramt und als Werkstättenleiter entlassen. Am 30. Mai 1933 wurden seine Monumentalarbeiten für das Kurtheater und die Kuranlagen in Bad Lauchstädt, die er eben erst zum Goethe-Jahr 1932 im Rahmen der vom Provinzialkonservator geleiteten Erneuerung der Kuranlagen durch die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein unter Leitung des Architekten Hans Wittwer geschaffen hatte, auf Anordnung des nationalsozialistischen Landeshauptmanns Kurt Otto öffentlich verbrannt und vollständig zerstört.

Im Juli 1933 folgte die Zerstörung der Wandmalereien der Crodel-Klasse in der Margaretenkapelle der Burg Giebichenstein sowie die Verbrennung der Arbeiten der beiden Druckwerkstätten auf dem Hof der Burg Giebichenstein. Crodel fuhr daraufhin nach Norwegen zu Edvard Munch, mit dem er als Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins korrespondiert hatte, und diskutierte mit ihm die Situation der Kunst im Deutschen Reich. Ein Atelier-Besuch bei Max Liebermann folgte.

Abermals kam es im Frühjahr 1936 zur Zerstörung der Wandmalereien in der Moritzburg (heute: Crodel-Halle) und der Burse zur Tulpe.

Bis zur Zerstörungswelle von 1936 (Vernichtung der Wandmalereien in der Universität Halle) war Crodel mit drei Werken in der Neuen Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais vertreten. Weitere drei Ölgemälde zeigte er im Juli 1936 auf der letzten Ausstellung des Deutschen Künstlerbunds im Hamburger Kunstverein, die schon nach zehn Tagen von der Reichskunstkammer zwangsgeschlossen wurde. Die Aktion Entartete Kunst von 1937 erfasste allein im Angermuseum Erfurt 30 Arbeiten, insgesamt wurden über 50 Objekte aus Museumsbesitz vernichtet.

Neue Arbeitsfelder

Infolge der Werkzerstörung und Entlassung 1933 suchte sich Crodel neue Arbeitsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit Kirche, Post und Industrie. Nach seinen Entwürfen führte seine Ehefrau Elisabeth Crodel Bildteppiche aus. In Zusammenarbeit mit den Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Berlin, entstanden Mosaiken, Glasschliff und Glasmalereien z. B. für das von Hans Scharoun erbaute Privathaus des Galeristen Ferdinand Möller, das Landhaus von Gerhard Marcks oder Werksbauten von Ernst Neufert für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke (VLG). Dort wirkte Crodel als Maler und Dekordesigner mit Wilhelm Wagenfeld zusammen sowie in Berlin weiterhin mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin, für die Crodel baugebundene Arbeiten schuf. Durch die Zusammenarbeit mit den von Hedwig Bollhagen gegründeten HB-Werkstätten für Keramik wurde diesen den Zugang zu baukeramischen Aufträgen eröffnet. Dies führte bei den Werkstätten und der Vereinigten Lausitzer Glaswerken zu einer Wertschätzung der Industrieware als künstlerische Leistung, wie Wilhelm Wagenfeld Januar 1938 festhielt.

 Dresden, Berlin, Halle

1945 wurde Crodel von Mart Stam an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen. Zum April 1948 richtete die Hochschule für Bildende Künste in Berlin den „Lehrstuhl Crodel“ ein. Im Juni 1951 erhielt Crodel den Ersten Preis für seinen Entwurf für den Kölner Dom. Bis 1951 lehrte Crodel erneut an der Burg Giebichenstein. Seine Lehrtätigkeit insbesondere in Halle 1927 bis 1951 prägte die Hallesche Schule. 1949 schrieb Fritz Löffler: „In Halle reifen eine Reihe beachtenswerter Talente, die aus der Schule Giebichenstein hervorwuchsen. Crodel als Schulhaupt ist eine dekorative Begabung, der einen großen Reichtum an Phantasie sein eigen nennt.“

 München, USA

Zum 1. April 1951 wurde Crodel Professor an die Akademie der Bildenden Künste München, wo er bis zu seiner Pensionierung 1963 lehrte.

Auch nach dem Umzug nach München 1951 schloss Crodel laufende baugebundene Werke ab (Mosaik, Kammer der Technik, 1952), stellte in Halle und Altenburg aus, führte die Zusammenarbeit mit den HB-Werkstätten in Marwitz und dem Amt für Denkmalpflege in Halle weiter u. a. für Erfurt, Halberstadt, Magdeburg und führt seine Farbglasfenster in Quedlinburg und Weimar aus. 1959 arbeitete Crodel in München an Entwürfen für die Leipziger Universitätskirche St. Pauli.

In München entstand eine neue „Crodel-Schule“. Crodel stellte als Mitglied der Neuen Gruppe im Haus der Kunst und im Rahmen des Deutschen Künstlerbundes aus. Die Schwerpunkte seiner ausgeführten Fensterwerke lagen in den Kunstzentren Berlin, Hamburg und Frankfurt.

Hinzu kam 1958–1965 die Lehrtätigkeit als Gastprofessor in den USA. Crodel war „Visiting Professor of Painting“ an der University of Louisville (1958, 1960–1961, 1964; vermittelt durch seinen Freund Justus Bier) und der Pennsylvania State University.

Eine eigene Werkgruppe bilden schließlich die Anfang der 1970er Jahre entstanden Farbglasfenster in Högby, Malexander, Mjölby und Entwürfe für den Dom zu Linköping. Hier knüpft Crodel an seine Schwedenreise von 1923 nach Östergötland an.

Am 28. November 1973 starb Charles Crodel in München, er liegt mit seiner Ehefrau auf dem Friedhof Kröllwitz in Halle begraben.


Otto Dorfner

Geb. 13. Juni 1885 in Kirchheim unter Teck; gest. 3. August 1955 in Weimar

Buchbindermeister und Kunsteinbandgestalter, der nach seiner Berufung durch Henry van de Velde an die Kunstgewerbeschule Weimar dort als Werkstattleiter und Hochschullehrer wirkte. Er gründete eine Fachschule für Buchbinderei und entwickelte einen Stil, der als „Linienstil“ bezeichnet wird.

Otto Dorfner wurde am 13. Juni 1885 als achtes von zwölf Geschwistern in Kirchheim (Teck) in Württemberg geboren. Dort absolvierte er 1899 die Realschule mit der Reifeprüfung für den einjährig freiwilligen Militärdienst und 1902 eine Buchbinderlehre. Danach wirkte er sechs Jahre lang in verschiedenen Buchbindereien in Deutschland, bis er 1908 vor der Handwerkskammer in Meiningen seine Meisterprüfung ablegte. Weitere Studien führten ihn nach Berlin, wo er in der Kunst-Klasse der Buchbinder-Fachschule unter den Lehrern Paul Kersten und Ludwig Sütterlin seine Kenntnisse und Fertigkeiten vervollständigte. Der 25-jährige Buchbindermeister wurde 1910 als Lehrer an die Großherzogliche Kunstgewerbeschule in Weimar berufen, die damals von Henry van de Velde geleitet wurde.

1914 erhielt Dorfner auf der Internationalen Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik eine Auszeichnung für die Arbeiten seiner Schüler. Auch erhielt er die Goldene Medaille für seine eigenen Arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg führte er seine Lehrtätigkeit im 1919 neu gegründeten Weimarer Bauhaus fort, doch etablierte er schon 1922 in den Räumen seines eigenen Hauses in der Erfurter Straße eine private Fachschule für kunstgewerbliche Buchbinderei. Vier Jahre später wurde er zum Professor für Graphik und Schriftgestaltung an der Hochschule für Handwerk und Baukunst ernannt. Im Jahr 1923 war Otto Dorfner Mitbegründer der Vereinigung Meister der Einbandkunst.

1930 erfolgten eine Erweiterung seiner privaten Lehranstalt und die Einführung von maschineller Buchbindertechnik. Neben der Lehre trat Dorfner vor allem mit Einbänden für Harry Graf Keßlers Weimarer Cranach-Presse in Erscheinung. Aber auch die Ehrengaben der Stadt Weimar und Thüringens an Joseph Goebbels und Adolf Hitler tragen Dorfner-Einbände, sie bedankten sich 1944, als sie ihn kurz vor Kriegsende in die Gottbegnadeten-Liste aufnahmen. 1936 erhielt Dorfner den Kunst- und Literaturpreis der Stadt Jena, 1937 wurde er auf der Internationalen Weltausstellung in Paris mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Den Gutenberg-Ring der Stadt Leipzig erhielt er 1940.

Dorfners Biograph, der Leipziger Innungsmeister Wolfgang Eckhardt, bezeichnet die Hinwendung zu Goethes Faust 1946 als „Neues Beginnen“. Tatsächlich sind nur wenige Faust-Einbände aus der Zeit davor bekannt. Demnach entschloss sich Dorfner, auch im Hinblick auf das anstehende Goethe-Jubiläum, alle verfügbaren Faust-Ausgaben, die von 1790 bis zum damaligen Zeitpunkt erschienen waren, mit seinen Einbänden zu versehen. Außerdem fertigte er Einbände für die 143-bändige Weimarer Sophienausgabe von Goethes Werken an. Seine Sammlung kunstvoll eingebundener Faust-Ausgaben wird seit 2011 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt.

Dorfners Wohnhaus und Werkstatt in Weimar existieren noch weitgehend unverändert und wurden zwischenzeitlich der HGB Leipzig angegliedert, dann als Ausbildungswerkstatt der Kunsthochschule Burg Giebichenstein genutzt. Im Jahr 2016 ist eine Übernahme des Gebäudes durch die Klassik Stiftung Weimar im Gespräch.

 

Franz Ehrlich

1927–1931 Studierender am Bauhaus

Geb. 1907 in Leipzig, gest. 1984 in Bernburg

Nach einer Ausbildung zum Maschinenschlosser arbeitete Franz Ehrlich zunächst als Maschinist und Heizer. 1927 begann er sein Studium am Bauhaus in Dessau, besuchte zunächst den Vorkurs bei László Moholy-Nagy, danach den Unterricht von Paul Klee, Wassily Kandinsky und Joost Schmidt.

Schon während seiner Bauhaus-Zeit arbeitete Franz Ehrlich zusammen mit Walter Gropius am Totaltheater-Projekt von Erwin Piscator und betätigte sich in der Bildhauerei und Typografie. Bis zum Sommersemester 1930 war er in der Plastischen Werkstatt bei Joost Schmidt beschäftigt und legte im Wintersemester 1929–1930 seine Gesellenprüfung als Tischler vor der Handwerkskammer Dessau ab. Im darauffolgenden Jahr erhielt Ehrlich sein Bauhausdiplom im Bereich der Plastischen Werkstatt. Unmittelbar nach Erhalt seines Diploms folgte er Walter Gropius nach Berlin, wo er gemeinsam mit den Bauhäuslern Heinz Loew und Fritz Winter das Werbebüro „Studio Z“ eröffnete. Zeitweilig arbeitete er außerdem im Atelier von Naum Gabo.

Aufgrund seines kommunistischen Engagements – ab 1933 war er unter anderem Grafiker der illegalen Zeitschrift „Junge Garde“ – wurde er 1934 in Leipzig verhaftet. Während seines Gefängnisaufenthaltes 1935 entstand die Serie „Blätter aus der Haft“. 1937 wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo ihm sein Beruf als Architekt das Leben rettete: Ehrlich wurde „arbeitsverpflichtet“ und damit beauftragt, die Innenausstattung für das Wohnhaus des SS-Lagerkommandanten zu entwerfen. Daraufhin erhielt er weitere Aufträge der SS, dazu gehörte auch die Erstellung des Schriftzuges „Jedem das Seine“ für das Lagertor des Konzentrationslagers.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Franz Ehrlich als Stadtplaner und Architekt in Dresden. Als technischer Direktor des Entwurfsbüros für Industriebau der DDR in Berlin ab 1950 gestaltete er unter anderem die 1. Leipziger Messe nach 1945.

Ab 1955 arbeitete Ehrlich als Architekt des Ministeriums für Außenwirtschaft der DDR und entwickelte unter anderem Inneneinrichtungen für zahlreiche ausländische Botschaften und Handelsvertretungen der DDR. Einer der architektonischen Höhepunkte seiner Karriere war das Rundfunkzentrum in Berlin-Köpenick, das er gemeinsam mit Gerhard Probst entwarf und errichtete. Ab 1956 wurde nach seinem Entwurf der Typenbausatz 602 in den Deutschen Werkstätten Hellerau produziert.

1946–1947

Arbeit im Dresdner Referat für Wiederaufbau

1948–1950

Architekt in Dresden, Arbeit für die Deutschen Werkstätten Hellerau

1950–1953

Technischer Direktor des VVB Industrieentwurf Berlin

1953–1960

Beauftragter des Staatlichen Rundfunkkomitees

1955–1958

Architekt des Ministeriums für Außenwirtschaft

1959–1962

Architekt der Akademie der Wissenschaften der DDR

1962

1962

Institut für Herz- und Kreislaufforschung Berlin-Buch

Inneneinrichtung Club der Kulturschaffenden Berlin

1962

Musterwohnung Experimentalbau P2 Berlin-Fennpfuhl

1963–1966

Chefarchitekt des Leipziger Messeamtes

1972

Innenarchitekt für die Botschaft der DDR in Brüssel

1968–1972

Chefarchitekt der Deutschen Werkstätten Hellerau


Friedrich u. Alma Else Engemann

Geb. 1898 - gest. 1970; Alma geb. 1901

Mit seiner Erfahrung als Architekt und Berufsschullehrer wurde Engemann als Lehrer für Baufachzeichnen, Ausbau und darstellende Geometrie am Bauhaus engagiert.

Friedrich Engemann, Bruder des Bauhäuslers Herbert Engemann, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Maurer, besuchte anschließend die Höhere Lehranstalt für Hoch- und Tiefbau in Görlitz und sammelte erste Berufserfahrung in einem Architekturbüro. 1923 schrieb er sich für ein Jahr an der Gewerbeakademie in Chemnitz ein und wurde noch im selben Jahr als Berufsschullehrer in Görlitz engagiert. Nach einer weiteren Lehre zum Möbeltischler begann Friedrich Engemann ein Studium für Raumkunst und Kunstkritik an der Kunstgewerbe-Akademie in Dresden. Im Jahr 1925 heiratete er die Weberin Alma Else Imboden, die später als Gasthörerin ebenfalls ans Bauhaus Dessau kam. 1927 führte ihn sein Weg nach Dessau, wo er bis 1933 an den Gewerblichen Berufs- und Fachschulen lehrte. Parallel dazu schrieb er sich am Bauhaus in Dessau und Berlin ein, zunächst als Student, später als Lehrkraft.

Am Bauhaus Dessau besuchte Friedrich Engemann zunächst den Vorkurs bei Josef Albers und erhielt Unterricht bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt. Daraufhin wurde er als Lehrer für Baufachzeichnen, Ausbau und darstellende Geometrie engagiert, der letzten Stufe der dreistufigen Ausbildung am Bauhaus. Zeitweilig übernahm er die Leitung der Bau- und Ausbauabteilung als Stellvertreter des Bauhaus-Direktors Ludwig Mies van der Rohe. 1933 trat Engemann der NSDAP bei und war bis 1939 Leiter der Abteilung Holz an den Technischen Lehranstalten in Dessau. Während des Zweiten Weltkriegs entwarf und errichtete er Luftschutz- und Flugmeldeschulen.

Gemeinsam mit dem ehemaligen Bauhäusler Hubert Hoffmann setzte er sich nach Ende des Krieges für die Wiederbelebung des Bauhauses ein. Während der DDR hatte Engemann zahlreiche öffentliche Ämter inne, unter anderem den Vorsitz des Rates für Industrieform beim Ministerium für Kultur. Ab 1948 arbeitete er außerdem am Institut für künstlerische Werkgestaltung Halle/Saale, Burg Giebichenstein, die später in Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein umbenannt wurde. Zehn Jahre später wurde er dort zum Prorektor für Forschung und Bildung berufen.

Entwurf Tisch und Sessel Schichtpressholz 1955; Mitarbeit z. B. an der Ausgestaltung der Pädagogischen Hochschule Halle und einer Musterwohnung Experimentalbau P2 Berlin-Fennpfuhl

Der Nachlass von Alma Ilse Engemann befindet sich am Bauhaus Dessau. Ihr Nachlassanteil enthält u.a. Arbeiten aus dem Unterricht von Wassily Kandinsky und aus der Webereiwerkstatt.

 

Carl Fieger

Geb. 1893, gest. 1960

Gropius, Behrens und Le Corbusier waren seine Wegbegleiter. Im Baubüro Gropius zeichnete Fieger an Entwürfen, wie dem Bauhaus-Gebäude und den Meisterhäusern. Parallel unterrichtete er am Bauhaus.

Nach einem Hochbau- und Innenarchitekturstudium an der Kunst- und Gewerbeschule Mainz arbeitete Carl Fieger ab 1911 im Atelier von Peter Behrens, wo er unter anderem Walter Gropius und Le Corbusier kennen lernte. Nach seiner Beteiligung am Innenausbau der Deutschen Botschaft in St. Petersburg 1912 wurde Fieger noch im selben Jahr Mitarbeiter in Walter Gropius’ Baubüro. Nach Ende des Krieges arbeitete er erneut im Atelier von Peter Behrens, bis ihn Gropius 1921 als nebenamtlichen Lehrer für Architekturzeichnen an das Staatliche Bauhaus in Weimar berief.

Parallel zu seiner Mitarbeit im privaten Baubüro von Walter Gropius, für den er noch bis 1934 viele Entwürfe zeichnete, machte sich Carl Fieger bereits 1926 selbstständig. In dieser Zeit war er unter anderem am Entwurf des Dessauer Bauhausgebäudes und der Meisterhäuser beteiligt und entwarf 1926 sein eigenes Wohnhaus samt Innenausstattung. Zwischen 1927 und 1930 unterrichtete er Fachzeichnen und darstellende Geometrie innerhalb der Baulehre, des letzten Abschnitts der dreistufigen Ausbildung am Bauhaus Dessau. 1930 wurde nach seinem Entwurf das Dessauer Restaurant "Kornhaus an der Elbe" errichtet. Trotz Berufsverbot ab 1934 durch die Nationalsozialsten arbeitete er anonym weiter.

Nach Kriegsende kehrte Carl Fieger nach Dessau zurück und engagierte sich am Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt. Unter anderem entwarf er vier Variationen eines variablen Haustyps. Zusammen mit dem ehemaligen Bauhäusler Hubert Hoffmann versuchte er die Wiederbelebung des Bauhauses, bis ihn der Architekt Richard Paulick 1952 an die Deutsche Bauakademie berief. Dort ist er an der Entwicklung des ersten Plattenbau-Typs, errichtet in Berlin-Johannisthal, beteiligt. Infolge schwerer Krankheit musste Fieger jedoch bereits im Jahr darauf seinen Beruf aufgeben.

Eine erste Ausstellung zu seinem architektonischen Schaffen fand ein Jahr nach seinem Tod 1961 in Dessau statt sowie1962 im Ernst-Ludwig-Haus des Bauhaus-Archivs in Darmstadt. 1967 waren mehrere seiner Arbeiten auf der ersten großen Bauhaus-Ausstellung in Dessau zu sehen. 1988 wird der Nachlass Carl Fiegers vom Bauhaus Dessau erworben.

 

Thomas Flake

Haus der Pioniere

Der Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten 64 wurde von 1950 bis 1953 nach Entwürfen des Bauhausschülers Thomas Flake errichtet. Ursprünglich als Clubhaus für die Freie Deutsche Jugend (FDJ) geplant, wurde in dem Gebäudekomplex im März 1953 das “Haus der Jungen Pioniere“ eröffnet.

Sein Konzept eines strengen Baus mit verglaster Fassade für das Pionierhaus wurde von der DDR-Regierung schnöde verworfen. Er fuhr dort nie mehr entlang, so Flake. Im Eiltempo verpflichtete man nun das Trio Lenz, Fischer und Schreck vom „VVB Entwurf und Bauleitung“. Grundsteinlegung war Juni 1950, im Frühling 1953 sollte alles fertig sein. Man baute schon, während am Plan noch getüftelt wurde. Vermissten die Funktionäre über dem Theatereingang einen Balkon für ihre Fanfaren, korrigierte man das flink. Solche „Häuser der Kinder“ zu errichten, war von Anfang an Regierungsabsicht. Für 1951 plante man gleich 29 davon im Arbeiter- und Bauernstaat.

Interessant war die Standortsuche: Man schlug die Villa Liegnitz Am Grünen Gitter vor, dann das ehemalige Kino Schopenhauerstraße, das später zum Standort für das Kabarett wurde. Oberbürgermeister Walter Paul wollte sogar das Stadtschloss in ein Kinderhaus verwandeln, scheiterte aber am kraftvollen Veto der FDJ. So wählte man den südlichsten Zipfel am Neuen Garten. Zuvor wurde die gesamte Anlage von der Sowjetarmee noch als Kultur- und Erholungspark genutzt.

Man plante das neue Pionierhaus großzügig. Der Innenbereich sollte die Schwerpunkte Kultur und Sport funktional erfassen, die „Ideologie“ im Pionier- und Traditionszimmer nahm dann tatsächlich den geringsten Platz weg. Bibliothek, Theater, Kabarett, Tanz, Zeichnen, Singen, Funken, Schreiben, Forschen und die Talentförderung standen im Vordergrund. Auch außen hatte man kühne Pläne: Nach Abriss der Gotischen Bibliothek sollten eine Schwimm- und Regattastrecke nebst Bootsschuppen in den Heiligen See hineingebaut werden, „Märcheninsel“ inklusive.

Dieses Pionierhaus hat ungezählten Kindern eine gediegene und kostenlose Freizeitbetätigung verschafft, doch blieb es dabei immer auch ein Ort der Ideologie.

 

Walter Funkat

Geb. 1906 in Hannover, gest. 2006 in Halle

Funkat studierte von 1924 bis 1926 an der Staatlichen Kunst- und Gewerbeschule in Königsberg und dann bis 1927 Grafik an der dortigen Kunstakademie. Anschließend studierte er bis 1930 am Bauhaus Dessau unter anderem bei den Meistern Josef Albers, Herbert Bayer, Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Oskar Schlemmer und Joost Schmidt. Von 1940 bis 1945 leistete er Kriegsdienst und geriet als Soldat in Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ging er nach Halle und nahm 1946 die Lehrtätigkeit an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein auf. Er gründete eine Klasse für Gebrauchsgrafik, die er bis 1968 leitete. Bereits 1948 wurde er zum stellvertretenden Direktor der Hochschule berufen und 1950 zum Direktor. Von 1958 bis 1964 stand er der Burg Giebichenstein als erster Rektor vor. Anschließend war er bis 1971 als Direktor des Instituts für Werkkunst an der gleichen Bildungseinrichtung tätig und leitete 1970 bis 1983 die dortigen Weiterbildungskurse für Kunsthandwerker. Er war auch als Berater im Warenzeichenverband „expertic“ tätig.

Funkat war Mitglied der SED und von 1950 bis 1952 als Mitglied der Fraktion des Kulturbundes Abgeordneter des Landtags von Sachsen-Anhalt. Herausragend zu diesem Zeitpunkt sind besonders seine Plakate für die Burg Giebichenstein.


- 1966 Organisation der ersten zentralen Ausstellung des Kunsthandwerks der DDR in Erfurt.

- Fassadenentwurf für das Haus des Lehrers Halle

- 1970 Herausgabe des Buches "Kunsthandwerk der DDR"


1976 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Silber und 1981 in Gold.

Nach der politischen Wende in der DDR 1989 wirkte Walter Funkat wesentlich bei der Erhaltung und Erweiterung der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein mit. 1994 wurde ihm in Würdigung seiner Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der Hochschule der Titel eines Ehrensenators verliehen.

 

Max Gebhard (Grafiker)

Geb. 12. April 1906 in Triberg; gest. 23. April 1990 in Berlin

Max Gebhard machte nach dem Besuch der Volksschule in Hagen zunächst eine Lehre als Schaufensterdekorateur und besuchte danach die Malerfachschule. Von 1926 bis 1928 war er Schüler am Bauhaus Dessau mit den Schwerpunkten Typographie und Plakatgestaltung. Aus Hagen kamen auch Erna Mayweg, August Agatz, Albert Buske, Heinrich Brocksieper und Reinhard Hilker, Oberbürgermeister Alfred Finke besorgte für sie ein Stipendium der Hagener Privatwirtschaft. Dank seiner Vorkenntnisse konnte Gebhard rasch bei Formmeister Herbert Bayer in der Reklame-Werkstatt bei Auftragsarbeiten mitarbeiten. Mit Kurt Stolp und Walter Funkat gestaltete er Bauhaus-Drucksachen. In der Plastischen Werkstatt bei Joost Schmidt waren August Agatz und Franz Ehrlich seine Mitschüler. Gleich zu Beginn schloss er sich der Roten Studentengruppe am Bauhaus an und trat 1927 der KPD bei.

Ab 1929 war Gebhard freischaffender Grafiker in Berlin und arbeitete bei László Moholy-Nagy an Bühnenausstattungen für die Kroll-Oper und Inszenierungen von Erwin Piscator. Er wurde Mitglied in der Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ASSO) und arbeitete für die Agitprop-Abteilung des Zentralkomitees der KPD, die ihm Arbeitsmöglichkeiten im Karl-Liebknecht-Haus stellte. Bei der Arbeiter Illustrierten Zeitung (AIZ) kam er in Kontakt zu John Heartfield.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten arbeitete er politisch in der Illegalität, er entwarf Drucke und beteiligte sich an deren Verbreitung, nach 1939 gehörte er zu einem Kreis um den Architekten Selman Selmanagić. Er konnte bei Herbert Bayer im Studio Dorland, welches nun Parteiaufträge für die NS-Propaganda ausführte, beruflich unterkommen, bis Bayer 1938 emigrierte. 1939 wurde Gebhard als technischer Zeichner zur Arbeit in einem Konstruktionsbüro dienstverpflichtet. Sein Œuvre wurde durch Kriegseinwirkungen vernichtet.

Nach Kriegsende holte Max Keilson ihn 1946 als Ressortleiter und Pressezeichner zur SED-Zeitung Vorwärts, Vorgänger der Zeitung Neues Deutschland. Nach einem Zwischenspiel als Formgestalter bei Mart Stam am Institut für industrielle Formgestaltung von 1952-1953 war er zehn Jahre bis zu seiner Pensionierung als Grafiker und Atelierleiter beim Dietz-Verlag in Ost-Berlin beschäftigt. Dort gestaltete er Buchumschläge, deren Typographie und Frontispize für das Verlagsprogramm im Spektrum zwischen Louis Aragon, Martin Andersen Nexö, Ernst Thälmann, Mao Zedong und anderen Größen des Kommunismus in den politischen Konjunkturen des Stalinismus und der Entstalinisierung der Fünfziger Jahre liegen.

Im Alter konnte Gebhard sich nochmals seinen künstlerischen Interessen widmen. Seit 1953 war er mit der Illustratorin Regina Gebhard verheiratet.

 

Siegfried (Werner) Giesenschlag

Geb. 1906 in Hermsdorf, gest. 1973

Am Bauhaus von 1927-1931, Abschluss mit Bauhaus-Diplom.

In der DDR als Architekt tätig

 

Otto Haesler

Geb. 13. Juni 1880 in München; gest. 2. April 1962 in Wilhelmshorst bei Potsdam,

 deutscher Architekt. Er gilt wie z. B. Bruno Taut, Ernst May und Walter Gropius als bedeutender Vertreter des Neuen Bauens in der Weimarer Republik, der vor allem im Wohnungsbau Impulse setzte.

Von 1898 bis 1902 besuchte Otto Haesler die Baugewerkschulen in Augsburg und Würzburg. Während der Semesterferien arbeitete er als Bauzeichner beim Stadtbauamt in Passau. 1902 begann Otto Haesler eine Maurerlehre in Frankfurt am Main. 1903 wurde er im Büro von Ludwig Bernoully in Frankfurt am Main angestellt. Sein Arbeitsgebiet war der Um- und Neubau von Geschäftshäusern. 1906 nahm Otto Haesler seine Tätigkeit als selbstständiger Architekt in Celle auf. 1908 bildete er eine Bürogemeinschaft mit dem Architekten Karl Dreher. 1914 bewarb er sich erfolglos für das Amt des Bürgervorstehers. Von 1915 bis zu seiner Verwundung 1917 nahm er am Ersten Weltkrieg teil.

1918 begann er die planerischen Tätigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Entwurf für Kleinwohnungshäuser „Auf der Heese“ (Carstensstraße). Dabei griff Haesler offensichtlich auf schon bestehende Planungen der Vorkriegszeit zurück, wie ein Aquarell seines im Jahre 1916 gefallenen Büropartners Karl Dreher zeigt. Die 32 Reihenhäuser besaßen ein ausgebautes Satteldach und eine Wohnküche, deutliche Indizien für eine vormoderne Bauweise. Bei weiteren Einzelbauten wie der heute als Tagungscenter Stadt + Raum genutzten Schule im Dorf Bannetze griff er auf ein bekanntes Gestaltungsrepertoire zurück und baute mit einem Krüppelwalmdach.

Neues Bauen

Haesler war ein Verfechter des sozialen Wohnungsbaus, der vielen Mietern einen bezahlbaren, aber auch verbesserten Wohnraum ermöglichte. Durch seine Typisierung bei der Grundrissaufteilung und die neuartige Stahlskelettbauweise wollte er sowohl Kosten einsparen als auch eine verbesserte Wohnform schaffen. So zeichnen sich seine Grundrisse zum einen durch die Orientierung am Sonnenstand und zum anderen durch die Ersetzung des Flures durch einen Wohnraum mit Nachmittagssonne aus, von dem die Schlafräume abgehen.

Er rationalisierte und industrialisierte das moderne Bauen. Otto Haesler setzte in Celle mit der Siedlung Georgsgarten als Erster die industriell gefertigte Zeilenbauweise ein. In Celle lässt sich eine Entwicklung Haeslers im Speziellen und der Moderne allgemein anhand dreier Siedlungen nachvollziehen:

Mit der Siedlung Italienischer Garten (1924/25) griff Haesler Anregungen eines Besuchs bei Bruno Taut in Magdeburg auf. Die moderne Formensprache machte Haesler national bekannt: „Schon bald nach seiner Fertigstellung galt der Italienische Garten als die erste Wohnsiedlung des Neuen Bauens in Deutschland.“ Hier entwickelte Haesler allerdings keine interessanten Grundrisslösungen und wurde den an ihn gestellten wirtschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht.

