Bauhaus
in der DDR
Beginn
Aufbau
und Neuanfang entsprechen dem Bauhausgedanken. Was Wunder, dass
sowohl in Weimar wie auch in Dessau ein neues Bauhaus angedacht wird.
Weimar
Hermann
Henselmann, selbst kein Bauhäusler, aber dem modernen Bauen
verpflichtet, erarbeitet ein Programm für Weimar, dass zunächst dem
Lehrprogramm des Bauhauses entspricht.
Ebenfalls
dort tätig sind die Bauhaus-Angehörigen Peter Keler, der die
Vorlehre übernimmt, und Gustav Hassenpflug, zuvor in Berlin mit der
Instandsetzung der Charite beschäftigt, für den Bereich Städtebau.
Hans
Hoffmann-Lederer, der einst am Bauhaus in Weimar studiert hatte, wird
dort nun bis 1950 Dozent und beteiligt sich 1949 an der Grafikmappe
"Werkdrucke". Seine Frau Mila gestaltet eine Buchhandlung,
eine Ausstellung und Räume im Kultusministerium.
Emanuel
Lindner hatte u. a. bei Mies van der Rohe studiert und lehrt bis 1949
Werklehre und Entwerfen.
Weiterer
Bauhaus-Architekt in Weimar ist Rudolf Ortner, der 1948 an die
Ingenieurschule Gotha wechselt.
Otto
Dorfner, Meister für Bucheinband am Bauhaus Weimar, versieht ab 1946
alle bisher erschienenen Faust-Ausgaben Goethes mit kunstvollen
Einbänden.
Nicht
vom Bauhaus, aber aus dem Atelier von Bruno Paul kommend, setzt sich
ab 1946 in Weimar Horst Michel im Sinne des Deutschen Werkbundes für
die gute Industrieform ein und beginnt mit der Ausbildung der ersten
Gestalter.
Nicht
an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste, aber dennoch in
Weimar, ist Martin Pohle Mitbegründer des spätern Verbandes
Bildender Künstler der DDR.
Bereits
im März 1946 wird das von Walter Gropius entworfene und 1936
zerstörte Denkmal der Märzgefallenen rekonstruiert.
Dessau
In
Dessau versuchen Hubert Hoffmann und Bürgermeister Fritz Hesse,
letztlich erfolglos, einen Neuanfang des Bauhauses. Für kurze Zeit
entsteht eine einzigartige Gemeinschaft von Bauhäuslern: Carl Marx,
Max Ursin, Friedrich Engemann, Hinnerk Scheper, Carl Fieger, Georg
Neidenberger, Wilhelm Jacob Hess, Fritz Pfeil, Adolf Menge, Willy
Stamm, Rolf Radack und Kurt Stolp.
H.
Hoffmann wird zunächst Baurat mit der Adresse Bauhausplatz 6, das
auch das neue Bauhaus-Büro werden soll. Der neugebildete Kulturbund
belegt Räume im Bauhaus-Gebäude und es gibt erste Konzerte und
Ausstellungen.
Carl
Fieger beteiligt sich mit Entwürfen für den Wiederaufbau Dessaus.
Carl
Marx malt freischaffend und zeigt 1947 eine Ausstellung. Es ist
geplant, in den Meisterhäusern mit Rolf Radack Werkstätten für
Werbegrafik und Fotografie einzurichten. Friedrich Engemann
erarbeitet das Lehrprogramm für die Bau-Lehrwerkstätten mit einer
Vorlehre-Klasse. Hinnerk Scheper bemüht sich um die Rekonstruktion
des Bauhaus-Gebäudes und der Meisterhäuser. Max Ursin richtet im
Luisium Tischlerei-Werkstätten ein, in der Gebrauchsgegenstände
hergestellt werden.
Weitere
ehemalige Bauhäusler in Dessau sind: Ernst Gülzow, Walter Pannier,
Walter Puff, Heinrich Weitsch sowie der ehem. Werkmeister der
Tischlerwerksatt Karl Bökenheide mit seinem Sohn Heinrich, die eine
Tischlerei bis in die 1970er Jahre betreiben.
Berlin
1946
begründet ein Metallplastiker im zerstörten, hungernden Berlin die
Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Dort gründet Mart Stam, der aus
Holland kommend zunächst in Dresden arbeitet, das Institut für
Industrielle Gestaltung und wird zum Rektor der Hochschule für
angewandte Kunst ernannt.
"Berlin
plant - erster Bericht" ist die erste Ausstellung zum
Wiederaufbau von Berlin und maßgeblich von vielen ehemaligen
Bauhaus-Angehörigen organisiert.
Nicht
vom Bauhaus kommend, aber dem Neuen Bauen verbunden, arbeitet Hans
Scharoun bei der Aufbauplanung von ganz Berlin und plant die
Wohnzelle Friedrichshain, wo Ludmilla Herzenstein erste
Laubenganghäuser bauen kann.
Herbert
Hirche ist gleich nach Kriegsende Mitarbeiter im Planungsamt für den
Wiederaufbau von Berlin, begleitet erste komplexe
Inneneinrichtungsarbeiten für eine Hochschule und ist ab 1948 in
Weißensee tätig.
Weiterer
Bauhäusler in Berlin ist Selman Selmanagic, zu diesem Zeitpunkt für
den Aufbau von Sport- und Kulturbauten verantwortlich. Nach Bauten
für Akademien in Kleinmachnow und Forst-Zinna folgt 1950 das
Walter-Ulbricht-Stadion.
Mitarbeiter
im Hochbauamt von Berlin ist Edmund Collein, der 1930 das
Bauhaus-Diplom bekam.
Max
Gebhard wird Zeichner beim "Vorwärts" und kurz
Formgestalter bei Mart Stam.
Richard
Paulick kehrt 1949 aus Shanghai, dessen Großraumplanung er in den
Kriegsjahren übernommen hatte, in den Osten Deutschlands zurück und
wird nach dem Bau der Sporthalle Stalinallee und Planung für die
Pionierrepublik Werbellinsee am Institut für Bauwesen verantwortlich
für die Baustelle Berlin Stalinallee sowie der Rekonstruktion der
Staatsoper Berlin.
Hinnerk
Scheper ist Leiter des Amtes für Denkmalpflege Berlin und versucht
zu retten, was zu retten ist. Für eine Verwaltungsakademie in
Forst-Zinna fertigt er farbige Raumfassungen. Seine Frau Lou
Scheper-Berkenkamp schrieb während des Krieges Kinderbücher, die
nun, 1947, bei Ernst Wunderlich in Leipzig verlegt werden.
Theo
Balden, 1947 aus London kommend, zeichnet für die Satierezeitschrift
"Ulenspiegel" und lehrt ab 1950 an der Kunsthochschule
Weißensee.
1950
wird das Volkseigene Projektierungsbüro Industrieentwurf Berlin
gegründet, das in der Folge für die Errichtung der meisten
Industriebauten der DDR zuständig sein wird. Leiter ist Waldemar
Alder, der am Bauhaus studiert hatte.
Kurt
Stolp kehrt nach Militärdienst nach Berlin zurück, wo er ab 1946
den Illus-Bilderdienst aufbaut, aus dem später "Zentralbild"
von ADN hervorgeht. Ab 1947 ist er an Sicherungsarbeiten am
zerstörten Bauhausgebäde Dessau beteiligt.
Auch
in Berlin tätig ist Rudolf Weise, der die Grüngestaltung am
Hochhaus Weberwiese betreut.
Halle
1946
nimmt Walter Funkat die Lehrtätigkeit an der Burg Giebichenstein
Halle auf, gründet eine Klasse für Gebrauchsgrafik, wird 1948
stellvertretender Direktor, 1950 Direktor und hält alles zusammen.
Friedrich
Engemann, gleichfalls vom Bauhaus kommend, arbeitet dort am Institut
für künstlerische Werkgestaltung. Seit 1925 und noch bis in die
zweite Hälfte der 1950er Jahre ist Lili Schulz Leiterin der
Emaillewerkstatt an der Burg.
Erich
Consemüller arbeitet als Architekt und im Rat der Stadt Halle als
Stadtplaner.
Erfurt
und Jena
Grete
Reichardt, Absolventin der Bauhaus-Weberei, arbeitet in Erfurt an
Textil-entwürfen für öffentliche Einrichtungen, Theater und
Museen.
Nach
1945 arbeitet Alfred Arndt für zwei Jahre als Baurat in Jena. In
dieser Zeit bemüht er sich zusammen mit Wassili Luckhardt, Georg
Neidenberger und Joost Schmidt um die Neugründung des Bauhauses in
Weimar.
Potsdam
In
Potsdam plant Thomas Flake den Um- und Ausbau für ein Pionierhaus,
das, jedoch nicht seinen Ansichten entsprechend, ab 1950 umgesetzt
wird.
Ebenfalls
dort tätig ist die Bauhaus-Schülerin Annemarie Lange. Während des
Krieges mit der Planung von Straßen und Schienenwegen beschäftigt,
ist sie nun für die Wiederherstellung hunderter zerstörter
Eisenbahnbrücken zuständig.
Der
Bauhäusler Robert Lenz, während der Emigration in Paris bei Le
Corbusier beschäftigt, baut 1947 in Potsdam gemeinsam mit Hans
Scharoun Laubengang-Häuser für Studenten, 1948 eine Schule in
Storkow sowie 1952 Wohnsiedlungen in Hennigsdorf und Fürstenberg. In
den 1950er Jahren wird er noch mehrere Küchenmaschinen gestalten.
Dresden
Franz
Ehrlich arbeitet zu dieser Zeit im Referat für Wiederaufbau von
Dresden, übernimmt dann Entwurfsarbeiten für die Deutschen
Werkstätten Hellerau und betreut Messe- und
Ausstellungsgestaltungen.
1945
wird Charles Crodel von Mart Stam an die
Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen. Er lehrt dann in
Berlin und bis 1951 an der Burg Giebichenstein Halle. 1948 erschein
sein Kinderbuch "Eine erschröckliche Geschichte".
Hans
Hopp, nicht vom Bauhaus kommend, aber sehr beeinflusst davon,
entwirft einen auf starke Ablehnung stoßenden Aufbauplan für
Dresden, bekommt einen Lehrauftrag erst in Dresden und geht
schließlich an die Burg Giebichenstein Halle.
Hans
Kinder ist 1947 Mitglied der Künstlergruppe "Das Ufer", 1952-52
Leiter der Künstlerbrigade Schloss Rammenau, in der Zeit Arbeiten
am Cafe Prag, der ABF und der Uhren/Schmuck-Verkaufsstelle
Hajo
Rose beginnt nach Kriegsgefangenschaft 1949 als Dozent für
Gebrauchs-grafik in Dresden, wo auch Mart Stam, 1948 aus Holland
kommend, und Marianne Brandt als ehemalige Bauhäusler gestalterisch
tätig werden. Stam betreibt auch den Zusammenschluss der Staatlichen
Hochschule für Werkkunst und der Akademie der bildenden Künste.
Edmund
Kesting unterrichtet Fotografie und Film an der Hochschule für
Werkkunst Dresden, wo auch Aufnahmen der Palucca entstehen.
Werner
Kubsch ist Leiter und Autor beim Dresdener Kabarett "Die
Eulenspiegel" und Dramaturg.
Ein
dreijähriges Zwischenspiel als Dozentin für Innenausbau gibt Wera
Meyer-Waldeck an der Hochschule für Werkkunst Dresden.
Weißwasser
In
den Vereinigten Lausitzer Glaswerken hilft Wilhelm Wagenfeld bei der
Einrichtung der zerstörten Werkstatt für Glasgestaltung, deren
künstlerischer Leiter er seit 1937 war. Sein Schüler Friedrich
Bundtzen wird sein Werk fortführen.
Dornburg
Otto
Lindig gibt 1946 die Dornburger Keramik-Werkstatt auf und siedelt
nach Hamburg über. Die Werkstatt wird dann 1949 von den Körtings
übernommen und fortgeführt.
Weitere
Ebenfalls
aus der Dornburger Lehre bei Lindig und auch Gerhard Marcks
hervorgegangen ist Wilhelm Löber, der 1946 nach Empfertshausen zieht
und dort an der Staatlichen Schnitzschule lehrt.
Ernst
Scholz, der u. a. noch in Berlin bis zur Schließung des Bauhauses
studiert hatte, kehrt 1945 aus Frankreich zurück und wird bis 1949
Leiter der Abteilung Landwirtschaft und Wirtschaftsplanung von
Brandenburg.
Herbert
Wegehaupt kommt aus Italienischer Kriegsgefangenschaft zurück,
betätigt sich freischaffend als Maler und erhält 1949 eine
Professur an der Universität Greifswald.
Ernst
Kanow ist von 1945 bis 1949 als Architekt bei der Aufbauplanung
Oranienburg tätig.
1949
1949
erscheint in der Zeitung "Tägliche Rundschau" ein Artikel
des sowjetischen Kulturoffiziers Alexander Dymschitz. Er gilt als
Auftakt zur sogenannten Formalismusdebatte. Dem
war in der UdSSR auf einer Tagung des Zentralkomitees im Januar 1948
eine Formalismusdebatte über sowjetische Musik vorausgegangen. Der
Kulturpolitiker Andrej
Schdanow formulierte
dabei, was unter Formalismus in der Musik zu verstehen sei, nämlich
die Abwendung von der Volkstümlichkeit und vom Dienst am Volke sowie
die Hinwendung zu „den rein individualistischen Empfindungen einer
kleinen Gruppe auserwählter Ästheten“.
Diese
Debatte verschärft sich 1951 mit dem Artikel "Wege und Irrwege
der modernen Kunst" von N. Orlow. Unmittelbare Folge davon ist
ein Beschluss des 5. Plenums des ZK der SED am 17. März 1951, der
"zum Kampf gegen Formalismus in Literautur und Kunst, für eine
fortschrittliche deutsche Kultur" (Referat Hans Lauter) aufruft.
Damit
einher gehen Angriffe gegen das Bauhaus, deren Vertreter Gropius und
van der Rohe sich in Amerika wohlfühlen, sich also für den
Imperialismus entschieden haben würden, so Kurt Liebknecht.
Weiterentwicklung
Wegen
der frostigen Formalismusdiskussion haben Bauwerke im Geist der
internationalen Moderne kaum eine Chance auf Umsetzung. Viele
ehemalige Bauhaus-Absolventen verlassen desillusioniert die DDR.
Laubenganghäuser von Ludmilla Herzenstein in der Wohnzelle
Friedrichshain stoßen auf Ablehnung und werden hinter einer
Pappelreihe versteckt. Wohnhäuser, die an die 1920er Jahre
anknüpfen, baut dort auch Richard Paulick.
Von
der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar kommen
Wiederaufbau-Pläne für Nordhausen und andere Städte im Thüringer
Raum sowie Entwürfe für Neubauern-Höfe und Kullturhäuser
Franz
Ehrlich projektiert ab 1952 den Bau des Rundfunkgebäudes Berlin
Nalepastraße. Geschickt verbindet er Anklänge der Moderne mit
traditionellen Bauformen. Legendär wird die Akustik des großen
Sendesaales.
Ein
Neubau für das Klinikum Berlin-Buch geht ebenso in die Geschichte
ein wie seine Möbelentwürfe für die Deutschen Werkstätten
Hellerau, insbesondere der Typensatz 602 zieht ab 1956 in viele
Wohnungen ein.
1954
wird in Berlin der von Carl Fieger erste neuentwickelte Plattenbau
errichtet und eine Rede Chruschtschows zum Bauen beendet die
Formalismusdiskussion. Dennoch beschreibt Gerhard Hillnhagen in der
Schrift "Anbaumöbel" Additionsmöbel als Haupthindernis
und feindlichen Formalismus, in deren Formen sich geistige Armut und
Leere spiegele.
1955
beginnt Selman Selmanagic mit der Projektierung des Neubaus der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Eigentlich als Schulbau gedacht
bleibt sie Kunsthochschule, weil es zu einem Neubau im Zentrum
Berlins nicht kommen wird.
Stark
an der Bauhaus-Vorlehre orientiert sich der Maler Lothar Zitzmann
beim Aufbau einer Grundlehre an der Burg Giebichenstein, was häufig
zu Kritik führt.
Bauhausschüler
Herbert Wegehaupt wird 1956 Direktor des Instituts für
Kunsterziehung an der Universität Greifswald .
Ebenfalls
1956 gründet der vom Bauhaus kommende Keramiker Wilhelm Löber die
Fischland-Keramik an der Ostsee und verändert seine Formensprache
nun in Richtung Volkskunst
Die
"Bildende Kunst" 2-57 berichtet, dass das Schlossmuseum
Weimar dem Bauhaus der Weimarer Zeit einen Raum widmet. Gezeigt
werden Möbel von Breuer, Keramik von Marcks und Lindig,
Metallobjekte von Wagenfeld und Webereien von Klee und Muche.
1958
wird die Burg Giebichenstein zur HIF, der "Hochschule für
industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein" und damit
am ehesten zur Nachfolgeeinrichtung des Bauhauses Weimar. Die breite
handwerkliche Ausbildung in Verbindung mit der Orientierung auf
industrielle Formgebung ist einzigartig in der DDR. Hans Kinder
beschäftigt sich mt der künstlerischen Innengestaltung der
Leipziger Oper
1960
experimentiert Wilfried Stallknecht an der Deutschen Bauakademie mit
der Raumzellen-Bauweise, die als Alternative zum Plattenbau gesehen
wird. Wegen des hohen Transportaufwandes stellen sich aber keine
ökonomischen Vorteile ein und das Verfahren wird 1965 aufgegeben.
Als
im Jahre 1960 Carl Fieger verstirbt, ist das Bauhausgebäude selbst
notdürftig instandgesetzt und wird als Schule genutzt. Eine kleine
Sensation ist daher wegen der immer noch modernefeindlichen
politischen Konstellation in der DDR die erste Ausstellung zum
Bauhaus nach Kriegsende.
Von
Mai bis Juni 1961 ist im Georgium Dessau unter dem Titel
"Architekturzeichnungen
und Entwürfe von Carl Fieger - ein Vorkämpfer neuzeitlicher
Baukunst" das
Werk Carl Fiegers zu sehen. Das Wort „Bauhaus“ wird peinlichst
vermieden. Kunde vom Dessauer Ereignis dringt zu Hans Maria Wingler
am Bauhaus-Archiv in Darmstadt. Er bringt das Kunststück fertig, die
Ausstellung aus dem Georgium genau zwei Monate vor dem August in den
Westen zu holen, wo sie noch an weiteren Standorten zu sehen ist.
1962
findet in Berlin Fennpfuhl die Bauausstellung "neues leben,
neues wohnen" statt, auf der der von den Architekten Felz,
Kuschy und Stallknecht entwickelte Plattenbau-Typ P2 vorgestellt
wird. Elf Architekten -und Studentenkollektive u. a. aus Weimar und
Halle richten mehrere Wohnungen zur Demonstration des neuen Wohnens
ein.
Der
Bereich Formgestaltung auf der 5. Kunstausstellung 1962 in Dresden
wird von Horst Michel kuratiert und von Ulbricht wegen mangelnder
Farbigkeit kritisiert. Graue Stoffe, schwarze Mokkatassen und weiße
Zylindervasen entsprächen nicht dem farbigen Leben in der DDR.
1963
erscheint die Übersetzung der sowjetischen Schrift von Pazitnow "Das
schöpferische Erbe des Bauhauses 1919-1933". Im gleichen Jahr
beginnt Richard Paulick seine Tätigkeit als Chefarchitekt beim Bau
von Halle-Neustadt, nachdem er schon in Hoyerswerda und Schwedt
ähnliche Aufgaben übernommen hatte.
Erstmals
in größerem Umfang angewendet werden in Halle-Neustadt die von
Herbert Müller entwickelten HP-Schalen.
Gert
Wunderlich, Schüler von Albert Kapr, zeichnet 1963 die serifenlose
Grotesk-Schrift "MAXIMA", die zur meistgenutzten Schriftype
der DDR werden wird. Kapr hat wesentlichen Einfluss auf Buchkunst,
Schrift- und Schreibkultur auch im Sinne Jan Tschicholds zur
Gleichberechtigung konstruierter und klassischer Schriften.
Axel
Bertram übernimmt die Gestaltung der Zeitschrift "Sibylle",
deren Layout mit der Schweizer Typografie u. a. von Max Bill
vergleichbar ist.
Mit
der Teilrekonstruktion zumindest der Fassade des Bauhauses um 1965 wird
auch
äußerlich ein Zeichen zur Umbewertung der Bauhaus-Erbes
deutlich. Eine geplante Rekonstruktion anlässlich 40 Jahre Bauhaus
Dessau 1966 kommt trotz der Bemühungen von Stadtarchitekt
Schlesier nicht zustande.
Im
gleichen Jahr erscheint "Das Bauhaus 1919-1933 - Idee und
Wirklichkeit" von dem Architektur- und Kunsthistoriker Lothar
Lang.
Die
weltweit erste umfassende Ausstellung zum Bauhaus überhaupt zeigt
1967 ca.
500 mühsam zusammengetragene Objekte in der Staatlichen Galerie
Dessau. Sie trägt den Titel "Moderne Formgestaltung. Das
fortschrittliche Erbe des Bauhauses". Leihgeber sind u. a. Marianne
Brandt, Dora Fieger und Peter Keler; die Ausstellungsgestaltung
übernimmt Hajo Rose; für Plakat und Katalog wird ein Motiv
von Josef Albers verwendet.
1967
wird auf der Leipziger Messe das Möbelprogramm MDW 60 vorgestellt.
Entworfen von Rudolf Horn und Eberhard Wüstner an der Burg
Giebichenstein ermöglicht es dem Nutzer, das Möbel so aufzubauen,
wie er es benötigt. Der Nutzer wird Finalist. Die Forderung der
Entwickler: Nicht hundert Typen in einer Variante, sondern einen Typ
in hundert Varianten zu produzieren.
Das Mittelganghaus
ging - genau wie der auf dem selben Prinzip aufbauende Wohnturm WHH
17 - auf einen Wohnungsbauwettbewerb 1963 zurück. Beide Häuser
entstammen dem Kollektiv um Josef Kaiser. Entwickelt wurde das
baureife Mittelganghaus im Berliner Hans-Loch-Viertel vom VEB Berlin
Projekt, Architekten waren Deutschmann, Wallis und Brandt,
fertiggestellt wurde es im Juli 1965.
Erstmals in Europa angewendet
wurde das Lift-Slab-Verfahren zur Montage der
Raumstabwerkskonstruktion Typ Weimar an der Eissporthalle
Halle/H.-Neustadt.
Das Dach wird am Boden
komplett vormontiert und auf das Gebäude gehoben, was erheblich
Kosten spart. Das Raumstabwerk wurde seit 1965 an der HS für
Architektur und Bauwesen Weimar (Siegfried Speer) entwickelt, 1966
patentiert und kann auf Großrechnern berechnet werden. Weitere
Gebäude dieses Typs werden u. a. das BMK Erfurt, die
Ausstellungshallen Suhl und das Eisstadion Dresden.
1964
errichtet der Architekt Kurt Nowotny im Auftrag der Deutschen Post in
Leipzig und Dresden neue Gebäude, an denen erstmals
Glas-Vorhangfassaden angewendet werden.
Ulrich
Müther errichtet 1964 als Diplomarbeit sein erstes
HP-Schalen-Bauwerk in Binz. Er hatte 1954-58 im Entwurfsbüro für
Industriebauten gearbeitet und wird über 70 Hyperbolische
Paraboloidschalen-Bauwerke im In- und Ausland bauen.
1965
erscheint im Verlag für Bauwesen das von Hans Schmidt herausgegebene
Buch "Beiträge zur Architektur 1924-1964". Es ist das
erste Buch, dass Probleme und Ergebnisse modernen Bauens in Europa
vor und nach dem 2. Weltkrieg bekannt macht.
Walther
Scheidig bringt seine Publikation "Bauhaus Weimar,
Werkstattarbeiten" heraus, nachdem er Mitte der 1950er Jahre mit
der Inventarisierung der von Gropius ausgewählten Stücke begann.
1966-67
Innengestaltung der Komischen Oper Berlin und im Hotel Berolina sowie
Mosaikgestaltungen an Wohnhäusern Karl-Marx-Allee Berlin durch
Hans Kinder
Die
Ausstellung "Funktion-Form-Qualität" zeigt nach Warschau
(1967) und Sofia (1968) 1969 nun in Moskau Ausbildungswege,
Standartisierungs- und Baukastensysteme sowie Traditionen der
Gestaltung unter Berücksichtigung des Bauhauses
1969
können in Rostock 50 Familien einen Experimantalbau in industrieller
Bauweise so modifizieren, dass sie den innenwandfreien
Wohnungsgrundriss nach Wunsch selbst mit Innenwand-Systemen
ausstatten können. Die Anzahl und Lage der Zimmer wird vom Nutzer
der Wohnung bestimmt.
Ebenfalls
1969 kommt es zur ersten Bauhaus-Ausstellung seit 1923 in Weimar.
Die
Möbelfabrik Max Kluge KG Langenau fertigt den sehr einfach
montierbaren Montagesatz MKL 69
Das
erste Bauwerk mit VT-Faltendach wurde 1967 auf dem Versuchsgelände
des Institutes für Stahlbeton in Dresden montiert. Die VT-Falte
wurde in den 1960er Jahren am Institut für Stahlbeton in Dresden von
den Bauingenieuren Eberhard Kühn und Karlheinz Weißbach entwickelt.
Auf der Basis des leichten ökonomischen Bauens konstruierten sie
damit ein Dachtragwerk, das weittragende und raumabschließende
Funktionen verbindet und eine sehr kleine Eigenlast hat, damit es gut
vorgefertigt und transportiert werden kann, sowie sparsam in Stahl-
und Zementeinsatz ist.
1968
kommt es zur Schließung der 1953-55 gegründeten Hochschule für
Gestaltung Ulm, die als Nachfolge des Bauhauses gelten kann.
Karl-Heinz
Adler und Friedrich Kracht, beide Mitglieder der 1958 gegründeten
Produktionsgenossenschaft "Kunst am Bau" Dresden, arbeiten
seit 1965 an einem seriellen System für Srukturwände aus
Betonformsteinen, das 1973 als Katalog erscheint.
1970 baugebundene Arbeiten Hotel Newa Dresden durch Hans Kinder
Karl-Heinz
Hüter macht sich mit der endlich gelingenden Veröffentlichung des
viel früher geplanten Buches "Das Bauhaus in Weimar" 1973
verdient.
Erste
Rekonstruktionsarbeiten am Haus am Horn Weimar erfolgen 1973 durch
Bernd Grönwald, der dort eine erste Ausstellung zusammenstellt
1975
startet der Verkauf der Simson-Reihe S50. Die Gestaltung erfolgte
durch Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph, die ein offenes Prinzip
zugrunde legten, was eine hersteller- und nutzerseitige
Weiterentwicklung ermöglicht; es werden 16 Varianten produziert.
Gerhard
Marcks gestaltet 1975-76 eine der Bronzetüren für das Kloster Unser
Lieben Frauen Magdeburg, das die Nationale Sammlung Kleinplastik der
DDR beherbergt.
Der
Leiter der Leipziger Galerie am Sachsenplatz erwirbt große
Anerkennung mit seinen Bauhaus-Verkaufsausstellungen ab 1976, auf
denen Ankäufe aus Privatbesitz möglich waren sowie ehemalige
Bauhäusler zu Gesprächen eingeladen waren.
Schon
1964 fertigt Konrad Püschel mit einer Gruppe Studenten das komplette
Aufmaß des Dessauer Bauhausgebäudes an, das dann Grundlage für die
komplette originalgetreue Rekonstruktion des Gebäudes 1976 wird.
Konsultant dabei ist auch Selman Selmanagic, der in Berlin an der
Kunsthochschule Weißensee Architektur lehrt.
Es
erscheint 1976 das legendäre "Bauhausheft" der Zeitschrift
"form+zweck" vom Amt für industrielle Formgestaltung. Die
feierliche Eröffnung des rekonstruierten Gebäudes wird nahezu ein
Staatsakt, zu dem ehemalige Bauhäusler aus der ganzen Welt
eingeladen werden.
In
Weimar findet unter maßgeblichem Einfluss von Bernd Grönwald und
Christian Schädlich das erste Internationale Bauhauskolloqium statt;
das fünfte dann 1989.
In
den 1970er Jahren entwickelt das Wohnungsbaukombinat Halle die
"Hallesche Monolithbauweise" (HMB), bei der das
Tunnelschalverfahren mit vorgefertigten Bauteilen kombiniert wird.
Ebenfalls
in dieser Zeit entsteht der Gedanke eines 12-Eck-Hauses, das der
Architekt Manfred Zumpe für den Raum Dresden konstruiert. Darauf
aufbauend entstehen später das Wintergarten-Hochhaus in Leipzig
sowie Hochhäuser im Ernst-Thälmann-Park Berlin.
Kurt
Junghanns's Buch "Bruno Taut 1880-1938" erscheint im
Henschelverlag, dem 1982 "Der Deutsche Werkbund, sein erstes
Jahrzehnt" folgen wird
1969
hatten Wilfried Stallknecht und Achim Felz eine Studie erstellt und
sie entwickelten ab 1970 unter Nutzung der Erfahrungen mit den Typen
P1, P2 und QP die Wohnbauserie 70. Der „Typ P2“ erfüllte nicht
die gewünschten Einsparungen. Für WBS 70 wurden weniger Bauteile,
ein reduzierter Typenkatalog und einheitliche Bauweise für alle
Wohnungsbaukombinate standardisiert. Trotz seiner Einheitsbauweise
ist der WBS 70 flexibel wandelbar wie kein anderer Bautyp. Ein erstes
Gebäude entsteht 1972 in Neubrandenburg.