Mit der Siedlung Georgsgarten (1926/27) gelang Haesler eine „städtebauliche Premiere“: Die Anwendung des von Ludwig Hilberseimer entwickelten ‚Kabinengrundrisses‘ führte ihn zu einem offenen Zeilenbau. Dabei verarbeitete er damals aktuelle ästhetische Anregungen, wie sie zum Beispiel die Balkone zeigen, die offenbar von denen des von Gropius entworfenen Wohnheims des Dessauer Bauhauses beeinflusst sind. Außerdem kommt hier erstmals Haeslers Markenzeichen zum Einsatz, das dreiseitig verglaste Treppenhaus. Das Kabinensystem wurde auch in der Kasseler Rothenberg-Siedlung angewandt, die er dort zusammen mit Karl Völker baute.

Erst mit der Siedlung Blumläger Feld (1930/31) konnten die geplanten Mieten verwirklicht werden. Eine Besonderheit dieser Siedlung ist, dass jeder Wohnung jeweils ein Mietergarten zugeordnet ist, der unmittelbar von den ‚Lauben‘ im Erdgeschoss aus betreten werden kann. Die Anlage der Gärten „verleiht der Siedlung den Charakter einer Gartenstadt.“ Von der Siedlung ist nach einer mit einem Teilabriss verbundenen Sanierung im Jahre 2003 nur noch der zweite Bauabschnitt vollständig erhalten. Der gesamte zweite Bauabschnitt der Siedlung Blumläger Feld ist nach Angaben der städtische Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer wegen Korrosion des Stahlgerüstes gefährdet und es droht der Abriss. 2018 mussten alle Mieter ihre Wohnungen räumen.

Mitgliedschaften und öffentliche Ämter

1925 wurde Haesler als Mitglied in den Deutschen Werkbund berufen und 1926 trat er der Architektenvereinigung Der Ring bei. 1927 wurde er in die Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen (RfG) aufgenommen. 1930 wurde Otto Haesler sachverständiger Berater im Vorstand der RfG. Er wurde für die Nachfolge von Ernst May als Stadtbaurat von Frankfurt am Main und von Otto Bartning als Leiter der Staatlichen Bauhochschule in Weimar vorgeschlagen. 1932 trat er aus dem Bund Deutscher Architekten aus und gründete 1932 die „heimtyp ag“ (Typisierte Eigenheime). Von 1909 bis 1931 war er Mitglied der Celler Freimaurerloge Zum hellleuchtenden Stern.

Heftig von den Nationalsozialisten angegriffen, ging er 1934 in die innere Emigration. Er löste sein Büro in Celle auf, zog nach Eutin (Schleswig-Holstein) und baute dort Häuser in dem für Norddeutschland typischen Backstein mit formalen Elementen, die weiterhin auch moderne Lösungen aufgreifen. Während des Zweiten Weltkriegs bekleidete er jedoch hohe Posten, von 1942 bis 1945 war er stellvertretender Stadtbaurat in den besetzten Städten Łódź und Lemberg. 1943 war er beteiligt an den Vorplanungen zum Wiederaufbau der zerstörten Stadt Sewastopol.

Nach dem Krieg leitete Haesler die Wiederaufbauplanung für die Altstadt von Rathenow und siedelte im Jahre 1946 in die sowjetisch besetzte Zone über. 1950 wurde er zum Professor für sozialen Wohnungsbau ernannt. 1951 wurde er als Professor an die Deutsche Bauakademie berufen und war Leiter der Abteilung Mechanisierung und Industrialisierung. Otto Haesler zog 1953 von Rathenow nach Wilhelmshorst bei Potsdam um. 1958 heiratete er seine langjährige Haushälterin Erna Heer.

Hauptwerke

  • 1924: Siedlung Italienischer Garten in Celle

  • 1925/26: Siedlung Georgsgarten in Celle

  • 1926–1928: Volksschule (Altstädter Schule) und Rektor-Wohnhaus in Celle

  • 1928: Wohnhausgruppe Waack in Celle

  • 1928/29: Bauten in der Siedlung Dammerstock in Karlsruhe

  • 1928–1931: Siedlung am Friedrich-Ebert-Ring in Rathenow

  • 1929–1931: Siedlung Rothenberg in Kassel

  • 1930/31: Siedlung Blumläger Feld in Celle

  • 1930/31: Direktorenwohnhaus in Celle

  • 1930–1932: Marie-von-Boschan-Aschrott-Altersheim in Kassel

  • diverse Bauten in Rathenow (1946–1953)

 

Gustav Hassenpflug

Geb. 12. April 1907 in Düsseldorf; gest. 22. Juli 1977 in München; deutscher Architekt, Designer und Hochschullehrer.

Hassenpflug lernte zunächst den Beruf des Tischlers und legte 1925 seine Gesellenprüfung ab. Anschließend arbeitete er in den Altenberger Werkstätten, bevor er von 1927 bis 1928 am Bauhaus in Dessau zunächst Möbelentwurf und industrielle Formgebung, später Architektur und Städtebau studierte. Ab 1928 arbeitete er für Marcel Breuer, Fred Forbát und Walter Gropius in Berlin. Er schloss sich der Gruppe von Ernst May an und lebte von 1931 bis 1933 in der Sowjetunion, wo er mit stadtplanerischen Projekten betraut war.

Während des Nationalsozialismus arbeitete Hassenpflug als selbständiger Architekt, entwarf aber auch zusammen mit Ernst Neufert und Egon Eiermann zum Beispiel einige Krankenhausbauten.

Nach dem Krieg wurde er von Ferdinand Sauerbruch mit der Wiederinstandsetzung der Charité in Berlin beauftragt. 1946 errichtete der Magistrat der Stadt Berlin das Sozialdezernat Krankenhausplanung unter Leitung des Mediziners Paul Volgler und von Gustav Hassenpflug. Von seinem Büro in der Charité aus koordinierte Hassenpflug die Kontaktaufnahme zu den in Berlin lebenden Bauhäuslern.

Pläne zur Neugründung des Bauhauses in Berlin und in Dessau scheiterten. Wie auch andere Bauhäusler verband Hassenpflug große Hoffnungen mit der Wiedergründung der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar, deren Ruf auf die Professur für Städtebau er 1946 annahm. 1948 wurde seinem Seminar die Staatliche Beratungsstelle für Städtebau in Thüringen angeschlossen.

Hassenpflugs „Baukastenmöbel“, die er in Weimar entwickelte und die in Thüringen gefertigt wurden, fanden in allen Besatzungszonen große Beachtung. „Eine Ergänzung der Wohnungseinrichtung durch späteren Hinzukauf ist jederzeit möglich“, hieß es in einem Prospekt, „die Möbel sind aus Edelholz gefertigt und trotz ihrer einfachen Formen hervorragende Qualitätsarbeit.“ 1951 schrieb der Spiegel über die Baukastenmöbel: „Sie sind die Krone der Einfachheit und Zweigmäßigkeit: Möbel im DIN-Format, praktisch, zweckmäßig in jeder Hinsicht, in einer zeitlosen Form.“ Serien wie die Baukastenmöbel waren auf die Grundrisse der Kleinstwohnungen des sozialen Wohnungsbaus zugeschnitten. Möbelkäufer suchten damals allerdings eher nach großen repräsentativen Möbelstücken, berichtete der Spiegel.

1950 wechselte Hassenpflug nach Hamburg, wo er Direktor der Landeskunstschule wurde. Er formte sie zur Hochschule für Bildende Künste Hamburg um, aktualisierte dabei Prinzipien des Bauhauses. Hassenpflug veröffentlichte Bücher zur Geschichte der Landeskunstschule und zu den damals Werkkunstschulen genannten Ausbildungsstätten für Design in Deutschland. In Hamburg entstanden innenarchitektonische Entwürfe. Weil er sich mehr der Architektur zuwenden wollte, übernahm er 1956 die Professur für Bauen und Entwerfen an der Technischen Hochschule München. Zu den wichtigsten Bauten gehörte das 16-geschossige Wohnhochhaus im Berliner Hansaviertel, das 1957 während der Interbau entstand. Zum Spätwerk gehören zahlreiche Wettbewerbsbeiträge für Krankenhäuser und Universitätsinstitute. 1966 zog Hassenpflug in dem Buch Scheibe, Punkt und Hügel eine kritische Bilanz der Nachkriegsarchitektur. 1977 wurde er emeritiert. Hassenpflugs Entwurfsarbeit und Lehrtätigkeit war stets offen für die Zusammenarbeit mit Künstlern, Medizinern und Soziologen. Das macht ihn auch heute noch zu einer beachtenswerten Figur der deutschen Architektur- und Designgeschichte.

 

Karl Hermann Haupt

Geb. 1904 in Halle a. d. Saale; gest. 1983 in Berlin; deutscher Maler, Grafiker, Fotograf und Designer.

Haupt besuchte nach dem Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule in Halle von 1923 bis 1924 am Bauhaus Kurse u. a. bei Josef Albers und László Moholy-Nagy sowie bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Walter Gropius.

Danach war er Meisterschüler an der Burg Giebichenstein und Teilnehmer der Theaterklasse sowie als Maler in der Textilindustrie Krefeld tätig. 1931–1934 folgte die Weiterbildung bei Johannes Itten an der Höheren Fachschule für Textile Flächenkunst in Krefeld, wo er daraufhin bis 1938 als Musterzeichner bei den Vereinigten Seidenwebereien beschäftigt war.

Nach 1946 war Karl Hermann Haupt Lehrbeauftragter an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee sowie Grafiker und Fotograf an der Akademie der Wissenschaften. Er ist mit Werken in Museen im In- und Ausland vertreten. Ebenfalls erfolgt ist eine Mitarbeit in der Landesregierung Sachsen-Anhalt.

Literatur

  • Karl Hermann Haupt in: Bauhaus-Archiv, Assorted papers relating to Bauhaus designers, 1919-1984, Berlin 1988

  • Karl Hermann Haupt in: Bauhaus-Archiv, Punkt Linie Fläche;Druckgraphik am bauhaus, Berlin 1999

  • Karl Hermann Haupt in: Bauhaus student work, 1919-1933, Archivarische Materialien

  • Haupt, Karl Hermann, Übung zur Flächengliederung, 1925 in: Fachhochschule Münster / Fachbereich 5 (Architektur), Die Bauhaus-Vorkurse von Johannes Itten, Josef Albers und László Moholy-Nagy

  • Karl Hermann Haupt in: Oliver Zybok, Wolfgang Thöner (Hrsg.), Bauhaus. Die Kunst der Schüler. Werke aus der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau

 

Albert Hennig

Albert Hennig (* 7. Dezember 1907 in Leipzig; † 14. August 1998 in Zwickau) war ein deutscher Künstler aus der Bauhaus-Tradition. Er wird der Gruppe Die verschollene Generation zugerechnet.

Albert Hennig wurde 1907 in eine Arbeiterfamilie geboren und wuchs im Leipziger Stadtteil Kleinzschocher auf. Er lernte Betonbauer und trat 1923 der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und 1928 der SPD bei. 1929 arbeitslos geworden, begann er autodidaktisch mit einer Zeiss Ikonta 6 × 9 cm zu fotografieren. Er bewarb sich mit einer Reihe Aufnahmen beim Bauhaus in Dessau und wurde 1932 angenommen. Die Fotografien stehen in Motivik und Stil der sozialdokumentarischen Arbeiterfotografenbewegung der Weimarer Republik nahe, zu der Hennig in Leipzig auch aktiven Kontakt pflegte.

Seine Lehrer in Dessau und nach der Schließung durch die neugewählte reaktionäre Regierung Anhalts Mitte 1932 in Berlin waren: Josef Albers (Vorkurs), Walter Peterhans (Fotografie), Hinnerk Scheper, Joost Schmidt, Ludwig Mies van der Rohe, Wassily Kandinsky und Paul Klee.

Seine Fotoserie „Kinder der Straße“ im Auftrag der sozialdemokratischen Kinderfreundebewegung wurde 1933 bei der Besetzung des SPD-Büros in Leipzig von den Nationalsozialisten zerstört. Er selbst wurde ab 1934 bis 1945 als Bauarbeiter dienstverpflichtet. Nach dem Krieg wurde er Gründungsmitglied der Gruppe „Bildender Künstler“ im Kulturbund Zwickau. 1952 auf Grund von Differenzen mit der DDR-Kulturpolitik wurde er notgedrungen bis 1972 wieder Betonbauer. Danach widmete er sich ausschließlich der Malerei.

Die Erbengemeinschaft übergab 2008 den umfangreichen wie außergewöhnlichen künstlerischen Nachlass von Albert Hennig, bestehend aus 140 Zeichnungen, 2100 Skizzen und 20 Skizzenbüchern sowie ca. 180 Aquarellen, 70 Pastellen und Monotypien, aber auch Holzschnitte auf Papier und Stoff in vielen Varianten und Abzügen an die Kunstsammlungen Zwickau. Ein Konvolut an Archivalien, Fotos, Katalogen, Zeitschriften, Einladungskarten, Rezensionen und wichtigen Dokumenten, wie Vorlesungsmitschriften und Zeugnissen aus der Bauhaus-Zeit Hennigs von 1932 bis 1933 und Briefe der Künstlerfreunde, zum Beispiel von seinem Bauhaus-Kommilitonen Carl Marx oder des Gersdorfer Malers Heinz Tetzner, ergänzen die Arbeiten aus dem Nachlass. Damit haben die Zwickauer Kunstsammlungen umfangreiches Material dieser bedeutenden Zwickauer Künstlerpersönlichkeit erhalten können. Auf der Westempore der Kunstsammlungen wird ab 2009, dem „Jahr der Graphik“, in wechselnden Ausstellungen das Werk von Albert Hennig vorgestellt.

Ein Teil des fotografischen Nachlasses des Künstlers, der aus Fotografien (vor allem die originalen Vintage-Prints), Rollfilm- und Glasplattennegativen sowie weiteren seltenen Negativen aus der Bauhaus-Zeit besteht, konnte bereits durch die Förderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen erworben werden.

 

Hermann Henselmann

Geb. 3. Februar 1905 in Roßla; gest. 19. Januar 1995 in Berlin war ein deutscher Architekt. Sein Wirken prägte Architektur und Städtebau in der DDR der 1950er und 1960er Jahre. Er war u. a. Chefarchitekt des Ost-Berliner Magistrats.

Besonders bekannt ist Henselmann für seine sozialistisch-neoklassizistischen Bauten der 1950er Jahre nach den „16 Grundsätzen des Städtebaus“ (u. a. Frankfurter Tor/Strausberger Platz Berlin), die Idee für den Berliner Fernsehturm sowie für seine als Bildzeichen fungierenden Uni-Hochhäuser in Leipzig und Jena.

Leben

Hermann Henselmann studierte nach einer Schreinerlehre an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Berlin, fand Arbeit in Architekturbüros und erhielt 1930 seinen ersten eigenständigen Auftrag. Die von ihm in den 1930er Jahren entworfenen Villen und Einfamilienhäuser sind Beispiele einer konsequenten Moderne. Nachdem er wegen jüdischer Vorfahren Schwierigkeiten mit den regierenden Nationalsozialisten bekam, musste er sein eigenes Büro aufgeben und wurde angestellter Architekt. Er lebte in den 30er Jahren einige Zeit mit seiner Familie in Wilhelmshorst bei Berlin.

Nach Kriegsende wurde Henselmann zuerst Stadtbaurat in Gotha und von 1946 an Direktor an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, wo er auch mit der Neugründung des Bauhauses beauftragt wurde, die dann nicht erfolgen konnte. Ab 1949 Abteilungsleiter am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin. Hier revidierte Henselmann Anfang der 1950er seine „modernistische“ Architekturauffassung und übernahm die Vorstellungen des Sozialistischen Realismus. Sein architektonischer Erfolg insbesondere im Zusammenhang mit dem Projekt Stalinallee führte 1953 zur Ernennung zum Chefarchitekten beim Magistrat von Groß-Berlin (bis 1959). Als eines seiner Hauptwerke gilt das von 1961 bis 1964 errichtete Ensemble aus dem zwölfgeschossigen Haus des Lehrers und dem Kuppelbau der Kongresshalle am Alexanderplatz. Danach leitete er unterschiedliche Entwurfsbrigaden und von 1964 bis 1967 das Institut für Typenprojektierung (VEB), an dem er sich der industriell ausgerichteten Massenproduktion in der Wohnbebauung zuwandte. Bis 1972 war er stellvertretender Direktor des Instituts für Städtebau und Architektur der Bauakademie. 1972 wurde Hermann Henselmann pensioniert. Bis 1960 wohnte er mit Frau und acht Kindern in der 6. Etage des „Kinderkaufhauses“ am Strausberger Platz in Berlin.

Er ist auf dem Waldfriedhof Zehlendorf ( Ehrengrab der Stadt Berlin) beerdigt.

Bauwerke

  • 1929–1931: (in Zusammenarbeit mit Alexander Ferenczy) Villa Kenwin in La Tour-de-Peilz, Kanton Waadt, Schweiz

  • 1930: Wettbewerbsentwurf für ein Theater in Charkow, Sowjetunion

  • 1931–1932: Wohnhaus Heinecke, Kleinmachnow (bei Berlin)

  • 1933: Wohnhaus Stengl, Kleinmachnow

  • 1934: Wohnhaus Ihring, Kleinmachnow

  • 1934–1935: Wohnhaus vom Hoff, Auf der Weinmeisterhöhe, Berlin-Gatow (Gartengestaltung Hermann Mattern)

  • 1936: Wettbewerbsentwurf für eine „höhere Knabenschule“ in Berlin-Zehlendorf

  • 1938–1940: (in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Wohnbauten für die Treuhandstelle der Berliner und Schlesischen Wohnungsunternehmen GmbH

  • 1941–1942: (in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Bauernhöfe für „Volksdeutsche“ in Balzweiler, Kreis Hohensalza, Wartheland (heute Balczewo bei Inowroclaw, Polen)

  • 1943–1945: (im Büro Godber Nissen) Bauten der „Avia-Flugzeugfabriken“ in Prag

  • 1945: Entwurf der Neubauernsiedlung Großfurra-Neuheide mit 30 Wohn-Stall-Häusern vom Typ „Thüringen“ (erste Neubauernsiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland)

  • 1946: Entwurf für zwei Kleinhäuser für Vorlesungen an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar

  • 1947: Entwurf für ein Kulturhaus der DEFA (Typenserie), Entwurf für einen Arbeiterklub der Kammgarnspinnerei Niederschmalkalden, Entwurf der Wohnsiedlung Maxhütte in Unterwellenborn, Entwurf für die Zentralschule in Tambach-Dietharz

  • 1948: Wettbewerbsentwurf zum Wiederaufbau der Volksbühne in Berlin

  • 1949: Entwürfe so genannter MAS-Kulturhäuser (Maschinen-Ausleihstation), Entwurfsstudie für ein Kulturhaus der Buna-Werke

  • 1950: Erweiterungsbauten der Jugendhochschule Wilhelm Pieck am Bogensee

  • 1950: Entwurf für ein Kulturhaus auf dem Lande

  • 1951: Berlin, Hochhaus an der Weberwiese, Berlin-Friedrichshain

  • 1952–1954:Wohnbebauung Strausberger Platz, Berlin-Friedrichshain

  • 1953–1956:Wohnbebauung Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain

  • 1955: Gasthaus Zenner im Treptower Park, Berlin-Alt-Treptow

  • 1958: Turm der Signale, Studie (Vorlage für den Berliner Fernsehturm, 1969)

  • 1961–1964: Haus des Lehrers, Berlin-Mitte

  • 1968–1970: Leninplatz, Berlin-Friedrichshain (seit 1992 Platz der Vereinten Nationen)

  • 1968: Hochhaus der Karl-Marx-Universität, Leipzig

  • 1969: Hochhaus der Universität Jena

 

Johannes Karl Herrmann


die Avantgardekunstschule in Geb. 31. März 1893 in Wernshausen (LK Schmalkalden-Meiningen); gest. 1962; gehörte zu den Bauhauskünstlern der ersten Stunde, die gemeinsam mit GropiusWeimar aufbauten.

Herrmann, der ausgebildeter Steinmetz war und an der Großherzoglichen Kunsthochschule in Weimar Bildhauerei studiert hatte, trat nach dem Ersten Weltkrieg am Bauhaus mit ungegenständlichen, dynamisch-expressiven Gipsplastiken hervor, von denen sich Johannes Itten bei seiner Würfelplastik inspirieren ließ. Ebenso finden sich Einflüsse Herrmanns beim Märzgefallenendenkmal von Gropius.

Entscheidende Fragen der Moderne wie die nach dem Verhältnis von Kunst und Leben beantworteten Herrmann und seine Frau, die Künstlerin Doris Herrmann, geb. von Mohl (1894–1959), auf eine eigene, konsequente Art die dabei lebensreformerische und wohl auch sozialutopische Prinzipien verfolgte.

Bis 1921 beteiligte sich Herrmann an vier Ausstellungen in Herwarth Waldens Sturm-Galerie in Berlin. In diesem Jahr schuf er auch Holzschnitte, bei denen konstruktivistische und De-Stijl-Einflüsse zu erkennen sind.

Mitte der zwanziger Jahre gab er die abstrakten Experimente wieder auf, da ihm ihre gesellschaftliche Relevanz nicht mehr gegeben schien. Danach widmete er sich bis zu seinem Tode verhalten expressiven Landschaftsaquarellen.


Ausstellungen

  • 2015: Förderverein für Stadtgeschichte e.V. Neustadt an der Orla, Das Künstlerpaar Doris und Johannes Karl Herrmann

  • 2017–2018: Heinrich Neuy Bauhaus Museum. Der Bauhäusler Johannes Karl Herrmann, Aufbruch in die Moderne

Literatur

  • Brigitta Milde: Vom Bauhaus nach Arnshaugk

  • Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 72, Berlin u. a. 2012

  • Rainer Stamm: Karl Peter Röhl und Johannes Karl Herrmann. Zwei ‘Bauhäusler’ der ersten Stunde. In: Weltkunst, 67. Jg., H. 9 v. 1. Mai 1997

  • Rainer Stamm: Im Zeichen des Aufbruchs. Eine Erinnerung an Johannes Molzahn und Johannes Karl Herrmann. In: neue bildende kunst, Berlin, H. 3/1993

  • Rainer Stamm: Unbekannte frühe Bauhausgraphik auf Bucheinbänden. Zum hundertsten Geburtstag von Johannes Karl Herrmann (1893–1962). In: Aus dem Antiquariat, H. 4/1993


 
Ludmilla Herzenstein

geb. 24.3.1906 St. Petersburg - gest.4.8.1994 Berlin, begraben in Berlin


Ludmilla Herzenstein schreibt sich am 21.10.1926 an der TH Charlottenburg für Architektur ein und legt nach sechs Semestern das Vordiplom ab.

Bei Heinrich Tessenow studiert Herzenstein vermutlich ab 1930. Arbeiten aus ihrer Studienzeit sind bisher ebenso wenig bekannt wie das Thema ihrer Diplomarbeit. Da sie als ‘Werkstudentin’ ihr Studium mehrfach unterbricht, absolviert sie die Diplomhauptprüfung erst um 1933.

Ab 1935 arbeitet sie für die Firma Fiedler in Berlin, wechselt im Oktober 1935 ins Stadtplanungsamt nach Rostock.

Ab Januar 1939 arbeitet sie im Büro Hopp und Lucas in Königsberg. 1940 zieht sie ins west-

preußische Kleinstädtchen Konitz, wo sie im Büro des Architekten E. Loos landwirtschaftliche Bauten bearbeitet.

Direkt nach Neugründung der Magistratsabteilungen tritt sie am 11.6.45 in den Arbeitsstab unter Leitung von Hans Scharoun ein, dem u.a. auch Luise Seitz-Zauleck angehört. In Vorbereitung auf die Ausstellung „Berlin plant“ im Weißen Saal des Stadtschlosses 1946 analysiert Herzenstein die Bevölkerungsentwicklung Berlins und entwickelt entsprechende Diagramme. Als Referentin für Statistik im Hauptamt für Stadtplanung veröffentlicht sie Ende der vierziger Jahre Studien zum Verhältnis von Bevölkerungsentwicklung und Stadtplanung in verschiedenen Fachzeitschriften.

Sie entwirft ‘Wohnzellen’, funktionalistischeWohngebietseinheiten für 5000 Einwohner.

Ludmilla Herzenstein wird jedoch auch erneut als entwerfende Architektin tätig: Zumindest die Idee, sowie die Vorstudien zu den - zumeist Scharoun zugeschriebenen - Laubenganghäusern, die 1949 an der Stalinallee errichtet werden, stammen von ihr. Umittelbar nach ihrer Fertigstellung geraten diese Gebäude in die Schusslinie einer Baupolitik, die nach repräsentativen Insignien für die Arbeiterklasse sucht. Von einer Exkursion in die SU zurückgekehrt, tritt Walter Ulbricht persönlich für die den Abriss ein, da dieser „‘Baukastenstil´ für die Werktätigen nicht mehr in Frage kommen darf”. Schlussendlich bleiben die Laubenganghäuser stehen und werden durch ‘Großgrün’ zum Straßenraum kaschiert.

Für einen Weihnachtsbasar verfasst und illustriert sie 1945 „Das neugierige Entlein“. Zunächst auf Matrize vervielfältigt, wird es 1950 in modifizierter Form vom Kinderbuchverlag aufgelegt.

Auch nach 1945 bleibt Herzenstein staatenlos. Sie wird 1953 in den BDA aufgenommen und 1958 in Berlin-Weissensee Leiterin der Stadtplanung. 1964 wird sie dort zur Stadtbezirksarchitektin ernannt.

Ab den fünfziger Jahren wird sie mehrfach ausgezeichnet, darunter 1962 mit der Schinkel-Plakette des BDA. Ihr räumlich reizvollstes architektonisches Projekt, und das letzte bisher bekannte ist das „Milchhäuschen am Weissen See“, das 1967 fertiggestellt wird. Ludmilla Herzenstein tritt Anfang der siebziger Jahre in den Ruhestand. Sie starb 1994 in Berlin.

 

Herbert Hirche

Geb. 20. Mai 1910 in Görlitz; gest. 28. Januar 2002 in Heidelberg) war ein deutscher Architekt, Innenarchitekt, Möbel- und Produktdesigner sowie Hochschullehrer und -rektor.

Nach einer Tischlerlehre und Wanderschaft in den Jahren 1924 bis 1929 studierte Herbert Hirche von 1930 bis 1933 am Bauhaus in Dessau und in Berlin. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Wassily Kandinsky und Ludwig Mies van der Rohe, bei dem er von 1934 bis 1938 in dessen Büro in Berlin als Mitarbeiter tätig war.

Von 1939 bis 1945 arbeitete Hirche für Egon Eiermann, nach 1945 für Hans Scharoun.

Von 1945 bis 1948 war er Hauptreferent beim Planungsamt für den Wiederaufbau der Stadt Berlin. 1947 Mitarbeit an erster komplexer Innengestaltung (Tische, Schichtholzstühle) mit Selmanagic für die Parteihochschule Kleinmachnow. Im Jahr 1948 wurde er zum Professor für Angewandte Kunst an die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee berufen, die er 1950 wegen der „Formalismusdebatte“ zum Bau der Stalinallee kündigte.

Hirche war seit 1950 Mitglied des Deutschen Werkbundes und seit 1959 des Verbandes Deutscher Industrie Designer, dessen Präsident er von 1960 bis 1970 war und der ihn anschließend „in Anerkennung seiner Verdienste, seines Engagements für den Berufsstand und das Berufsbild der Industrie-Designer in Deutschland zum Ehrenpräsidenten mit beratender Stimme“ wählte. 1951 bis 1952 konzipierte er als Mitarbeiter des Hochbauamtes Mannheim die Gründung einer Hochschule für Gestaltung; zudem bereitete er den Wettbewerb für das Nationaltheater Mannheim vor, an dem auf seine Initiative auch sein Lehrer Ludwig Mies van der Rohe teilnahm. 1952 wurde er in der Nachfolge des verstorbenen Architekten und Innenarchitekten Karl Wiehl (zeitgleich mit Herta-Maria Witzemann) auf eine Professur für Innenarchitektur und Möbelbau an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen, die er bis 1975 innehatte. Zwei Jahre, von 1969 bis 1971, war er Rektor der Akademie. Außerdem gehörte er dem Deutschen Rat für Formgebung seit 1961 an. Liberaler Gesinnung, modernen Kunstströmungen gegenüber aufgeschlossen, Rektor in einer hochschulpolitisch schwierigen Zeit, verlieh ihm 1977 die Stuttgarter Akademie die Ehrenmitgliedschaft. In seiner Laudatio bezeichnete ihn der damalige Rektor, Wolfgang Kermer, als "letzten Bauhäusler vom Weißenhof".

Er war stets auch als freischaffender Architekt, Designer und Ausstellungsgestalter tätig. Herbert Hirche hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Produkt- und Einrichtungsdesigns in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, wo er die Ideen und den Stil der Bauhaus-Lehre einbrachte. Er entwarf Möbel und anspruchsvolle Industrieprodukte.

„Wenn etwas selbstverständlich und schön ist, dann ist es ein gutes Design.“

Als die Firma Braun sich als designorientiertes Unternehmen zu platzieren begann, beauftragte sie neben Hans Gugelot auch Herbert Hirche. Die erarbeitete Designhaltung wurde später von Dieter Rams fortgeführt. Musikschränke von Braun, entworfen von Herbert Hirche, gehörten in den späten 1950er Jahren in jede moderne Villa, viele Architekten empfahlen diese Geräte zur Ausstattung ihrer Gebäude.

Hirches Werk wurde auch auf nationalen und internationalen Messen und Ausstellungen gezeigt. Dazu gehören unter anderem die Triennale Mailand 1957 und die Weltausstellung in Brüssel 1958. Im Jahr 1964 wurden Beispiele seiner Arbeiten auf der documenta III in Kassel in der Abteilung Industrial Design gezeigt.

Sowohl seine Architektur, als auch die von ihm gestalteten Möbel und Industrieprodukte zeichneten sich durch Funktionalität und harmonische Proportionen auf der Basis meist kubischer Grundformen aus. Er entwickelte zerlegbare Wohnmöbel- und Büroeinrichtungssysteme, die von den Käufern selbst montiert werden konnten. Sein Nachlass wird im Werkbundarchiv – Museum der Dinge Berlin bewahrt.