Ehemalige
Bauhaus-Angehörige sind 1976 im Studentenclub in Weimar anlässlich
des Kolloquiums zu Gast.
Das
Wissenschaftlich-kulturelle Zentrum Bauhaus Dessau nimmt 1977 seine
Tätigkeit auf, an dem die Landesbühne Dessau mit dem "theater
im bauhaus" eine Studiobühne eingerichtet hat.
Ausstellung
"Bauhausgrafik" am Bauhaus Dessau 1977-78
Hannes-Meyer-Ausstellung
1978 in Moskau, gestaltet von der Weimarer Hochschule.
1979
internationales Bauhauskolloquium in Weimar, dem bis 1989 weitere
folgen. In der Kunsthalle Weimar Ausstellung zum 60. Jahrestag der
Gründung des Bauhauses.
1978
zeigt Querfurt eine Grafik-Ausstellung von Georg Muche, der 1979 zur
Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Hochschule für Architektur
und Bauwesen Weimar spricht.
Das
Bauhaus-Heft der "form+zweck" 3/79 unter dem Titel "Bauhaus
Weimar Dessau Berlin 1919-1933 erscheint.
Konrad
Wachsmann, bekannt durch Holz-Fertigteilhäuser in Niesky oder das
Sommerhaus von Einstein, besucht die DDR und hält Vorlesungen in
Dresden und Halle; Michael Grüning gibt den 1985 erscheinenden
"Wachsmann-Report" heraus.
Ab
1980 findet jährlich das Hannes-Meyer-Entwurfsseminar statt.
Für das Deutsche Nationaltheater Weimar webt und knüpft Grete Reichardt von 1978-80 den neunteiligen Gobelin "Das Faustische im Menschen". Im Leipziger Academixer-Keller wird für das Publikum 1980 ein originales Sitzgestühl von Marcel Breuer eingebaut.
1981
ist am inzwischen gegründeten Wissenschaftlich-kulturellen Zentrum
Bauhaus Dessau die Ausstellung Konrad Püschel - Studienarbeiten am
Bauhaus Dessau 1926-1930" zu sehen.
Bauhaus-Ausstellung
1981 in Belgien, veranstaltet von der Vereinigung Belgien-DDR und der
Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar
Der
Mensa-Neubau (Architektenkollektiv um Anita Bach) der Hochschule für
Architektur und Bauwesen Weimar wird 1982 eröffnet und bekommt den
Architekturpreis des Bezirks Erfurt.
Die
völlige Umbewertung des Bauhauserbes als demokratische Bewegung für
eine neue Kunst und Architektur des reichen nationalen Kulturerbes
der DDR wird inzwischen zur Rechtfertigung für den technizistischen
Charakter ausufernder Plattenbau-Siedlungen der 1980er Jahre.
1983-84
gestaltet Rüdiger Lalaike das Stahlrohrmöbel-Programm "uni"
für den VEB STIMA Stendal (ehem. L. & C.). Der Betrieb stattet
1986 auch das Bauhaus Dessau mit neuen Sitzmöbeln aus.
1983
erscheint das dritte Bauhaus-Heft der "form + zweck" und
das Bildungszentrum Bauhaus Dessau der Bauakademie nimmt seine
Tätigkeit auf. Als Experimentier- und Weiterbildungszentrum Bauhaus
Dessau vereint es ab 1986 die Aufgaben des Bildungszentrums und des
Wissenschaftlich-kulturellen Zentrums.
In
den 1980er Jahren finden am Bauhaus Dessau mehrere Designseminare
auch mit internationaler Beteiligung zu verschiedenen Themen wie
Spielen (Interdesign-Seminar August 1979) oder zum Wohnen
(Hannes-Meyer-Seminar 1982 zum innerstädtischen industriellen
Wohnungsbau) statt.
1984
Ausstellung "Walter Funkat und Schüler" an der Staatlichen
Galerie Moritzburg. Ebenfalls in diesem Jahr erscheint Heinz Hirdinas
Buch "Das neue Frankfurt" zur Zeitschrift "Neues
Bauen, Neues Gestalten 1926-1933"
Karl-Heinz
Barth wird 1984 für die Rekonstruktion des Stadtbades
Karl-Marx-Stadt mit dem Architekturpreis der DDR geehrt.
Das
Kultur- und Informationszentrum der DDR in Prag zeigt 1984 eine
vielbeachtete Bauhaus-Ausstellung zum Wirken des Bauhauses bis 1933
1985
Georg-Muche-Ausstellung im Otto-Nagel-Haus und
Wilhelm-Wagenfeld-Ausstellung in Leipzig
Bauhaus
Dessau - Zentrum für Gestaltung nennt sich die Institution, die der
Bauakademie der DDR, dem Amt für industrielle Formgestaltung und dem
Ministerium für Kultur untersteht. Sie entsteht 1986 und wird
besonders durch experimentell arbeitende Künstler an der
Bauhaus-Bühne berühmt.
Das
Kollektiv um Wulf Brandstädter bekommt für die Innenstadtbebauung
Halle den Architekturpreis der DDR verliehen. Mit industriellen
Baumethoden werden eine äußerst flexible, bewegte Höhen- und
Tiefenstaffelung, Dachschrägen, Drahtglas und stützenfreie
Eckfenster angewendet.
Das
Ensemble für Intuitive Musik Weimar EFIM widmet Kurt Schmidt eine
Veranstaltung unter dem Titel "Vom Klang der Bilder", die
sich auf zwei seiner Werke bezieht und an das mechanische Ballett von
Schmidt erinnert. Das Ensemble gastiert auch mit Schwitters
"Ursonate" sowie der "Xantiphonie"auf der
Xanti-Schawinsky-Ausstellung Weimar 1987. Dort im gleichen Jahr
Ausstellung Max Bill (Kunsthalle Weimar).
Besonderes
Ereignis wird 1988 in Dessau das Zustandekommen der Ausstellung
"Experiment Bauhaus" des Westberliner Bauhaus-Archivs, die
tausende Besucher anzieht.
Ebenfalls
1988 zeigt das Museum der bildenden Künste Leipzig eine
Max-Bill-Ausstellung, die im Jahr zuvor auch in Weimar zu sehen war,
Bruno Tauts Wirken ist anlässlich seines 50. Todestages im Bauhaus
Dessau Thema und Mies van der Rohe wird mit einer Ausstellung 1989 im
Bauhaus Dessau in Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen gewürdigt..
Bauhäusler in der DDR
Waldemar
Alder
Geb.
1906
Nach
Gründung der DDR, am 7. Oktober 1949, entstand unter Leitung von
Lothar Bolz das Ministerium für den Aufbau. Am 4. Januar 1950
fand auf Einladung Wilhelm Piecks ein Treffen der
Oberbürgermeister aller DDR-Großstädte sowie der wichtigsten
Architekten des Landes in Berlin zur Beratung eines
DDR-Baugesetzes statt. Es wurde eine Teilnehmerliste von
Spitzenfunktionären der entstehenden Architektur- und
Bauverwaltung der DDR für eine Reise nach Moskau, Kiew und
Leningrad zusammengestellt. Ziel der Reise waren Treffen mit
sowjetischen Kollegen und Funktionären zum Kennenlernen des
sowjetischen Systems, um daraus Grundlagen für den Wiederaufbau
der zerstörten Städte der DDR zu entwickeln.
Die
Reise fand vom 12. April bis 25. Mai 1950 statt. Teilnehmer waren
Kurt Walter Leucht vom städtischen Planungsamt Dresden, Edmund
Collein als Leiter des Stadtbauamtes von Ost-Berlin,
Aufbauminister Lothar Bolz, Hauptabteilungsleiter Walter
Pisternik, Waldemar Alder vom Industrieministerium und Kurt
Liebknecht, Direktor für Städtebau und Hochbau im
Aufbauministerium. Dabei kritisierten die sowjetischen Planer den
bisherigen „Generalaufbauplan“ heftig, denn es wurden weder
sowjetische Beispiele noch die Teilung der Stadt berücksichtigt,
waren doch DDR-Regierungsgebäude noch am Fehrbelliner Platz in
West-Berlin geplant. Weiterhin hatte man sich der Vorwürfe des
Formalismus und Kosmopolitismus in Architektur und Städtebau zu
erwehren.
Das
„Volkseigene Projektierungsbüro“, 1950 gegründet, hatte sich
schnell zu einem Großunternehmen entwickelt. Geleitet von dem
Bauhaus-Absolventen Waldemar Alder, sorgten in zahlreichen
Zweigstellen Architekten und Ingenieure für die Entwürfe zu den
meisten Industriebauten der DDR.
Fernsehturm
Berlin: Die ungeklärte Standortfrage führte Ende 1957 dazu, dass
das Postministerium einen Vorstoß unternahm, den Turm in der
Innenstadt zu errichten. Alle anderen Areale waren entweder wegen
der Gefährdung des Flugbetriebs ungeeignet oder schwer in das
Richtfunknetz einzubinden. Den Plan der ersten Variante eines
zentral im Stadtgebiet gelegenen Fernsehturms legten die
Architekten Gerhard Frost und Waldemar Alder in den Jahren
1957/1958 vor. Sie favorisierten die hügelige Parkanlage des
Volksparks Friedrichshain.
Berlin-Lichtenberg:
„Haus der Kinder“ 1948-50
Nach
Reparaturen und Beginn des Schulbetriebs erließ am 30. Juni 1948 die
Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Befehl
65, eine Anordnung zur Umwidmung des Schulgebäudes für kulturelle
Zwecke. Nach Faschismus und Krieg sollten Kindern und Jugendlichen
neue Kulturinhalte vermittelt und Freizeitmöglichkeiten angeboten
werden.
Der Bauhausschüler
Waldemar Alder und sein Partner Waldemar Heinrichs erarbeiteten die
Um- und Ausbaupläne. Die neue Raumausstattung wurde in den Deutschen
Werkstätten Hellerau hergestellt. Nach der Fertigstellung wurde die
ehemalige Schule 1949 zum Haus der Kinder als Filiale des „Hauses
der Kultur der Sowjetunion“. Aufgrund des Befehls 65 wurden
Räumlichkeiten für Instrumentalunterricht, Chorgesang, Volkstanz,
Ballett, Schauspiel, Sprachen, Geschichte, Naturkunde, Fotografie und
Kunstgewerbe hergerichtet. Das Dachgeschoss wurde zu einer
Miniatursternwarte ausgebaut. Werkstätten für Holz, Metall und
Elektrotechnik, Ateliers für Malerei, Bildhauerei und Keramik sowie
eine Bibliothek, ein Lesesaal, ein Kino und ein Theater dienten
fortan der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen.
Am
25. Mai 1950 wurde das Haus der Kinder an die DDR übergeben und
erhielt den Namen Zentralhaus der Jungen Pioniere, ab 1961
Zentralhaus der Jungen Pioniere ‚German Titow‘.
Alfred
Arndt
1929–1932
Meister am Bauhaus
Er entdeckte das Bauhaus in
Weimar eher zufällig – und nach einem ersten Gespräch mit Gropius
stand für ihn fest, dass er bleiben würde. Jahre später wurde
Arndt Leiter der Bau- und Ausbauabteilung.
Nach einer Zeichnerlehre in
einer großen Maschinenfabrik in Elbing/Ostpreußen wurde Alfred
Arndt im Ersten Weltkrieg dienstverpflichtet und war 1916 als
Bauführer in Danzig tätig. Zwischen 1919 und 1920 besuchte er die
Gewerbeschule in Elbing und studierte bis 1921 an der Königsberger
Kunstakademie (Aktklasse). Zugleich nahm er Unterricht bei dem
Königsberger Maler Robert Budzinski. Im Sommer 1921 schloss sich
Arndt der Wandervogelbewegung an.
Am Staatlichen Bauhaus in
Weimar und am Bauhaus in Dessau studierte er von 1921 bis 1927. 1921
belegte er in Weimar den Vorkurs bei Johannes Itten und den
Unterricht bei Paul Klee, Dora Wibiral und Dorothea Seeligmüller.
Von 1922 bis 1924–1925 war er in der Wandmalereiabteilung bei
Wassily Kandinsky. Am 17.4.1924 legte er die Gesellenprüfung vor der
Handwerkskammer Weimar ab. Von 1925 bis 1926 war er am Bauhaus Dessau
in der Wandmalereiabteilung bei Hinnerk Scheper, von 1926–1927 bis
1927–1928 in der Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer. 1927
heiratete Arndt die Bauhaus-Studentin Gertrud Hantschk. Er legte 1928
die Meisterprüfung ab und verließ das Bauhaus am 31.5.1928. Danach
war Arndt als freier Architekt in Probstzella, Thüringen, tätig.
1929 kehrte er unter dem
Direktorat von Hannes Meyer an das Bauhaus in Dessau zurück. 1930
wurde er von ihm zum Leiter der Ausbauabteilung berufen, der die drei
Werkstätten Tischlereiwerkstatt, Metallwerkstatt und
Wandmalereiabteilung unterstanden. Von 1930 bis 1931 leitete Arndt
die Abteilung Bau und Ausbau, in der die Architektur- und die
Ausbauabteilung zusammengefasst wurden. Von 1931 bis 1932 war er
Lehrer in Ausbaukonstruktion, Darstellender Geometrie und
Perspektive. 1931 wurde seine Tochter Alexandra geboren.
Farbplan
für die Außengestaltung der Meisterdoppelhäuser in Dessau, Alfred
Arndt, 1926.
Arndt verließ das Bauhaus 1932
und ging erneut mit seiner Familie nach Probstzella, wo er als
Reklamegrafiker und Architekt arbeitete. 1937 kam der Sohn Hugo zur
Welt. Kurze Zeit später wurde Arndt auch im Industriebau in
Südthüringen und Oberfranken tätig. 1927 hatte er im Auftrag von
Franz Itting das Haus des Volkes in Probstzella errichtet und
möbliert. Um den Pionier der thüringischen Sozialdemokratie nun zu
unterstützen, trat Arndt 1937 in die NSDAP ein. Er wurde zum
Propagandaleiter für Probstzella ernannt und arbeitete bis 1945 als
Architekt für Thüringer Industrieunternehmen. Von 1936 bis 1940 war
der ehemalige Bauhäusler Konrad Püschel sein Mitarbeiter.
Nach
1945 arbeitete Arndt für zwei Jahre als Baurat in Jena. In dieser
Zeit bemühte er sich zusammen mit Wassili Luckhardt, Georg
Neidenberger und Joost Schmidt um die Neugründung des Bauhauses in
Weimar. 1948 siedelte Arndt mit seiner Familie nach Darmstadt über.
Hier führte er seine Tätigkeit als Industriearchitekt fort. Er
wirkte dort am Aufbau des Bauhaus-Archivs mit.
Theo
Balden
Theo Balden (* 6.
Februar 1904 bei Blumenau, Brasilien; † 30. September 1995 in
Berlin; eigentlich Otto Koehler) war ein deutscher Bildhauer und
Grafiker.
Balden wurde als
drittes Kind des deutschen Auswandererehepaars Bertha und Otto
Koehler am Rio Raffael in der Nähe der Stadt Blumenau geboren. Nach
dem Unfalltod des Vaters im Jahr 1905 kehrte die Mutter mit ihren
Kindern 1906 nach Deutschland zurück und zog nach Berlin. Ab 1910
besuchte Balden die Volksschule und erhielt wegen seines
zeichnerischen Talents 1917 Zeichenunterricht.
Von 1918 bis 1922
absolvierte er eine Ausbildung als Technischer Zeichner in der
Maschinenbaufabrik Ludwig Loewe & Co. (Berlin) und studierte 1923
bis 1924 am Bauhaus in Weimar unter anderem bei Lászlo Moholy-Nagy
und Oskar Schlemmer. Ab 1924 war er freischaffend. 1928 trat er in
die KPD ein und trat 1926 auch der Roten Hilfe – einer
Solidaritätsorganisation der KPD – bei. 1929 wurde Balden Mitglied
in der Assoziation revolutionärer bildender Künstler (Asso). Nach
der Machtergreifung der Nationalsozialisten war Balden in einer
illegalen Widerstandsgruppe aktiv. Im Januar 1934 wurde Balden
verhaftet. Nach 9 Monaten Haft wurde er unter Polizeiaufsicht
freigelassen. 1935 konnte er mit einem falschen Pass auf den Namen
Theo Balden nach Prag fliehen. Diesen Namen behielt er auch in
Zukunft bei. In Prag war Balden Mitbegründer und erster Vorsitzender
des Oskar Kokoschka Bundes deutscher und österreichischer Künstler.
Die Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht im
Jahr 1939 zwang Balden zur Flucht nach Großbritannien. In London
wirkte er weiter als Künstler und arbeitete daneben als Gärtner.
Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich wurde Balden wie andere
deutsche Emigranten als „feindlicher Ausländer“ interniert und
mit deutschen Kriegsgefangenen nach Kanada gebracht. Nach mehreren
Monaten im Internierungslager wurde Balden 1941 nach Fürsprache der
britischen Royal Academy of Arts freigelassen und kehrte nach London
zurück. Er beschäftigte sich in einer Gießerei mit Metallguss und
arbeitete für das Museum der Stadt Derby. Seine Werke wurden in
verschiedenen Ausstellungen in Großbritannien gezeigt.
1947 kehrte er
nach Deutschland zurück und war von 1948 bis 1950 Mitarbeiter der
Satirezeitschrift Ulenspiegel. Von 1950 bis 1958 lehrte er an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee der DDR und lebte danach als
freischaffender Künstler. 1970 wurde er Mitglied der Deutschen
Akademie der Künste und 1974 Ehrenmitglied des Verbandes Bildender
Künstler der DDR.
Balden wurde 1965
mit dem Kunstpreis der DDR sowie 1967 und 1976 mit dem Nationalpreis
der DDR, 1969 mit der Johannes-R.-Becher-Medaille und dem
Käthe-Kollwitz-Preis, 1969 und 1979 mit dem Vaterländischen
Verdienstorden, 1982 mit der Hans-Grundig-Medaille und 1983 mit dem
Karl-Marx-Orden ausgezeichnet. 1990 wurde er Professor der Hochschule
für bildende und angewandte Kunst in Berlin.
Plastiken
-
Mahnung,
1945
-
Ernst
Busch, 1955
-
Alte
im Fenster, 1956
-
Vietnamesischer
Freiheitskämpfer, 1957
-
Torso
eines Gemarterten, 1961
-
Zwiesprache
(Studentenwohnheime Wundtstraße, Dresden), 1960er Jahre
-
Mutter
mit Kind, 1965
-
Zeitungsleser,
1967
-
Mann
im Sturm, 1967
-
Karl
Liebknecht (in Luckau), 1969
-
Vogelbaum,
1972
-
Stürzender
und Aufsteigender, 1972
-
Hommage
– Victor Jara, 1974
-
Paraphrase
zu Michelangelos Sklaven, 1980
-
Pieta
perversa II, 1982
-
Karl
Liebknecht – Herz und Flamme der Revolution (in Potsdam), 1983
-
Geschwister,
1974 (im Müggelpark am Spreetunnel in Berlin-Friedrichshagen)
Heinrich
Beberniss
1894-1985
Als
Lehrer/Meister für Wandmalerei am Bauhaus und später an der Burg
Giebichenstein tätig.
Sein
Sohn Heinz Beberniss studierte von 1937-39 bei Gustav Weidanz und
Herbert Post ebenfalls an der Burg Giebichenstein und war ab 1947
freischaffender Künstler in Halle und schuf bis zum Ende der DDR ca.
370 Plastiken.
Eine
Plastik - Zerstörung Befreiung Wiederaufbau - von Heinrich
Beberniss steht in Dessau.
Johannes
Berthold
Geb.
26.07.1898 in Greiz, gest. 26.06.1987 in Greiz
Johannes
Berthold, Lithograf, Stein- und Holzbildhauer, Maler und Grafiker,
lebte sehr zurückgezogen in der Kreisstadt Greiz im Bezirk Gera.
Sein Name taucht selten in Publikationen auf. Auch das künstlerische
Werk ist kaum bekannt geworden. Wichtige
Werke
befinden sich im Bauhaus Dessau, im Bauhaus-Archiv Berlin (West),
sowie in Privatbesitz. Einige plastische Werke der Bauhaus-Jahre und
der Nachfolge sind in der Nazi-Zeit verschollen.
Der
weitaus größte Teil des Oevres befindet sich im Besitz des
Künstlers. Es ging in den Bestand des Museums für Kunsthandwerk im
Ferberschen Haus Gera über.
Das
gegenwärtige Werkverzeichnis umfaßt Malerei, Aquarelle, Pastelle,
Holz- und Metallplastiken sowie Marmorplastiken, Zeichnungen und
Druckgrafik, sowie einige Architektur- und Maschinenentwürfe.
Außerdem existieren zahlreiche Essays.
Der
prägende Einfluß des Bauhauses ist dabei deutlich spürbar. Als
Berthold mit 24 Jahren in der Stein- und Holzbildhauerlehre des
Bauhauses nach ihm gemäßen neuen Schaffensmöglichkeiten sucht,
verfügt er als Offsetlithograf bereits über einen qualifizierten
Beruf sowie einige Lebenserfahrung. Berthold empfindet das Weimarer
Bauhaus als großartiges Modell einer Neuorientierung der
menschlichen Gesellschaft.
Als
zunehmende Diskriminierung der Nazis ihn zwingt, sich der
Landschaftsmalerei zuzuwenden, gestaltet er die konkrete Umgebung
Weimars - getreu seinem Anliegen - durch faszinierende Raum- und
Farbwirkungen zu Ideallandschaften von teilweise visionär-kosmischen
Dimensionen.
Auch
die großen Figurenkompositionen der Nachkriegsjahre, in denen
Berthold seine elementare Erschütterung über Naziterror und
Kriegsgreuel verarbeitet, weisen auf seine sehnsuchtsvolle Suche nach
einer Welt ohne Krieg und „Brudermord" hin. 1951 kehrt
Berthold nach Greiz zurück.
Die
konsequentesten Formulierungen seiner Haltung gestaltet Berthold
jedoch von der Mitte der sechziger Jahre an, als er bereits in
Zurückgezogenheit lebt und arbeitet, in Holzschnitten, Aquarellen,
Ölbildern sowie schließlich goldgehöhten Faserstiftbildern von
1985/86.
26.
7. 1898 Geburt in Greiz
1913-1917 Lithografenlehre
in Greiz
1917-1922 Arbeit
als Lithograf und Zeichner in verschiedenen
Städten
1922-1925 Bauhausschüler
in Weimar. Vorkurs ltten, Holz- und
Steinbildhauerwerkstat
1925-1930 Staatliche
Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar
1930 Holzbildhauermeister
1930-1938 Arbeitslos,
Gelegenheitsarbeiten
1938-1948 Signaturzeichner
1948 freischaffend
1951 Rückkehr
nach Greiz
Hedwig
Bollhagen
Geb. 10. November
1907 in Hannover; gest. 8. Juni 2001 in Marwitz war eine deutsche
Keramikerin und Mitbegründerin der HB-Werkstätten für Keramik.
Hedwig Bollhagen
wuchs in Hannover auf und besuchte dort das Lyzeum, nach dessen
Abschluss 1924 sie noch im selben Jahr ein Praktikum in einer
Töpferei in Großalmerode absolvierte. Nach einem Gaststudium an der
Staatlichen Kunstakademie in Kassel lernte sie vom Frühjahr 1925 bis
Sommer 1927 an der Keramischen Fachschule Höhr-Grenzhausen und
volontierte 1926 in der Hamelner Töpferei von Gertrud Kraut in
Hameln.
Von 1927 bis 1931
erhielt sie eine Anstellung als Entwerferin und Leiterin der
Malabteilung bei den Steingutfabriken Velten-Vordamm in Velten.
Nach deren
Schließung infolge der Weltwirtschaftskrise begannen die
„Wanderjahre“, die sie zuerst in die Staatliche
Majolikamanufaktur Karlsruhe, dann zu den Rosenthal-Betrieben in
Neustadt bei Coburg, die Werkstatt Wilhelm Kagel in
Garmisch-Partenkirchen und schließlich als „Ladenmädchen“ bis
Februar 1933 in die Verkaufsgalerie „Kunst und Handwerk“ von
Tilly Prill-Schloemann und Bruno Paul in Berlin führten. Bis Oktober
1933 arbeitete sie noch in der Glasur- und Malabteilung der J.
Kalscheuer Cie. Steinzeugwerke m.b.H. in Frechen.
Als die
Keramikerin Nora Herz von der gescheiterten Neuansiedlung der
Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik erfuhr, konnte Hedwig
Bollhagen mit Hilfe des Handwerksfunktionärs Heinrich Schild 1934
unter der Beteiligung von Margarete Heymann und Nora Herz in der
alten Keramikfabrik in Velten die neuen HB-Werkstätten für Keramik
GmbH gründen. Sie etablierten sich durch die Mitarbeit der
Keramikmeisterin Thoma Gräfin Grote als kaufmännische Assistentin
und Entwicklerin – sie hatte für Charles Crodel Glasuren
entwickelt – und anderen aus der keramischen Werkstatt des
Staatlichen Bauhauses unter Gerhard Marcks hervorgegangenen früheren
Mitarbeitern der 1931 stillgelegten Steingutfabriken Velten-Vordamm
GmbH wie Theodor Bogler und Werner Burri.
Seit 1935
erschloss Charles Crodel der Firma das Feld der Baukeramik und
brachte zugleich seine in den Vereinigten Lausitzer Glaswerken im
Zusammenwirken mit Wilhelm Wagenfeld gewonnenen Industrieerfahrungen
in der Dekorentwicklung ein. 1939 legte Hedwig Bollhagen mit einem
von Charles Crodel bemalten Gefäß die Meisterprüfung ab. Sie wurde
damit zur Keramikmeisterin und konnte den Betrieb dem Zugriff der
Deutschen Arbeitsfront entziehen.
Heinrich Schild,
Hauptgegner der DAF, der Mitgründer und unentgeltlich wirkenden
Geschäftsführter der HB-Werkstätten, ging nach dem Zweiten
Weltkrieg wieder zurück ins Rheinland und Hedwig Bollhagen übernahm
den Betrieb allein.
1939 legte Hedwig
Bollhagen mit einem von Charles Crodel bemalten Gefäß die
Meisterprüfung ab.
Nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges siedelte Heinrich Schild 1946 aus der damaligen
SBZ nach Westdeutschland um. Hedwig Bollhagen übernahm daraufhin die
Führung der HB-Werkstätten in alleiniger Verantwortung. 1972 wurden
die Werkstätten verstaatlicht, doch blieb Bollhagen auch in den
zwanzig Jahren bis zur Reprivatisierung 1992 künstlerische Leiterin
und arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter. Ihre Nachfolgerin wurde
Heidi Manthey, eine Schülerin von Charles Crodel, mit dem Hedwig
Bollhagen seit der Zeit der Firmengründung zusammenarbeitete.
Internationale
Bekanntheit erlangte Hedwig Bollhagen durch ihr schlichtes, zeitloses
Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von
bäuerlicher Tradition und Bauhaus-Ästhetik gelingt. Sie selbst
sagte dazu: „Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller,
Tassen und Kannen.“ oder kürzer: „Das sind doch bloß Töppe!“.
Hedwig
Bollhagen wurde auf dem Stadtfriedhof des Hannoveraner Stadtteils
Stöcken beigesetzt.
Marianne
Brandt
1923–1928
Studierende am Bauhaus /
1928–1929 stellvertretende Leiterin
Metall
Geb. 1893 in Chemnitz, gest.
1983 in Kirchberg
László Moholy-Nagy erkannte
schon früh ihr einzigartiges Talent. Durch ihn angeregt, studierte
Brandt in der Männerdomäne Metallwerkstatt – und war
erfolgreicher als manch einer ihrer Kommilitonen.
Marianne Brandt begann ihre
künstlerische Ausbildung 1911 in Weimar an einer privaten
Kunstschule. Danach wurde sie an der Hochschule für Bildende Kunst
in Weimar aufgenommen, studierte bei den Künstlern Fritz
Mackensen und Robert Weise Malerei und später bei Richard Engelmann
Bildhauerei. 1919 heiratete sie den norwegischen Maler Erik Brandt.
Ein Jahr später unternahm sie eine einjährige Studienreise mit
Aufenthalten in Paris und Südfrankreich. An das Staatliche Bauhaus
in Weimar kam Brandt 1923. Sie besuchte den Vorkurs bei Josef Albers
und László Moholy-Nagy sowie den Unterricht bei Paul Klee und
Wassily Kandinsky. Außerdem arbeitete sie in der Metallwerkstatt bei
László Moholy-Nagy.
Am Bauhaus in Dessau setzte sie
ihre Ausbildung fort, dort ebenfalls in der Metallwerkstatt bei
Moholy-Nagy. Bereits 1926 entwarf sie erste Beleuchtungskörper für
das Dessauer Bauhausgebäude. Seit dem Sommersemester 1927 leitete
sie die lichttechnischen Versuche in der Metallwerkstatt. Von Mai
1928 bis zum 1.7.1929 war Brandt die Leiterin der Metallwerkstatt. Am
10.9.1929 machte sie das Bauhausdiplom Nr. 2 der Metallwerkstatt.