 

Hubert Hoffmann


Geboren am 23. März 1904 in Berlin-Zehlendorf, gest. 25. September 1999 in Graz, verbrachte seine ersten Lebensjahre auf dem Monte Verità bei Ascona, wo der Vater als Architekt tätig war. Die Schule besuchte er in Hannover, anschließend absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre in Ostfriesland. Danach studierte Hoffmann an der Bauschule, der Kunstgewerbeschule und der Technischen Hochschule in Hannover, für ein Jahr auch an der Münchner Kunstakademie.

Erst am Bauhaus Dessau fand er 1926 die ideale Ausbildungsstätte. Er schrieb sich unter Nr. 124 für das Wintersemester 1926–1927 ein und durfte gleich zu Beginn die Fertigstellung des Bauhausgebäudes miterleben. Zu seinen Lehrern zählten bis 1929 u.a. Walter Gropius, Paul Klee, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer, später auch Hannes Meyer, Joost Schmidt und Alfred Arndt. Er war an verschiedenen Projekten zur Erweiterung der Siedlung Törten beteiligt und arbeitete in der Reklameabteilung mit.

Nach dem Studium war Hubert Hoffmann zwischen 1929 und 1932 u.a. im Büro von Fred Forbat und Marcel Breuer in Berlin tätig und richtete für eine Tischlerei mehr als 50 Lebensmittelläden nach einem Baukastensystem ein. Nebenbei war er als Hospitant weiter am Bauhaus und arbeitete mit Wilhelm Jacob Hess und Cornelius van der Linden an der „Analyse von Dessau“, die 1933 auf dem CIAM-Kongress vorgestellt wurde. Von 1934 bis 1936 war Hubert Hoffmann Assistent bei Prof. Müller am Institut für Kraftverkehr und Städtebau der TU Berlin, übernahm anschließend eine Stelle als Landesplaner in der Grenzmark Posen. Von 1938 bis 1939 war er für kurze Zeit als Stadtplaner in Potsdam tätig, wurde dann 1940 zur Wehrmacht eingezogen, für die er u.a. als Raumplaner in Litauen tätig war. Zum Kriegsende gerät er als Mitarbeiter der Akademie für Städtebau in der Nähe von Magdeburg für kurze Zeit in amerikanische Gefangenschaft.

Nach dem Krieg war Hubert Hoffmann für wenige Monate Stadtplaner in Magdeburg und ab Ende 1945 dann in Dessau. Unter dem wieder eingesetzten Oberbürgermeister Fritz Hesse arbeitete er an der Wiedereröffnung des Bauhauses und ordnete erste Sicherungsmaßnahmen für die z.T. schwer beschädigten Bauhausbauten an. Mit einer Gruppe ehemaliger Bauhäusler nahm er als „Planungsgemeinschaft Bauhaus” zwischen 1946 und 1948 an zahlreichen Wettbewerben teil. Vom Dessauer Bürgermeister Fritz Hesse wurde Hoffmann mit der Wiederbelebung des Bauhauses beauftragt. Letztlich scheiterte die Wiedereröffnung des Bauhauses als moderne Kunstschule jedoch an der Machtübernahme der SED, die das Bauhaus als zu elitär ansah. Er wurde denunziert und musste in den Westen fliehen.

Hubert Hoffman ließ sich in Westberlin nieder und arbeitete im Bauentwurfsamt. Ab 1953 war er als freier Architekt u.a. für Hans Scharoun und Walter Rossow tätig und beteiligte sich an den Planungen für das Hansaviertel in Berlin. Gemeinsam mit Wassily Luckhardt baute er 1957 das Haus Nr. 9 zur INTERBAU. 1959 folgte Hubert Hoffmann einer Berufung zum ordentlichen Professor und Leiter des Instituts für Städtebau und Entwerfen an die Technische Hochschule Graz (heute TU). Es entstanden zahlreiche Projekte in Österreich, vor allem in der Steiermark und in Vorarlberg. Hoffmann beteiligte sich aber auch an verschiedenen Wettbewerben in Deutschland. 1965 wurde er als Gastlehrer an die Auburn-University in Alabama/USA berufen. Im gleichen Jahr gewann er mit einem Team von Mitarbeitern den Wettbewerb für die Elektrotechnischen Institute der TU Graz, die von 1968 bis 1972 realisiert werden konnten.In den 1970er-Jahren war Hubert Hoffmann engagierter Berater von Bürgerinitiativen und oft selbst auch Initiator. Nach seiner Emeritierung 1975 arbeitete er gemeinsam mit seinem ehemaligen Schüler Arnold Werner als Architekt und Planer in St. Veit bei Graz. In jenen Jahren rückte das inzwischen schon historische Bauhaus stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und Hubert Hoffmann wurde zu einem der glühendsten Protagonisten. Unermüdlich und engagiert ließ er kaum eine Gelegenheit verstreichen, um sich öffentlich zu diesem Thema zu äußern. Nebenher war er ebenso unermüdlich und engagiert als Stadtplaner und Architekt tätig, arbeitete bis ins hohe Alter an zahlreichen Planungen und Bauten.

 

Hanns Hoffmann-Lederer

Hanns Hoffmann-Lederer (* 3. Februar 1899 in Jena; † 17. April 1970 in Esseratsweiler/Bodensee) war ein deutscher Bildhauer, Grafiker, Designer und Kunsthochschullehrer.

Nach dem Besuch der Oberschule in Jena absolvierte er eine Steinmetzlehre. Von 1919 bis 1924 war er Bauhausschüler in Weimar, seine Lehrer waren u. a. Walther Klemm, Walter Gropius und Oskar Schlemmer. Anne Hoormann sieht Indizien dafür, dass er die Impulse für seine künstlerische Arbeit und Pädagogik von Itten, Kandinsky und Klee bezog.

Von 1926 bis 1929 wurde er leitender künstlerischer Mitarbeiter der Stadt Magdeburg. Dort gestaltete er u. a. das Magdeburger Stadtwappen neu und war in dieser Zeit verantwortlich für die Gestaltung und Überwachung der plastischen, malerischen, grafischen und werbegrafischen Aufgaben sowie der städtischen Ausstellungen. Anschließend war er bis 1942 freier künstlerischer Mitarbeiter am Messe- und Ausstellungsamt Berlin. Danach siedelte er nach Posen um und wurde Lehrer an der Meisterschule für das gestaltende Handwerk.

Nach dem Krieg mit seiner Frau in Jena lebend war er bis 1950 Dozent und außerordentlicher Professor an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar, die er nach dem Vorbild des Bauhauses einrichtete. Klaus-Jürgen Winkler vermerkt dazu 1992: Die bedeuten[d]sten Elemente unmittelbarer Bauhausrezeption waren die Vorlehren Hoffmann-Lederers und Kelers, die beide in den wichtigsten Teilen an Ideen Ittens anschlossen. Hoffmann-Lederer vermittelt über vier Semester einen grundlegenden Form- und Gestaltungsunterricht als Basis für die spätere künstlerische Fachausbildung von Grafikern, Malern und Bildhauern. Winkler zitiert Hoffmann-Lederer selbst mit: „Beobachtung und Darstellung, Erforschung der abstrakten Grundgesetze in der Kunst, ebenso wie Deutung des Gegenständlichen, sind die grundlegenden Mittel…“ (1946). Als Lehrer unterrichtete er u. a. Gerhard Altenbourg, Gerhard Bondzin, Günther Brendel, Fritz Eisel oder Gottfried Schüler.

Schließlich gab er seine Tätigkeit dort auf, übersiedelte nach Westdeutschland und wurde Professor für das Fach Vorlehre an der Werkkunstschule in Darmstadt. Während dieser Zeit entwarf er u. a. zwischen 1953 und 1955 einige asymmetrische Vasenformen für die Porzellanmanufaktur Rosenthal. sowie seit 1950 eine ganze Reihe von aus Plexiglasplatten gebogenen Wand- und Tischleuchten, die zunächst von der Firma Heinz Hecht in Darmstadt, später von der Firma Endemann in Friedrichshafen produziert worden sind.

Nach seiner Pensionierung im Jahre 1963 zog er mit seiner Frau, der Bauhäuslerin Mila Lederer (Malerin, Weberin und Dichterin), die er in Magdeburg kennengelernt und geheiratet hatte, nach Esseratsweiler und wohnte bis zu seinem Tode 1970 im Haus Akron, das nach seinem Konzept von Raumformen entworfen und 1960 erbaut worden war. Nach seinem Tod veröffentlichte Mila Hoffmann-Lederer den Bildband Zauber der Gesetzmässigkeit.

 

Mila Hoffmann-Lederer

geb. 23.7.1902 Trier - gest. 19.3.1993 Murrhardt bei Stuttgart


1902 in Trier als Tochter eines Innenarchitekten geboren. Nach Abschluss des Lyzeums besucht sie sechs Semester die Kunstgewerbeschule Trier, um Raumgestalterin zu werden.

Nach verschiedenen Studienreisen durch Deutschland wird sie zum Sommersemester 1923 in Weimar am Bauhaus aufgenommen, wo sie bei Itten, Klee, Kandinsky, Moholy und Muche studiert. Sie absolviert eine Ausbildung in Gobelin- und Teppichweberei und lernt den Maler Hanns Hoffmann kennen.

Als Mila Lederer nach drei Semestern am Bauhaus Ende 1924 von Johannes Itten als Leiterin seiner Handweberei nach Zürich-Herrliberg berufen wird, folgt Hanns Hoffmann und weilt zu Studienzwecken in dieser Handweberei. Arbeiten dieser Werkstatt werden 1925 auf der Internationalen Weltausstellung in Paris ausgestellt und mit einer goldenen Medaille prämiert.

1926 heiraten Mila Lederer und Hanns Hoffmann (3.2.1899 Jena - 17.4.1970 Esseratsweiler). Sie kehren kurzzeitig ans Bauhaus - nun in Dessau - zurück, wechseln noch im selben Jahr durch Vermittlung von Oskar Schlemmer an das Hochbau- und Messeamt der Stadt Magdeburg. Dort wird Mila Hoffmann künstlerische Mitarbeiterin, ihr Mann leitender künstlerischer Mitarbeiter. Hoffmann(lederer)s entwerfen Farbgestaltungen für die in diesen Jahren entstehenden Repräsentationsbauten der Stadt, darunter die Stadthalle.

1929 siedeln sie nach Berlin über, wo Hanns Hoffmann künstlerischer Mitarbeiter des Messe- und Ausstellungsamtes der Stadt Berlin wird. Sie gründen ein gemeinsames Atelier und übernehmen verschiedene Werbegestaltungsaufträge.

Hoffmann wird 1939 Soldat. Mila Hoffmann-Lederer zieht 1942 nach Posen, da sie an der Kunstgewerbeschule einen Lehrauftrag für Gobelin- und Teppichweberei erhält. Er unterrichtet ab 1943 in der dortigen Grafikabteilung.

Im Januar 1945 fliehen sie nach Jena, wo ihre Eltern leben. Im Herbst 1945 wird er an die Staatliche Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar berufen, wo sich beide für eine Kunsthochschule „aus dem Geiste unserer neuen Zeit“ in der Tradition des Bauhauses einsetzen. Er wird Leiter der Vorlehre, sie beteiligt sich mit eigenen Arbeiten an Ausstellungen. Für öffentliche Anlässe gestaltet sie Innendekorationen, zeichnet für die Ausmalung verschiedener Räume des Kultusministeriums verantwortlich, ist Pressereferentin des thüringischen Landeskulturamtes für Kunst und Architektur. Neben der Ausstellung „Ein Jahr demokratische Schule“ gestaltet sie die Thüringische Buchhandlung am Goetheplatz durch ein eigenwilliges Farbkonzept um und betätigt sich mehrfach schriftstellerisch.

Als Hanns Hoffmann 1950 einen Ruf an die TH Darmstadt erhält, ziehen sie nach Darmstadt um. Erneut arbeitet Mila Hoffmann-Lederer als Raumgestalterin und Schriftstellerin. Sie wird freie künstlerische Mitarbeiterin der Wella AG sowie der Porzellanfabriken Thomas und Rosenthal, für die sie 1954 auf den Messen in Mailand und Leipzig vertreten ist.

Ihr Mann scheidet aus gesundheitlichen Gründen 1963 an der TH Darmstadt aus. Beide siedeln nach Esseratsweiler über. Er stirbt 1970. Mila Hoffmann-Lederer führt das Haus Akron bis 1989 weiter, dann zieht sie in die Nähe von Stuttgart, wo sie im März 1993 verstarb.

 

Otto Hofmann

Otto Hofmann (Geb. 28. April 1907 in Essen; gest. 23. Juli 1996 in Pompeiana (Ligurien)) war ein deutscher Maler, der am Dessauer Bauhaus ausgebildet wurde.

Von 1928 bis 1930 studierte Hofmann am Bauhaus in Dessau und lernte dort bei Paul Klee und Wassily Kandinsky. 1930 richtete das Bauhaus für seine Werke eine eigene Ausstellung ein und im selben Jahr wurde er vom Jenaer Kunstverein für die Ausstellung Junge Künstler vom Bauhaus Dessau eingeladen. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde sein Werk als entartet verboten und er floh als Mitglied der KPD in die Schweiz und nach Paris. 1934 arbeitete er bei Paul Klee in Bern. 1935 kehrte er nach Deutschland zurück, heiratete Hanna Stirnemann und lebte zurückgezogen in Hainichen bei Dornburg, wo das Ehepaar eng mit dem Keramiker Otto Lindig zusammen arbeitet. 1939 wird Hofmann zum Wehrdienst eingezogen und kommt an die Ostfront. 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Freilassung zog er 1946 nach Rudolstadt in Thüringen, wo er seine künstlerische Tätigkeit wieder aufnahm. Da auch in der DDR seine Arbeit nicht geschätzt wurde, übersiedelte er 1950 nach West-Berlin, erhielt dort 1953 den Kunstpreis der Stadt Berlin und lebte anschließend von 1953 bis 1965 als Künstler in Paris. Zwischen 1966 und 1975 lehrte Hofmann an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin. Seit 1976 lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod in Pompeiana.

Die Ausstellung "Die Poetik des Bauhauses" im Palazzo Ducale in Genua teilt sein Lebenswerk in die vier Phasen: Das Bauhaus und die Jahre der Zensur, Russland, Das geteilte Deutschland und die europäischen Aufenthalte sowie Pompeiana. Der Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan sagte über das Werk von Hofmann: Für mich sind seine Bilder und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit untrennbar miteinander verbunden. Er malte so wie er war als ein unkorruptierbarer Charakter, der lieber Zurücksetzung in Kauf nahm, als sich anzupassen.

Gelegentlich sind Werke des Künstlers im Auktionshandel anzutreffen.

Literatur:

  • Otto Hofmann: Aquarelle. Jenaer Kunstverein, 1994

  • Otto Hofmann: Gemälde der Jahre 1968–1971, Ausstellungskatalog (Berliner Künstler der Gegenwart, Heft 3). Neuer Berliner Kunstverein, Berlin 1971

  • Ludwig Schreiner: Die Gemälde des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover. Teil 1, Bruckmann, 1973

  • Hermann Wiesler: Otto Hofmann, Bilder und Aquarelle. Galerie Döbele, 1986

  • Thieme, Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1953–1962, Band II, S. 469

 

Ruth Hollos-Consemüller

Geb. 3. August 1904 in Leszno, damals Lissa/Posen, als Tochter von Eugen und Erna Hóllos; gest. 25. April 1993 in Köln; ungarische und deutsche Weberin und Textilkünstlerin.

Nach der Kindheit in Lissa, Hannover und Bremen besuchte Ruth Hóllos von 1921 bis 1924 die Staatliche Kunstgewerbeschule in Bremen (Buchbinderei und Schrift). Dort lernte sie Wilhelm Wagenfeld kennen, auf dessen Anregung sie ein Studium am Bauhaus aufnahm.Von Mai 1924 bis März 1928 studierte Hóllos am Weimarer und Dessauer Bauhaus. Sie besuchte dort u. a. Kurse bei Lázló Moholy-Nagy, Georg Muche, Josef Albers, Paul Klee und Wassily Kandinsky. In der Weberei lernte sie bei Helene Börner und Gunta Stölzl. Im Juli 1927 erhielt sie das Gesellenprüfungszeugnis für Handweberei, im März darauf beendete sie ihr Studium. Das Bauhaus-Diplom Nr. 12 (Weberei) datiert vom 2. Juni 1930.

Im April 1928 übernahm Ruth Hóllos die künstlerische und technische Leitung der Ostpreußischen Handweberei Königsberg. Zum Januar 1930 gab sie diese Stellung auf, zog nach Halle/Saale und heiratete dort den Architekten und Fotografen Erich Consemüller, den sie am Bauhaus kennengelernt hatte. Bei dieser Gelegenheit tauschte sie die ungarische gegen die deutsche Staatsbürgerschaft.

Das Ehepaar lebte in Halle und hatte zwei Kinder. Im Jahr 1958 zog Hollós-Consemüller nach Köln.

 

Hanns Hopp

Geb. 9. Februar 1890 in Lübeck; gest. 21. Februar 1971 in Berlin, deutscher Architekt und Hochschullehrer

Hanns Hopp wurde in Lübeck als Sohn eines Bauunternehmers geboren und besuchte dort das Realgymnasium. 1909 bis 1911 studierte Hopp an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Friedrich Ostendorf. Sein Studium beendete er 1913 an der Technischen Hochschule München bei Theodor Fischer, der ihn vor allem in die Formensprache der Moderne einführte. Hopp besuchte in München eine private Malschule. 1913 ging er ans Hochbauamt nach Memel (Ostpreußen), und ab 1914 arbeitete er als Architekt im Stadterweiterungsamt in Königsberg. 1920 wurde er Leiter der technischen Abteilung des Messeamtes Königsberg (Deutsche Ostmesse). Ab 1926 eröffnete er mit seinem Büropartner Georg Lucas ein eigenes Architekturbüro und wurde einer der führenden Architekten in Königsberg. Sein größter Auftrag war die Planung und Bauleitung des Neubaus der Ostpreußische Mädchengewerbeschule, der viele Elemente des Bauhaus-Stils aufwies. Mehrere gute Abbildungen finden sich in dem Werk von Wiesemann.

Da die öffentlichen Aufträge wegen der Wirtschaftskrise um 1930 immer spärlicher wurden, konzentrierte er sich auf den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Das bekannstete Gebäude war das nach der Frauenrechtlerin Olga Friedemann benannte Rentnerinnenheim in Königsberg, Maraunenhof im Jahr 1928. Hier entwickelte er keinen Einheitszimmergrundriss mit Küche und Speisekammer und Balkonzimmer, sondern widmete sich jeder einzelnen Wohnung individuell.

Zu Beginn des Krieges wurde Hopp als Soldat eingezogen, 1940 aber für eine Tätigkeit in der Landesplanungsstelle Königsberg unabkömmlich gestellt. Von dort wechselte er 1943 zu einer Betonbaufirma und war vor allem am Bau von Bunkeranlagen beteiligt. Ende 1944 nutzte er deren Dresdner Filiale, um sich von Königsberg dorthin abzusetzen, und wurde zum Leiter der Werkkunstschule ernannt.

1945 entwarf er einen rigorosen Wiederaufbauplan für Dresden, den er ohne Rücksicht auf die zerstörte gewachsene Stadtstruktur mit kühnen Hochhäusern und großen Verkehrsachsen versah. 1946 wurde ihm ein Lehrauftrag an der wiederbelebten Hochschule für Werkkunst in Dresden erteilt. Einige Monate später wurde er Leiter der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) bis 1949. Dort richtete er eine Architekturklasse in der Tradition des Weimarer Bauhauses ein. Von 1946 bis 1947 war er Landesvorsitzender des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Sachsen-Anhalt (Nachfolger von Siegfried Berger). Hopp war von 1948 bis 1949 Mitglied des 2. Volksrates der SBZ.

Durch Hans Scharoun wurde Hopp auch zur Arbeit am Institut für Bauwesen der Berliner Akademie der Wissenschaften berufen. Ab 1950 war er dann Leiter und ab 1951 Direktor der Abteilung Hochbau am Institut für Hochbau und Städtebau in Berlin und war dort für die Planung der Blöcke E und G der Stalinallee verantwortlich. Daneben erhielt er eine Meisterklasse an der von Hermann Henselmann und Richard Paulick geleiteten Bauakademie. Von 1952 bis 1966 war er Präsident des Bundes Deutscher Architekten in der DDR. Er erhielt Bauaufträge für repräsentative öffentliche Neubauten, z. B. das Kulturhaus der Maxhütte und die Deutsche Hochschule für Körperkultur. 1957 wurde Hopp emeritiert; er starb 1971 in Berlin.

In den frühen 1920er Jahren war der Baustil von Hanns Hopp an der Formensprache des Expressionismus orientiert, um 1930 vom Bauhaus beeinflusst. In den 1930er Jahren folgte er in seinen Privatbauten dem Geist der Zeit, der jedoch noch auf einem traditionalistischen Stil der Moderne basiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich um eine Erneuerung der vom Bauhaus geprägten Moderne, beteiligte sich dann aber an den staatlichen Aufträgen in neuklassizistischem Stil in der Stalinallee und anderen Großbauten.

Bauten:

  • 1921: Flughafen Devau bei Königsberg

  • 1923: Büro- und Geschäftshaus „Handelshof“ in Königsberg

  • 1924–1925: Ausstellungsgebäude „Haus der Technik“ in Königsberg

  • 1927: Wasserturm in Pillau

  • 1928–1929: Ostpreußische Mädchengewerbeschule in Königsberg

  • 1930–1931: Parkhotel in Königsberg

  • 1932–1933: Neues Funkhaus (Reichssender Königsberg) am Hansaring 21/25 (heute Prospekt Mira 1) in Königsberg

  • 1934: Haus Kayma in Königsberg

  • vor 1950: Erich-Weinert-Siedlung, Beatrice-Zweig-Straße in Berlin-Niederschönhausen

  • 1951–1962: Deutsche Hochschule für Körperkultur in Leipzig

  • 1951–1955: Kulturhaus „Johannes R. Becher“ des VEB Maxhütte in Unterwellenborn

  • 1951–1955: Blöcke E und G der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain

  • 1952–1957: TBC-Heilstätte in Bad Berka

  • 1952–1961: Agricola-Krankenhaus in Saalfeld

 

Kurt Junghanns

Geb. 1908 in Dresden, gest. 2006 in Berlin

Architekt und Historiker

Als Lehrer und Forscher an der Bauakademie Berlin gründet er gemeinsam mit dem Mitbegründer des CIAM Hans Schmidt in den 1950er Jahren das Institut für Theorie und Geschichte der Architektur. Anfang der 1950er Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Städtebau und Landesplanung des DBA.

1951 bemerkt er, dass die Gegenüberstellung von Funktionalismus, Konstruktivismus und Bauhaus einerseits und Klassizismus als letzte große Stilepoche andererseits die außerordentliche und vielfältige Architekturentwicklung nach 1900 völlig unter den Tisch fallen ließe. Einzig die Sowjet-Architektur würde als beispielgebend anerkannt, als hätten deutsche Architekten nach 1900 nur Schlechtes und Unbrauchbares geschaffen, anstatt im Sinne unseres nationalen Kulturerbes Vorbilder und Anknüpfungspunkte gerade nach 1900 zu suchen. Das wäre politisch vor allem deswegen schlecht, weil jeder wüsste, dass das Bauen in den 1920er Jahren beispielgebend für die ganze Welt gewesen ist.

Wegen kritischer Äußerungen zum Bauen und seinem Versuch, an den fortschrittlichen Traditionen und sozialen Bewegungen der Moderne anzuknüpfen wird er gemeinsam mit Collein und Henselmann abgemahnt.

Ab 1955 fordert er sachlichen Wohnungsbau, der sich vom Gesellschaftsbau unterscheiden müsse.

Er ist Autor der 1970 erschienenen, international anerkannten und bis heute einzigen Bruno-Taut-Monografie.

Seine Nachlass befindet sich in der Akademie der Künste Berlin.

 

Ernst Kanow

Geb. 1906 in Berlin - gest. 1993, Architekt


Nach Besuch der Volksschule arbeitete er im Baubüro der Deutschen Bank. 1925-1928 folgte eine Lehre als Zimmermann. 1929-1930 Arbeit als Zimmermann und Bautechniker in Schweden und Norwegen. 1931-1932 Tätigkeit als Architekt in der Schweiz. Ein Studium am Bauhaus Dessau folgt von 1932-1933. Danach bis 1936 Architekt in Berlin und bei der Gemeinnützigen Siedlungsbau- und Wohnungsgesellschaft. 1940-1945 Militärdienst.

1945-1949 Wiederaufbauplanung als Architekt der Stadtverwaltung Oranienburg. Ab März 1949 Arbeit als Oberreferent in der HA Wirtschaftsplanung bzw. Leiter der Landesplanung.

Institut für Städtebau und Architektur der Deutschen Bauakademie. Mitte der 1950er Jahre sind Konrad Püschel und Ernst Kanow Mitglieder der deutschen Arbeitsgruppe für den Wiederaufbau von Hamhung in Nordkorea, der als erste Städtebau-Exportleistung der DDR bezeichnet werden kann. Dort vertreten, trotz gleicher Ausbildungsstätte, Püschel und Kanow unterschiedliche Positionen hinsichtlich der Umsetzung städtebaulicher Ideen, die zugleich den Wandel der Auffassungen im Verlauf der 1950er Jahre demonstrieren.

Projekte:

- vierklassige Schule und Kaufhaus Schüttdorf

- Sonnenbad in Locarno

- Maleratelier Locarno

- Wohnbauten Aarau

- Vierfamilienhaus Berlin-Zehlendorf

- Einfamilienhäuser Hohenneuendorf, Potsdam, Falkensee, Bohnsdorf, Lehnitz

- Mitarbeit WKs Berlin Wittenau und Wedding

- Wiederaufbau Oranienburg

- Gliederung des Landes Brandenburg in Wirtschaftsräume mit Wiederaufbauprogrammen

- Gliederung der DDR in Bezirke

- Gestaltung Siedlungsnetz der DDR

- Wiederaufbau Hamhung (Nordkorea)

 

Peter Keler

Geb. 1898 in Kiel; gest. 1982 in Weimar, deutscher Grafiker, Möbelgestalter und Architekt am Bauhaus.

Peter Keler war zwischen 1914 und 1916 an der Fachhochschule für Angewandte Malerei in Kiel und von 1919 bis 1921 an der dortigen Kunstgewerbeschule eingeschrieben. Am Staatlichen Bauhaus in Weimar studierte er zwischen 1921 und 1925. 1921 besuchte er den Vorkurs von Johannes Itten. Ab dem Wintersemester 1921–1922 besuchte er bis 1925 die Wandmalereiabteilung bei Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. In seiner Zeit am Bauhaus in Weimar realisierte Keler die Farbgestaltung von Bauten und Räumen wie beispielsweise die der Büroetage des Fagus-Werks in Alfeld an der Leine sowie den Direktionsraum von Walter Gropius im Hauptgebäude des Bauhauses.

Zu seinen in dieser Zeit entstandenen Möbelentwürfen zählt eine Wiege, die er im Rahmen der ersten Bauhaus-Ausstellung 1923 kreierte. Keler wurde im Sommer 1922 Mitglied der am Bauhaus tätigen konstruktivistisch ambitionierten KURI-Gruppe (konstruktiv, utilitär, rationell, international). Von 1924 bis 1925 war er Etatgeselle. Voll ausgebildet kam ihm in dieser bezahlten Funktion die Aufgabe zu, zwischen Form- und Handwerksmeister zu vermitteln.

Nach seinem Weggang vom Bauhaus Weimar eröffnete er im selben Jahr ein eigenes Atelier für freie und angewandte Malerei, Werbegrafik und Innenarchitektur. Von 1928 bis 1936 arbeitete er als künstlerischer Mitarbeiter für Firmen der sächsischen Textil- und Maschinenindustrie. Zwischen 1937 und 1945 erteilten ihm die Nationalsozialisten Ausstellungsverbot. Während dieser Zeit war er als freischaffender Architekt in Berlin tätig, arbeitete als Filmarchitekt der tobis Filmgesellschaft und leitete ein Archiv für Kriegsmaler.

Nach Kriegsende wurde er an die neugegründete Hochschule für Architektur und bildende Künste berufen, wo nach 1945 zunächst Wert darauf gelegt wurde, an ehemalige Bauhaus-Traditionen anzuknüpfen. Dort erhielt zwei Jahre später eine Professur, die er bis 1963 innehatte. Keler lehrte Zeichnen, Gestaltung und Architektur und leitete bis zu seiner Pensionierung die Vorkurse nach Vorbild des Bauhauses. Schon gegen Ende der sowjetischen Besatzungszeit wurden ab 1948 entsprechend der neuen Doktrin wider den „Formalismus“ die Bauhaus-Ideen wieder zurückgedrängt, mit entsprechenden Auswirkungen auf Lehrende, die – wie Keler – keine Parteimitglieder waren.

Parallel führte er seine Tätigkeit als freischaffender Architekt fort und widmete sich seit 1965 in Weimar und Born a. Darß vermehrt der Malerei. Peter Keler starb 1982 in Weimar.

Teile seiner privaten Büchersammlung übergab sein Sohn Jan Keler 2016 der Universitätsbibliothek Weimar.

Von Keler entworfene Möbel werden heute von der Firma Tecta wieder hergestellt: z. B. der Sessel „D 1/3“ und die „Wiege nach Wassily Kandinsky“, die eine der Ikonen des Bauhauses wurde.

 

Edmund Kesting

Geb. 27. Juli 1892 in Dresden; gest. 21. Oktober 1970 in Birkenwerder, deutscher Maler, Grafiker, Fotograf und Kunstpädagoge. Er zählt zu den Vertretern der Informellen Malerei.

Der 1892 als Sohn eines Gemeindepolizeisekretärs in Dresden geborene Kesting studierte ab 1911 Malerei und Bildhauerei in seiner Heimatstadt an der Kunstgewerbeschule bei Friedrich Erich Kleinhempel, Ermenegildo Antonio Donadini und Richard Guhr. Ab 1915 setzte er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Richard Müller fort. Von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg in Frankreich teil. Anschließend setzte er sein Studium als Meisterschüler von Otto Gussmann fort. 1919 gründete Kesting die private Kunstschule Der Weg – Schule für Gestaltung. Zeitweilig studierte dort u. a. Lea Langer. 1921 begegnete er Herwarth Walden und begann im Sturm mitzuarbeiten.