Hier organisierte sie zusammen mit Hin Bredendieck in den Jahren 1928
und 1929 auch die Zusammenarbeit mit den Firmen Körting &
Mathiesen AG (Kandem) in Leipzig und mit Schwintzer & Gräff in
Berlin. Gleichzeitig entwarf sie u. a. mit Hin Bredendieck
Beleuchtungskörper für die Serienproduktion.
Ende 1929 verließ sie das
Bauhaus. Im Architekturbüro von Walter Gropius arbeitete Brandt von
Juli bis Dezember 1929. Dort war sie an der Inneneinrichtung der
Ausstattung der Siedlung Karlsruhe-Dammerstock beteiligt. Danach
leitete sie bis 1932 die Entwurfsabteilung der Metallwarenfabrik
Ruppelwerk GmbH in Gotha. Von 1933 bis 1945 lebte sie in Chemnitz.
1939 wurde sie Mitglied der Reichskulturkammer. In die NSDAP trat sie
nicht ein.
Bekannt wurde sie vor allem
durch Industrieprodukte aus Metall und Glas. Außerdem schuf sie
zahlreiche Fotografien und Fotomontagen.
1949-51 erhielt Marianne Brandt
auf Veranlassung von Mart Stam eine Dozentur an der Hochschule für
Bildende Künste Dresden. Am 31.7.1951 wurde das Arbeitsverhältnis
in Dresden aufgelöst.
Von 1951-54 erfolgte eine
Einstellung beim Institut für industrielle Gestaltung bzw.
angewandte Kunst. Marianne Brandt folgte damit Mart Stam als
Entwerferin für industrielle Gestaltung, und als weiterer ehemaliger
Bauhäusler ging auch Max Gebhard an dieses Institut. Nachdem
Marianne Brandt am 30.9.1954, einen Tag nach ihrem 60. Geburtstag,
das Institut verließ, arbeitete sie kurz selbständig in Berlin für
das Institut weiter.
Bis 1954 arbeitete sie an der
Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, wo sie u.a.
Lehrerin von Margarethe Jahny war. Gleichzeitig betreute sie
1953–1954 die Ausstellung „Deutsche Angewandte Kunst der DDR“
in Peking und Shanghai.
Mit
der politisch-ideologischen Definition von Formgestaltung und der
Formalismusdebatte war das Bauhaus weiterhin verrufen. Marianne
Brandt flüchtete sich in kleine Keramikfigürchen und Malerei.
Heinrich
Brocksieper
Heinrich
Brocksieper (Geb. 15. April 1898 in Hagen; gest. 24. April 1968
ebenda) war ein deutscher Fotograf, Experimental-Filmer und Maler.
Heinrich
Brocksieper wurde 1898 in Hagen geboren. Nach dem Besuch der
Volksschule und Handelsschule besuchte er von 1915 bis 1916 die
Städtische Malerfachschule in Hagen und wurde dort von Max
Austermann im Zeichnen, Malen und Entwerfen unterrichtet. 1916 wurde
er zum Kriegsdienst nach Russland und Frankreich eingezogen. Nach
Erkrankung und Lazarettaufenthalt kehrte er nach Kriegsende 1918 an
die Hagener Malerschule zurück.
Angeregt durch den
Hagener Impuls um den Mäzen Karl Ernst Osthaus, der die erste große
Lyonel Feininger-Ausstellung 1919 im Museum Folkwang in Hagen zeigte,
ging er zum Wintersemester 1919 an das neu gegründete Bauhaus nach
Weimar. Er besuchte dort den erstmals eingerichteten Vorkurs bei
Johannes Itten. Mit ihm waren dort auch seine Hagener Künstlerfreunde
Reinhard Hilker und Erna Mayweg. Seine Kriegserkrankung bedingte eine
Unterbrechung des Studiums für einen Kuraufenthalt in Meran. Danach
studierte er bis 1922 weiterhin am Bauhaus und arbeitete in der
Druckerei bei Lyonel Feininger, von dem er prägende künstlerische
Impulse erhielt.
1923–1924 ging
er in Süddeutschland, Österreich und Italien auf Wanderschaft und
betrieb Restaurierungsarbeiten. 1924 musste er zu einem weiteren
Kuraufenthalt nach Meran. In Hagen gehörten zu seinen
Künstlerfreunden Albert Buske, August Agatz, Will Lammert. Bis 1927
war er Mitglied in der Hagener Künstlervereinigung Hagenring. Er
bestärkte seinen Freund August Agatz zum Besuch des Bauhauses, auch
Albert Buske, Max Gebhard und Waldemar Alder gingen an das Bauhaus
nach Dessau. Durch zahlreiche Fahrten nach Weimar, Dessau und Berlin
unterhielt er bis 1933 intensive Kontakte zum Bauhaus.
Ab 1927
dominierten Fotografie und experimentelle Filme seine künstlerische
Tätigkeit, er richtete sich ein Foto- und Filmatelier ein. Es
entstanden „perpelleristische“ Trickfilme und Zeichentrickfilme
auf 35-mm-Filmmaterial, das er selbst bearbeitete. Nach dem Tod des
Vaters arbeitete er für seinen Lebensunterhalt neben der
künstlerischen Tätigkeit in dem kleinen Farben- und Glasladen
seiner Mutter.
1933 lehnte er
gegenüber den Nationalsozialisten Atelierbesuch und
Ausstellungsbeteiligung ab. 1938 heiratete er Annemarie Bauer. 1939
wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und war bis 1945 Soldat an der
Ost- und Westfront. 1944 wurden sein Haus und Atelier durch
Bombenangriff zerstört; dabei wurden seine Bilder, Zeichnungen,
Fotos und Filme bis auf Fragmente vernichtet.
Ab 1945 begann er
in Hagen wieder mit seiner künstlerischen Tätigkeit; es entstanden
die „linearen Zeichnungen“ und Kohlezeichnungen zur Darstellung
der Stofflichkeit. Er entdeckte mittels des „tastenden Sehens“
die „Perspektive der nahen Dinge“ und malte aus dieser Sicht
fortan seine Bilder. Den Lebensunterhalt verdiente er bis zu seinem
Tod in seinem kleinen Farben- und Glasladen.
Er nahm wieder
Kontakt mit seinen Bauhausfreunden auf. 1950 folgte ein Briefwechsel
mit Lyonel Feininger in New York. 1954 reiste er erstmals nach dem
Zweiten Weltkrieg wieder nach Weimar, um sich mit dem Philosophen
Harry Scheibe und dem Künstler Martin Pohle zu treffen, zwei
Freunden aus der Bauhauszeit. Auf dieser Reise lernte er auch den
Weimarer Grafiker und Lyriker Arno Fehringer kennen, mit dem er bis
zu seinem Tod einen intensiven Briefwechsel führte.
Das
Spätwerk entstand ab 1955; Alltagsgegenstände mit den Spuren des
Gebrauchs, Porträts und Selbstbildnisse in ihrer Stofflichkeit waren
sein zentrales Thema und wurden nach seiner Formel „FORM, FARBE +
MATERIE“ in seinen Pastellen sichtbar. 1968 verstarb es in Hagen.
Albert Buske
*1903
Solingen °1980 Berlin
- 1927-30
Architekturstudium am Bauhaus Dessau
- 1953-71 Mitarbeiter am
Institut für angewandte Kunst bzw. Zentralinstitut für Gestaltung
-
dort Arbeit für umfassende Standartisierung und
Sortimentsbereinigungen
- Gute Form 1957 für das Tonbandgerät KB
100 aus dem VEB Fernmeldewerk Leipzig
Edmund
Collein
Geb. 10. Januar
1906 in Kreuznach; gest 1992 in Berlin
Obwohl Collein nie Fotografie
oder Reklame studiert hatte, sind aus seiner Dessauer Studienzeit
ausschließlich Fotoarbeiten überliefert. Sein Foto „Bauatelier
Gropius“ gilt als Ikone der Bauhaus-Fotografie.
Edmund Collein absolvierte
zwischen 1925 und 1927 ein Architekturstudium an der Technischen
Hochschule Darmstadt. Danach war er bis 1930 am Bauhaus Dessau
eingeschrieben. Er besuchte im Wintersemester 1927–1928 den Vorkurs
bei László Moholy-Nagy, war Mitglied der Tischlereiwerkstatt bei
Marcel Breuer und nahm Unterricht bei Paul Klee, Wassily Kandinsky
und Joost Schmidt. Im Sommersemester 1928 war er Mitglied der
Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer und Josef Albers. Vom
Wintersemester 1928/29 bis zum Sommersemester 1930 war er in der
Bau-/Ausbauabteillung bei Hannes Meyer, das Bauhausdiplom erhielt er
1930. Am 23.2.1931 heiratete er die Bauhaus-Studentin Lotte Gerson,
die mit ihren fotografischen Arbeiten bekannt wurde.
Aus seiner Bauhauszeit sind
ausschließlich Fotoarbeiten überliefert, darunter zur Siedlung
Dessau-Törten, zum Bauhausgebäude und zum Bauatelier Gropius. Bis
1938 arbeitete er für Architektenbüros in München, Berlin und Wien
vor allen an sozialen Wohnbauten und Krankenhäusern. In
den folgenden Jahren arbeitete Collein bis 1940 in verschiedenen
Architekturbüros, unter anderem bei K. Kotas, W. Sobotka und G.
Schwerthelm.
Nach Kriegsdienst und
-gefangenschaft kehrte Collein 1945 nach Berlin zurück und arbeitete
beim Berliner Magistrat. Von
1945 bis 1948 war er Mitarbeiter des Hochbauamtes von Berlin, nach
der Spaltung Berlins 1948 Leiter des Hochbauamtes in Ost-Berlin bis
1951, danach Leiter des Stadtplanungsamtes. 1950
war er Mitautor der „16 Grundsätze des Städtebaus“ der DDR.
1951
wurde er Professor für Städtebau und Vizepräsident, 1958 Leiter
des Instituts für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung der Deutschen
Bauakademie. 1955 bis 1958 war er Vorsitzender des Beirates für
Bauwesen des Ministerrates der DDR. Ab 1958 projektierte er gemeinsam
mit Josef Kaiser und Werner Dutschke den zweiten Bauabschnitt der
Berliner Stalinallee zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz.
1963 bis 1971 war er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates, 1966
bis 1975 Präsident des „Bundes Deutscher Architekten“ in der
DDR, der sich 1971 in „Bund der Architekten der DDR“ umbenannte,
und ab 1978 dessen Ehrenmitglied.
Lotte
Gerson-Collein
Geb.
1905 in Essen, gest. 1995 in Berlin
Nach
Lyzeum, Schneiderwerkstatt in München, Handweberei in Dachau und
einjährigem Bürodienst folgt ein weiteres Jahr Frauenschule.
Im
April 1927 schrieb sie sich ins Bauhaus ein. Dort Grundlehre bei
Albers und Formlehre bei Kandinsky. Im ersten Semester arbeitet sie
in der Tischlereiwerkstatt und fotografiert. Nach drei Semestern
Baulehre-Anwärterin bei Hannes Meyer. Parallel dazu Tischlereilehre.
Interesse an sozialem Berufsfeld wie Kindergärtnerin o. ä..
1928
bis 1929 Ehe mit dem Bauhäusler Andreas Burckhardt. Im Frühjahr
1929 wird ein Entwurf für eine Kinderschaukel in die Produktion
genommen. Zum Sommersemester 1929 besucht sie die Baulehre, wo auch
Edmund Collein studiert. 1930 arbeitet sie an einem Entwurf für eine
Volksschule für Dessau-Törten. Im Herbst stellt sie einen Antrag
auf Erteilung des Diploms, der jedoch abgelehnt wird, stattdessen
erhält sie ein Zeugnis. Sie zieht mit Edmund Collein 1931 nach Wien,
wo sie ihn heiratet. Nach kurzer Emigration in die USA kehren sie
1939 nach Deutschland zurück.
Beide
sind politisch engagiert und entscheiden sich nach dem Ende des
zweiten Weltkrieges für den Aufbau eines sozialistischen Deutschland
in der Hauptstadt der DDR. Edmund Collein, zunächst Mitarbeiter des
Berliner Magistrats, dann in leitenden Stellungen verschiedener
Bauämter tätig, kann nach 1945 seine architektonische Laufbahn
fortsetzen. Er reist 1950 mit Walter Ulbricht in die SU, ist Mitglied
und Vorsitzender des BDA, an den "Sechzehn Grundsätzen des
Städtebaus" beteiligt, leitender Mitarbeiter der Bauakademie
mit Professorentitel und Vorsitzender des Beirats für Bauwesen.
Während
Edmund Collein jahrzehntelang im Parteiauftrag seine beruflichen
Ambitionen verfolgt, bieten sich seiner Frau auch im neuen
Deutschland offenbar überwiegend private Perspektiven. Lotte Collein
soll - nach bisherigem Kenntnisstand - beruflich nicht in Erscheinung
getreten sein. 1995 starb Lotte Collein im Alter von 90 Jahren in
Berlin. Einzelne ihrer Studienarbeiten befinden sich im Archiv der
Bauhaus-Universität Weimar und dem Archiv des Bauhauses Dessau.
Erich
Consemüller
Geb. 10. Oktober
1902 in Bielefeld; gest. 11. April 1957 in Halle (Saale); deutscher
Architekt und Fotograf am Bauhaus.
Erich Consemüller begann 1920
seine Ausbildung mit einer Tischlerlehre in der Bielefelder
Möbelfabrik Echtermeyer und belegte Abendkurse an der dortigen
Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Zum Wintersemester 1922 schrieb
er sich am Staatlichen Bauhaus in Weimar ein. 1922–1923 besuchte er
den Vorkurs bei Johannes Itten sowie den Unterricht bei Paul Klee und
Wassily Kandinsky. Von 1923 bis 1925 studierte er in der
Tischlereiwerkstatt bei Walter Gropius. Dort fertigte er 1923 erste
Möbel nach eigenem Entwurf an. Nach seiner Gesellenprüfung, die er
am 1.3.1924 vor der Handwerkskammer Weimar ablegte, reiste er nach
Island und kam zum Wintersemester an das Bauhaus Weimar zurück. Im
gleichen Jahr war er u. a. an der Ausstattung des Theater-Cafés in
Dessau und der Wohnung Erwin Piscators in Berlin beteiligt.
Von 1925–1926 bis 1927–1928
besuchte er die Tischlereiwerkstatt bei Marcel Breuer am Bauhaus
Dessau. 1927 wechselte Consemüller in die Bauabteilung zu Hannes
Meyer. Als Unterstützung von Lucia Moholy, die von Walter Gropius
mit der Dokumentation des Bauhaus-Gebäudes und der Meisterhäuser
sowie von Werkstattarbeiten beauftragt worden war, beschäftigte das
Bauhaus auch Consemüller 1927 mit der Dokumentation der
Bauhaus-Innenräume und einiger Werkstattarbeiten. Es entstanden etwa
300 Fotos zum Bauhaus Dessau. Mit den berühmten Außenaufnahmen von
Lucia Moholy prägten diese Aufnahmen stark das Bild vom Bauhaus.
Erich Consemüller war zu
diesem Zeitpunkt auch einer der ersten Mitarbeiter der neu
eingerichteten Bauabteilung unter Hannes Meyer und Hans Wittwer und
wurde an der Planung der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen
Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin beteiligt. Zudem arbeitete
er 1930 an verschiedenen Bauprojekten von Hans Wittwer in Halle
(Saale). Consemülle verließ das Bauhaus Dessau am 25.3.1929. Am
27.11.1929 legte er das Bauhausdiplom Nr. 4 der Bauabteilung ab.
1934–1935
arbeitete er im Architekturbüro von Gerhard Schwedthelm und später
als Zeichner in verschiedenen Architekturbüros in Halle (Saale) und
Erfurt. Dem folgte von 1935 bis 1939 eine Tätigkeit als
Hochbautechniker im Büro des Architekten Wilhelm Ulrich in Halle
(Saale) und bis 1945 im Büro des ehemaligen Bauhäuslers und
Architekten Walter Born in Leipzig. Nach dem Krieg arbeitete er für
kurze Zeit als selbstständiger Architekt. 1945–1953 berief ihn der
Rat der Stadt Halle (Saale) in das Amt des Stadtplaners.
Charles
Crodel
Geb. 16. September
1894 in Marseille; gest. 28. November 1973 in München); deutscher
Maler, der mit großflächigen Wandmalereien und anderen Kunstwerken
der Raumgestaltung bekannt wurde. Er fertigte zudem Holzschnitte und
Grafiken an und war ein sakraler Glaskünstler. Darüber hinaus schuf
er Muster für textile und andere Angewandte Kunst.
Leben
Carl Fritz
David Crodel, genannt Charles Crodel, wuchs in Marseille, Chemin du
Roucas Blanc, als Sohn des Großkaufmanns und dortigen deutschen
Konsuls Carl Richard Crodel und seiner Ehefrau Marie geb. Mengert
auf. Crodel erlebte 1914 die Eröffnung der Ausstellung Ernst Ludwig
Kirchner durch Botho Graef. Er studierte nach dem Schulabschluss in
Jena 1914 bei Richard Riemerschmid an der Kunstgewerbeschule in
München, kam dort mit der Glasmalerei in Kontakt und wohnte in
Schwabing.
Zu seinen
Vorfahren gehören der Pädagoge Marcus Crodel und die Mitglieder der
Malerfamilie Krodel aus dem Umkreis von Lucas Cranach d. Ä. Sein
Onkel Paul Eduard Crodel war ein Mitbegründer der Münchener
Secession und dem jungen Crodel ein Vorbild.
Jena
und Berlin
Der Jenaer
Kunstpädagoge Christoph Natter machte ihn mit der Malerin Elisabeth
von Fiebig bekannt, die Crodel 1918 heiratete. Seit 1915 war Crodel
an der Universität Jena in den Fächern Klassische Archäologie
sowie Kunstgeschichte eingeschrieben, sein Studium konnt er jedoch
erst nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg aufnehmen. Er war
befreundet mit dem Archäologen Herbert Koch, mit Justus Bier und
Erich Schott und war unter dem Vorsitz von Koch 1920 bis 1928
Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins. Zur Vorbereitung der
Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner verfasste Crodel 1919/20 zusammen
mit Elisabeth Crodel das graphische Verzeichnis von Kirchners Botho
Graef Gedächtnis-Stiftung und begann seine eigene Druckwerkstatt
einzurichten. Wie die Absolventen des Weimarer Bauhauses erwarb
Crodel 1921 nach einer Lehrzeit in der von Ernst Haeckel aufgebauten
naturwissenschaftlichen Druckerei Giltsch in Jena den Gesellenbrief
im Lithographen- und Druckereihandwerk bei der Handwerkskammer Weimar
und druckte für seinen Freund Gerhard Marcks. So fand Crodel
zunächst mit seinen Holzschnitten und mit technisch anspruchsvollen
Lithografien und Aquarellen Anerkennung.
Anfang der 1920er
Jahre steuerte er zu der durch Rosa Schapire in Hamburg
herausgegebenen Kunstzeitschrift Kündung Holzschnitte bei; 1920 nahm
er an der Darmstädter Ausstellung Deutscher Expressionismus teil,
1923 wurden Werke Crodels schließlich durch das Kupferstichkabinett
der Berliner Nationalgalerie und das Kupferstichkabinett der
Französischen Nationalbibliothek in Paris erworben.
Zu den frühen
Wandmalereien aus dieser Zeit zählen Arbeiten von 1924 in der
Universität Jena, dem Wohnhaus Fritz Krieger-Str. 4 in Jena (seit
1928 Schlossmuseum Weimar) sowie 1925 dem Hospital am Schottenring in
Erfurt.
Bauhauszusammenarbeit
Die von Crodel für
den Jenaer Kunstverein eingerichteten Ausstellungen, seine Besuche in
den keramischen Werkstätten des Bauhauses auf der Dornburg –
festgehalten z. B. ins seinem Holzschnitt von 1921: Die Dornburger
Keramikwerkstatt des Weimarer Bauhauses – der Eindruck seiner
eigenen Ausstellungen in Erfurt, Jena und Weimar führte zu
dauerhafter Zusammenarbeit mit Bauhausschülern wie den Keramikern
Werner Burri, Thoma Grote und Marguerite Friedlaender, den
Architekten Theo Kellner und Ernst Neufert sowie mit Wilhelm
Wagenfeld in der Glasindustrie. Rudolf Baschant (Tiefdruck) und
Walter Herzger (Flachdruck) wurden in Halle Druckassistenten Crodels.
Halle
und Berlin
Im Anschluss an
einen gemeinsamen Parisaufenthalt 1926 mit Gerhard Marcks und dem
Besuch der Académie de la Grande Chaumière berief die Stadt Halle
Crodel Anfang 1927 als Lehrer für Malerei und Graphik an die
Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Dort baute Crodel die
Werkstätten für Wandmalerei und die Graphikwerkstätten für
Radierung mit den Bauhausschülern Rudolf Baschant und Lithografie
mit Walter Herzger als Mitarbeitern auf. Aktzeichenunterricht und
Vorlesungen über Kunstgeschichte ergänzten seinen Unterricht.
Während seines Aufenthaltes in Barcelona 1930 erhielt er den
Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. Ein besonderes Anliegen
war Crodel die Fortschreibung der Traditionen der Moderne. So
entstanden in Fortführung von Motiven Karl Friedrich Schinkels
Wandbilder für den neuen Kursaalanbau in Bad Lauchstädt und die
Bühnenwand des Goethe-Theaters, Wandbilder für die Universität
Halle (1928 die Improvisationen über Leben und Tod mit Motiven des
Ersten Weltkrieges und aus dem Werk des Francisco de Goya in der
Burse zur Tulpe und 1931 der Wettlauf der Atalante im Gymnastiksaal
in der Moritzburg (Halle), heute die in den Neubau eingebundene
„Crodel-Halle“), die Ausmalung des neuen Standesamtes der Stadt
Halle und neben zahlreichen Privataufträgen vollendete Crodel den
100 m² großen Karton für das Deckenbild der geplanten Stadthalle
Magdeburg und den Karton für das Musikzimmer der Burse zur Tulpe
(Halle) für die Juryfreien Kunstausstellung in Berlin und ein
Wandbild auf der Deutschen Bauausstellung 1931. In diesem Jahr
erhielt Crodel den Villa-Romana-Preis und war in Florenz.
Freundschaft mit Gerhard Marcks
Wechselseitige
Patenschaften, gemeinsame Werkausstellungen, wechselseitiger
Werkbesitz und Gemeinschaftsarbeiten reichen von Beginn der
Freundschaft bis zum Tode Crodels. Crodel bemalte die "Griechinnen",
Marcks saß für Crodels Wandbild "Wettlauf der Atalante"
Modell. Crodels "Improvisationen über Leben und Tod"
bildeten zusammen mit dem "Wandler" von Marcks eine
kompositorische Einheit. Doppelporträts von Crodel und Marcks finden
sich im Fensterwerk der Katharinenkirche in Frankfurt und in der
Kartäuserkirche in Köln. Das Haus von Gerhard Marcks im Darß
schmückte ein Farbglasfenster von Crodel.
Zusammenarbeit mit Manufakturen
Crodel nahm die
Zusammenarbeit mit Hermann Harkort (Steingutfabriken Velten-Vordamm)
auf und führte mit den von Thoma Grote dazu entwickelten farbigen
Glasuren eigenhändig bemalte Kamine aus, auch exemplarisch in
Verbindung mit Wandmalerei – so für das Wohnhaus Crodel und die
Ausstellung "Maler und Bildhauer am Bau", Berlin 1931. Die
Wandkamine mit farbiger Schamott-Malerei waren für den Export in die
USA bestimmt. In Zusammenarbeit mit Günther von Pechmann und Nicola
Moufang wirkte Crodel wie Marguerite Friedlaender für die
(Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin), führte Porzellankamine
aus, bemalte traditionelles und veredelte technisches Porzellan.
Erneuerungsarbeiten am Merseburger Dom führten zur
Auseinandersetzung mit der monumentalen Glasmalerei.
Bildersturm
Bereits 1930
wurden im Weimarer Schlossmuseum Werke von Barlach, Crodel, Dexel,
Feininger, Kandinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka, Lehmbruck, Marc,
Marcks, Minne, Moltzahn, Schlemmer, Schmidt-Rottluff magaziniert
„also entscheidende deutsche Kunst der Gegenwart“.
Crodel wurde
bereits in der Frühzeit des Nationalsozialismus am 28. März 1933
aus dem Lehramt und als Werkstättenleiter entlassen. Am 30. Mai 1933
wurden seine Monumentalarbeiten für das Kurtheater und die
Kuranlagen in Bad Lauchstädt, die er eben erst zum Goethe-Jahr 1932
im Rahmen der vom Provinzialkonservator geleiteten Erneuerung der
Kuranlagen durch die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein unter
Leitung des Architekten Hans Wittwer geschaffen hatte, auf Anordnung
des nationalsozialistischen Landeshauptmanns Kurt Otto öffentlich
verbrannt und vollständig zerstört.
Im Juli 1933
folgte die Zerstörung der Wandmalereien der Crodel-Klasse in der
Margaretenkapelle der Burg Giebichenstein sowie die Verbrennung der
Arbeiten der beiden Druckwerkstätten auf dem Hof der Burg
Giebichenstein. Crodel fuhr daraufhin nach Norwegen zu Edvard Munch,
mit dem er als Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins
korrespondiert hatte, und diskutierte mit ihm die Situation der Kunst
im Deutschen Reich. Ein Atelier-Besuch bei Max Liebermann folgte.
Abermals kam es im
Frühjahr 1936 zur Zerstörung der Wandmalereien in der Moritzburg
(heute: Crodel-Halle) und der Burse zur Tulpe.
Bis zur
Zerstörungswelle von 1936 (Vernichtung der Wandmalereien in der
Universität Halle) war Crodel mit drei Werken in der Neuen Abteilung
der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais vertreten. Weitere
drei Ölgemälde zeigte er im Juli 1936 auf der letzten Ausstellung
des Deutschen Künstlerbunds im Hamburger Kunstverein, die schon nach
zehn Tagen von der Reichskunstkammer zwangsgeschlossen wurde. Die
Aktion Entartete Kunst von 1937 erfasste allein im Angermuseum Erfurt
30 Arbeiten, insgesamt wurden über 50 Objekte aus Museumsbesitz
vernichtet.
Neue
Arbeitsfelder
Infolge der
Werkzerstörung und Entlassung 1933 suchte sich Crodel neue
Arbeitsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit Kirche, Post und
Industrie. Nach seinen Entwürfen führte seine Ehefrau Elisabeth
Crodel Bildteppiche aus. In Zusammenarbeit mit den Vereinigten
Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Berlin,
entstanden Mosaiken, Glasschliff und Glasmalereien z. B. für das von
Hans Scharoun erbaute Privathaus des Galeristen Ferdinand Möller,
das Landhaus von Gerhard Marcks oder Werksbauten von Ernst Neufert
für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke (VLG). Dort wirkte Crodel
als Maler und Dekordesigner mit Wilhelm Wagenfeld zusammen sowie in
Berlin weiterhin mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin, für
die Crodel baugebundene Arbeiten schuf. Durch die Zusammenarbeit mit
den von Hedwig Bollhagen gegründeten HB-Werkstätten für Keramik
wurde diesen den Zugang zu baukeramischen Aufträgen eröffnet. Dies
führte bei den Werkstätten und der Vereinigten Lausitzer Glaswerken
zu einer Wertschätzung der Industrieware als künstlerische
Leistung, wie Wilhelm Wagenfeld Januar 1938 festhielt.
Dresden, Berlin, Halle
1945 wurde Crodel
von Mart Stam an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden
berufen. Zum April 1948 richtete die Hochschule für Bildende Künste
in Berlin den „Lehrstuhl Crodel“ ein. Im Juni 1951 erhielt Crodel
den Ersten Preis für seinen Entwurf für den Kölner Dom. Bis 1951
lehrte Crodel erneut an der Burg Giebichenstein. Seine Lehrtätigkeit
insbesondere in Halle 1927 bis 1951 prägte die Hallesche Schule.
1949 schrieb Fritz Löffler: „In Halle reifen eine Reihe
beachtenswerter Talente, die aus der Schule Giebichenstein
hervorwuchsen. Crodel als Schulhaupt ist eine dekorative Begabung,
der einen großen Reichtum an Phantasie sein eigen nennt.“
München, USA
Zum 1. April 1951
wurde Crodel Professor an die Akademie der Bildenden Künste München,
wo er bis zu seiner Pensionierung 1963 lehrte.
Auch nach dem
Umzug nach München 1951 schloss Crodel laufende baugebundene Werke
ab (Mosaik, Kammer der Technik, 1952), stellte in Halle und Altenburg
aus, führte die Zusammenarbeit mit den HB-Werkstätten in Marwitz
und dem Amt für Denkmalpflege in Halle weiter u. a. für Erfurt,
Halberstadt, Magdeburg und führt seine Farbglasfenster in
Quedlinburg und Weimar aus. 1959 arbeitete Crodel in München an
Entwürfen für die Leipziger Universitätskirche St. Pauli.