Seit 1920 entstanden konstruktivistische Arbeiten und Schnittcollagen. Er fertigte Ölgemälde, Aquarelle und Gouachen an. 1922 heiratete Kesting seine Schülerin Gerda Müller. Es bestanden enge Kontakte zu Avantgardekünstlern wie Kurt Schwitters, László Moholy-Nagy, El Lissitzky, Alexander Archipenko und anderen. Insbesondere Schwitters Arbeiten beeindruckten Kesting stark. Von 1923 an beteiligte er sich an den Ausstellungen des „Sturm“-Kreises.

Seit etwa 1925 beschäftigte er sich intensiver mit der Fotografie. Er erprobte experimentelle Fototechniken wie Mehrfachbelichtungen, Fotogramme und Negativmontagen; dabei verwendete Kesting Kameras mit großen Mattscheibenformaten. 1926 kam es zur Gründung der Berliner Schule Der Weg und der Gründung der Gesellschaft der Sturmfreunde in Dresden. Kesting war nun auch international erfolgreich. Er nahm an Ausstellungen in Moskau und New York teil. Das Museum of Modern Art erwarb Schnittcollagen von ihm. Er begann mit den Mehrfachbelichtungen, in denen er ausdrucksstarke Möglichkeiten der Fotografie erkundete.

Seit 1930 beschäftigte sich Kesting mit Porträtaufnahmen und Tanzfotografien. Zu Anfang der 1930er Jahre trat er in den Deutschen Werkbund ein. 1933 fanden bei ihm erste Hausdurchsuchungen statt; Kesting vernichtete daraufhin einige seiner Werke. Er arbeitete in den folgenden Jahren als Werbefotograf für Foto- und Autofirmen. Im Jahr 1936 erhielt Kesting ein Mal- und Ausstellungsverbot, von dem die Fotografie nicht betroffen war. Im darauffolgenden Jahr wurden zwölf seiner Werke als „Entartete Kunst“ aus Museen entfernt; in der Folgezeit fotografierte er Architektur in Dresden und dokumentierte die Kunstschätze im Grünen Gewölbe. Kesting entwickelte eine Technik der „Chemischen Malerei“, bei der er mit Fotosubstanzen auf lichtempfindlichem Papier unter Einbringung verschiedener Mal- und Kratztechniken experimentierte.

Zusammen mit Karl von Appen, Helmut Schmidt-Kirstein, Hans Christoph und anderen gründete Kesting 1945 in Dresden die Künstlergruppe der ruf – befreite Kunst. 1945/46 entstand nach der Zerstörung Dresdens eine Serie von experimentellen Fotoarbeiten mit dem Titel Dresdner Totentanz, der sich namentlich an das berühmte Renaissance-Relief anlehnt. Kesting wurde 1946 an die Akademie für Werkkunst in Dresden berufen; er übernahm die Leitung der Lehrwerkstatt „Photographie und Film“. In Dresden entstehen in dieser Zeit Aufnahmen der Palucca.

Bereits ein Jahr später wurde er entlassen, woraufhin er sich nach Berlin orientierte und 1948 Leiter der Fachklasse für Fotografie an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee wurde. Aktuelle Bezüge zeigen seine Arbeiten, die in den Zeiss-Werken Jena und in anderen Berieben sowie auf Baustellen entstehen.

1953 kam es zur fristlosen Kündigung im Zuge des Formalismusstreits. 1955 wurde er an die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg berufen als „Lehrbeauftragter für die Fachrichtung Kamera“; er wurde 1960 emeritiert. Ende der 1950er Jahre war er als Prominentenfotograf tätig, 1958 veröffentlichte er sein Buch "Ein Maler sieht durch’s Objektiv".

Nach der Erinnerungsausstellung für den "Sturm" 1961 in West-Berlin, ein Jahr später beginnt eine Kesting-Retrospektive, die Malerei, Grafik und Fotografie vereint. Sie wird nacheinander in Karl-Marx-Stadt, Weimar und Stralsund vorgestellt.

1960 kehrten seine sichergestellten Arbeiten aus der Sowjetunion zurück. Er erhielt den Auftrag, die Mitglieder der Akademie der Künste zu fotografieren. Mit dem Bau seines Sommerhauses in dem durch seine Künstlerkolonie bekanntgewordenen Ahrenshoop wurde 1961 begonnen. Kesting hielt sich in den kommenden Sommern auf dem Darß und Fischland auf. Die Landschaft inspirierte ihn zu zahlreichen Werken.

Noch einmal 1962 inspiriert ihn die märkische Landschaft zu einem Bildband zum Kloster Chorin. Ausstellungen, die sich mir den 20er Jahren befassen, zeigen u. a. Arbeiten von Kesting 1977 in West-Berlin und Zürich sowie 1978 in Köln.

Edmund Kesting starb 1970 in Birkenwerder bei Berlin, wohin er 1948 gezogen war.

 

Hermann Klumpp

Geb. 9. April 1902 in Quedlinburg; gest. 29. Juni 1987, deutscher Architekt und Kunstsammler.


Klumpp wuchs als Ältester von drei Brüdern in Quedlinburg auf. Nach dem Abitur studierte er Jura an verschiedenen Universitäten und wurde in Leipzig zum Dr. jur. promoviert. Angezogen von den Ideen des Bauhauses studierte er von 1929 bis 1932 bei Ludwig Mies van der Rohe in Dessau Architektur und schloss mit dem Bauhaus-Diplom ab. In dieser Zeit schrieb er eine Veröffentlichung über die Abstraktion in der Malerei an den Beispielen Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger. Mit dem Ehepaar Feininger entwickelte sich eine sehr enge Freundschaft, die in den zahlreichen Briefen als Seelenverwandtschaft beschrieben wird.

Nach Schließung des Bauhauses in Dessau durch die Nationalsozialisten musste Klumpp eine berufliche Tätigkeit aufnehmen, er übernahm gemeinsam mit seiner Mutter eine auf dem Grundstück seiner Eltern in Konkurs gegangene Dampfwäscherei.

Feiningers zogen nach Berlin-Siemensstadt, die drei Söhne verließen Deutschland oder lebten bereits im Ausland. Klumpp blieb in engem Kontakt mit dem zunehmend bedrängten Ehepaar. Bereits vor 1933 schenkte Feininger dem „Sohn“ einige Werke. Bei der Räumung des Meisterhauses in Dessau, das Feiningers bewohnten (auch Klumpp hatten sie dort ein Zimmer überlassen), schenkte der Maler dem „lieben Rochus“ eine größere Zahl älterer Zustandsdrucke von Holzschnitten und Lithographien, die aktuellen Druckstöcke gingen mit dem Umzugsgut zunächst nach Berlin, dann in die USA.

Als Feininger Deutschland unter Anfeindungen der Nationalsozialisten (Feiningers Bilder galten als „entartet“, seine Frau war Jüdin) 1937 verlassen musste, übernahm Klumpp die erforderlichen Absprachen nach den Wünschen Feiningers mit einer Berliner Speditionsfirma.

Das gesamte von Feininger gewünschte Umzugsgut einschließlich der von dem Ehepaar benannten Kunstwerke konnte mit so genannten Lifts nach New York City geschickt werden.

In der Obhut von Klumpp verblieben auch ungefähr 60 Ölbilder, zu denen Julia Feininger nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, dass sie acht namentlich benannte „später“ eventuell zurückhaben wollten.

Klumpp, der nach dem Krieg als CDU-Mitglied Stadtrat in Quedlinburg war, trat 1949 wegen der politischen Entwicklung aus der CDU aus. Seine Bemühungen, das Bauhaus-Gedankengut wiederzubeleben, stießen in der DDR auf völliges Desinteresse, ja Feindseligkeit. Die Feininger-Bilder galten als „bürgerlich, dekadent“. Aber jeder Interessierte, der sich über diese offizielle Meinung hinwegsetzte, konnte in der Privatwohnung in Quedlinburg Feininger-Werke sehen. Die Gästebücher der Familie Klumpp zeigen tausende Besuchernamen aus dem In- und Ausland.

Nach dem Tod von Julia Feininger im Jahr 1970 wurden vom Nachlassverwalter dem Kulturministerium der DDR sehr hohe Dollarbeträge als Wert für die Ölbilder angegeben, auf die Anspruch erhoben wurde. Dies löste spontan ein großes Interesse der DDR-Behörden aus, die Sammlung wurde in „Sicherungsverwahrung“ genommen und dem Amt für den Rechtsschutz des Vermögens der DDR unterstellt.

Bei dem folgenden Prozess am Bezirksgericht in Halle 1974 berief sich Klumpp zur Verteidigung seiner Eigentumsansprüche auf die Briefe des Ehepaars Feininger. Nach weiteren acht Jahren Auseinandersetzung des US-amerikanischen Nachlassverwalters mit der DDR kamen die Ölbilder nach New York.

1986 wurde der lange gehegte Wunsch von Klumpp nach öffentlicher Zugänglichkeit realisiert. Es wurde mit den verbliebenen Werken die Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg eröffnet. Im Jahr darauf verstarb Hermann Klumpp.

 

Walter Köppe

um 1926 am Bauhaus Dessau. Bekannt sind Fotografien von Walter Köppe mit Studierenden und den Werkstattarbeiten


Architekt in Halle

Fassade, Zeichnung Walter Köppe 1976

 

Hermann Werner Kubsch

Geb. 11. Februar 1911 in Dresden; gest 15. Juli 1983 in Dresden

  • Sohn eines Arbeiters

  • Mitgliedschaft in der sozialistischen Jugendbewegung

  • Von 1923 bis 1925 besuchte Kubsch die Staatliche Höhere Versuchsschule („Dürerschule“), die er vorzeitig „wegen politischer Agitation“ verlassen musste.

  • Lehre als Reklamemaler

  • 1926-1928 Studium an der Akademie für Kunstgewerbe Dresden und am Bauhaus Dessau

  • 1929-1933 freischaffender Maler und Graphiker

  • 1930 Mitglied der KPD, Mitglied der Assoziation revolutionärer bildender Künstler und des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller

  • Erste literarische Veröffentlichung 1930 in der Zeitschrift der Büchergilde Gutenberg statt

  • ab 1930 Mitarbeiter der Arbeiterpresse, Tätigkeit in Agitpropgruppen und als Rezitator

  • Mitglied der Agitations-Spielgruppe "Rotes Tempo"

  • 1932 Lehrer an der Marxistischen Arbeiterschule Dresden

  • Gründung mit Lea und Hans Grundig das Dresdner Kabarett "Die Linkskurve"

  • 1933 Verhaftung, Schutzhaft in Hohnstein

  • 1935-1936 Reichsarbeitsdienst

  • 1942-1945 Kriegsdienst

  • 1945-1946 Leiter und Autor des Kabaretts "Die Eulenspiegel" Dresden

  • später Chefdramaturg der "Gesellschaft für Zeitkunst"

  • 1948 Schauspiel "Das tägliche Brot"

  • bis 1950 DEFA-Dramaturg, dort Film "Saure Wochen, frohe Feste"

  • bis 1983 freischaffender Schriftsteller und Kritiker in Dresden

  • 1984 postumes Erscheinen seines "Unordentlichen Tagebuchs"

 

Fritz Kuhr

Geb. 10. Mai 1899 in Lüttich (Belgien); gest. 25. Februar 1975 in Berlin

Am Bauhaus studierte Kuhr bei den Künstlergrößen Kandinsky, Klee und Moholy-Nagy. Später wurde er selbst als Lehrer für gegenständliches Zeichnen, Akt und Portrait engagiert.

Als Kuhr 1923 die große Bauhaus-Ausstellung in Weimar besuchte, beschloss er, sich als Student der Malereiwerkstatt am Bauhaus einzuschreiben. Hier begegnete er Paul Klee, dessen Schüler Kuhr bis 1930 war. Der Kontakt zu Klee, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy am Bauhaus beeinflusste ihn positiv in seiner künstlerischen Laufbahn.

Ab 1926 – nachdem das Bauhaus nach Dessau übergesiedelt war – fungierte Kuhr zwei Jahre lang als Vertreter der Studentenschaft im Meisterrat des Bauhauses. 1927 absolvierte der Bauhäusler die Gehilfenprüfung als Wandmaler vor der Handwerkskammer in Dessau. Als Mitarbeiter des Werkstattleiters Hinnerk Scheper arbeitete Kuhr 1928–1929 in der Wandmalerei des Bauhauses. 1929–1930 unterrichtete Kuhr dann selbst gegenständliches Zeichnen sowie Akt- und Portrait- bzw. Figurmalerei im 3. und 4. Semester am Bauhaus. Auf der Ausstellung „Film und Foto“ des Deutschen Werkbundes in Stuttgart, an der viele am Bauhaus lebende Künstler und ehemalige Bauhäusler teilnahmen, war Kuhr mit sechs Fotoarbeiten vertreten. Als die Nazis 1930 in Dessau an die Macht kamen, entschloss sich Kuhr das Bauhaus zu verlassen und nach Berlin überzusiedeln.

Im selben Jahr nahm Kuhr mit acht Werken an der Ausstellung „Vision und Formgesetz“ teil und wurde ab Ende des Jahres international durch die Galerie Ferdinand Möller in Berlin vertreten, die Kuhr an internationale Ausstellungen vermittelte und dem Maler jährlich eine Einzelausstellung in den eigenen Räumen widmete. 1934 diffamierte die NSDAP Kuhr wegen seines Namens als Juden; ab diesem Zeitpunkt hielt er sich fern von öffentlichen Auftritten. Im Privaten aber fertigte er sorgsam Naturstudien an, um Schwächen seiner künstlerischen Entwicklung auszugleichen. 1936 lernte Kuhr den Munch- und Kirchnersammler Arnold Budczies kennen, der bis zu seinem Tod 1943 Kuhrs materielle Existenz sicherte – mehr als 100 grafische Arbeiten und zehn Gemälde erwarb der Mäzen von Kuhr während dieses Zeitraums.

1933 bis 1944 arbeitete Kuhr als Dekorationsmaler bei der Firma Gustav Neuhaus und wurde primär für dekorative Restaurierungsarbeiten in Berliner Museen eingesetzt. 1943 und 1944 wurde Kuhrs gesamtes künstlerisches Werk zweimal ausgebombt. Der Maler wurde zum Kriegsdienst eingezogen und geriet anschließend in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Ab 1946 lebte Kuhr dann als vogelfreier Maler in Berlin; er hatte weder Licht noch Malmaterialien. Durch die gegenseitige Unterstützung mit anderen mittellosen Malerkollegen gelang trotzdem ein Neuanfang. Zu dieser Zeit arbeitete Kuhr außerdem als Typograf für das Satireblatt „Eulenspiegel“.

1947 stellte die Galerie Franz in Berlin Kuhrs Werke in einer Einzelschau aus. Ein Jahr darauf wurde der einstige Bauhäusler zum Hochschullehrer an die h.f.b.k. berlin berufen, wo er sich der Ausbildung angehender Kunsterzieher widmete. Bis 1971 beteiligte sich Kuhr jedes Jahr an zahlreichen Ausstellungen in Berlin und der Bundesrepublik, u.a. an der Wanderausstellung der Berliner Neuen Gruppe durch die USA.

 

Lange, Annemarie

07.06.1907, Dresden gest. 04.04.1976, Berlin begraben auf dem Dorotheen-städtischen Friedhof Berlin; Schriftstellerin, Sachbuchautorin, Graphikerin, Innenarchitektin

Abitur am 6.3.1926 an der Städtischen Studienanstalt Dresden-Neustadt. Sie dürfte zumindest ein Instrument erlernt haben und besitzt Erfahrung im Weben. Ob sie in Dresden oder erst während ihres Praktikums in Worpswede 1928 vom Bauhaus erfahren hat, ist unklar. Grafik-Studium an der Kunstgewerbeakademie Dresden 1926 bis 1928.

Zum Wintersemester 1928/29schreibt sich Maria Müller und Annemarie Wimmer am Bauhaus ein. Anne-Marie Wimmer, Studentin in der Ausbauwerkstatt am Bauhaus Dessau, ist ab 1929 in der Tischlerei tätig. Die Tischlerei wird in den Dessauer Jahren auch zumindest durch Kattina Both, Lotte Gerson, Wera Meyer-Waldeck, Ella Rogler, Eva Fernbach und Annemarie Wimmer (Bau von Schränken) intensiv genutzt. 1929 werden auf einer Liste Engemanns Lore Enders und Annemarie Wimmer als „arbeitsgruppe küche“ der Siedlung Törten aufgeführt, an der auch Konrad Püschel beteiligt ist. 1929 schließt sie einen Lehrvertrag im Tischlerhandwerk ab, die Gesellenprüfung erfolgt im Jahre 1932.

Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt bei einem Lübecker Hersteller kehrt sie desillusioniert wieder an die Schule zurück. In ihrem Bericht gab sie zu Protokoll, dass es für das Bauhaus besser wäre, «Musterbeispiele in die Welt zu setzen», als sich «so krampfhaft» um die Erfindung von gangbaren Massenartikeln zu bemühen. Allzu entfernt erschien Wimmer der Entwurfsvorgang in der freien Wirtschaft vom schöpferischen Ideal. Im folgenden Wintersemester (1931/32) studiert auch Annemarie Wimmer wieder am Bauhaus.

In Dessau lernte er 1930 die Bauhausschülerin Annemarie Wimmer kennen, das Paar heiratete 1938;

Nach 1930, als die Werkstätten schon geschlossen worden waren und der Unterricht vorwiegend auf Papier stattfand, war solch kritische Selbstreflexion am Bauhaus nicht selten. Wimmers Aussage belegt die Diskrepanz zwischen individuellem künstlerischem Anspruch und dem Programm am Bauhaus, das den auf die Industrie ausgerichteten Designer auszubilden gedachte.

Mit Wera Meyer-Waldeck, Annemarie Wimmer, Maria Müller, Margot Loewe, Lore Enders, Wera Itting und Annemarie Wilke finden wir in der Bauabteilung unter Mies van der Rohe Studentinnen, die schon unter Meyer studiert hatten. AnnemarieWimmer und andere entwerfen zumindest im WS 1931/32 Siedlungshäuser. Zu vermuten ist, dass auch sie jene dominierende Serialität aufweisen, die zeitgleich entstandene Siedlungsentwürfe bei Hilberseimer zeigen. Das ‘Studentinnenwohnheim’ Annemarie Wimmers entstand im Sommersemester 1932, evtl. bei Hilberseimer oder als freie Arbeit. Aber auch ihre Entwürfe sind bisher nicht dokumentiert.

1932 wird auch das Studium Annemarie Wimmers von seiten des Meisterrates beendet. Sie scheint das Studium bei Mies van der Rohe gemieden, ihre eigene Chance gesucht zu haben. Der Beirat verweigert Annemarie Wimmer im März 1932 die Diplomzulassung, da das Studium noch nicht beendet sei, beschließt jedoch vier Wochen später: „Wimmer ist im neuen Semester nicht mehr Studierende, da das Studium beendet ist“. Am 15.8.1932 wird das Bauhaus-Diplom Nr.101 auf den Namen Annemarie Wimmer ausgestellt. Im Nachlass befindet sich jedoch lediglich ein von Mies van der Rohe erst im November 1932 unterzeichnetes Zeugnis. Ihr Diplom erhielt sie schlussendlich nicht.

Annemarie Wimmer gelingt der Berufseinstieg nach Arbeitslosigkeit erst 1934. Wimmer wird aushilfsweise beim Hochbauamt Berlin-Schöneberg tätig. Die beiden ehemaligen Bauhauskommilitoninnen Annemarie Wimmer und Wera Meyer-Waldeck werden 1935 resp. 1936 bei den Reichsautobahnen angestellt, wo sie bspw. mit Natursteinverblendungen von Brückenbauten befasst waren. Annemarie Wimmer kann neben dieser Tätigkeit 1937 freiberuflich Musterräume für eine Wanderausstellung des deutschen Frauenwerks entwerfen. Sie bleibt bis 1945 in den Diensten der Reichsautobahnen tätig.

1946 wird Annemarie Lange auf Vermittlung des ehemaligen Kommilitonen Ernst Scholz in Potsdam zur Regierungsrätin ernannt. Bis September 1945 im Brückenbau bei der Reichsbahn beschäftigt, ist sie nun für den Wiederaufbau kriegszerstörter Brücken in der Mark Brandenburg zuständig. Wie das Neue Deutschland am 14.8.1948 vermeldet, konnten von den 440 im Krieg zerstörten Brücken im Land Brandenburg bis 1948 fast 400 Brücken wieder hergerichtet werden, davon 83 in massiver Bauweise. In der Zeitungsausschnittsammlung Annemarie Langes ist der Satz markiert: „Neben den laufenden Reparaturen wurden im folgenden Jahr hauptsächlich die Brücken im Oderbruch neu errichtet.“

Schon ein Jahr später wird sie in Berlin als Lektorin, ab den fünfziger Jahren als Schriftstellerin tätig. Sie wechselt aus der Verantwortung für den Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur des Oderbruchs in die Funktion einer Lektorin im Kinderbuchverlag in Berlin.

Annemarie Lange schrieb später in der DDR vielfach aufgelegte kulturhistorische Berlin-Bücher und zur Baugeschichte und mehrere Stadtführer.

Ein Teilnachlass von Annemarie Lange befindet sich im Schriftstellerarchiv der Akademie der Künste, allerdings keinerlei planerische Unterlagen.

 

Lange, I. M.

Johann (Hans) Friedrich Lange, der sich Johann Melchior Lange, I.M. Lange, kurz: I.M.L., nannte, wurde 1891, in Berlin geboren. 1972 starb er in Berlin.

Sein Vater war Goldschmied und handelte mit Immobilien. I.M. Lange brach die Schule ab und begann eine Ausbildung: zunächst an der Königlichen Bauschule in Dresden, sodann als Volontär einer Potsdamer Buchhandlung, schließlich als Verlagskaufmann. Er machte 1911 in Wismar die Bekanntschaft von Georg Heym und 1914 die von Franz Pfemfert, der 1916 in seiner Zeitschrift "Aktion" unter dem Pseudonym HALA ein expressionistisches Gedicht des mittlerweile im Kriegsdienst stehenden und als Feldbuchhändler eingesetzten Lange publizierte. Bis in die frühen zwanziger Jahre hatte er engeren Kontakt zu Carl Zuckmayer.

Lange lebte längere Zeit in Heidelberg, wo er Walter Benjamin kennen und schätzen lernte, und Westfalen, später wieder in Berlin, er arbeitete als Antiquar und Bibliothekar. 1927 erschien sein Gedichtband "Frank und Sebastian". Zwei Jahre später trat Lange in die KPD ein.

Er lehrte am Bauhaus in Dessau und in der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH), schrieb unter dem Kürzel iml für die "Rote Fahne" und war Lektor und Korrektor bei Publikationen der Münzenberg-Verlage.

In Dessau lernte er 1930 die Bauhausschülerin Annemarie Wimmer kennen, das Paar heiratete 1938; Annemarie Lange schrieb später vielfach aufgelegte kulturhistorische Berlin-Bücher. Während des Krieges war I.M. Lange als Hilfsbibliothekar und Hilfsarbeiter tätig.

In der DDR machte er spät noch Karriere im Verlag Volk und Wissen, wo er politisch für die gesamte Schulbuchproduktion verantwortlich war, in der SED-Parteihochschule und am Zentralinstitut für Bibliothekswesen. Er promovierte noch als Sechzigjähriger mit einer Arbeit über die gesellschaftlichen Beziehungen in Fontanes Romanen, gab eine Dokumentation zeitgenössischer Quellen zur Revolution von 1848 heraus, die erste Fontane-Ausgabe bei Aufbau, Bücher von Heine, Hauff und Alexis, er verfaßte Monographien und Kommentare zu Leibniz, Fallada und Thomas Mann, Aufsätze und Rezensionen.

Das Manuskript zu seinen Memoairen entstand in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, Korrekturvermerke verweisen auf das Jahr 1963. Es umfaßt 500 Seiten und liegt heute in Langes Nachlaß, den die Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt. Lediglich ein Auszug, der Erinnerungen an die Novemberrevolution enthielt, war 1958 in der "Neuen Deutschen Literatur" veröffentlicht worden. Lange war enttäuscht, daß sein Lebensbericht offenbar nicht auf das von ihm erhoffte Interesse stieß.

1970 wurde er zum Professor ernannt. I.M. Lange starb 1972 in Berlin.

 

Magda Langenstraß-Uhlig

Geb. 11. November 1888; gest. 2. Oktober 1965

Bereits 1919 stellte sie Seite an Seite mit Kurt Schwitters in der Berliner STURM-Galerie aus. Langenstraß-Uhlig schuf ein umfangreiches expressionistisches und teilweise vom Bauhaus inspiriertes Werk, das heute nur noch wenige kennen.

Die am 11. November 1888 in Zillbach/Thüringen geborene Künstlerin besuchte zwischen 1895 und 1903 die höhere Töchterschule in Bad Berka, wo ihr Interesse und Talent für Malerei entdeckt und gefördert wurde. Danach lebte sie für ein Jahr in einem Mädchenpensionat in Erfurt, an dem sie weiterhin Zeichenunterricht erhielt. Der Umzug der Eltern nach Weimar 1904 ermöglichte den Besuch der dortigen Großherzoglichen Zeichenschule und verschiedener fakultativer Kurse an der Großherzoglichen Kunstschule von 1905 bis 1906. An der Kunstschule war Langenstraß-Uhlig ab 1907 immatrikuliert. Ihr Studium bei Schneider, Mackensen, Melcher und Olde schloss sie am 21. Juni 1911 mit einem Malerei-Diplom ab. Im Jahr darauf übersiedelte die Malerin nach Jena, um dort freischaffend tätig zu sein. Dort heiratete sie 1914 den angehenden Arzt Karl Langenstraß mit dem sie bis 1918 in Ilsenburg wohnte. Während des Ersten Weltkrieges begleitete sie ihren Mann in die verschiedenen Lazarette, in denen er als Truppenarzt wirkte, und zeichnete das dort Gesehene. Im Januar 1918 kam es zu Kontakten mit Herwarth Walden und damit zu einer künstlerischen Neuorientierung. Die Werke Klees und Kandinskys, des deutschen Expressionismus wurden wichtig. Im Juni 1919 stellte Magda Langenstraß-Uhlig gemeinsam mit Kurt Schwitters in der STURM-Galerie aus.

1920 erfolgte der Umzug nach Egloffstein bei Nürnberg. In diesem Jahr und 1923 wurden die Töchter Sinje und Gudrun geboren. Nachdem Karl Langenstraß in die USA ausgewandert war, studierte Magda von 1924 bis 1926 am Bauhaus in Weimar und Dessau. Dort besuchte sie den Vorkurs von Albers und Moholy-Nagy, die Kurse zur Form- und Farbenlehre bei Klee und Kandinsky sowie den Unterricht Joost Schmidts zur Schrift. Zudem war sie unter Muche und Gunta Stölzl in der Webereiwerkstatt tätig.

Der Ausbildung am Bauhaus folgten 1926–1927 Kurse in der Mal- und Modellierschule von Arthur Lewin-Funke in Berlin. In dieser Zeit siedelte sie nach Rehbrücke bei Potsdam über. Bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung beschäftigte sich Langenstraß-Uhlig mit abstrakter Malerei. Nach 1933 zog sich die Künstlerin, die von 1925 bis 1932 Mitglied der Berliner Künstlervereinigung „Internationale Vereinigung der Expressionisten, Futuristen, Kubisten und Konstruktivisten e.V./Die Abstrakten/Die Zeitgemäßen“ gewesen war, aus dem öffentlichen Kunstgeschehen zurück. Studienreisen nach Italien (1934) und in die USA (1935) bezeugen dennoch ihr anhaltendes Interesse an der Kunst.

Die erhöhte Bombengefahr in Berlin zwang Magda Langenstraß-Uhlig, 1944–1945 mit ihren Kindern nach Bayern umzuziehen. Nach dem Krieg ging sie nach Rehbücke zurück, wo sie 1951–1952 die Bauhaus-Farbenlehre rekonstruierte. Im Jahr 1952 übersiedelte Langenstraß-Uhlig in die Bundesrepublik Deutschland. Hier wohnte sie u.a. in Frankfurt a.M. und in Marburg. Am 2. Oktober 1965 starb Magda Langenstraß-Uhlig in Wehrda.

 

Robert Lenz

Robert Lenz war Schüler am Bauhaus Dessau. Während des Krieges bestand offenbar eine Tätigkeit im Architekturbüro von Le Corbusier in Paris, wo er aber wegen verschiedener Unstimmigkeiten mit ihm wieder ausschied.

Als Architekt war er 1945 zur Hauptabteilung Bauwesen des Landes Brandenburg nach Potsdam gekommen, wo er sich maßgeblich um den Aufbau des Instituts für planwirtschaftliches Bauen und der volkseigenen Entwurfsbüros kümmerte. Im VVB Entwurf arbeitete Lenz als Leiter mit mehreren jüngeren Kollegen.

1948 erläuterte Robert Lenz anhand von Entwürfen für eine Zentralschule in Storkow und eine Einheitsschule in Gotha die Konzeption einer "Jugendstadt" im Pavillonbau. Dieser fortschrittlichste Schultyp sei bereits in westlichen Ländern erprobt worden. (s. Bildende Kunst 2/48)

Die 1949 von Henrik Fischer und Robert Lenz entworfenen Gebäude der Akademie für Staat und Recht in Babelsberg wurden in den Jahren bis 1951 errichtet. Augenfällige Besonderheiten der dreigeschossigen Gebäude sind die versetzt angebauten Treppenhäuser, in deren Fassade Glassteine eingemauert wurden, sowie die Laubengänge, über die die Studentenapartments zu erreichen sind und die den Häusern ihren Namen gaben. Schon zur Entstehungszeit dienten sie als Wohnheime der Studenten der Akademie für Staat und Recht und stehen für das Anknüpfen an der internationalen Moderne gleich nach Kriegsende. Enger Mitarbeiter von Lenz an der VVB Entwurf war Henrik Fischer, der 1949 die Projektleitung für die Richterschule in Babelsberg und die Sportschule in Storkow übernommen hatte, wobei es zu Zusammenarbeit mit Hans Scharoun kam.

Scharoun plante eine Mensa, die jedoch nicht mehr umgesetzt werden konnte.Weiteren Kontakt in diesem Zeitraum hatte Lenz zum Grünplaner Funcke, der später die Idee zum Sport- und Jugendpark Babelsberg haben sollte (ebenfalls nur ansatzweise verwirklicht). Wegen der Formalismusdiskussion zog sich Lenz, Fischer wie auch Scharoun aus dem Baugeschehen zurück. Weitere Bauten wurden dann im Stil nationaler Tradition ausgeführt.

1952-1953 war er jedoch noch mit Liv Falkenberg am Ausbau der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Forst-Zinna beteiligt.