In München
entstand eine neue „Crodel-Schule“. Crodel stellte als Mitglied
der Neuen Gruppe im Haus der Kunst und im Rahmen des Deutschen
Künstlerbundes aus. Die Schwerpunkte seiner ausgeführten
Fensterwerke lagen in den Kunstzentren Berlin, Hamburg und Frankfurt.
Hinzu kam
1958–1965 die Lehrtätigkeit als Gastprofessor in den USA. Crodel
war „Visiting Professor of Painting“ an der University of
Louisville (1958, 1960–1961, 1964; vermittelt durch seinen Freund
Justus Bier) und der Pennsylvania State University.
Eine eigene
Werkgruppe bilden schließlich die Anfang der 1970er Jahre entstanden
Farbglasfenster in Högby, Malexander, Mjölby und Entwürfe für den
Dom zu Linköping. Hier knüpft Crodel an seine Schwedenreise von
1923 nach Östergötland an.
Am 28. November
1973 starb Charles Crodel in München, er liegt mit seiner Ehefrau
auf dem Friedhof Kröllwitz in Halle begraben.
Otto
Dorfner
Geb. 13. Juni 1885
in Kirchheim unter Teck; gest. 3. August 1955 in Weimar
Buchbindermeister
und Kunsteinbandgestalter, der nach seiner Berufung durch Henry van
de Velde an die Kunstgewerbeschule Weimar dort als Werkstattleiter
und Hochschullehrer wirkte. Er gründete eine Fachschule für
Buchbinderei und entwickelte einen Stil, der als „Linienstil“
bezeichnet wird.
Otto Dorfner wurde
am 13. Juni 1885 als achtes von zwölf Geschwistern in Kirchheim
(Teck) in Württemberg geboren. Dort absolvierte er 1899 die
Realschule mit der Reifeprüfung für den einjährig freiwilligen
Militärdienst und 1902 eine Buchbinderlehre. Danach wirkte er sechs
Jahre lang in verschiedenen Buchbindereien in Deutschland, bis er
1908 vor der Handwerkskammer in Meiningen seine Meisterprüfung
ablegte. Weitere Studien führten ihn nach Berlin, wo er in der
Kunst-Klasse der Buchbinder-Fachschule unter den Lehrern Paul Kersten
und Ludwig Sütterlin seine Kenntnisse und Fertigkeiten
vervollständigte. Der 25-jährige Buchbindermeister wurde 1910 als
Lehrer an die Großherzogliche Kunstgewerbeschule in Weimar berufen,
die damals von Henry van de Velde geleitet wurde.
1914 erhielt
Dorfner auf der Internationalen Weltausstellung für Buchgewerbe und
Graphik eine Auszeichnung für die Arbeiten seiner Schüler. Auch
erhielt er die Goldene Medaille für seine eigenen Arbeiten. Nach dem
Ersten Weltkrieg führte er seine Lehrtätigkeit im 1919 neu
gegründeten Weimarer Bauhaus fort, doch etablierte er schon 1922 in
den Räumen seines eigenen Hauses in der Erfurter Straße eine
private Fachschule für kunstgewerbliche Buchbinderei. Vier Jahre
später wurde er zum Professor für Graphik und Schriftgestaltung an
der Hochschule für Handwerk und Baukunst ernannt. Im Jahr 1923 war
Otto Dorfner Mitbegründer der Vereinigung Meister der Einbandkunst.
1930 erfolgten
eine Erweiterung seiner privaten Lehranstalt und die Einführung von
maschineller Buchbindertechnik. Neben der Lehre trat Dorfner vor
allem mit Einbänden für Harry Graf Keßlers Weimarer Cranach-Presse
in Erscheinung. Aber auch die Ehrengaben der Stadt Weimar und
Thüringens an Joseph Goebbels und Adolf Hitler tragen
Dorfner-Einbände, sie bedankten sich 1944, als sie ihn kurz vor
Kriegsende in die Gottbegnadeten-Liste aufnahmen. 1936 erhielt
Dorfner den Kunst- und Literaturpreis der Stadt Jena, 1937 wurde er
auf der Internationalen Weltausstellung in Paris mit dem Grand Prix
ausgezeichnet. Den Gutenberg-Ring der Stadt Leipzig erhielt er 1940.
Dorfners Biograph,
der Leipziger Innungsmeister Wolfgang Eckhardt, bezeichnet die
Hinwendung zu Goethes Faust 1946 als „Neues Beginnen“.
Tatsächlich sind nur wenige Faust-Einbände aus der Zeit davor
bekannt. Demnach entschloss sich Dorfner, auch im Hinblick auf das
anstehende Goethe-Jubiläum, alle verfügbaren Faust-Ausgaben, die
von 1790 bis zum damaligen Zeitpunkt erschienen waren, mit seinen
Einbänden zu versehen. Außerdem fertigte er Einbände für die
143-bändige Weimarer Sophienausgabe von Goethes Werken an. Seine
Sammlung kunstvoll eingebundener Faust-Ausgaben wird seit 2011 in der
Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt.
Dorfners Wohnhaus
und Werkstatt in Weimar existieren noch weitgehend unverändert und
wurden zwischenzeitlich der HGB Leipzig angegliedert, dann als
Ausbildungswerkstatt der Kunsthochschule Burg Giebichenstein genutzt.
Im Jahr 2016 ist eine Übernahme des Gebäudes durch die Klassik
Stiftung Weimar im Gespräch.
Franz
Ehrlich
1927–1931
Studierender am Bauhaus
Geb. 1907 in Leipzig, gest.
1984 in Bernburg
Nach einer Ausbildung zum
Maschinenschlosser arbeitete Franz Ehrlich zunächst als Maschinist
und Heizer. 1927 begann er sein Studium am Bauhaus in Dessau,
besuchte zunächst den Vorkurs bei László Moholy-Nagy, danach den
Unterricht von Paul Klee, Wassily Kandinsky und Joost Schmidt.
Schon während seiner
Bauhaus-Zeit arbeitete Franz Ehrlich zusammen mit Walter Gropius am
Totaltheater-Projekt von Erwin Piscator und betätigte sich in der
Bildhauerei und Typografie. Bis zum Sommersemester 1930 war er in der
Plastischen Werkstatt bei Joost Schmidt beschäftigt und legte im
Wintersemester 1929–1930 seine Gesellenprüfung als Tischler vor
der Handwerkskammer Dessau ab. Im darauffolgenden Jahr erhielt
Ehrlich sein Bauhausdiplom im Bereich der Plastischen Werkstatt.
Unmittelbar nach Erhalt seines Diploms folgte er Walter Gropius nach
Berlin, wo er gemeinsam mit den Bauhäuslern Heinz Loew und Fritz
Winter das Werbebüro „Studio Z“ eröffnete. Zeitweilig arbeitete
er außerdem im Atelier von Naum Gabo.
Aufgrund seines kommunistischen
Engagements – ab 1933 war er unter anderem Grafiker der illegalen
Zeitschrift „Junge Garde“ – wurde er 1934 in Leipzig verhaftet.
Während seines Gefängnisaufenthaltes 1935 entstand die Serie
„Blätter aus der Haft“. 1937 wurde er ins Konzentrationslager
Buchenwald deportiert, wo ihm sein Beruf als Architekt das Leben
rettete: Ehrlich wurde „arbeitsverpflichtet“ und damit
beauftragt, die Innenausstattung für das Wohnhaus des
SS-Lagerkommandanten zu entwerfen. Daraufhin erhielt er weitere
Aufträge der SS, dazu gehörte auch die Erstellung des Schriftzuges
„Jedem das Seine“ für das Lagertor des Konzentrationslagers.
Nach Ende des Zweiten
Weltkriegs arbeitete Franz Ehrlich als Stadtplaner und Architekt in
Dresden. Als technischer Direktor des Entwurfsbüros für
Industriebau der DDR in Berlin ab 1950 gestaltete er unter anderem
die 1. Leipziger Messe nach 1945.
Ab 1955 arbeitete Ehrlich als
Architekt des Ministeriums für Außenwirtschaft der DDR und
entwickelte unter anderem Inneneinrichtungen für zahlreiche
ausländische Botschaften und Handelsvertretungen der DDR. Einer der
architektonischen Höhepunkte seiner Karriere war das Rundfunkzentrum
in Berlin-Köpenick, das er gemeinsam mit Gerhard Probst entwarf und
errichtete. Ab 1956 wurde nach seinem Entwurf der Typenbausatz 602 in
den Deutschen Werkstätten Hellerau produziert.
1946–1947
|
Arbeit im Dresdner Referat
für Wiederaufbau
|
1948–1950
|
Architekt in Dresden,
Arbeit für die Deutschen Werkstätten Hellerau
|
1950–1953
|
Technischer Direktor des
VVB Industrieentwurf Berlin
|
1953–1960
|
Beauftragter des
Staatlichen Rundfunkkomitees
|
1955–1958
|
Architekt des Ministeriums
für Außenwirtschaft
|
1959–1962
|
Architekt der Akademie der
Wissenschaften der DDR
|
1962
1962
|
Institut für Herz- und
Kreislaufforschung Berlin-Buch
Inneneinrichtung Club der
Kulturschaffenden Berlin
|
1962
|
Musterwohnung
Experimentalbau P2 Berlin-Fennpfuhl
|
1963–1966
|
Chefarchitekt des Leipziger
Messeamtes
|
1972
|
Innenarchitekt für die
Botschaft der DDR in Brüssel
|
1968–1972
|
Chefarchitekt der Deutschen
Werkstätten Hellerau
|
Friedrich
u. Alma Else Engemann
Geb.
1898 - gest. 1970; Alma geb. 1901
Mit seiner Erfahrung als
Architekt und Berufsschullehrer wurde Engemann als Lehrer für
Baufachzeichnen, Ausbau und darstellende Geometrie am Bauhaus
engagiert.
Friedrich Engemann, Bruder des
Bauhäuslers Herbert Engemann, absolvierte zunächst eine Ausbildung
zum Maurer, besuchte anschließend die Höhere Lehranstalt für Hoch-
und Tiefbau in Görlitz und sammelte erste Berufserfahrung in einem
Architekturbüro. 1923 schrieb er sich für ein Jahr an der
Gewerbeakademie in Chemnitz ein und wurde noch im selben Jahr als
Berufsschullehrer in Görlitz engagiert. Nach einer weiteren Lehre
zum Möbeltischler begann Friedrich Engemann ein Studium für
Raumkunst und Kunstkritik an der Kunstgewerbe-Akademie in Dresden. Im
Jahr 1925 heiratete er die Weberin Alma
Else Imboden, die später als Gasthörerin ebenfalls ans
Bauhaus Dessau kam. 1927 führte ihn sein Weg nach Dessau, wo er bis
1933 an den Gewerblichen Berufs- und Fachschulen lehrte. Parallel
dazu schrieb er sich am Bauhaus in Dessau und Berlin ein, zunächst
als Student, später als Lehrkraft.
Am Bauhaus Dessau besuchte
Friedrich Engemann zunächst den Vorkurs bei Josef Albers und erhielt
Unterricht bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt.
Daraufhin wurde er als Lehrer für Baufachzeichnen, Ausbau und
darstellende Geometrie engagiert, der letzten Stufe der dreistufigen
Ausbildung am Bauhaus. Zeitweilig übernahm er die Leitung der Bau-
und Ausbauabteilung als Stellvertreter des Bauhaus-Direktors Ludwig
Mies van der Rohe. 1933 trat Engemann der NSDAP bei und war bis 1939
Leiter der Abteilung Holz an den Technischen Lehranstalten in Dessau.
Während des Zweiten Weltkriegs entwarf und errichtete er Luftschutz-
und Flugmeldeschulen.
Gemeinsam mit dem ehemaligen
Bauhäusler Hubert Hoffmann setzte er sich nach Ende des Krieges für
die Wiederbelebung des Bauhauses ein. Während der DDR hatte Engemann
zahlreiche öffentliche Ämter inne, unter anderem den Vorsitz des
Rates für Industrieform beim Ministerium für Kultur. Ab 1948
arbeitete er außerdem am Institut für künstlerische Werkgestaltung
Halle/Saale, Burg Giebichenstein, die später in Hochschule für
industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein umbenannt
wurde. Zehn Jahre später wurde er dort zum Prorektor für Forschung
und Bildung berufen.
Entwurf Tisch und Sessel
Schichtpressholz 1955; Mitarbeit z. B. an der Ausgestaltung der
Pädagogischen Hochschule Halle und einer Musterwohnung
Experimentalbau P2 Berlin-Fennpfuhl
Der Nachlass von
Alma Ilse Engemann befindet sich am Bauhaus Dessau. Ihr
Nachlassanteil enthält u.a. Arbeiten aus dem Unterricht von Wassily
Kandinsky und aus der Webereiwerkstatt.
Carl
Fieger
Geb.
1893, gest. 1960
Gropius, Behrens und Le
Corbusier waren seine Wegbegleiter. Im Baubüro Gropius zeichnete
Fieger an Entwürfen, wie dem Bauhaus-Gebäude und den
Meisterhäusern. Parallel unterrichtete er am Bauhaus.
Nach
einem Hochbau- und Innenarchitekturstudium an der Kunst- und
Gewerbeschule Mainz arbeitete Carl Fieger ab 1911 im Atelier von
Peter Behrens, wo er unter anderem Walter Gropius und Le Corbusier
kennen lernte. Nach seiner Beteiligung am Innenausbau der Deutschen
Botschaft in St. Petersburg 1912 wurde Fieger noch im selben Jahr
Mitarbeiter in Walter Gropius’ Baubüro. Nach Ende des Krieges
arbeitete er erneut im Atelier von Peter Behrens, bis ihn Gropius
1921 als nebenamtlichen Lehrer für Architekturzeichnen an das
Staatliche Bauhaus in Weimar berief.
Parallel
zu seiner Mitarbeit im privaten Baubüro von Walter Gropius, für den
er noch bis 1934 viele Entwürfe zeichnete, machte sich Carl Fieger
bereits 1926 selbstständig. In dieser Zeit war er unter anderem am
Entwurf des Dessauer Bauhausgebäudes und der Meisterhäuser
beteiligt und entwarf 1926 sein eigenes Wohnhaus samt
Innenausstattung. Zwischen 1927 und 1930 unterrichtete er
Fachzeichnen und darstellende Geometrie innerhalb der Baulehre, des
letzten Abschnitts der dreistufigen Ausbildung am Bauhaus Dessau.
1930 wurde nach seinem Entwurf das Dessauer Restaurant "Kornhaus
an der Elbe" errichtet. Trotz Berufsverbot ab 1934 durch die
Nationalsozialsten arbeitete er anonym weiter.