Später gestaltete er diverse Küchenmaschinen, wie 1957 die über eine Nullserie nicht hinausgehende "Imme" aus dem VEB Döbelner Beschläge und Metallwaren oder die danach folgende "Libelle", nun in größerer Stückzahl, aber auch 2 elektrische Schlagwerk-Kaffemühlen sowie eine Handkaffeemühle.

Mit dem Holzgestalter Hans Brockhage in Schwarzenberg verband ihn eine Freundschaft.

 

Otto Lindig

Geb. 4. Januar 1895 in Pößneck; gest. 4. Juli 1966 in Wiesbaden

Lindig wurde in der Keramikwerkstatt des Bauhauses schnell zur führenden Kraft. Seine und Theodor Boglers Töpfereien und Dekors prägten den Charakter der Bauhaus-Keramik maßgeblich. Otto Lindig wurde am 4. November 1895 im thüringischen Pößneck geboren. Von 1909 bis 1911 besuchte er eine Zeichen- und Modellierschule in Lichte, in der der Nachwuchs der Thüringer Porzellanfabriken ausgebildet wurde. Anschließend begann Lindig eine Bildhauerlehre bei Max Bechstein in Ilmenau. 1913 folgte eine Ausbildung in der Keramischen Abteilung der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes in Weimar. Im Anschluss studierte Lindig bis 1918 in der Bildhauerklasse von Richard Engelmann an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst Weimar. Otto Lindig erhielt seine Ausbildung also u.a. an den beiden Institutionen, die 1919 zum Staatlichen Bauhaus Weimar zusammen gelegt wurden. 1917 legte er sein Diplom als Bildhauer ab und richtete ein eigenes Atelier ein.

Ab 1919 arbeitete er als Bildhauer in einem Meisteratelier des Weimarer Bauhauses und wurde im November 1920 Lehrling der keramischen Werkstatt des Bauhauses in Dornburg. Diese war zu diesem Zeitpunkt bereits von Gerhard Marcks und den ersten Bauhaus-Studenten eingerichtet worden. „Nach Dornburg siedelte ich Herbst 1920 über und entschloß mich umzusatteln und die Töpferlehre zu machen. Zu der Übersiedlung bewog mich das Zureden von Marcks, der mich gern dort haben wollte, und zur Töpferei ging ich, weil ich längst einsah, daß es bei mir zu einem wirklich großen Bildhauer doch nicht reichen würde.“ Zuvor hatte Lindig seine spätere Frau Erna kennen gelernt, die drei Kinder in die Beziehung brachte. Hans-Peter Jakobson vermutet deshalb, dass ökonomische Gründe die Entscheidung für die einträglichere Töpferarbeit in Dornburg beschleunigten. Gemeinsam mit seinem Schwager Theodor Bogler wurde Lindig hier „bald zur führenden Kraft unter den Lehrlingen und Gesellen“ und „bestimmte zunehmend deutlicher mit seinen Arbeiten den Charakter der Bauhauskeramik.“ 1924 übernahm er die technische und kurz darauf auch die kaufmännische Leitung der Werkstatt. Diese Position hatte er bis zur Schließung des Weimarer Bauhauses am 31. März 1925 inne. Nach einer Phase der Unsicherheit wurde die Werkstatt von der Weimarer Hochschule für Handwerk und Baukunst übernommen und zum alleinigen Leiter der Keramischen Werkstatt in Dornburg bestellt, obwohl er seine Meisterprüfung erst 1926 ablegte.

Als auch die Bauhochschule Weimar 1930 schließen musste, führte Lindig die Dornburger Werkstatt als Pächter privat fort. Eine Lehre begann dort u.a. die Tochter des Keramikers Carl Fischer. Am 31. März 1946 die Dornburger Werkstatt endgültig auf.

1947 folgte er dem Ruf seines ehemaligen Lehrers Gerhard Marcks und übernahm einen Lehrauftrag als Leiter der Meisterklasse für Keramik an der Landeskunstschule Hamburg (der späteren Hochschule für Bildende Künste), wo er bis zu seiner Emeritierung 1961 blieb. Otto Lindig starb am 4. Juni 1966 in Wiesbaden.

1949 übernahmen die zuvor in Berlin tätigen Bildhauer und Keramiker Heiner-Hans Körting und Gerda Körting die leer stehende Werkstatt. Damit begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Keramikherstellung in Dornburg, das bis in die Gegenwart reicht. Lisa Körting, ebenfalls Keramikerin und ab 1955 die zweite Ehefrau von Heiner-Hans, trug wesentlichen zum künstlerischen Profil und der überregionalen Anerkennung der Werkstatt bei. Obgleich ein ästhetischer Bruch zur Bauhaus-Zeit vollzogen wurde, gelang es den Körtings, der Werkstatt mit eigenständigen und zeitgemäßen Produkten eine weitreichende Bekanntheit im Bereich der Gefäßkeramik, der Tier- und der abstrakten Plastik sowie der dekorativen keramischen Reliefgestaltung zu verschaffen. Ulrich Körting, Sohn aus zweiter Ehe, führt die Werkstatt heute als Töpfermeister.

 

Emanuel Lindner

Emanuel Lindner (Geb. 1. April 1905 in Lucavica, Siebenbürgen; gest. 1985 in Osnabrück) war ein deutscher Architekt, der sich besonders im Industriebau der klassischen Moderne betätigte.

Lindner absolvierte eine Ausbildung am Bauhaus Dessau und Berlin von 1930 bis 1934 u. a. bei Ludwig Mies van der Rohe. Seit 1935 arbeitete er als freier Architekt in Berlin. 1946 lehrte er an der neugegründeten Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar Werklehre und Entwerfen; seit 1949 arbeitete er in Essen und Osnabrück, wo er auch eine Professur innehatte.

 

Wilhelm Löber

Geb. 26. Februar 1903 in Neidhartshausen; gest. 28. Juli 1981 in Juliusruh; deutscher Bildhauer und Keramiker. Er war Bauhausschüler und Meisterschüler von Gerhard Marcks. 1956 war er Mitbegründer der Fischlandkeramik, und 1967 begründete er die Rügenkeramik. In Norddeutschland ist er mit zahlreichen Skulpturen vertreten.

1903 wurde Wilhelm Löber in Neidhartshausen (Thüringische Rhön) geboren. 1912 zog die Familie nach Ilmenau. Nach dem Abitur an der dortigen Goetheschule besuchte er die Staatliche Kunstschule in Berlin-Schöneberg.

Von 1923 bis 1926 machte er an der von Gerhard Marcks unter Mitwirkung von Otto Lindig geleiteten Dornburger Töpferwerkstatt des Bauhauses Weimar eine Lehre mit dem Abschluss als Geselle. Von 1923 bis 1925 absolvierte er außerdem eine Ausbildung als Holz- und Steinbildhauer in der von Josef Hartwig geleiteten Bildhauerei des Bauhauses.

1926/1927 arbeitete er als Modelleur sowie Gips- und Porzellanformer in der Keramischen Fachklasse der staatlichen Berliner Porzellan-Manufaktur (KPM). 1927 entwarf er die noch heute dort produzierte „Löberschale“. Dieser Klassiker entspricht in seiner Schlichtheit der Neuen Sachlichkeit, wie sie auch am Bauhaus realisiert wurde. Von 1926 bis 1929 war er auch Abendschüler an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin.

Von 1929 bis 1932 war Wilhelm Löber Meisterschüler von Gerhard Marcks in der Klasse für Plastik an der Halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Zu den Lehrkräften gehörte auch die Leiterin der keramischen Werkstätten Marguerite Friedlaender, die 1925 aus Weimar nach Halle gegangen war. Beim Leiter der Metallwerkstatt der "Burg" in Halle, Karl Müller, machte Wilhelm Löber 1930 auch eine Ausbildung als Metalltreiber. Ebenfalls1930 heiratete er seine Kommilitonin Frida Lüttich, die Malerei studierte.

1931 stellte er für das Wohngebiet „An der Vogelweide“ in Halle ein Denkmal „Walther von der Vogelweide“ fertig. Nach einer nationalsozialistischen Hetzkampagne, der Dichter sei entartet und „in Barlachscher Manier“ dargestellt, wurde es 1937 abgerissen. Dieses Schicksal blieb dem expressiven Relief von 1932 am Goethebrunnen auf dem Ilmenauer Friedhof erspart, das bereits 1933 für 12 Jahre mit Brettern verschalt wurde.

Die Lehrjahre Löbers, die 1932 ihrem Ende zugingen, waren auch Wanderjahre. Schon seit der Ilmenauer Schulzeit war er bei der Wandervogel-Bewegung. Studienreisen führten ihn dann 1923 nach Italien, 1926 auf Island, 1927 nach Paris, 1929 nach Lappland und Leningrad sowie 1939 nach Griechenland und Albanien.

1932 verlagerte sich das Leben Wilhelm Löbers zunächst zum Fischland. Seine Eltern hatten seit 1911 ein Fischland-Feriendomizil in Althagen. Dort kauften sie für ihn und seine Frau 1932 eine Kate. Die beiden arbeiteten dann freischaffend, Wilhelm bis 1939 auch in seinem Berliner Atelier, wo ein Großteil seiner damaligen bildhauerischen Werke entstand. Ebenfalls in Berlin absolvierte er bei Joseph Gobes von 1929 bis 1936 eine Ausbildung zum Steinbildhauer.

1933 veranstaltete das Ehepaar Löber in der Berliner Galerie Gurlitt eine Gedenk-Ausstellung für Fridas ältere Schwester, die Malerin Ella Lüttich-Etzrodt. Deren Tod im März 1932 war von Wilhelm Löber bald darauf in seinem Goethebrunnen-Relief reflektiert worden. In Althagen schuf er dann aus Lindenholz die Reliefstele „Zwei Schwestern“.

1940 wurde Wilhelm Löber zur Wehrmacht eingezogen und diente zunächst in einem Baubataillon und dann bis 1945 als Gefreiter. Zweimal wurde er verwundet.

Als Kriegsgegner schuf er Werke wie die Holzplastik „Frieden“ und die Kupfertreibarbeit „Triptychon gegen den Krieg“. Die Schnitzarbeit entstand 1951 in Empfertshausen, wohin die Familie 1946 gezogen war und wo Löber an der dortigen Staatlichen Schnitzschule lehrte.


1950 wurde er Mitglied der SED und Gemeindevertreter. Die Lehrtätigkeit musste er 1952 beenden, weil er für einen aus politischen Motiven verurteilten Schüler eingetreten war.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Wismar, wo er in der Fachabteilung Stein der Fachschule lehrte, ging er mit seiner Familie nach Althagen zurück. Ab Januar 1953 arbeitete er wieder freischaffend, u. a. in Rostock, wo er drei Säulenkapitelle in der Langen Straße gestaltete. Ebenfalls für den freien Raum schuf er 1959 den Fischbrunnen in Barth, 1960 ein Ernst-Moritz-Arndt-Denkmal in Löbnitz sowie die wuchtigen Moschusochsen in den Zoos in Rostock und Berlin (1961 und 1964).

1956 hatte er in Althagen mit seiner Frau sowie dem Ehepaar Klünder, das jedoch bald wieder ausschied, die Fischlandkeramik begründet. Der Familienbetrieb wird heute in Ahrenshoop im Dornenhaus vom Sohn Friedemann Löber geführt.

1965 entsteht das überlebensgroße Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtpark von Ribnitz-Damgarten. 1966 ließen sich die Eltern scheiden, und Löber zog 1967 für kurze Zeit nach Berlin-Weißensee und arbeitete in der Bildhauerwerkstatt seines Sohnes Ernst. Danach ging er nach Juliusruh.

In Juliusruh betrieb Margarethe Markgraf einen Buch- und Kunstgewerbeladen Sie hatte deshalb die Fischlandkeramik-Werkstatt in Althagen aufgesucht und Wilhelm Löber kennen gelernt. Nun richtete er bei und mit ihr 1967 eine Keramikwerkstatt ein und begründete damit die Rügenkeramik, die bald einen enormen Zulauf hatte.

1970 heirateten sie, und im Jahr darauf wurde der bis dahin parallel betriebene Kunstgewerbehandel aufgegeben. Der Betrieb florierte. Bald hatte er die für DDR-Privatbetriebe maximal erlaubten zehn Mitarbeiter. Die lukrative Keramik wurde mehr und mehr von Frau Marga betreut, während Löber sich der Bildhauerei widmete. Wieder gab es viele Tierplastiken, z. B. den lebensgroßen kupfernen „Seeadler mit Beute“ von 1969, heute im Turm von Schloss Granitz hängend. Eine weitere Kupfertreibarbeit ist der Fischbrunnen, der 1970 vor der Werkstatt aufgestellt wurde. Im gleichen Jahr entstand der wandfüllende „Tanz der Kraniche“ – ebenfalls in Kupfer – für ein Hotel in Bergen, wie überhaupt der Kranich sein Lieblingstier war. Auch schuf er Porträts in Bronze und Keramik von seinen Kindern, weiteren Verwandten, Freunden und anderen Zeitgenossen. Phantasievolle Kupfer-Treibarbeiten gestaltete er an den Werkstatt-Türen in Juliusruh, und ein lebensgroßes Walross, noch auf dem Fischland entstanden, bewacht den zugehörigen Garten am 2012 so benannten „Löberplatz“.

Um sich der Bildhauerei und der künstlerischen Gestaltung von Keramiken noch stärker widmen zu können, beschloss er die Übergabe des größten Teils der Rügenkeramik-Werkstatt an den Staatlichen Kunsthandel der DDR. 1975 erfolgte der Verkauf einschließlich der Muster und Formen, und es verblieb nur noch ein Mitarbeiter beim Ehepaar Löber. Vom fortgesetzten Schaffensprozess zeugen Keramiken aus der 2. Hälfte der 1970er Jahre. Teilweise dienten sie als Vorarbeit für Bronzen.

In der Zeit der Klassischen Moderne begann er als der Prototyp eines Bauhäuslers im Sinne seines wichtigsten Lehrers Gerhard Marcks, der Kunst und Handwerk zusammenführte. In den 1960er und 1970er Jahren fertigte er dann die beliebte Fischland- und Rügenkeramik. Dabei wurden recht verspielte Formen und Motive aufgegriffen, die sich vom ursprünglichen Bauhausgedanken entfernten.

Vor allem in Halle an der Burg Giebichenstein wurde Löber mit sämtlichen Bildhauertechniken und Materialien vertraut, die er in seinen späten Schaffensjahren nutzen konnte. Während erste Werke expressionistische Anklänge – besonders auch an den von ihm sehr verehrten Ernst Barlach – hatten und sich bewusst unsanft gaben, war er später bestrebt, mit seinen bildhauerischen Werken eher Harmonie zu schaffen. Als Lehrer und als Chef war er geschätzt und geachtet.

Wilhelm Löber starb am 28. Juli 1981 in Juliusruh.

 

Carl Marx

Geb. 18. August 1911 in Göttnitz, gest. 10. März 1991in Dessau

Erst lange nach seiner Zeit am Bauhaus fand Marx seinen eigenen künstlerischen Weg. Geprägt von unterschiedlichen modernen Malstilen schuf er Werke, die einer der Realität entrückten Welt entstammen.

Im Alter von 15 Jahren begann Carl Marx eine Lehre als Dekorationsmaler in Dessau, die er 1929 abschloss. Nebenher besuchte er Zeichenkurse in der Abendschule. Während seiner Lehre trat Marx der Sozialistischen Arbeiterjugend bei und ging zwischen 1929 bis 1931 auf Wanderschaft durch die Schweiz und Österreich. Kaum zurück, kam er 1932 ans Bauhaus Dessau, wo er zunächst den Vorkurs bei Josef Albers und dann den Unterricht bei Wassiliy Kandinsky und Joost Schmidt besuchte. Er belegte außerdem Kurse bei Ludwig Mies van der Rohe, Hinnerk Scheper und, nach dem Umzug des Bauhauses nach Berlin, in der Werkstatt für Reklame, Typografie und Druckerei bei Joost Schmidt sowie in der Fotografieabteilung bei Walter Peterhans.

Nach Kriegsende kehrte Marx zurück nach Dessau und befasste sich zunächst mit den Wiederbelebungsversuchen des Bauhauses. Ab 1947 arbeitete Marx als freischaffender Maler und fand erst allmählich zu einem eigenen künstlerischen Stil. Ebenfalls 1947 fand eine erste Ausstellung seiner Werke statt.

In den Fünfzigerjahren schuf er, oft zusammen mit Kollegen, auch architekturbezogene Arbeiten. 1953 wurde er aus der SED wegen mangelhaften Anpassungswillens ausgeschlossen. In diesem Jahr arbeitete er auch als Betonbauer.

Auf einen festen Kreis von Liebhabern seiner Kunst konnte Marx erst ab den Sechzigerjahren zählen, Gelegenheiten für Ausstellungen boten sich ihm nur selten. Marx gehörte zu den Außenseitern der Kunstszene in der ehemaligen DDR. Das Leben des eigenbrötlerischen und zugleich lebenshungrig-liebenswürdigen Künstlers war geprägt von der Situation eines selbstgewählten „Gegenlebens“. Seine Modelle fand Marx in Dessaus Bädern in grüner Umgebung – bevorzugt im Sommer, wenn die Atmosphäre seiner Vorstellung eines besseren Lebens in sinnenfreudigen und unverkrampften menschlichen Beziehungen nahe kam.

1965/66 entsteht eine Hinterglasmalerei für den Kosmetiksalon Scheibe Nord in Dessau

1971 widmete die Galerie Moritzburg in Halle Carl Marx eine erste Einzelausstellung. Von diesem Zeitpunkt an gelangten seine Bilder auch öfter in öffentliche Sammlungen. Die bislang größte Retrospektive fand 1986 zu Marx’ 75. Geburtstag im Bauhaus Dessau statt. 1990 führte er eine Auseinandersetzung über die geplante Rekonstruktion der Dessauer Bahnhofshalle herbei.

 

Wera Meyer-Waldeck

Geb. 6. Mai 1906 in Dresden; gest. 25. April 1964 in Bonn

Für das Bauhaus hatte sie fast die gesamte Innenausstattung der ADGB-Bundesschule in Bernau entworfen. Doch erst in den 1950er-Jahren machte sie sich als Architektin und Innenarchitektin einen Namen.

„ich war durch erziehung, schule und akademieluft geistig und psychisch so verkalkt, daß ich eines sehr lebendigen organismus bedurfte, um mich von dieser steifheit zu befreien. Deshalb kam ich ans bauhaus. hier fand ich lebendige und gesunde menschen und viel aktivität und vitalität.“
Wera Meyer-Waldeck, in: bauhaus, 1928, 2. Jg., H. 4, Dessau, S. 18.

Wera Meyer-Waldeck wurde am 6. Mai 1906 in Dresden geboren. Durch die berufliche Laufbahn ihrer Eltern wuchs sie mit ihren Geschwistern bis zum 8. Lebensjahr in Alexandrien auf. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wanderte die Familie in die Schweiz aus; danach kehrt Wera Meyer-Waldeck in ihre Geburtsstadt Dresden zurück. Hier studierte sie von 1921 bis 1924 an der Frauenschule Dresden und machte ihren Abschluss als Kindergärtnerin und Hortnerin. Darauf folgte ein dreijähriges Grafik-Studium an der Akademie Dresden.

Am 20. April 1927 schrieb sich Meyer-Waldeck an der Hochschule für Gestaltung, am Bauhaus in Dessau ein. Hier suchte sie das moderne Leben und einen modernen pädagogischen Ansatz, der ihrem Wesen entsprach. Bei Josef Albers und László Moholy-Nagy lernte sie im Vorkurs den Umgang mit unterschiedlichen Materialien. Der Unterricht beeinflusste ihre Denkweise tiefgreifend und sie war sicher, „[…] wenn es am bauhaus nichts weiter gäbe als diesen vorkurs, so würde das menschlich und künstlerisch soviel bedeuten, daß es sich schon allein darum lohnte, [ans Bauhaus zu kommen].“ Neben dem Vorkurs nahm Meyer-Waldeck am Unterricht von Wassily Kandinsky und Paul Klee teil.

Ab dem Wintersemester 1927 studierte die junge Bauhäuslerin bei Marcel Breuer in der Tischlerei. Hier entstanden Entwürfe für einen Kinderhocker, einen Liegestuhl, einen Tee- sowie einen Klapptisch. Im Sommer 1928 besuchte sie den „gastkurs städtebau“ bei dem niederländischen Architekten Mart Stam. Ab dem Wintersemester 1928–1929 war sie außerdem Schülerin bei Klee, lernte bei Schlemmer und in der Bau-/Ausbauabteilung unter Hannes Meyer. Im Frühjahr 1929 unterschrieb Meyer-Waldek einen Lehrvertrag für die Tischlerei bei Karl Bökenheide; das Bauhaus hatte ihr zudem „zum Erwerb beruflicher Praxis eine Mitarbeit im Büro Meyer“ angeraten.

Im Wintersemester 1929–1930 arbeitete die vielseitige Meyer-Waldeck an den Planungen zur Schule des ADGB in Bernau bei Berlin mit. Der Großteil der Möblierung und des Innenausbaus stammen von Meyer-Waldeck. In ihrem Diplomzeugnis wurde ihr auch die Mitarbeit an den Projekten „Wohnung Piscator, Berlin“ (Entwurf und Ausführung), Arbeitsamt Dessau (Innenausstattung), sowie der Möblierung des Hauses Hahn in Dessau attestiert.

Als ihr Vater im Mai 1930 starb, reiste Meyer-Waldeck zu ihrer Familie in die Schweiz. Sie unterbrach aufgrund dieses Ereignisses und einer Krankheit das Studium am Bauhaus für ein Jahr. Als sie im Mai 1931 zurückkehrte, hatte nun Ludwig Mies van der Rohe die Leitung der Schule übernommen. Meyer-Waldeck studierte nun bei Ludwig Hilberseimer und van der Rohe und in der Wandmalerei bei Alfred Arndt. Fast vier Jahre lang war sie nun im Möbelbereich tätig gewesen; schließlich erhielt sie ihren Gesellenbrief. 1932 schloss Meyer-Waldeck ihr Studium mit dem Bauhaus-Diplom und einer Abschlussarbeit über eine „Achtklassige Volksschule und Kindergarten” ab.

Nach dem Abschluss kehrte sie vorerst in die Schweiz zurück, bis sie 1934 in Dessau als Zeichnerin bei den Junkers-Werken im Flugzeugbau eine Arbeit aufnahm. Ab 1937 war sie bei der Obersten Bauleitung der Reichsautobahn angestellt und gestaltete Brücken, Rasthäuser und Bürobauten. Von 1939 bis 1941 arbeitete die Architektin bei der Reichsbahnbaudirektion in Berlin. Danach bekam sie eine Stelle bei der Berg- und Hüttenwerksgesellschaft Karwin-Thzynietz. Hier leitete sie das 14-köpfige Planungsbüro, das sämtliche Baumaßnahmen der acht umliegenden Kohlegruben konzipierte.

Am 1. April 1945 ging Meyer-Waldeck zurück nach Dresden. Auf Vermittlung des Kunstkritikers Will Grohmann bekam sie eine Anstellung als Dozentin für Innenausbau an der Staatlichen Hochschule für Werkkunst in Dresden. Da die Studenten sie nicht akzeptierten, wurde ihr Vertrag jedoch 1948 wieder aufgelöst. Meyer-Waldeck ließ sich dann im hessischen Walldorf nieder, wo sie Flüchtlingsmöbel entwarf.

Mit ihrem Beitritt zum Deutschen Werkbund eröffnete sich für Meyer-Waldeck ein neuer Lebensabschnitt. Auf der Werkbund-Ausstellung „Neues Wohnen“ 1949 in Köln war sie eine der Organisatoren und Gestalter. Sie zeigte eigene Entwürfe und eine Kindergarten-Mustereinrichtung. In den Folgejahren trat nun der berufliche Erfolg ein – erst als Innenarchitektin, und schließlich auch als Architektin. Meyer-Waldeck wurde freie Mitarbeiterin bei Hans Schwippert, einem der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegszeit. Für ihn arbeitete sie u.a. am Innenausbau des Bundestags, zweier Ministerien und des Bundeskanzleramts mit. Außerdem baute die Architektin und Innenarchitektin z.B. ein Kölner Hotel und ein Bonner Teppichgeschäft um.

1951 beteiligte sie sich an der Ausstellung „So wohnen“. Für die Interbau Berlin 1957 mit dem Titel „Das Wohnen in der Stadt von Morgen“ entwarf Meyer-Waldeck mit der Architektin Hilde Weström Wohnungstypen, die konkrete Einrichtungsvorschläge für die Besucher sein sollten. Auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 war Meyer-Waldeck für die Ausstellungsarchitektur der Abteilung „Der persönliche Bedarf“ im Deutschen Pavillon Werantwortlich. Während der 1950er-Jahre publizierte sie außerdem zahlreiche Fachbeiträge. Ihr letztes Projekt ist ein Bonner Studentinnenwohnheim aus dem Jahr 1962. Wera Meyer-Waldeck starb am 25. April 1964 in Bonn in Folge einer Diabeteserkrankung.

 

Horst Michel

Geb. 25. September 1904 in Zicher; gest. 21. April 1989 in Weimar war ein deutscher Formgestalter, der die Produktgestaltung in der DDR bis zum Anfang der 1960er Jahre maßgeblich beeinflusst hat. Zwischen 1946 und 1970 war er Professor für industrielle Formgebung und Innengestaltung an der späteren Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar.

Nach einer Lehre zum Musterzeichner studierte Michel von 1926 bis 1929 „Dekorative Malerei“ an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin, an der er von 1933 bis 1943 als Dozent für Textil-Entwurf und Weben lehrte. Von 1929 bis 1933 arbeitete er im Atelier von Bruno Paul in Berlin. In den letzten Kriegsjahren wurde er als künstlerischer Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes bei der Einrichtung von Ausweichquartieren eingesetzt.

Von 1946 bis 1970 lehrte Michel als Professor für industrielle Formgebung und ab 1954 auch für Innengestaltung an der späteren Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar (heute: Bauhaus-Universität Weimar). Das von ihm gegründete Institut für Innengestaltung an der Weimarer Hochschule zeichnete durch den Ministerratsbeschluss von 1954 für die gestalterische Betreuung einzelner Gebrauchsgüterindustrien verantwortlich, die in den Betrieben vor Ort von den Mitarbeitern des Instituts übernommen wurde.

Gestalter waren: Wolfgang Dyroff (Möbel und Baubeschläge), Rudolf Großmann und Hellfried Lack (Polster- und Sitzmöbel), Sigrid Kölbel (Teppiche und Dekostoffe), Heinz Melzer (Kachelofen, Heiz- und Kochgeräte). In der Ausstellung „neues leben – neues wohnen“ (1962) in Berlin-Fennpfuhl demonstrierte das Weimarer Institut die Möglichkeiten modernen Wohnens in der DDR mit der kompletten Einrichtung einer Dreiraum-Wohnung (Möbel, Textilien, Farbgestaltung).

1961 wurde ihm von der Technischen Universität Dresden der Ehrendoktortitel verliehen.

Michel blieb zeitlebens den Gestaltungsmaximen des Deutschen Werkbundes verpflichtet, die er trotz der schwierigen Versorgungslage und der ideologischen Formalismus-Debatte in der DDR gestalterisch im Sinne der Guten Form zu realisieren versuchte. Seine Initiativen gegen den Kitsch waren ebenso legendär wie seine Merksprüche (“Wenn nur noch Gutes produziert wird, kann nichts Schlechtes mehr verkauft werden”).

1957 präsentierte sich das Weimarer Institut mit einer großen Ausstellung im „Institut für Neue Technische Form“ auf der Mathildenhöhe in Darmstadt und sorgte damit für eine der äußerst seltenen deutsch-deutschen Designbegegnungen. Im selben Jahre wurde Michel als einziger Formgestalter aus der DDR mit einer Goldmedaille der Triennale in Mailand ausgezeichnet.

Als Vorsitzender der Sektion Formgestaltung im Verband Bildender Künstler der DDR kuratierte Michel 1962 die Abteilung Angewandte Kunst der V. Deutschen Kunstausstellung in Dresden. Auswahl und Präsentation wurden durch Walter Ulbricht kritisiert, der Ausstellungskurator diskreditiert. In der Folge verlagerte sich das designpolitische Zentrum der DDR vollständig nach Berlin in das Zentralinstitut für Formgestaltung, das spätere Amt für industrielle Formgestaltung.

 

Bertha Margarete Müller

Geb. 1900


Am Bauhaus Weimar 1919-1920;

lebte in Dessau und Esslingen

 

Wilhelm Nauhaus

Geb. 23. September 1899 in Erfurt; gest. 31. Juli 1979 in Halle/Saale), deutscher Buchbinder, Künstler, Archivar und Publizist.

Wilhelm Nauhaus hatte zunächst vor, Maler zu werden, und begann seine Ausbildung 1917 bei Walther Klemm an der Kunsthochschule Weimar. Beeinflusst von den Ideen des Bauhaus-Gründers Walter Gropius wandte er sich dann nach kurzem Militärdienst dem Kunsthandwerk zu und studierte zunächst zwei Semester bei Ernst Schneidler an der Kunstgewerbeschule Barmen. 1920 begann er eine Buchbinderlehre bei Walther Frickmann in Erfurt, legte zwei Jahre später dort die Gesellenprüfung ab und wechselte zu Otto Dorfner nach Weimar. 1924 ging Nauhaus an die Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg zu Paul Kersten, wo er 1925 die Meisterprüfung ablegte.

Von 1925 bis 1928 leitete Nauhaus die Handbinderei Brockhaus in Elberfeld und folgte 1928 einer Berufung als Dozent für künstlerischen Handeinband an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst (später Staatliche Hochschule für bildende Künste) in Berlin-Charlottenburg, wo er neben seiner Lehrtätigkeit neue Binde- und Schmucktechniken erfinden und erproben und alte Techniken weiterentwickeln konnte. 1935 wurde er zum Professor berufen.

Bei einem Luftangriff auf Berlin verlor Nauhaus im November 1943 seinen kompletten Besitz und fast alle bis dahin entstandenen Arbeiten. Seine Werkstatt und seine Wohnung wurden zerstört. Er siedelte nach Dornburg bei Jena über und lehrte einige Zeit in Primkenau in Schlesien, wohin der Unterrichtsbetrieb der Berliner Hochschule verlagert worden war.

Nach Kriegsdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft folgte Nauhaus im Dezember 1945 einer Berufung durch Ludwig Erich Redslob an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein nach Halle/Saale, wo er seitdem als Professor für künstlerischen Handeinband und Leiter der Buchbindeklasse tätig war. Auch das Amt des Rektors hatte er zu Beginn seiner halleschen Zeit einige Monate lang inne. 1958 wurde im Zuge des Wandels vom Kunsthandwerk zur industriellen Formgestaltung, der sich an der Burg vollzog, die Abteilung für Buchgestaltung aufgelöst. Bis zu seiner Emeritierung 1965 hielt Nauhaus, der sich klassischem Bildungsgut verpflichtet wusste, an der Burg nun Vorlesungen zu den verschiedensten Themen – über Kunstgeschichte und -theorie ebenso wie über antike Mythologie, Goethe oder Thomas Mann – und baute ein Archiv zur Geschichte der Burg auf.

Als Emeritus schrieb Nauhaus eine grundlegende Monographie über die Geschichte der Kunstschule Burg Giebichenstein von ihrer Gründung durch Paul Thiersch im Jahre 1915 bis zum Machtantritt der Nazis 1933, die 1981 postum erschien.

Wilhelm Nauhaus’ erhaltene Handeinbände befinden sich zum größten Teil in Privatbesitz bzw. im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig. Die St. Bartholomäus-Gemeinde Halle besitzt seit 1971 eine von Nauhaus gebundene Altarbibel.

 

Georg Neidenberger

Nach 1945 Stellvertreter Hubert Hoffmanns im Bauhaus-Sekretariat, das eine Neueröffnung plant. 1946 Teilnahme (Bühnenbilder) an der Ausstellung "22 Bauhäusler stellen aus" in Berlin-Neukölln.

 

Max Nehrling

Geb. 11. Mai 1887 in Posen; gest. 18. September 1957 in Weimar

1902-1906 Lithografenlehre in Weimar

1911-1914 Studium an der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar u. a. bei Henry van de Velde

1914-1918 Soldat

1919-1921 Studium am Bauhaus Weimar, ab 1921 Staatliche Hochschule für bildende Kunst Weimar, Studium hauptsächlich bei Walther Klemm; Eigenes Atelier

Seit 1926 Freischaffender Künstler in Weimar; Ende der 1930er Jahre Rückzug aus dem offiziellen Kunstbetrieb

1945 Wiederaufnahme der künstlerischen Arbeit

1953 Studieneinsätze und Werkverträge durch den Rat des Bezirkes Erfurt

1956 Studienreise in die Niederlande; Ehrenrente der DDR für das künstlerische Lebenswerk auf Initiative der Zentralleitung des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands

1920 fertigte Nehrling für ein Bauhaus-Fest einen einfachen „Chinesenhut“ aus Pappe. Diesen Hut hob er sein ganzes Leben lang auf. Er ist heute ein historisches Zeugnis für das Leben am Bauhaus.Bereits im Alter von zwölf Jahren begann Max Nehrlings künstlerische Laufbahn an der Großherzoglichen Freien Zeichenschule in Weimar. Der spätere Bauhaus-Schüler wurde am 11. Mai 1887 in Posen (Poznan) geboren. Ab 1902 ging er für vier Jahre in die Lehre als Lithograf bei der Weimarer Firma Reineck & Klein. Nach einem Jahr bei Carl Rembold in Heilbronn, war er bis 1910 als Zeichner bei der Firma O. de Rycker & Mendel in Forest-lez-Bruxelles (Brüssel) tätig.

Ein Jahr später immatrikulierte sich Nehrling dann für ein Studium an der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar und nahm dort am Farbunterricht bei Dorothea Seeligmüller sowie an der Ornamentlehre bei Henry van de Velde und am Unterricht von Dora Wibiral teil. Im selben Jahr wechselte der junge Lithograf schließlich an die Großherzoglich Sächsische Kunsthochschule Weimar. Bis 1914 studierte er bei Gari Melchers, Fritz Mackensen, Walther Klemm und Otto Rasch. In den Jahren 1913 bis 1914 gründete er mit Gottlieb Krippendorf und Rudolf Riege die „Künstlerkolonie Föhlritz“ bei Dermbach in der Rhön, während des Ersten Weltkrieges diente Nehrling dann als Soldat in Frankreich.

Mit Gründung des Staatlichen Bauhauses in Weimar im Jahr 1919 schrieb sich Nehrling dort für ein Studium ein. Im Vorkurs und im Aktzeichenkurs lernte er bei Johannes Itten. Außerdem besuchte er die Werkstatt für Grafische Druckerei unter der Leitung von Walther Klemm. Bis 1921 studierte Nehrling am Bauhaus bis er in die neu gegründete Staatliche Hochschule für bildende Kunst Weimar wechselte, an die auch Walther Klemm berufen worden war. Nehrling studierte hier hauptsächlich bei Klemm und hatte ein eigenes Atelier. Seit Abschluss seines Studiums 1926 war Nehrling als freischaffender Künstler in Weimar tätig. Bereits 1920 gab es einen zweiten Anlauf für die „Künstlerkolonie Föhlritz“, die unter Mitwirkung Nehrlings bis 1957 bestand.

Ende der 1930er-Jahre zog sich Nehrling aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück. 1942 wurde er nur noch listenmäßig als Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste wegen „geringfügig, nicht hauptberuflich ausgeübter“ künstlerischer Tätigkeit geführt.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 nahm Nehrling seine künstlerische Laufbahn wieder auf. 1953 wurde er vom Rat des Bezirkes Erfurt für Studieneinsätze und Werkverträge engagiert. 1956 ging Nehrling auf Studienreise in die Niederlande. Auf Initiative der Zentralleitung des Verbandes Bildender Künstler der DDR erhielt Nehrling im selben Jahr – im Alter von 69 Jahren – die Ehrenrente der DDR für sein künstlerisches Lebenswerk. Am 18. September 1957 starb Max Nehrling in Weimar.

 

Rudolf Ortner

Geb. 31. Mai 1912 in Nürnberg; gest. 11. November 1997 in München; vollständiger Name: Rudolf Maximilian Ortner), deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer, der auch als Maler und Fotograf tätig war.

Von 1932 bis 1933 studierte Ortner am Bauhaus in Dessau und Berlin und war dort Schüler von Ludwig Mies van der Rohe, Ludwig Hilberseimer, Wassily Kandinsky und Josef Albers. Nach der erzwungenen Selbstauflösung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten studierte er von 1933 bis 1936 an der Hochschule für Baukunst und bildende Kunst in Weimar Architektur sowie ab 1935 Malerei und Bühnenbildnerei. Das Studium schloss er mit der Verleihung des akademischen Grads „Diplom-Architekt“ ab.

Nach dem Studium arbeitete er bis 1939 als freischaffender Architekt bei der Versicherung Magdeburger Land-Feuersozietät und war darüber hinaus auch als Dozent an der Staatlichen Ingenieurschule in Magdeburg tätig.

Von 1939 bis 1945 war er Soldat im Zweiten Weltkrieg.

Im Jahr 1946 wurde er an die Hochschule für Baukunst und bildende Kunst in Weimar berufen. Von 1948 bis zu seiner Flucht nach Westdeutschland im Jahr 1951 war er Direktor der Staatlichen Ingenieurschule in Gotha.

In der Zeit von 1952 bis 1976 war er als freischaffender Architekt tätig. Bekannt wurde er vor allem durch seine zahlreichen Sportbauten, die ihm auch international viel Anerkennung einbrachten. In dieser Zeit war er auch Professor an der Technischen Universität München, an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und an der Universität Augsburg. Darüber hinaus war er auch Lehrbeauftragter an der Bayerischen Sportakademie sowie Leiter der Staatlichen Beratungsstelle für Turn- und Sportstättenbau in Bayern.

Nach Schließung des Architekturbüros widmete er sich ab 1977 bis zu seinem Tod ausschließlich der Malerei und Fotografie.

 

Richard Paulick

geb. 1903 in Roßlau- gest. 1979 in Berlin

Richard Paulick wurde als Sohn des Porzellandrehers und SPD-Funktionärs Richard Paulick geboren. Nach dem Studium in Dresden und Berlin hatte er Kontakt zum Bauhaus Dessau gefunden. Hier arbeitete er zum Beispiel mit Georg Muche beim Bau des Stahlhauses Dessau zusammen. Von 1927 bis 1928 war Paulick Assistent von Walter Gropius am Bauhaus in Dessau. Ab 1930 leitete er ein eigenes Architekturbüro in Berlin. Als politisch aktiver Mensch, er war zeitweise SAP-Funktionär, musste er 1933 emigrieren, was ihm mit Hilfe seines Freundes Rudolf Hamburger gelang. Paulick lebte bis 1949 in Shanghai und arbeitete dort als Planer. 1940 wurde er zum Professor an der Saint John’s University Shanghai berufen und war später Leiter des dortigen Stadtplanungsamtes. Nach der Errichtung der Volksrepublik China verließ Paulick 1949 Shanghai.

Nach seiner Rückkehr aus China ließ sich Paulick im Osten Deutschlands nieder. In den 1950er Jahren beteiligte er sich am Architekturwettbewerb zur Stalinallee. Sein Beitrag wurde als Abschnitt C realisiert. Als Abteilungsleiter im Institut für Bauwesen in Berlin war er verantwortlich für die Organisation der Großbaustelle; ferner entwarf er die das Bild der Anlage prägenden zwei- und vierarmigen Straßenleuchten, die sog. Paulick-Kandelaber. Zur privaten Nutzung richtete er sich auf Block C ein Penthouse ein, dessen Ausstattung zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Ein Entwurf Paulicks von 1951 sah für das Areal des späteren Marx-Engels-Forums in Berlin ein Regierunghochhaus vor, dessen Vorplatz 30.000 Quadratmeter umfassen sollte. Hierzu war auch der Abriss des Hohenzollernschlosses vorgesehen. Der Entwurf hatte bis zu Erich Honeckers Amtsantritt 1971 Bestand, wurde dann aber zugunsten des Republikpalastes fallengelassen.

Paulick arbeitete später maßgeblich am Wiederaufbau des historischen Berlins (Staatsoper Berlin) mit und war auch am Wiederaufbau Dresdens beteiligt. Er leitete das Muster- und Experimental-Büro an der Deutschen Bauakademie in Berlin und führte den Titel eines Professors. Ab 1957 zunächst Chefarchitekt und Leiter des Aufbaubüros von Hoyerswerda, wofür es ihm gelang, Rudolf Hamburger aus der Sowjetunion zurückzuholen, leitete er ab 1963 die Planung der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt.

Paulick war in erster Ehe mit der späteren Schauspiellehrerin Else Bongers verheiratet. Seine Enkelin ist die Schauspielerin Natascha Paulick.

Paulick starb 1979; er ist auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde bestattet, sein Grab ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin.


Bauten und Entwürfe

  • 1925–1926: Stahlhaus in Dessau

  • 1928–1929: Arbeitsamt Dessau

  • 1928: Projekt Stadtkrone Halle und Projekt Totaltheater

  • 1929–1930: Kant-Garagen in Berlin (mit Hermann Zweigenthal)

  • 1930–1931: DEWOG-Wohnsiedlung an der Heidestraße in Dessau

  • 1934–1948: Bühnenbilder in Shanghai

  • 1937: Mit Rudolf Paulick und Hans Werther Gründung von "Modern Homes" in Shanghai

  • 1943–1949: Professor für Innenarchitektur und Stadtplanung an der St. Johns Universität Shanghai

  • 1945–1949: mehrere Territorial- und Verkehrsplanungen, Eisenbahn- und Hafenanlagen im Großraum Shanghai

  • 1950: Wohnzeile Berlin Graudenzer Str.

  • 1951: Deutsche Sporthalle in Berlin (1971 abgerissen)

  • 1951: Entwurf für ein Regierungshochhaus in Berlin (nicht ausgeführt)

  • 1951–1953: Stadtplanung mit Kurt W. Leucht für Stalin-/Eisenhüttenstadt

  • 1952: Pionierrepublik am Werbellinsee

  • 1952–1953: Wohnblock C-Nord und C-Süd an der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain

  • 1950–1955: Wiederaufbau der Staatsoper Unter den Linden in Berlin

  • 1953–1954: Mitarbeit an der Projektierung des Zentrums von Dresden

  • 1954–1955: Wohnzeile an der Hildegard-Jadamowitz-Straße in Berlin-Friedrichshain

  • 1954–1956: Entwurf der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden

  • 1954–1956: Typenprojektentwicklungen im Institut für Wohnungsbau

  • 1955–1969: Diverse Entwurfsplanungen für Messebauten in aller Welt

  • 1957–1958: Gesamtverkehrsplanung Berlin Ost

  • 1960–1961: Gesamtplanung der Wohnstadt Hoyerswerda mit Rudolf Hamburger

  • 1962–1964: Gesamtplanung von Schwedt mit Erich Rang und Werner Wolfram

  • 1963–1968: Chefarchitekt für den Aufbau von Halle-Neustadt (mit Joachim Bach, Horst Siegel, Karl-Heinz Schlesier und Siegbert Fliegel)

  • 1962–1964: Rekonstruktion des Prinzessinnenpalais in Berlin, Unter den Linden 5

  • 1966–1976: Bauplanung der AMLO Akademie der Wissenschaften Berlin-Wuhlheide

  • 1968–1970: Rekonstruktion und Erweiterung des Kronprinzenpalais in Berlin

  • 1970: Experimentier- und Forschungskomplex der Bauakademie in Berlin

  • 1971–1972: Schulungs- und Ferienzentrum Diemitz mit Jens Ebert

  • 1972–1974: Umbau und Erweiterung des Regierungskrankenhauses

  • 1973–1974: Entwurfsplanungen (Mitarbeit) für Stadttheater Zwickau, Stadthalle Potsdam, Kulturzentrum Hoyerswerda, Nationaltheater Weimar

 

Martin Pohle

Gottfried Karl Martin Pohle; geb. 16. Juni 1899 in Düsseldorf; gest. 10. August 1970 in Sprendlingen, Kreis Offenbach; deutscher Maler und Grafiker.

Martin Pohle wurde als Sohn des Fabrikanten und Kaufmanns Friedrich Pohle geboren. Die Schulausbildung am Realgymnasium schloss er 1914 mit der mittleren Reife ab und absolvierte anschließend bis 1916 eine Lehre im Architekturbüro Gustav August Munzer in Düsseldorf. Kriegsbedingt besuchte er danach die Handelsschule und arbeitete als Volontär im kaufmännischen Bereich der elterlichen Firma. Im Juli 1918 wurde er zum Militär eingezogen. Er nahm noch am Ersten Weltkrieg teil, beteiligte sich aktiv an der Novemberrevolution und wurde 1919 infolge einer offenen Lungen-TBC erwerbsunfähig aus dem Wehrdienst entlassen.

1922 bis 1925 studierte Pohle an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst Weimar in der Klasse von Professor Walther Klemm und arbeitete danach als freischaffender Kunstmaler in Weimar. 1925 trat er in die KPD ein und widmete sich verstärkt auch der politischen Arbeit. Anfang der 1930er Jahre gehörte er zu den Mitbegründern der Ortsgruppen Weimar des „Bundes der Freunde der Sowjetunion“, des „Linkskartells der Geistesarbeiter“ und speziell 1932 mit Alfred Ahner, Paul Bärmann und Bruno Voigt der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands“ (ASSO). Nach dem Verbot der Organisationen 1933 durch die Nationalsozialisten setzte er die antifaschistische Arbeit illegal fort. Er arbeitete mit bei der Herausgabe und Verteilung des illegalen Presseorgans „Der Rebell“, begleitete Funktionen im Parteiapparat, war Kurier und Anlaufstelle. 1933 wurde er erstmals verhaftet und zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Im gleichen Jahr kam er als Schutzhäftling in das KZ Bad Sulza, wurde aber im Rahmen einer Amnestie wieder entlassen.

Bei seiner künstlerischen Arbeit war Pohle ständigen Schikanen ausgesetzt mit dem Ziel, ihn zu isolieren und wirtschaftlich zu ruinieren. Bei Hausdurchsuchungen durch die Gestapo wurden Arbeiten von ihm zerstört. 1938 bis 1941 lebte er deshalb mit dem Kunstmaler Arthur Hennig (1888–1945) in Bad Berka. Als dieser 1945 von der Gestapo in Weimar (Webicht) ermordet wurde, nahm er dessen Sohn Rolf Hennig (1931–2011) als Pflegesohn an. 1937 wurde Pohle für wehruntauglich erklärt und führte auch als Luftschutz-Bereichsführer 1943 den illegalen Widerstand gegen das Nazi-Regime fort. 1941 lernte er den Weimarer Grafiker und Drucker Arno Fehringer kennen, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband.

Nach 1945 war Pohle, ab 1946 Mitglied in der SED, bis 1955 in verschiedenen politischen Funktionen in Verwaltung, Gewerkschaft und Kultur auf kommunaler, Kreis- und Landesebene tätig. So war er 1946 Mitbegründer und Vorsitzender des Schutzverbandes Bildender Künstler (später Verband Bildender Künstler der DDR) in Weimar sowie 1953 der verbandseigenen Verkaufsgenossenschaft „Lucas Cranach“ ebenda. Zur künstlerischen Arbeit kam er kaum noch. Ab 1950 nahm er nicht mehr an Ausstellungen teil. In Zusammenhang mit dem Formalismusstreit legte er sich zunehmend mit der Parteiführung an. 1957 erblindete er auf dem linken Auge. 1958 reiste er in die BRD aus, lebte anfangs bei seiner Schwester in Gelnhausen, bis 1965 in Frankfurt am Main und danach bis zu seinem Tod in der Familie seines Pflegesohnes in Sprendlingen. 1959 wurde er aus der SED ausgeschlossen. Viele seiner Werke verblieben in Weimar und wurden von Arno Fehringer bewahrt. Als Mensch war Pohle Verfechter eines freiheitlichen Sozialismus, bei dem die persönliche Würde und Freiheit unangetastet bleiben, gepaart mit der Verpflichtung zu sozialer Verantwortlichkeit.

Ausstellungsbeteiligungen

  • 1946: Weimarer Künstler stellen aus, Weimar

  • 1947: 1. Landesausstellung bildender Künstler Thüringens, Erfurt (Jurymitglied)

  • 1948: Künstler Schaffen 1945–48, Weimar (Ausstellungsleitungs- und Jurymitglied)

  • 1948: Ausstellung Thüringer Künstler, Gotha

  • 1949: Thüringer Kunst im Goethejahr, Weimar (Jurymitglied)

 

Konrad Püschel

Geb. 12. April 1907 in Wernsdorf; gest. 20. Januar 1997


Friedrich Konrad Püschel wurde am 12. April 1907 in Wernsdorf bei Glauchau geboren. Er entstammte väterlicherseits einer erzgebirgischen Familie, die viele Forst- sowie Bergleute, Weber und Zinngießer hervorbrachte. Sein Vater fungierte als Pfarrer in Wernsdorf. Die Familie seiner Mutter lässt sich bis zu Galeotus Martius aus der italienischen Provinz Umbrien zurückverfolgen.

Nach Schulbesuch in Glauchau begann der Pfarrerssohn in der schwierigen Inflationszeit 1923 bei Paul Hennig, dem Obermeister der Tischlerinnung in Glauchau mit der größten Werkstatt am Ort, eine Tischlerlehre.

Anschließend bewarb sich Püschel beim Meisterrat des nach Dessau gewechselten Bauhauses mit seinem Gesellenbrief, einer lehrmeisterlichen Empfehlung sowie Möbelentwürfen für ein Kunststudium, das er im Sommer 1926 im Vorkurs unter Josef Albers begann. Er erlebte die Einweihung des neuen Bauhausgebäudes mit viel Prominenz, absolvierte ein Tischlersemester unter Marcel Breuer, wobei er an der Wohnungseinrichtung für Erwin Piscator mitwirkte, und erhielt die eigentliche Architekten-Ausbildung in der Bauabteilung unter Hannes Meyer.

Dabei wirkte er bei so bekannten Bauten wie der Gewerkschaftsschule in Bernau sowie den Laubenganghäusern in Dessau-Törten mit, ehe er nach seiner pionierhaften Abschlussarbeit über die bauliche Umwandlung einer Agraranlage 1930 sein Bauhaus-Diplom empfing.

Angesichts der wachsenden Nazi-Repressalien folgte er seinem abgesetzten Lehrer Hannes Meyer mit sechs anderen Bauhaus-Absolventen in die Sowjetunion. Dort wurden die Bauhäusler als „Gruppe Hannes Meyer“ beziehungsweise „Rote Bauhaus-Brigade“ mit städtebaulichen Aufgaben in verschiedenen Städten betraut.

Püschel leitete so den Aufbau von Sozgorod Orsk in der Steppe des südlichen Uralgebietes, ehe er 1937 angesichts der ausufernden stalinistischen Verhaftungswelle mit seiner jungen Frau nach Deutschland zurückkehrte. Das war ein Wagnis. In Glauchau vernahm ihn zunächst die Gestapo. Aus der durch seinen Schwiegervater vermittelten Bautätigkeit im Raum Merseburg mit einer Mietwohnung im Merseburger Arbeiterviertel wurde er als „Roter“ auf Druck der Nazis wieder entlassen.

Dann fand er Anstellung bei Alfred Arndt in Probstzella in Südthüringen, einem ehemaligen Jungmeister des Dessauer Bauhauses. Von hier aus war er auch am Bau des Hauses für Margarethe Reichardt in Erfurt beteiligt, das heute als Bauhaus- Museum Besucher anzieht. 1940 wurde Püschel dann einberufen.

Er überlebte den Krieg sowie die sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte mit 40 Kilogramm Gewicht nach Probstzella zurück. Der Bauhäusler war todkrank und benötigte Wochen, um sich von „bedrückenden Depressionen zu befreien“. Auf der anschließenden Arbeitssuche begegnete Püschel in Weimar Gustav Hassenpflug, einem vormaligen Bauhaus-Kommilitonen, der ihm eine Assistentenstelle an der Weimarer Hochschule vermittelte. Zwischenzeitlich wirkte er von 1955 bis 1959 als Planer und Bauleiter beim Wiederaufbau der kriegszertörten Städte Hamhung und Hungnam in Korea.

In Weimar bekam er schließlich eine Professur mit dem Lehrgebiet Dorfplanung, mit dem er bauhäuslerischen Einfluss nahm auf die Neuprägung der ländlichen Kulturlandschaft der DDR. Dabei entwickelte sich ein reger Kontakt nach Dessau, wo er das Aufmaß seines einstigen Lehrgebäudes anfertigte, die 1976 abgeschlossene Rekonstruktion des Dessauer Bauhauses leitete und die dortige Bauhaus-Ausstellung begleitete. Das war für ihn eine späte Genugtuung.

Püschel erlebte die Wende noch und starb am 20. Januar 1997 in Weimar kurz vor seinem 90. Geburtstag. Sein Nachlass mit rund 1700 Objekten gehört inzwischen zum Bestand der Stiftung Bauhaus in Dessau.

 

Rolf Radack

Vom Bauhaus kommend versucht er mit Hubert Hoffmann nach 1945 dort einen Neubeginn des Bauhauses

 

Margaretha ( Grete) Reichardt

Geb. 6. März 1907 in Erfurt; gest. 25. Mai 1984 ebenda, deutsche Textildesignerin und Grafikerin. Sie war neben Gunta Stölzl eine der erfolgreichen Gestalterinnen aus der Textilwerkstatt des Bauhauses.

Nach Abschluss ihrer Schulausbildung in Erfurt begann Margaretha Reichardt 1921 eine vierjährige Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Erfurt. Im April 1926 begann sie ihr fünfeinhalbjähriges Studium am Bauhaus in Dessau mit einem Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy. Nach bestandenem Vorkurs wurde sie vom Meisterrat, wie die meisten Frauen, in die Werkstatt für Weberei unter Georg Muche, ab 1927 Gunta Stölzl geschickt.

Im Bauhaus nahm sie am Unterricht bei Paul Klee, Joost Schmidt und Wassily Kandinsky teil. Seit 1927 experimentierte sie mit verschiedenen Garnen und Stoffen. Sie verbesserte die Eigenschaften von Eisengarn und webte strapazierfähige und formstabile Gurte, die Marcel Breuer später als Bespannung für die von ihm entwickelten Stahlrohrmöbel, wie dem Stahlrohrsessel B3 – später bekannt als Wassily-Chair – oder dem Faltsessel D4 verwendete. Die von ihr entwickelten Stoffe wurden in den 1930er Jahren als Bespannung für Flugzeugsitze eingesetzt. Darüber hinaus entwickelte sie am Bauhaus Stoffe mit schalldämpfenden und lichtreflektierenden Eigenschaften. Während der Arbeit am Bauhaus entwarf sie zahlreiche bildhafte gewebte und gewirkte Teppiche und beteiligte sich an verschiedenen Großprojekten des Bauhauses, wie der Ausgestaltung der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin oder dem Operncafé in Dessau.

Nach dem Ablegen der Gesellenprüfung am Bauhaus im Jahr 1929 war sie ab 1930 freie Mitarbeiterin in der Weberei. Im Jahr 1931 schloss sie ihre Ausbildung am Bauhaus als Textilgestalterin mit dem Bauhausdiplom Nr. 54 ab. Nach einem kurzen Studienaufenthalt in den Niederlanden bei dem Grafiker Piet Zwart, kehrte sie 1933 in ihre Heimatstadt Erfurt zurück und baute hier ab 1934 die Handweberei Grete Reichardt auf. Sie entwarf zahlreiche Stoffe für Wand- und Bodenteppiche, Deko-, Möbel- und Kleiderstoffe, die jedoch nur selten industriell gefertigt wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus war sie Mitglied der Reichskulturkammer. Sie stellte ab 1936 ihre handgewebten Textilien in verschiedenen Museen und auf Kunsthandwerksausstellungen, unter anderem 1936 im Leipziger Grassimuseum aus. Auf der Weltfachausstellung in Paris 1937 wurden ihre Entwürfe ausgezeichnet; auf der Mailänder Triennale erhielt sie 1939 für Entwürfe von Industrietextilien eine Goldmedaille. Im Jahr 1942 legte Grete Reichardt ihre Meisterprüfung ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fertigte sie textile Entwürfe für Museen, Theater und öffentliche Einrichtungen an. Bereits kurz nach dem Krieg nahm sie wieder an internationalen Ausstellungen mit ihren Entwürfen teil. Auf der Triennale in Mailand im Jahr 1951 wurde sie mit einem Goldenen Ehrendiplom für ihre hangewebten Gobelins ausgezeichnet. Die freischaffende Designerin bekam 1953 ein Angebot für eine Dozentur an der Hamburger Landeskunstschule. In der Folgezeit wurde Margaretha Reichardt mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet: Im Jahr 1964 erhielten ihre Entwürfe auf der Leipziger Messe die Auszeichnung „Gute Form“, fünf Jahre später erhielt sie die Ehrenurkunde des Ministeriums für Kultur, der Handwerkskammer und des Verbandes Bildender Künstler der DDR. In ihrer Werkstatt in Erfurt-Bischleben bildete sie bis 1984 über 50 Schüler aus. Seit den 1970er Jahren engagierte sich die Künstlerin für den Erhalt des Bauhaus-Erbes in Weimar und Dessau.

In einem Neubaugebiet auf dem Ringelberg in der Erfurter Krämpfervorstadt, in dem die Straßen Namen bekannter Bauhauskünstlern tragen, wurde auch eine Straße nach Grete Reichardt benannt.

Museum:
Im Erfurter Ortsteil Bischleben wurde das Wohnhaus von Margaretha Reichardt zu einem Museum umgestaltet. In dem 1939 von dem Bauhäusler Konrad Püschel entworfenem Haus werden in der Werkstatt der Künstlerin originale Webstühle gezeigt. Das Gebäude, das seit 1987 als technisches Denkmal klassifiziert wurde, wird heute vom Angermuseum in Erfurt betreut.


Ausstellungen (Auswahl)

  • 1950 Grete Reichardt-Wagner, Staatliches Schlossmuseum Rudolstadt

  • 1967 / 1968 Grete Reichardt, Weberin – Walter Gebauer, Keramiker – Prof. Günther Laufer, Kunstschmied, Thüringer Museum Eisenach, Schloss am Markt; Schlossmuseum Gotha; Schloss Friedenstein.

  • 1968 Grete Reichardt, Weberin – Walter Gebauer, Keramiker – Prof. Günther Laufer, Kunstschmied, Kunstgewerbemuseum Berlin (Schloss Köpenick)

  • 1977 Grete Reichardt: Textilgestaltung, Kunstsammlungen Weimar.

  • 1994 Margaretha Reichardt, Textilkunst: 1907–1984, Angermuseum Erfurt.

  • 1995 Margaretha Reichardt, Textilkunst: 1907–1984 Kunstsammlungen der Universität Leipzig.

  • 2009 Margaretha Reichardt – von der Bauhausschülerin zur Meisterin der Textilkunst, Apolda

  • 2009 Margaretha Reichardts Schüler, Apolda.

  • 2009 Margaretha Reichardt, Erfurt.


Arbeiten / Museumsexponate

  • Steckpüppchen aus dem Unterricht bei Josef Albers, Bauhaus Dessau

  • Bauhaushampelmann, Bauhaus Dessau

  • Studie VII zum Industriebild XIII, 1928, gemeinsam mit Erich Borchert

  • Stoffmuster, 1928, Art Institut of Chicago

  • Gobelin in der St.-Hedwigs-Kathedrale, Berlin

  • Stoffbezug des B5-Stuhls (Marcel Breuer); Cooper-Hewitt Smithsonian Design Museum

 

Hajo Rose

Geb. 1910 in Mannheim, gest. 1989 in Leipzig, deutscher Fotograf und Grafiker.


In der Zeit von 1929 bis 1930 studierte Hans-Joachim Rose an der Kunstgewerbeschule in Königsberg. Direkt danach ging er für drei Jahre an das Bauhaus nach Dessau und Berlin. Hier absolvierte er zunächst im Sommersemester 1930 den Vorkurs bei Josef Albers und besuchte den Unterricht bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt. Ab dem anschließenden Wintersemester lernte er für zwei Jahre, bis Mitte 1932, in der Werkstatt für Reklame, Typografie und Druckerei bei Joost Schmidt. Gleichzeitig belegte er Kurse in der Fotografieabteilung bei Walter Peterhans, wo er auch nach dem Umzug es Bauhauses nach weiterlernte. Am 1. April 1933 wurde ihm das Bauhausdiplom Nr. 112 der Reklamewerkstatt verliehen.

Nach der Schließung des Bauhauses assistierte er zunächst László Moholy-Nagy in dessen Berliner Atelier, bevor er bis 1940 er an die private Nieuwe Kunstschool nach Amsterdam ging, die der ehemalige Bauhäusler Paul Citroen leitete. Rose wurde dort Dozent für Werbegrafik, Typografie und Fotografie und führte parallel bis 1941 ein eigenes Werbebüro, für das er als Fotograf, Ausstellungsgestalter und Bühnenbildner arbeitete. Für eine Rembrandt-Verfilmung war er als Filmarchitekt tätig. Im Jahr 1942 wurde er für den Kriegsdienst eingezogen, von dem er erst 1948 aus der Gefangenschaft nach Deutschland zurückkehrte.

Ihm gelang der Wiedereinstieg und er lehrte zwischen 1949 und 1953 als Dozent für Gebrauchsgrafik und Schrift an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Anschließend wechselte er an die Fachschule für angewandte Kunst Leipzig und war außerdem freiberuflich für die DDR-Industrie tätig, ebenfalls bekannt sind Briefmarkenentwürfe.

Auch in der DDR setzte er sich für die Ideen des Bauhauses ein, das dort bis Mitte der 1960er Jahre als bourgeois und formalistisch galt. Rose trat aus der SED aus und nahm den Verlust seiner Tätigkeit als Dozent in Kauf. Fortan arbeitete er als einer der wenigen freiberuflichen Grafiker in der DDR. Im Alter von 79 Jahren verstarb Hajo Rose.

 

Wolfgang Rössger

Geb. 1909; gest. 1987;

am Bauhaus von 1923–28, Architekt,

in diesem Beruf auch in der DDR tätig

 

Reinhold Rossig

Geb. 1903 in Dresden, gest. 1979 in Berlin


Der Bauhausschüler Reinhold Rossig (1903-1979) arbeitete in der DDR als Architekt, Maler und Grafiker. Die ca. 1.600 Grafiken, Gemälde, Architekturzeichnungen und Dokumente sind wichtige Zeugnisse der freien Malklassen von Paul Klee und Wassily Kandinsky und der differenzierten Kunstproduktion am Bauhaus und sind als Nachlass am Bauhaus Dessau erhalten.

Ausbildung: Studium an der Königlichen Kunstgewerbeschule Dresden; ab 1925 Ausbildung zum Bauingenieur an der Dresdner Staatsbauschule; 1929 bis1931 Studium am Bauhaus in Dessau bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt.

1930 erste Ausstellung am Bauhaus, 1931 erhält er das Bauhausdiplom Nr. 51, 1932 Rückkehr nach Dresden. Dort wird er 1934 der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und verbüßt bis 1936 eine Haftstrafe in Bautzen.

Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft arbeitet er als Architekt, zuletzt an der Bauakademie der DDR. 1985 wird der Nachlass dem Bauhaus Dessau überlassen.

 

Harry Scheibe

Geb. 22. April 1897 in Weimar; gest. 30. Januar 1979 ebenda; deutscher Schriftsetzer, Schriftsteller und Philosoph (der sogenannte „Bauhausphilosoph").

Harry Scheibe wurde 1897 in Weimar geboren. Sein Vater Ernst Scheibe war Hoflithograph und führte eine Buch- und Steindruckerei, einen Verlag, eine Buchbinderei und mit seiner Frau eine Papier- und Schreibwarenhandlung. Nach dem Besuch von Volksschule und Gymnasium absolvierte Harry Scheibe im väterlichen Betrieb eine Lehre als Schriftsetzer. 1916 bis 1918 wurde er zum Ersten Weltkrieg eingezogen.

Zurück in Weimar betrieb er, wie schon von Jugend an, intensive philosophische Studien, verkehrte in Künstlerkreisen und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Eine Begegnung mit Karl Peter Röhl im Jahr 1919 war der Beginn intensiver Kontakte zum Bauhaus und einer daraus resultierenden zeitweisen Mitarbeit bei Theo van Doesburg. Mit Röhl, Max Burchartz, Walter Dexel, Werner Graeff und Andor Weininger gehörte Scheibe zur sich formierenden Weimarer De Stijl–Gruppe. Speziell für van Doesburg, aber auch J.J.P. Oud, übertrug er in den Jahren 1921 bis 1923 Vorträge, Aufsätze und Unterrichtsmaterial vom Niederländischen ins Deutsche und wirkte mit an der Übersetzung der Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst. 1922 war er Teilnehmer am Internationalen Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten in Weimar. 1926 verfasste er seinen beachteten Aufsatz Die Atmosphäre der neuen Architektur und die Filosofischen Sturzflüge. Eine engere Freundschaft verband ihn in dieser Zeit mit der Künstlerin Lena Maas.

Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau traf er sich weiterhin mit ehemaligen Bauhäuslern wie Heinrich Brocksieper und Weimarer Künstlern wie Alfred Ahner, Bruno Voigt, Martin Pohle und Harry Schmidt-Schaller. In den 1930er Jahren wurde er zunehmend schwerhörig, litt infolge Anfeindungen unter einer psychischen Erkrankung und vereinsamte dadurch immer mehr. Von 1939 bis 1948 wurde er in verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten (Blankenhain, Stadtroda, Rastenberg) untergebracht.

In einem Feierabendheim wieder in Weimar lebend, verband ihn seit Anfang der 1950er Jahre eine enge Freundschaft mit dem Weimarer Grafiker, Drucker, Lyriker und Philosophen Arno Fehringer. Bis zu dessen Tod 1974 entstanden im Rahmen eines regelmäßigen philosophischen Gedankenaustauschs einige gemeinsame Arbeiten, die sich mit der Zeitgeschichte und der Rolle von Erkenntnis und Handeln bei der Gestaltung der Gesellschaft auseinander setzten. Zu einem lange geplanten Buch über das Bauhaus kam es nicht mehr, da fast alle seine Aufzeichnungen in den Wirren der Jahre verloren gingen.

 

Lou Scheper-Berkenkamp

Hermine Luise Berkenkamp, kurz Lou, Berkenkamp wurde am 15. Mai 1901 in Wesel geboren. Nach ihrem Abitur 1920 immatrikulierte sie sich am Bauhaus in Weimar, nahm hier Unterricht bei Johannes Itten, Paul Klee und Georg Muche. Als der obligatorische Vorkurs bestanden war, wechselte die damals 20-Jährige in die Werkstatt für Wandmalerei. 1922 heiratete Berkenkamp ihren Bauhaus-Kommilitonen Hinnerk Scheper. Ab diesem Zeitpunkt gab sie ihre Studien am Bauhaus auf und widmete sich neben der freischaffenden Malerei auch der Arbeit ihres Mannes. Als Hinnerk Scheper 1925 als Meister der Wandmalerei ans Bauhaus in Dessau berufen wurde siedelten die Schepers mit um. Zwischen 1926 und 1928 – inzwischen waren die Kinder Jan (1923) und Britta (1926) geboren – wirkte Lou Scheper-Berkenkamp aktiv an der Arbeit der Bauhausbühne unter der Leitung von Oskar Schlemmer mit. 1927 bis 1929 nahm sie an den Gemeinschaftsausstellungen des Bauhauses teil.

Im Juli 1929 bekam Hinnerk Scheper das Angebot bis August 1930 (und im Anschluss daran von Juni bis September 1931) nach Moskau zu gehen und hier als Spezialist für Farbgestaltung eine „Beratungsstelle für Farbe in der Architektur und im Stadtbild“ einzurichten. Seine Frau begleitete ihn während dieser Auslandszeit, arbeitete gemeinsam mit ihm an Farbplänen und verfasste journalistische Beiträge in der deutschsprachigen Wochenzeitschrift „Moskauer Rundschau“. 1931 kehrten die Schepers ans Bauhaus in Dessau zurück und siedelten ein Jahr darauf ein weiteres Mal mit der Schule und dem neuen Direktor Ludwig Mies van der Rohe nach Berlin um.

Seit der Schließung des Berliner Bauhauses 1933 arbeitete Lou Scheper-Berkenkamp als freie Malerin in Berlin, erfand Bildgeschichten und unterstützte auch weiterhin die freiberuflichen Arbeiten von Hinnerk Scheper. 1938 wurde der zweite Sohn Dirk geboren.

1948 wurden die ersten ihrer Kinderbücher im Verlag Ernst Wunderlich Leipzig publiziert – zwei davon erschienen kürzlich in einer Neuauflage im Bauhaus-Archiv Berlin. Drei Jahre später begründete die ehemalige Bauhäuslerin zusammen mit anderen Künstlern die Künstlervereinigung „Der Ring“ in Berlin. Neben zahlreichen Teilnahmen an Ausstellungen in der BRD und sporadisch auch im Ausland engagierte sich Lou Scheper-Berkenkamp noch bis 1970 aktiv im Berufsverband Bildender Künstler. Zwischen 1956 und 1969 war sie mitverantwortlich für die Gestaltung der alljährlichen Großen Berliner Kunstausstellung.

Nach dem frühen Tod von Hinnerk Scheper am 5. Februar 1957 übernahm die einstige Bauhäuslerin seine Aufgaben im Bereich Farbgestaltung in der Berliner Architekturlandschaft. Unter anderem übernahm sie die Farbgestaltung der Innenräume des letzten von Otto Bartning realisierten Projektes (einem Berliner Kinderheim), der Philharmonie von Hans Scharoun (Berlin), des Ägyptischen Museums (Berlin), diverser Bauten von Walter Gropius in Berlin Britz-Buckow-Rudow sowie des Flughafengebäudes Berlin Tegel. Bis zu ihrem Tode am 11. April 1976 arbeitete Lou Scheper-Berkenkamp noch an den Farbkonzepten für die Berliner Staatsbibliothek von Scharoun.

 

Hinnerk Scheper

Geb. 1897 bei Osnabrück, gest. 1957 in Berlin; Leiter der Wandmalereiwerkstatt am Bauhaus, Beteiligter am Aufbau des Moskauer Maljarstroi und später Leiter des Amtes für Denkmalpflege in Berlin.

Hinnerk Scheper, Bruder des Bauhäuslers Hermann Scheper, besuchte zwischen 1918 und 1919 die Kunstgewerbeschule und die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf. Danach wechselte er an die Staatliche Kunstgewerbeschule in Bremen.

Ab dem Wintersemester 1919 studierte er am Staatlichen Bauhaus Weimar und besuchte den Vorkurs von Johannes Itten. 1920 arbeitete er als Geselle in der Wandmalereiabteilung bei Johannes Itten und Oskar Schlemmer und besuchte den Unterricht bei Paul Klee. 1922 legte er die Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Weimar ab. Im selben Jahr heiratete er die Bauhaus-Schülerin Louise Berkenkamp. Bis 1925 war er als freiberuflicher Maler und Farbgestalter u. a. im Schlossmuseum Weimar tätig.

1925 berief ihn Walter Gropius zum Jungmeister. Von 1925 bis 1933 war Hinnerk Scheper Leiter der Wandmalereiabteilung am Bauhaus Dessau und am Bauhaus Berlin, ab 1931 Leiter des Unterrichts in Farbe. Daneben übernahm er Restaurierungsarbeiten und entwarf Farbgestaltungen, u. a. für das Essener Museum Folkwang und vor allem für das Dessauer Bauhausgebäude. Von 1929 bis 1931 wurde er vom Bauhaus beurlaubt und nach Moskau berufen. Dort beteiligte er sich am Aufbau des Bauinstitutes Maljarstroi, an dem in den 1930er-Jahren u. a. der Zusammenhang von Architektur und Farbe analysiert wurde. Zudem produzierte er Fotoserien und Reportagen über die Sowjetunion. 1932 arbeitete er mit der Fotoagentur Dephot (Deutsche Photo-Agentur) in Berlin und später auch mit den Agenturen Kind und Atlaphot zusammen.

Nach 1934 war Scheper überwiegend freiberuflich im Rahmen von künstlerischen Farbgestaltungen und Restaurierungsarbeiten in Berlin tätig.

Nach dem Kriegsdienst kehrte er 1945 nach Berlin zurück. Dort war er Konservator und Leiter des Amtes für Denkmalpflege und für Erhalt und Wiederaufbau kriegsbeschädigter Bau- und Kunstdenkmäler zuständig. 1947-50 entstanden beim Bau der Verwaltungsakademie Forst-Zinna (Edmund Collein und Liv Falkenberg) durch Scheper farbige Raumfassungen. 1948 Protest gegen den Abriss der Ruine des Berliner Stadtschlosses und Verlegung seies Sitzes nach Westberlin.

1953 wurde er zum Landeskonservator ernannt. Parallel dazu lehrte er ab 1952 Denkmalpflege an der Technischen Universität Berlin. Zu seinen letzten Arbeiten zählen die Entwürfe für die Farbgestaltung der Wohnbauten zur Interbau Berlin 1957.

 

Joost Schmidt

Geb. 5. Januar 1893 in Wunstorf, gestorben 2. Dezember 1948 in Nürnberg; deutscher Typograf, Maler und Lehrer am Bauhaus.

1910 begann Joost Schmidt sein Studium an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar. Er wurde Meisterschüler von Max Thedy. Im Wintersemester 1913–1914 bestand er sein Diplom im Fach Malerei. Nach Kriegsdienst und -gefangenschaft kehrte er 1918 nach Deutschland zurück.

Schmidt begann ein weiteres Studium am Staatlichen Bauhaus Weimar. Von 1919 bis 1924–1925 lernte er in der Werkstatt für Stein- und Holzbildhauerei bei Johannes Itten und Oskar Schlemmer. 1921–1922 entstanden u. a. ein Entwurf und die Ausführung der Schnitzereien im Haus Sommerfeld in Berlin und der Entwurf eines Plakates für die Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar.

Nach einem Vorvertrag 1925 mit Otto Bartning, dem Direktor der Staatlichen Bauhochschule Weimar, der ihn als Leiter einer Plastischen Werkstatt und der Typografischen Abteilung vorsah, nahm er stattdessen das Angebot von Walter Gropius an und wurde 1925 Jungmeister am Bauhaus in Dessau, nachdem er zuvor seine Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Weimar abgelegt hatte. Von allen wurde er „Schmidtchen“ genannt: Joost Schmidt kam als Studierender ans Bauhaus und war 1925 einer der von Gropius berufenen Jungmeister. Er blieb bis 1932 am Bauhaus.

Im selben Jahr heiratete Schmidt die Bauhaus-Schülerin Helene Nonné. Am Bauhaus Dessau war er von 1925 bis 1932 Lehrer für Schrift im Vorkurs, Leiter der Plastischen Werkstatt (1928 bis 1930) und Leiter der Werkstatt für Reklame, Typografie und Druckerei mit angegliederter Fotografieabteilung (1928 bis 1932). Von 1929 bis 1930 war er zusätzlich Lehrer für Aktzeichnen, ab 1930 für Akt- und Figurenzeichnen für höhere Semester. Außerdem war Schmidt für die technische Einrichtung der Studiobühne verantwortlich. Am Bauhaus Berlin war er nicht tätig.

1934 gestaltete Joost Schmidt gemeinsam mit Walter Gropius die Abteilung der „Nichteisenmetalle“ der Propagandaschau „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“. In Berlin eröffnete er im selben Jahr ein eigenes Atelier. Zudem arbeitete er als Landkartenzeichner. 1935 wurde Schmidt Lehrer an der Privatschule Kunst und Werk, die unter der Leitung von Hugo Häring aus der ehemaligen Reimann-Schule hervorging. Ihm wurde jedoch nach kurzer Zeit aufgrund seiner zurückliegenden Zugehörigkeit zum Bauhaus Berufsverbot erteilt. Danach war er typografisch u. a. für den Alfred Metzner Verlag tätig.

Nach Kriegsende berief ihn Max Taut als Professor an die Hochschule für bildende Künste in Berlin, wo er den Vorkurs für Architekten übernahm. 1946 gestaltete er zusammen mit anderen Bauhäuslern die Ausstellung „Berlin plant/Erster Bericht“, die erste Ausstellung im Berliner Stadtschloss zum Wiederaufbau der Stadt. Vor seinem Tod 1948 plante er noch eine Bauhaus-Ausstellung und die Herausgabe eines Bauhaus-Buches.

 

Kurt Schmidt

Geb. 10. März 1901 in Limbach/Sachsen; gest. 9. Mai 1991 in Gera; deutscher Maler, Grafiker und Zeichner.

Kurt Schmidt, als Sohn eines Lehrers geboren, schloss 1919 das Herzogliche Christians-Gymnasium in Eisenberg ab und begann im gleichen Jahr ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Hamburg.

Auf Anregung von Kommilitonen wechselte er 1920 zu einem fünfjährigen Studium an das Bauhaus in Weimar, wo er sich der abstrakten Malerei zuwandte und einen Vorkurs bei Johannes Itten besuchte. Anschließend wurde Schmidt 1921 Lehrling in den Werkstätten von Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Dort beschäftigte er sich mit Bühnen- und Wandmalerei sowie mit Entwürfen und Choreographien zum Thema „Mechanische Bühne“. Zur Bauhaus-Ausstellung 1923 gestaltete er eine Fensterwand und entwickelte zusammen mit Georg Teltscher das Mechanische Ballett. Anschließend fertigte er Entwürfe und Marionetten zu dem Märchenspiel Die Abenteuer des kleinen Buckligen, welche sich heute in der Puppentheatersammlung in Dresden befinden. Nach dem Ausscheiden seines Lehrers Itten und dem Umzug des Bauhauses nach Dessau verließ auch Schmidt Weimar und ging zuerst nach Stuttgart, wo er 1927 bei Adolf Hölzel studierte und 1929 nach Gera. Im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ wurde auch Schmidt durch Beschlagnahmung von zwei von ihm gestalteten Figurinen diffamiert.

Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte er zwischen 1941 und 1945 zuerst an der Ostfront und später in der Normandie, wo er in englische Kriegsgefangenschaft geriet und bis zu seiner Entlassung im Kriegsgefangenenlager Cultybraggan in der Nähe des schottischen Dorfes Comrie zubrachte. In den Wirren des Krieges ging auch ein großer Teil seines künstlerischen Frühwerks verloren.

Zurück aus der Kriegsgefangenschaft begann Schmidt sich langsam wieder künstlerisch zu betätigen und beschäftigte sich bis 1966 nur sporadisch und nebenberuflich mit Aquarellen und Farbkreidezeichnungen. Theoretisch setzte er sich mit Kandinsky auseinander und untersuchte psychologische und symbolische Fragen der Form und Farbe. Auf Anregung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden fertigte er von 1970 bis 1972 Repliken der verloren gegangenen Bauhaus-Arbeiten an, eine geschlossene Folge bilden die seit 1976 in mehreren Arbeitsphasen entstandenen Glasbilder.

1985 erfolgte die Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR. Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar EFIM widtmete sich 1987 mit musikalischen Reflexionen auf zwei seiner Bilder in einer Veranstaltung in Weimar seinem Schaffen.

Ausstellungen:

  • 1975: Schlossmuseum Gotha

  • 1978: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstichkabinett

  • 1978: Galerie am Sachsenplatz Leipzig

  • 1981: Staatliche Kunstsammlungen Gera

  • 1986: Galerie am Markt Gera

  • 1987: Betriebsgalerie „VEB Wema UNION“ Gera

  • 1991: Kunstgalerie Gera und „Galerie am Markt“ Gera

 

Ernst Scholz

Geb. 19. Juli 1913 in Berlin; gest. 12. Juni 1986 in Ost-Berlin; Minister für Bauwesen und Stellvertreter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der DDR.

Als Jugendlicher war Scholz in den 1920er Jahren aktiv bei den Pfadfindern, in der Wandervogelbewegung und Mitglied des Arbeitersportvereins „Fichte“. Er studierte 1932–1933 Bauwirtschaft an der Technischen Hochschule Berlin, dem Bauhaus Berlin und nach dessen Schließung 1933 bis 1934 Architektur an der École Spéciale d’Architecture in Paris.

Nach dem Architekturstudium arbeitete Scholz in Deutschland als freischaffender Architekt. 1934 wurde er Mitglied der sich in der Illegalität befindenden Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und arbeitete für die ebenfalls verbotene Rote Hilfe Deutschlands. Im selben Jahr war er an einem misslungenen Versuch beteiligt, Ernst Thälmann aus dem Gefängnis zu befreien. Ende 1937 emigrierte er über die Tschechoslowakei, die Schweiz und Frankreich nach Spanien, wo er 1938–1939 als Angehöriger der XI. Internationalen Brigade am Spanischen Bürgerkrieg teilnahm, u. a. am 2. Einsatz, der Schlacht am Ebro. 1939 in Frankreich in (St. Cyprien und Gurs) sowie den Gefängnissen Pau und Bordeaux interniert, gelang ihm 1940 mit drei Kameraden die Flucht.

Bis März 1945 beteiligte er sich am bewaffneten Kampf der Résistance als MG-Schütze (FIPF/FFI und 13. Gebirgsjäger-Bataillon). In dieser Zeit war er Mitglied der Bewegung Freies Deutschland im Westen (BFDW/CALPO) bzw. des im September 1944 gebildeten Komitees „Freies Deutschland für den Westen“, dessen Sekretär der Gebietskörperschaft mit Sitz in Lyon er war.

1945 kehrte er nach Deutschland zurück. 1946 trat Scholz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) mit ihrer Gründung bei. Er war 1945–1949 Leiter der Abteilung Landwirtschaft und Wirtschaftsplanung der Landesregierung Brandenburg. 1950 wurde er stellvertretender Leiter der Hauptverwaltung Wirtschaftsplanung und anschließend Leiter der Hauptverwaltung Bauwesen bei der Deutschen Wirtschaftskommission, danach war er Leiter der Hauptverwaltung Bauindustrie beim Ministerium für Bauwesen. Scholz war 1950–1953 Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim Zentralkomitee der SED.

Neben seiner Tätigkeit als Direktor des VEB Bau-Union Rostock sowie als Mitglied der Stadtleitung Rostock der SED absolvierte er 1954–1956 ein postgraduales externes Studium an der Universität Rostock, an der er 1963 zum Dr. rer. oec. promoviert wurde. 1956–1958 war er Bevollmächtigter der Regierung der DDR für die arabischen Staaten, bevor er bis 1963 als Minister für Bauwesen und Abgeordneter der Volkskammer wirkte.

Er arbeitete 1963–1968 als Beauftragter der Regierung der DDR für die Arabischen Staaten in der VAR (Ägypten) im Range eines Botschafters. 1968–1973 war er Staatssekretär und erster stellvertretender Minister für Auswärtige Angelegenheiten, bevor er 1974–1976 Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Regierung der DDR in der Republik Frankreich wurde. Scholz war 1976–1986 Präsident der Freundschaftsgesellschaft DDR – Frankreich.


 
Lili Schultz

1895-1970

Lili Schultz wurde am 21.06.1895 in Halle an der Saale geboren. 1913 bis 1914 studierte sie an der Kunstgewerbeschule Dresden. Danach lernte sie bei Paul Thiersch in Halle von 1915 bis 1919. Als Meisterschülerin arbeitete Lili Schultz 1919 und 1920 bei Fritz Helmuth Ehmcke in München. 1920 bis 1921 war sie

freischaffend in Diessen am Ammersee tätig, bevor sie 1922 bis 1924 im Meisteratelier bei Paul Thiersch in Halle, auf der Burg Giebichenstein arbeitete. 1924 bis 1925 war sie als Lehrerin im Bauhaus Weimar bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy tätig.

Ab 1925 übernahm sie die Leitung der Emailabteilung der Kunstwerkstätten in Halle-Giebichenstein, dort gemeinsame Arbeit mit dem Metallgestalter Karl Müller. Irmtraut Ohme (z. B. Brunnen in Halle-Neustadt) ist ihre Schülerin.

Danach war sie ab 1958 an der Werkkunstschule in Düsseldorf als Professorin tätig. 1956 erhielt sie den Goldenen Ehrenring der Gestaltung für Goldschmiedekunst in Hanau. Zudem bekam sie 1957 als höchste internationale Auszeichnung den goldenen Ehrenring der internationalen Gesellschaft für Goldschmiedekunst verliehen. Sie verwendete das Email in Verbindung mit

Architektur, woraus sie später die neue Technik des Fugenemails als Wandeinlage entwickelte, die vielfältige Abwandlungen ermöglichte.

Am 18.06.1970 verstarb Lili Schultz in Seeshaupt am Starnberger See.

 

Helmut Schulze

Geb. 1903; gest. 1995;

am Bauhaus 1926–30

1928 arbeitet er gemeinsam mit Marianne Brandt in der Metallwerkstatt, bekannt z. B. sind ein Zucker-Sahne-Set und mehrere Leuchtenentwürfe.

Helmut Schulze entwarf als Student der Bauhaus-Architekturabteilung unter der Leitung von Mies van der Rohe das Sportlerheim für den Arbeitersport- und Turnverein "Fichte", heute das Gelände des Paul-Greifzu-Stadions. Es ist ein modernes, hochwassergeschütztes Sportlerheim an der Mulde, das schnell beliebt wurde, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft zwei Badeanstalten lagen. Die Bauausführung erfolgte 1932 durch Spendengelder, die Junkers-Werke spendeten die wärmetechnische Ausrüstung. Am 7. März 1945 wurde die gesamte Freizeitanlage bei einem Bombenangriff zerstört.

 

Margarete Schütte-Lihotzky


Geb. 23. Januar 1897 in Wien-Margareten, Österreich-Ungarn; gest. 18. Januar 2000 in Wien; eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierten und wahrscheinlich die erste Frau, die den Beruf in Österreich umfassend ausübte. Sie lebte und arbeitete einige Jahre in Deutschland und der Sowjetunion. Der Entwurf der Frankfurter Küche machte sie international bekannt.

Grete Lihotzky studierte von 1915 bis 1919 an der k.k. Kunstgewerbeschule, wo Künstler wie Josef Hoffmann, Anton Hanak und Oskar Kokoschka unterrichteten. Durch die Teilnahme an einem Wettbewerb für eine Schrebergartenanlage am Schafberg kam sie mit der Siedlerbewegung in Wien in Kontakt. Anfang 1921 arbeitete sie gemeinsam mit Adolf Loos für die Siedlung Friedensstadt am Lainzer Tiergarten.

Ernst May hatte Lihotzky als Mitarbeiterin von Loos kennengelernt und ermöglichte ihr, in der Zeitschrift „Schlesisches Heim“, die er in Breslau herausgab, zu publizieren. May leitete das Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main. 1926 engagierte er Margarete Lihotzky an die Typisierungsabteilung, wo der neue Wohnungsbau mit der „Frankfurter Küche“ entwickelt wurde. Diese gilt heute als Prototyp der modernen Einbauküche. Grete Lihotzky entwarf das „Labor einer Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern. In den Frankfurter Siedlungen wurden in mehreren Varianten ca. 12.000 Küchen eingebaut.

Als die politische und wirtschaftliche Situation in der Weimarer Republik sich verschlechterte, nahm Ernst May mit einer Gruppe von Experten 1930 eine Berufung nach Moskau an. Dabei waren Margarete Schütte-Lihotzky als Expertin für Bauten für Kinder und Wilhelm Schütte als Experte für Schulbau. Die Brigade May war beauftragt, an der Umsetzung des ersten Fünfjahresplanes der Sowjetunion mitzuwirken, indem sie Städte plante, als erstes die Industriestadt Magnitogorsk. Hier entwarf sie u. a. einen Kindergarten.

1938 übersiedelte Schütte-Lihotzky mit ihrem Ehemann nach Istanbul, wo sie die Möglichkeit hatten, an der „Akademie der Schönen Künste“ zu unterrichten und zu arbeiten.

Schütte-Lihotzky trat 1939 der KPÖ bei und reiste im Dezember 1940 nach Wien, um mit der österreichischen Widerstandsbewegung in geheime Verbindung zu treten. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft wurde sie festgenommen. Obwohl auch für Schütte-Lihotzky die Todesstrafe beantragt war, verurteilte sie der Senat zu Zuchthaus. Schütte-Lihotzky kam ins Frauenzuchthaus nach Aichach, Bayern, aus dem sie 1945 von kanadischen Truppen befreit wurde.

Nach dem Krieg arbeitete sie zuerst in Sofia; 1947 kehrten sie und ihr Mann Wilhelm Schütte nach Wien zurück, wo sie jedoch wegen ihrer politischen Ansichten kaum öffentliche Aufträge erhielt. Allerdings konnte sie um 1950 einige Gemeindebauten und einen heute denkmalgeschützten Kindergarten entwerfen.

1951 trennte sie sich von ihrem Ehemann Wilhelm Schütte. Sie plante zahlreiche Ausstellungen, arbeitete an Privataufträgen, für internationale Organisationen und für die Frauen- und Friedensbewegung. Sie unternahm Studienreisen, war publizistisch und als Beraterin für die Volksrepublik China, für Kuba und in der DDR tätig.

 Sehr spät wurden ihre Werke in Österreich öffentlich anerkannt. Sie erhielt 1980 den Architekturpreis der Stadt Wien. 1985 erschien die erste Auflage ihrer Erinnerungen aus dem Widerstand. Weitere Preise folgten. Margarete Schütte-Lihotzky starb in Wien am 18. Jänner 2000, fünf Tage vor ihrem 103. Geburtstag, an den Komplikationen einer Grippe. Sie wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.

 

Selman Selmanagic

Geb. 1905 in Srebrenica, gest. 1986 in Berlin; war Bauhäusler durch und durch. Bis zu seiner Pensionierung 1970 lehrte Selmanagić die Einheit von Kunst und Technik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Im Jahr 1929 geriet Selman Selmanagić fast zufällig ans Dessauer Bauhaus. Auf seiner Bahnreise nach Berlin lernte er einen Deutschen kennen, der ihm das Bauhaus wärmstens empfahl und ihm die Adresse gab. Nach seiner Ankunft in der Hauptstadt ging Selmanagić zum jugoslawischen Konsul. Dieser unterstützte das Vorhaben und stellte ihm das notwendige Empfehlungsschreiben aus. Am Bauhaus angekommen, musste Selmanagić alles bisher Gelernte revidieren. Schnörkel und Holzdekore, die er als Tischler erlernt hatte, wurden als ungeliebte Überbleibsel vergangener Bauweisen verstanden.

Selmanagić studierte bis 1932 am Dessauer Bauhaus und schloss mit dem Bauhausdiplom Nr. 100 ab. Er blieb weiterhin am Bauhaus, siedelte 1933 nach Berlin mit um. Als das Bauhaus 1933 letztlich auf Druck der erstarkten nationalsozialistischen Politik in Berlin die Pforten schließen musste, arbeitete Selmanagić als Zeichner im Baubüro von Walter Gropius, bis es ihn ins Ausland zog. Im darauffolgenden Jahr war Selmanagić im Büro des Poelzig-Schülers Halil Sejfi in Konstantinopel tätig. Mit dem verdienten Geld begab er sich von hier aus auf eine Art Studienreise, die Selmanagić durch Griechenland, Syrien, Palästina, Jordanien, Ägypten und Italien führte. Wie die Architekten der Neuzeit auf ihren Studienreisen konzentrierte er sich auf die frühe Architektur der Perser, Griechen und Ägypter, aber ebenso sehr interessierte ihn die Entstehung der Religionen in und um Jerusalem, wo er sich schließlich als freier Architekt niederließ. Er entwarf Banken, Möbelfabriken, Wohnhäuser und richtete das von deutschen Emigranten frequentierte Café Tabor ein.

Schließlich kehrte Selmanagić 1939 nach Deutschland zurück. Während der Kriegszeit schloss er sich der deutschen Widerstandsbewegung an. Von nun an war es für ihn als Serbokroate und Moslem schwierig, in Berlin beruflich Fuß zu fassen. Egon Eiermann entließ ihn aus seinem Architekturbüro mit der Begründung, dass „neue Aufträge die Verwendung von Ausländern ausschließen.“ (Zeugnis von Egon Eiermann adressiert an Selman Selmanagić, 6.4.1939, Bauhaus-Archiv Berlin) Bei der Bauabteilung der Ufa entwarf Selmanagić bis 1941 den Bau und Umbau von Kinos. Bis Kriegsende entwarf Selmanagić keine Gebäude und konzentrierte sich auf Filmarchitektur. Auf diese Art und Weise wehrte er sich gegen die Bauweise der Nazis.

Nach Kriegsende wurde ein neuer Berliner Magistrat mit dem Architekten Hans Scharoun als Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen gegründet. Selmanagić wurde von Scharoun zum Leiter des Referats Kultur- und Erholungsstätten ernannt – die Architekten kannten sich bereits aus der Berliner Widerstandgruppe und hatten hier erste Kontakte geknüpft. In seiner Position zeichnete Selmanagić unter anderem für den Wiederaufbau der Humboldt-Universität und den Entwurf des Walter-Ulbricht-Stadions (nicht erhalten) verantwortlich.

Gleichzeitig arbeitete Selmanagić als Ausstellungs- und Messearchitekt. In seinem Schaffen zeigte er sich innovativ, entwarf die ersten Sitzmöbel, die aus gepresstem Holzfurnier hergestellt wurden. Durch die Besonderheit des Materials waren nun Armlehnen biegsam und eröffneten neue Möglichkeiten hinsichtlich Bequemlichkeit und Design von Stuhlmobiliar. Außerdem gestaltet er Möbel für die Deutschen Werkstätten Hellerau.

1950 berief Mart Stam, Direktor der Kunsthochschule Weißensee und ehemaliger Bauhausmeister, Selman Selmanagić zum Professor für Architektur an die Berliner Kunstschule. Stam verfolgte zielstrebig die Bauhaustradition, industrieorientierte gestalterische Arbeiten zu produzieren. Wie einprägsam auch für Selmanagić die Bauhauszeit war, lässt sich im Studienplan der Kunsthochschule Berlin-Weißensee nachvollziehen, den Selmanagić entwarf.

Bis zu seiner Pension im Jahr 1970 führte Selmanagić die Grundprinzipien des ersten Bauhausmanifests weiter: Eine Einheit von Kunst und Technik und die Ausprägung individueller Künstler im Kollektiv. 1956 entwarf Selmanagić den Anbau der Kunsthochschule an die ehemalige Trumpf-Schokoladenfabrik. Im Februar 2012 wurde das Herzstück dieses Gebäudes, die Aula, nach ihrer Renovierung wieder eröffnet.


Legendär sind seine Äußerungen zur "Nationalen Tradition". Befragt, wo er bei der Konstruktion eines Stuhles anknüpfe, meinte er, dass der Arsch, auf dem er sitze, die einzige Tradition sei. Zur Architektur der Stalinalle befragt hingegen äußerte er, dass es wunderbare Architektur sei, wenn man die ganze Scheiße (klassizistische Verzierungen) abklopfen würde.

 

Mart Stam

Geb. 5. August 1899 in Purmerend, Niederlande; gest. 23. Februar 1986 in Goldach, Schweiz, niederländischer Architekt und Designer.

Stam entwickelte industriell und seriell herstellbare Typen – vom Stuhl bis zur Stadt. Mit seinem Reihenhaustyp für die Weißenhofsiedlung konnte er erstmals neue Maßstäbe setzen.

Mart Stam (eigentliche Martinus Adrianus Stam) absolvierte zunächst zwischen 1917 und 1919 eine Tischlerlehre und besuchte danach die Staatliche Schule für Zeichenunterricht in Amsterdam, wo er das Diplom als Zeichenlehrer erwarb. Bis 1922 arbeitete Stam als Zeichner im Büro des Architekten Marinus Jan Granpré Molière in Rotterdam und trat der holländischen Architektenvereinigung „Opbouw“ bei. Noch im selben Jahr ging er nach Berlin, wo er bis 1923 in verschiedenen Architekturbüros arbeitete, unter anderem bei Max Taut und Hans Poelzig. Im Bereich „Internationale Architektur“ war er bereits 1923 auf der Bauhaus-Ausstellung in Weimar vertreten.

In den folgenden zwei Jahren war Stam bei dem Schweizer Architekten Karl Moser in Zürich und Arnold Itten in Thun beschäftigt. Gemeinsam mit den Architekten Hans Schmidt und Emil Roth initiierte er 1924 die erste Schweizer Avantgardezeitschrift „ABC-Beiträge zum Bauen“. 1926 kehrte Stam nach Holland zurück und arbeitete bis 1928 in Rotterdam im Architekturbüro bei Brinkmann en Van der Vlugt. Für die Werkbundausstellung in Stuttgart-Weißenhof errichtete er 1927 ein Reihenhaus und erfand den hinterbeinlosen Kragstuhl – den ersten "Freischwinger", den Marcel Breuer schließlich weiterentwickelte. Gemeinsam mit dem Architekten Gerrit Rietveld nahm Mart Stam als Vertreter der Niederlande am 1. CIAM-Kongress (Congrès Internationaux d'architecture moderne, Internationale Kongresse für modernes Bauen) in La Sarraz teil.

Ab dem Wintersemester 1928–1929 lehrte Mart Stam als Gastdozent für Städtebau am Bauhaus Dessau. Parallel zu seiner Arbeit am Bauhaus war Stam als freier Architekt für Das Neue Frankfurt tätig und realisierte dort unter anderem mit Werner Moser den Neubau eines Altenheims. Mit der Brigade May ging er 1930 nach Moskau und war dort neben anderen Aufgaben auch an den Planungen der Industriestädte Magnitogorsk, Makejewka und Orsk beteiligt. Mart Stam heiratete am 14. Oktober 1934 in Moskau die ehemalige Bauhausstudentin Lotte Beese, die Ehe wurde jedoch etwa zehn Jahre später geschieden.

1934 kehrte Stam in die Niederlande zurück, gründete 1935–1936 in Amsterdam eine Bürogemeinschaft mit W. van Tijen und wurde Redaktionsmitglied der Zeitschrift „De 8 en Opbouw“. 1939 erfolgte Stams Ernennung zum Direktor der Amsterdamer Kunstgewerbeschule (Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs), der späteren Rietveld-Akademie.

Stam siedelte 1948 gemeinsam mit seiner zweiten Frau Olga Stam-Heller in die Sowjetische Besatzungszone über. Ab 1948 beteiligte er sich in Dresden an der Neuorganisation der Staatlichen Hochschule für Werkkunst und der Akademie für Bildende Künste, die später zur Hochschule für Bildende Künste zusammengeschlossen wurden, übernahm das Direktorat der Staatlichen Hochschule für Werkkunst und die kommissarische Leitung der Akademie der bildenden Künste Dresden, bis beide Institutionen Anfang 1949 unter seiner Regie zur Hochschule der bildenden Künste zusammengeschlossen wurden. Stam leitete die von ihm gegründete HfBK Dresden allerdings nur bis zu seinem Wechsel nach Berlin im Jahr 1950, wo er Rektor der Hochschule für angewandte Kunst Berlin-Weißensee (KHB) wurde.

In dieser Zeit arbeitete er unter anderen mit der Produktgestalterin Marianne Brandt zusammen, die an beiden Hochschulen lehrte. Auf seine Initiative entstand das Institut für industrielle Gestaltung (IIG), später in Institut für angewandte Kunst (IAK) umbenannt, aus dem letztlich das Amt für industrielle Formgestaltung der DDR (AIF) hervorging. Im Zusammenhang mit der Formalismusdiskussion erhielt er Hausverbot und verliess Ende 1952 die Hochschule und die DDR. 1955 machte er sich in den Niederlanden selbständig, 1966 zog er in die Schweiz, wo er 1923–1925 bereits mit El Lissitzky gearbeitet hatte. Stam starb zurückgezogen, nachdem er mehrfach der Ort gewechselt hatte und den Kontakt zu den meisten seiner Wegbegleiter und früheren Freunde abgebrochen hatte. Er fand seine letzte Ruhestätte 1986 auf dem Zürcher Friedhof Enzenbühl.

 

Kurt Stolp

Geb. 26.Mai 1904 in Biechowo; gest. 28. Februar 1981 in Berlin

Kurt Stolp wurde am 26. Mai 1904 in Biechowo (Polen), im ehemaligen Westpreussen geboren. Zum Wintersemester 1927 schrieb er sich mit der Nummer 214 in die Immatrikulationsliste am Bauhaus Dessau ein und begann sein Studium mit der Grundlehre. Es folgte die Ausbildung in der Druck- und Reklamewerkstatt. Stolp wurde 1928 Mitglied der KPD und von der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO), einem Zusammenschluss kommunistischer Künstler. Im Frühjahr 1929 arbeitete er bei der Ausführung eines von Joost Schmidt für die Firma Junkers gestalteten Stand auf der Berliner Ausstellung "Gas und Wasser" mit. Im Wintersemester besuchte er den Unterricht der Bühnenwerkstatt. Er heiratete Meta Kuhr, die bereits seit 1926 das Bauhaus Dessau besuchte. Am 30. März 1931 erhielt Kurt Stolp das Bauhaus-Diplom Nr. 38 der Reklamewerkstatt.

Nach seinem Abschluss verließ Kurt Stolp seine Familie und ging nach Prag, wo er zunächst bei verschiedenen kommunistischen Prager Zeitungen, u. a. bei der Rudé právo, im grafischen Bereich tätig war. Er war an der Vorbereitung der 1932 in Prag und Brünn gezeigten Ausstellung „Proletarisches Wohnen“ beteiligt, die von tschechischen Linksfront-Architekten konzipiert worden war. Die Ausstellung wurde von der Polizei verboten; die linksorientierte Presse berichtete darüber.

1934 wurde er ständiger Mitarbeiter der Redaktion der Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ), die von 1921 bis 1933 in Berlin und danach bis 1938 im Prager Exil wöchentlich erschien und von dort jetzt zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief. Er war Mitglied des Zusammenschlusses emigrierter deutschsprachiger Künstler. Nach der Okkupation der ČSR 1939 durch die deutschen Truppen wurde Kurt Stolp zum Militärdienst als Schreiber und Zeichner für die Rüstungs-Inspektion in Prag eingezogen.

1946 kehrte er nach Ost-Berlin zurück. Zunächst war Stolp am Aufbau des Fotoarchivs Illus-Bilderdienst beteiligt, aus dem später Zentralbild, das Fotoarchiv des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN), wurde. 1947 arbeitete und wohnte er bei Hubert Hoffmann in Dessau, der für die Sicherungsarbeiten und Wiederbelebung des beschädigten Bauhauses eingesetzt war. Stolp bereitete eine Abteilung für Bildstatistik vor. Nachdem das Projekt scheiterte und Hoffmann nach Westberlin fliehen musste, verlor auch Stolp seine Arbeit und kehrte in den Ostteil Berlins zurück.

Zunächst war er für die Deutsche Film AG (DEFA) tätig, 1948 wurde er Bildredakteur bei der Berliner Zeitung und zuletzt war er Leiter der Abteilung Grafik beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN). 1975 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Bei der 50-Jahrfeier am 4. Dezember 1976 im teilsanierten Bauhaus Dessau war er mit weiteren ehemaligen Bauhäuslern anwesend und wurde für seine besonderen Verdienste um das Bauhauses mit einer Urkunde geehrt. Kurt Stolp starb am 28. Februar 1981 in Berlin.

 

Max Ursin

Geb. 14.09.1909 in Dessau; gest. 4.3. 1997 in Winnerath.


Maximilian -maku- Ursin; Sohn des Schlachthofmeisters Karl Ursin; - Mittelschule Dessau.

3 Jahre Technischer Lehrling in der Bamag (Berlin-Anhaltische Maschinenbau Aktiengesellschaft); nach Abschluss des technischen Studiums (9 Semester an der Gewerbehochschule in Köthen) besuchte er für ein Seemster die Grundlehre am Bauhaus in Dessau.

Nach der Schließung des Bauhauses in Dessau lebte er bis 1938 als Ausstellungsarchitekt und freier Journalist in Leipzig, hier fertigte er vorwiegend Foto- und Filmarbeiten im Rahmen seiner Gestaltungstätigkeit an.

1936 während einer Radtour durch das Land als Fotograf wurde er wegen angeblicher Spionage verhaftet und zu 11 Monate Haft verurteilt; in den 1940er Jahren bei Junkers als Konstrukteur tätig; ab Mai 1942 als Soldat im Westerwald stationiert, später in Königsberg.

Nach dem Kriege baute Ursin im Rahmen einer Planungsgemeinschaft (unter der Leitung von Hubert Hoffmann) im Schloß Luisium bei Dessau Werkstätten für Gebrauchsgut auf, was damals dringend benötigt wurde; gleichzeitig übernahm er die Landesleitung des Kunsthandwerks in Sachsen-Anhalt.

Im Jahre 1950 drehte er den ersten Film über gemeinsame Treffen europäischer Jugend in Frankreich; 1952 wurde er von der äthiopischen Regierung beauftragt, eine Abteilung für visuelle Öffentlichkeitsarbeit (Film, Foto, Ausstellungsgestaltung) im Informationsministerium aufzubauen und verantwortlich zu leiten; während der 8 Jahre seiner dortigen Tätigkeit als Studio- Leiter in Addis Abeba bereiste er das ganze Land, sehr oft im Gefolge von Kaiser Haile Selassies; zum Abschluss seines Aufenthaltes in Afrika unternahm er eine Studienfahrt durch drei Nachbarländer Äthiopiens.

Von Mai 1961 bis Februar 1962 fuhr er mit Sohn und Tochter in einem Kleinbus kreuz und quer durch Kenia, Tanganjika (in Tansania und Uganda und drehte im Auftrage des Weltkinderhilfswerks der Vereinten Nationen eine ganze Reihe Kurzfilme für das Fernsehen; im Jahre 1962 kehrte er nach Deutschland zurück und lebte in der Nähe von Offenbach als freier Gestalter für Foto, Film und Form

 

Wilhelm Wagenfeld

Geb. 15. April 1900 in Bremen; gest. 28. Mai 1990 in Stuttgart

Während des Ersten Weltkrieges absolviert Wilhelm Wagenfeld eine Lehre im Zeichenbüro der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld. Zudem besucht er zwischen 1916 und 1919 die dortige Kunstgewerbeschule. Zwischen 1919 und 1922 erhält er ein Stipendium an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau/Main und läßt sich zum Silberschmied ausbilden.

1923 richtet er eine Werkstatt auf dem Barkenhoff in Worpswede bei Bernhard Hoetger und Heinrich Vogeler ein. Im gleichen Jahr beginnt er sein Studium am Staatlichen Bauhaus in Weimar. In dieser Zeit entwirft Wagenfeld u. a. 1924 seine berühmte Bauhaus-Leuchte.

Nach der Auflösung des Weimarer Bauhauses am 1. April 1925 wird er Mitglied im Deutschen Werkbund und übernimmt eine Assistentenstelle bei Richard Winkelmayer, dem Leiter der Metallwerkstatt der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar. 1928 übernimmt er die Leitung der dortigen Metallwerkstätten. 1930 wird ihm und zahlreichen anderen Lehrkräften der Bauhochschule auf Drängen der im Thüringischen Landtag vertretenen NSDAP gekündigt.

Es folgen ab 1930 freiberufliche Tätigkeit und ein Auftrag des Thüringer Wirtschaftsministeriums zur Betreuung heimarbeitender Glasbläser. Zudem kann er ab 1931 an der Staatlichen Kunsthochschule Grunewaldstraße in Berlin-Schöneberg unterrichten und wird als freiberuflicher Mitarbeiter bei dem Jenaer Glaswerk Schott & Gen. tätig. Von 1935 bis 1947 wird er künstlerischer Leiter der Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser/Oberlausitz. 1937 wird sein auf der Pariser Weltausstellung ausgestelltes Werk mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Ab 1938 wird Friedrich Bundtzen Glasgestalter- und maler bei Wagenfeld in Weißwasser. 1940 ehrt ihn die Mailänder Triennale mit dem gleichen Preis.

Nach Kriegsdienst 1944 und -gefangenschaft 1945 kehrt Wagenfeld nach Weißwasser zurück.

1945
Wagenfeld in russischer Kriegsgefangenschaft. Im September zurück in Weißwasser. Sein Labor im Werk der VLG war mit allen Modellen und Zeichnungen zerstört.

1946
Half beim Wiederaufbau der VLG.
Unterstützte W. Grohmann und S. Hirzel bei der Neugründung der Dresdener Werkakademie. Das Projekt wurde nicht realisiert.
Übersiedlung nach Berlin.
Nahm den Ruf G. Pechmanns als Direktor an die Glasfachschule Zwiesel nicht an.

1947
Die VLG wurde enteignet und in OLG (Oberlausitzer Glaswerke) umbenannt und nahm die „Rautenglas“ Produktion wieder auf. Wegen der schlechten Qualität der Glasschmelze mußte mit Schliff und Schnitt kaschiert werden, es entanden u. a. der Schliff „Amorbach“ von Wagenfeld. Im Mai wurde ein auf dreißig Jahre angelegter Vertrag zwischen OLG und Wagenfeld geschlossen. Wagenfeld schaffte es, die Produktionsqualität der Rautenhohlgläser auf ein hohes Niveau zu bringen, einige Modelle wurden bis in die 60er Jahre weiter produziert.

Wagenfeld schrieb an Gropius: „Nach dem Kriege habe ich allerdings nirgendwo wieder soviel freie Entscheidung haben können wie bei meinem Tun in Weißwasser.“ [Brief an Gropius, 1960]
Wagenfeld lehnte auch die Berufung als Leiter an die Folkwang-Schule, Essen, sowie Lehraufträge der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weissensee und der TH Karlsruhe ab. Hans Scharoun (Berliner Stadtbaurat) berief Wagenfeld als Leiter der Abteilung Typisierung und Normung an das Institut für Bauwesen (IfB) der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin.
1948
„Wesen und Gestalt der Dinge“ kleines Bändchen mit Aufsätzen, erschienen bei Eduard Stichnote, Potsdam.
Ab April 1948 Professor für industrielle Formgebung an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, berufen durch Karl Hofer, Friedrich Bundtzen ist dort sein Assistent und wird ab 1950 künstlerischer Leiter der Werkstatt für Glasgestaltung der VVB Glas Weißwasser werden.

Ab April 1948 Vertrag mit der WMF. Künstlerischer Leiter bei WMF/Geislingen für einen zu gründenden Qualitätsbereich Glas und Metall. Das Pressglas hatte bei der OLG keine Priorität mehr, so versuchte Wagenfeld mit anderen Partnern seine Entwürfe zu produzieren. Die Sendlinger Optischen Glaswerke in Berlin bekamen eine Lizenz für das Kubus Glasgeschirr, den verbesserten Ascher „Corona“, einen Becher und das mehrteilige Geschirr „Berlin“. Wegen Lizenzstreitigkeiten wurde die Zusammenarbeit 1950 beendet.

In der Folge erhält er zahlreiche Berufungen an Hochschulen; u. a. erhält er durch Hans Scharoun eine Dozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin sowie die Leitung der Abteilung Typisierung und Normung am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

1949 erhält Wagenfeld eine Referentenstelle für Industrielle Formgebung im Württembergischen Landesgewerbeamt in Stuttgart. Zwischen 1950 und 1977 arbeitet er mit der Württembergischen Metallwarenfabrik AG (WMF) in Geislingen zusammen. 1954 gründet er in Stuttgart die Versuchs- und Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle, die bis 1978 besteht. Hier werden Entwürfe für zahlreiche Industrieunternehmen entwickelt, u. a. für die Rosenthal-Porzellan AG, die Firma Peill & Putzler Glashüttenwerke GmbH, die Firma Braun und die Pelikan-Werke.

 

Herbert Wegehaupt

Geb. 8. April 1905 in Crone; gest. 28. September 1959 in Greifswald, deutscher Maler, Holzschneider und Kunsterzieher.

Herbert Wegehaupt besuchte von 1914 bis 1921 die Gymnasien in Bromberg und Breslau. Anschließend begann er eine Malerlehre, die er 1924 mit der Gesellenprüfung abschloss. Daneben besuchte er die Abendschule der Breslauer Akademie und Kunstgewerbeschule. Dort begann auch seine Freundschaft mit Otto Manigk. Von 1924 bis 1925 besuchte er die Akademie der Künste in Berlin. In den Jahren 1926 und 1927 studierte er am Bauhaus in Dessau. Anschließend setzte er sein Studium an der Berliner Kunstakademie fort, von 1932 bis 1936 als Meisterschüler. 1929 heiratete er Luise Manigk, Tochter des Rechtswissenschaftlers Alfred Manigk und Schwester seines Freundes Otto Manigk.

1936 erhielt er den Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. Anschließend wandte er sich bis 1940 der Wandmalerei zu. Von 1941 bis 1945 wurde er zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen. 1942 erhielt er den Rom-Preis der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo verbunden mit einem Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom, wo er in den Jahren 1942 bis 1943 an der Deutschen Akademie der Künste arbeitete. Von 1945 bis 1946 war er in Italien in Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lebte er als freischaffender Künstler in Ückeritz auf Usedom und nahm an Ausstellungen in Schwerin, Rostock, Greifswald und Wolgast teil. 1949 erhielt er am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald eine Professur für Theorie und Praxis der künstlerischen Gestaltung. 1956 wurde er Direktor des Instituts.

In den Jahren 1952 bis 1959 war er Mitglied der Bezirksleitung des Verbandes Bildender Künstler des Bezirkes Rostock und Mitglied des Präsidiums des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Außerdem gehörte er der Auftragskommission des Bezirkes Rostock und der Zentralen Gutachterkommission an.

Durch einen Brand in seinem Ückeritzer Atelier wurde 1953 ein großer Teil seiner Werke vernichtet. 1953 und 1954 beteiligte er sich neben Otto Manigk und anderen Künstlern an der Ausgestaltung des Kulturhauses in Murchin. 1956 wird er Direktor des Instituts für Kunsterziehung. Außerdem Fassadengestaltung am Institut für Medizin und Biologie Berlin-Buch und Ausstellungsbeteiligung anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität Greifsawald. In den Jahren 1957 bis 1959 unternahm er Studienreisen nach Hamburg, Rumänien und in die Sowjetunion. 1959 nach Krankheit verstorben, 1960 folgt eine Gedenkausstellung in Greifswald und Stralsund.

Sein Sohn Matthias Wegehaupt lebt als Maler und Schriftsteller auf Usedom.

 

Rudolf Weise

Geb. 28.04.1907 in Thum; gest. 27.07.1991

Architekt; Kreisbauleiter Güstrow; Entwurfsbüro für Hochbauprojektierung

Projekt Bauhaus
Projekt Hotel Continental Chemnitz
Projekt Kino Lichtburg Chemnitz
Projekt Offiziersheim Eberswalde
Projekt Volksschule Güstrow
Projekt Krankenhaus Güstrow
Projekt Umbau Lyzeum Güstrow mit Doppelturnhalle
Projekt 12 MAS-Stationen
Projekt Block 40, 108-1/4 NAP Berlin
Wettbewerb Neubau ...rstelle (?) Berlin


Zeitgleich mit dem DDR-Hochhausbau Weberwiese Berlin wurde auch der kleine Park neu gestaltet, der sich überraschend hinter den Hausriegeln der Karl-Marx-Allee an der Marchlewskistraße auftut. Bis zur Wedekindstraße erstreckt sich eine Wohnanlage, die Rudolf Weise in den 1950er Jahren errichtet hat.

Teilnahme am 4. Bauhauskolloquium 1986 in Weimar.

 

Klaus Wittkugel

Geb. 17. Oktober 1910 in Kiel; gest. 19. September 1985 in Berlin war einer der bedeutendsten Gebrauchsgrafiker und Plakatkünstler der DDR und langjähriger Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.


Nach einer Kaufmannsausbildung in Hamburg von 1927 bis 1929 studierte Klaus Wittkugel bis 1932 an der Folkwangschule in Essen, wo er Meisterschüler von de Bauhausabsolventen Max Burchartz war. Nach dem Ende des Studiums zog er nach Berlin und arbeitete bis 1935 als Gebrauchsgrafiker in einem Warenhauskonzern. Von 1935 bis 1937 leitete er das Atelier einer Berliner Werbeagentur. Anschließend war er bis zur Einberufung zum Kriegsdienst 1939 freischaffend in Berlin tätig.

Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft war Klaus Wittkugel 1945 bis 1949 Gebrauchsgrafiker in der Zentrale für Handel und Versorgung. Im Anschluss bis 1952 war er Chefgrafiker im Amt für Information. Bereits seit 1949 arbeitete Klaus Wittkugel als Dozent an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin und ab 1952 bis zu seiner Emeritierung 1975 als Professor. Wohnraum hatte er in der sogenannten Intelligenzsiedlung in Berlin-Schönholz, zu der auch die Straße 201 gehört.

1947
Die VLG wurde enteignet und in OLG (Oberlausitzer Glaswerke) umbenannt und nahm die „Rautenglas“ Produktion wieder auf. Wegen der schlechten Qualität der Glasschmelze mußte mit Schliff und Schnitt kaschiert werden, es entanden u. a. der Schliff „Amorbach“ von Wagenfeld. Im Mai wurde ein auf dreißig Jahre angelegter Vertrag zwischen OLG und Wagenfeld geschlossen. Wagenfeld schaffte es, die Produktionsqualität der Rautenhohlgläser auf ein hohes Niveau zu bringen, einige Modelle wurden bis in die 60er Jahre weiter produziert.

Wagenfeld schrieb an Gropius: „Nach dem Kriege habe ich allerdings nirgendwo wieder soviel freie Entscheidung haben können wie bei meinem Tun in Weißwasser.“ [Brief an Gropius, 1960]
Wagenfeld lehnte auch die Berufung als Leiter an die Folkwang-Schule, Essen, sowie Lehraufträge der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weissensee und der TH Karlsruhe ab. Hans Scharoun (Berliner Stadtbaurat) berief Wagenfeld als Leiter der Abteilung Typisierung und Normung an das Institut für Bauwesen (IfB) der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin.
1948
„Wesen und Gestalt der Dinge“ kleines Bändchen mit Aufsätzen, erschienen bei Eduard Stichnote, Potsdam.
Ab April 1948 Professor für industrielle Formgebung an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, berufen durch Karl Hofer, Friedrich Bundtzen ist dort sein Assistent und wird ab 1950 künstlerischer Leiter der Werkstatt für Glasgestaltung der VVB Glas Weißwasser werden.

Ab April 1948 Vertrag mit der WMF. Künstlerischer Leiter bei WMF/Geislingen für einen zu gründenden Qualitätsbereich Glas und Metall. Das Pressglas hatte bei der OLG keine Priorität mehr, so versuchte Wagenfeld mit anderen Partnern seine Entwürfe zu produzieren. Die Sendlinger Optischen Glaswerke in Berlin bekamen eine Lizenz für das Kubus Glasgeschirr, den verbesserten Ascher „Corona“, einen Becher und das mehrteilige Geschirr „Berlin“. Wegen Lizenzstreitigkeiten wurde die Zusammenarbeit 1950 beendet.

In der Folge erhält er zahlreiche Berufungen an Hochschulen; u. a. erhält er durch Hans Scharoun eine Dozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin sowie die Leitung der Abteilung Typisierung und Normung am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

1949 erhält Wagenfeld eine Referentenstelle für Industrielle Formgebung im Württembergischen Landesgewerbeamt in Stuttgart. Zwischen 1950 und 1977 arbeitet er mit der Württembergischen Metallwarenfabrik AG (WMF) in Geislingen zusammen. 1954 gründet er in Stuttgart die Versuchs- und Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle, die bis 1978 besteht. Hier werden Entwürfe für zahlreiche Industrieunternehmen entwickelt, u. a. für die Rosenthal-Porzellan AG, die Firma Peill & Putzler Glashüttenwerke GmbH, die Firma Braun und die Pelikan-Werke.

1950 war er Gründungsmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR, erster Vorsitzender der Sektion Gebrauchsgrafik und ab 1984 Ehrenmitglied. Ab 1961 war Klaus Wittkugel Mitglied, von 1968 bis 1974 Vizepräsident der Akademie der Künste.

Als Mitglied des künstlerischen Beirats der Briefmarkenkommission des Ministeriums für Post und Fernmeldewesens der DDR war Klaus Wittkugel bei der Gestaltung zahlreicher Briefmarken beteiligt. Klaus Wittkugel entwarf eine Reihe von Bucheinbänden und Umschlägen von Büchern.

Sein Nachlass wird durch die Akademie der Künste verwaltet.

Die letzte Ruhe fand er auf einem Pankower Friedhof. Das Grab wurde in den 2000er Jahren nach Schöneiche umgebettet.

Gebrauchsgrafik

  • 1958: Buchenwalddenkmal – Schrift im architektonischen Raum

  • 1963: Schrift, Licht und Bild im 2. Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee (unter anderem Außenschrift am Kino International und am Café Moskau)

  • 1967: Weltkarte im Konferenzsaal des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR (Relief aus Chromstahl, Bronze, Eisen, Messing und Zink)

  • 1976: Signet „PdR“ für den Palast der Republik

  • 1977: Entwürfe zur Neugestaltung der Verkehrszeichen der DDR

  • 1978: Tönendes Lichtrelief aus Stahlglocken im Foyer des Internationalen Handelszentrums


Kursiv: Kontakt mit Bauhaus-Angehörigen oder Bauhaus-Ideen

           
 
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