Nach Kriegsende kehrte Carl
Fieger nach Dessau zurück und engagierte sich am Wiederaufbau der
stark zerstörten Stadt. Unter anderem entwarf er vier Variationen
eines variablen Haustyps. Zusammen mit dem ehemaligen Bauhäusler
Hubert Hoffmann versuchte er die Wiederbelebung des Bauhauses, bis
ihn der Architekt Richard Paulick 1952 an die Deutsche Bauakademie
berief. Dort ist er an der Entwicklung des ersten Plattenbau-Typs,
errichtet in Berlin-Johannisthal, beteiligt. Infolge schwerer
Krankheit musste Fieger jedoch bereits im Jahr darauf seinen Beruf
aufgeben.
Eine erste
Ausstellung zu seinem architektonischen Schaffen fand ein Jahr nach
seinem Tod 1961 in Dessau statt sowie1962 im Ernst-Ludwig-Haus des
Bauhaus-Archivs in Darmstadt. 1967 waren mehrere seiner Arbeiten auf
der ersten großen Bauhaus-Ausstellung in Dessau zu sehen. 1988 wird
der Nachlass Carl Fiegers vom Bauhaus Dessau erworben.
Thomas
Flake
Haus
der Pioniere
Der
Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten 64
wurde von 1950 bis 1953 nach Entwürfen des Bauhausschülers Thomas
Flake errichtet. Ursprünglich als Clubhaus für die Freie Deutsche
Jugend (FDJ) geplant, wurde in dem Gebäudekomplex im März 1953 das
“Haus der Jungen Pioniere“ eröffnet.
Sein Konzept eines
strengen Baus mit verglaster Fassade für das Pionierhaus wurde von
der DDR-Regierung schnöde verworfen. Er fuhr dort nie mehr entlang,
so Flake. Im Eiltempo verpflichtete man nun das Trio Lenz, Fischer
und Schreck vom „VVB Entwurf und Bauleitung“. Grundsteinlegung
war Juni 1950, im Frühling 1953 sollte alles fertig sein. Man baute
schon, während am Plan noch getüftelt wurde. Vermissten die
Funktionäre über dem Theatereingang einen Balkon für ihre
Fanfaren, korrigierte man das flink. Solche „Häuser der Kinder“
zu errichten, war von Anfang an Regierungsabsicht. Für 1951 plante
man gleich 29 davon im Arbeiter- und Bauernstaat.
Interessant war
die Standortsuche: Man schlug die Villa Liegnitz Am Grünen Gitter
vor, dann das ehemalige Kino Schopenhauerstraße, das später zum
Standort für das Kabarett wurde. Oberbürgermeister Walter Paul
wollte sogar das Stadtschloss in ein Kinderhaus verwandeln,
scheiterte aber am kraftvollen Veto der FDJ. So wählte man den
südlichsten Zipfel am Neuen Garten. Zuvor wurde die gesamte Anlage
von der Sowjetarmee noch als Kultur- und Erholungspark genutzt.
Man plante das
neue Pionierhaus großzügig. Der Innenbereich sollte die
Schwerpunkte Kultur und Sport funktional erfassen, die „Ideologie“
im Pionier- und Traditionszimmer nahm dann tatsächlich den
geringsten Platz weg. Bibliothek, Theater, Kabarett, Tanz, Zeichnen,
Singen, Funken, Schreiben, Forschen und die Talentförderung standen
im Vordergrund. Auch außen hatte man kühne Pläne: Nach Abriss der
Gotischen Bibliothek sollten eine Schwimm- und Regattastrecke nebst
Bootsschuppen in den Heiligen See hineingebaut werden, „Märcheninsel“
inklusive.
Dieses
Pionierhaus hat ungezählten Kindern eine gediegene und kostenlose
Freizeitbetätigung verschafft, doch blieb es dabei immer auch ein
Ort der Ideologie.
Walter
Funkat
Geb. 1906 in
Hannover, gest. 2006 in Halle
Funkat
studierte von 1924 bis 1926 an der Staatlichen Kunst- und
Gewerbeschule in Königsberg und dann bis
1927 Grafik an der dortigen Kunstakademie.
Anschließend studierte er bis 1930 am Bauhaus Dessau
unter anderem bei den Meistern Josef Albers,
Herbert Bayer, Marcel Breuer,
Wassily Kandinsky, Paul Klee,
László Moholy-Nagy, Oskar
Schlemmer und Joost Schmidt.
Von 1940 bis 1945 leistete er Kriegsdienst und geriet als Soldat in
Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner
Rückkehr nach Deutschland ging er nach Halle und nahm 1946 die
Lehrtätigkeit an der Hochschule für Kunst und Design Burg
Giebichenstein auf. Er gründete eine Klasse für
Gebrauchsgrafik, die er bis 1968 leitete.
Bereits 1948 wurde er zum stellvertretenden Direktor der Hochschule
berufen und 1950 zum Direktor. Von 1958 bis 1964 stand er der Burg
Giebichenstein als erster Rektor vor.
Anschließend war er bis 1971 als Direktor des Instituts für
Werkkunst an der gleichen Bildungseinrichtung tätig und leitete 1970
bis 1983 die dortigen Weiterbildungskurse für Kunsthandwerker.
Er war auch als Berater im Warenzeichenverband „expertic“
tätig.
Funkat war
Mitglied der SED und von 1950 bis 1952 als Mitglied der Fraktion des
Kulturbundes Abgeordneter des Landtags
von Sachsen-Anhalt. Herausragend zu diesem
Zeitpunkt sind besonders seine Plakate für die Burg Giebichenstein.
- 1966
Organisation der ersten zentralen Ausstellung des Kunsthandwerks der
DDR in Erfurt.
- Fassadenentwurf
für das Haus des Lehrers Halle
- 1970 Herausgabe
des Buches "Kunsthandwerk der DDR"
1976 erhielt
er den Vaterländischen Verdienstorden in
Silber und 1981 in Gold.
Nach
der politischen Wende in der DDR 1989 wirkte Walter Funkat wesentlich
bei der Erhaltung und Erweiterung der Hochschule für Kunst und
Design Burg Giebichenstein mit. 1994 wurde ihm in Würdigung seiner
Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der Hochschule der Titel
eines Ehrensenators verliehen.
Max
Gebhard (Grafiker)
Geb. 12. April
1906 in Triberg; gest. 23. April 1990 in Berlin
Max Gebhard machte
nach dem Besuch der Volksschule in Hagen zunächst eine Lehre als
Schaufensterdekorateur und besuchte danach die Malerfachschule. Von
1926 bis 1928 war er Schüler am Bauhaus Dessau mit den Schwerpunkten
Typographie und Plakatgestaltung. Aus Hagen kamen auch Erna Mayweg,
August Agatz, Albert Buske, Heinrich Brocksieper und Reinhard Hilker,
Oberbürgermeister Alfred Finke besorgte für sie ein Stipendium der
Hagener Privatwirtschaft. Dank seiner Vorkenntnisse konnte Gebhard
rasch bei Formmeister Herbert Bayer in der Reklame-Werkstatt bei
Auftragsarbeiten mitarbeiten. Mit Kurt Stolp und Walter Funkat
gestaltete er Bauhaus-Drucksachen. In der Plastischen Werkstatt bei
Joost Schmidt waren August Agatz und Franz Ehrlich seine Mitschüler.
Gleich zu Beginn schloss er sich der Roten Studentengruppe am Bauhaus
an und trat 1927 der KPD bei.
Ab 1929 war
Gebhard freischaffender Grafiker in Berlin und arbeitete bei László
Moholy-Nagy an Bühnenausstattungen für die Kroll-Oper und
Inszenierungen von Erwin Piscator. Er wurde Mitglied in der
Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ASSO) und arbeitete
für die Agitprop-Abteilung des Zentralkomitees der KPD, die ihm
Arbeitsmöglichkeiten im Karl-Liebknecht-Haus stellte. Bei der
Arbeiter Illustrierten Zeitung (AIZ) kam er in Kontakt zu John
Heartfield.
Nach der
Machtübergabe an die Nationalsozialisten arbeitete er politisch in
der Illegalität, er entwarf Drucke und beteiligte sich an deren
Verbreitung, nach 1939 gehörte er zu einem Kreis um den Architekten
Selman Selmanagić. Er konnte bei Herbert Bayer im Studio Dorland,
welches nun Parteiaufträge für die NS-Propaganda ausführte,
beruflich unterkommen, bis Bayer 1938 emigrierte. 1939 wurde Gebhard
als technischer Zeichner zur Arbeit in einem Konstruktionsbüro
dienstverpflichtet. Sein Œuvre wurde durch Kriegseinwirkungen
vernichtet.
Nach Kriegsende
holte Max Keilson ihn 1946 als Ressortleiter und Pressezeichner zur
SED-Zeitung Vorwärts, Vorgänger der Zeitung Neues Deutschland. Nach
einem Zwischenspiel als Formgestalter bei Mart Stam am Institut für
industrielle Formgestaltung von 1952-1953 war er zehn Jahre bis zu
seiner Pensionierung als Grafiker und Atelierleiter beim Dietz-Verlag
in Ost-Berlin beschäftigt. Dort gestaltete er Buchumschläge, deren
Typographie und Frontispize für das Verlagsprogramm im Spektrum
zwischen Louis Aragon, Martin Andersen Nexö, Ernst Thälmann, Mao
Zedong und anderen Größen des Kommunismus in den politischen
Konjunkturen des Stalinismus und der Entstalinisierung der Fünfziger
Jahre liegen.
Im
Alter konnte Gebhard sich nochmals seinen künstlerischen Interessen
widmen. Seit 1953 war er mit der Illustratorin Regina Gebhard
verheiratet.
Siegfried
(Werner) Giesenschlag
Geb.
1906 in Hermsdorf, gest. 1973
Am
Bauhaus von 1927-1931, Abschluss mit Bauhaus-Diplom.
In
der DDR als Architekt tätig
Otto
Haesler
Geb. 13. Juni 1880
in München; gest. 2. April 1962 in Wilhelmshorst bei Potsdam,
deutscher Architekt. Er gilt wie
z. B. Bruno Taut, Ernst May und Walter Gropius als bedeutender
Vertreter des Neuen Bauens in der Weimarer Republik, der vor allem im
Wohnungsbau Impulse setzte.
Von 1898 bis 1902
besuchte Otto Haesler die Baugewerkschulen in Augsburg und Würzburg.
Während der Semesterferien arbeitete er als Bauzeichner beim
Stadtbauamt in Passau. 1902 begann Otto Haesler eine Maurerlehre in
Frankfurt am Main. 1903 wurde er im Büro von Ludwig Bernoully in
Frankfurt am Main angestellt. Sein Arbeitsgebiet war der Um- und
Neubau von Geschäftshäusern. 1906 nahm Otto Haesler seine Tätigkeit
als selbstständiger Architekt in Celle auf. 1908 bildete er eine
Bürogemeinschaft mit dem Architekten Karl Dreher. 1914 bewarb er
sich erfolglos für das Amt des Bürgervorstehers. Von 1915 bis zu
seiner Verwundung 1917 nahm er am Ersten Weltkrieg teil.
1918 begann er die
planerischen Tätigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Entwurf
für Kleinwohnungshäuser „Auf der Heese“ (Carstensstraße).
Dabei griff Haesler offensichtlich auf schon bestehende Planungen der
Vorkriegszeit zurück, wie ein Aquarell seines im Jahre 1916
gefallenen Büropartners Karl Dreher zeigt. Die 32 Reihenhäuser
besaßen ein ausgebautes Satteldach und eine Wohnküche, deutliche
Indizien für eine vormoderne Bauweise. Bei weiteren Einzelbauten wie
der heute als Tagungscenter Stadt + Raum genutzten Schule im Dorf
Bannetze griff er auf ein bekanntes Gestaltungsrepertoire zurück und
baute mit einem Krüppelwalmdach.
Neues
Bauen
Haesler war ein
Verfechter des sozialen Wohnungsbaus, der vielen Mietern einen
bezahlbaren, aber auch verbesserten Wohnraum ermöglichte. Durch
seine Typisierung bei der Grundrissaufteilung und die neuartige
Stahlskelettbauweise wollte er sowohl Kosten einsparen als auch eine
verbesserte Wohnform schaffen. So zeichnen sich seine Grundrisse zum
einen durch die Orientierung am Sonnenstand und zum anderen durch die
Ersetzung des Flures durch einen Wohnraum mit Nachmittagssonne aus,
von dem die Schlafräume abgehen.
Er rationalisierte
und industrialisierte das moderne Bauen. Otto Haesler setzte in Celle
mit der Siedlung Georgsgarten als Erster die industriell gefertigte
Zeilenbauweise ein. In Celle lässt sich eine Entwicklung Haeslers im
Speziellen und der Moderne allgemein anhand dreier Siedlungen
nachvollziehen:
Mit der Siedlung
Italienischer Garten (1924/25) griff Haesler Anregungen eines Besuchs
bei Bruno Taut in Magdeburg auf. Die moderne Formensprache machte
Haesler national bekannt: „Schon bald nach seiner Fertigstellung
galt der Italienische Garten als die erste Wohnsiedlung des Neuen
Bauens in Deutschland.“ Hier entwickelte Haesler allerdings keine
interessanten Grundrisslösungen und wurde den an ihn gestellten
wirtschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht.
Mit der Siedlung
Georgsgarten (1926/27) gelang Haesler eine „städtebauliche
Premiere“: Die Anwendung des von Ludwig Hilberseimer entwickelten
‚Kabinengrundrisses‘ führte ihn zu einem offenen Zeilenbau.
Dabei verarbeitete er damals aktuelle ästhetische Anregungen, wie
sie zum Beispiel die Balkone zeigen, die offenbar von denen des von
Gropius entworfenen Wohnheims des Dessauer Bauhauses beeinflusst
sind. Außerdem kommt hier erstmals Haeslers Markenzeichen zum
Einsatz, das dreiseitig verglaste Treppenhaus. Das Kabinensystem
wurde auch in der Kasseler Rothenberg-Siedlung angewandt, die er dort
zusammen mit Karl Völker baute.
Erst mit der
Siedlung Blumläger Feld (1930/31) konnten die geplanten Mieten
verwirklicht werden. Eine Besonderheit dieser Siedlung ist, dass
jeder Wohnung jeweils ein Mietergarten zugeordnet ist, der
unmittelbar von den ‚Lauben‘ im Erdgeschoss aus betreten werden
kann. Die Anlage der Gärten „verleiht der Siedlung den Charakter
einer Gartenstadt.“ Von der Siedlung ist nach einer mit einem
Teilabriss verbundenen Sanierung im Jahre 2003 nur noch der zweite
Bauabschnitt vollständig erhalten. Der gesamte zweite Bauabschnitt
der Siedlung Blumläger Feld ist nach Angaben der städtische
Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer wegen Korrosion des
Stahlgerüstes gefährdet und es droht der Abriss. 2018 mussten alle
Mieter ihre Wohnungen räumen.
Mitgliedschaften und öffentliche
Ämter
1925 wurde
Haesler als Mitglied in den Deutschen Werkbund berufen und 1926 trat
er der Architektenvereinigung Der Ring bei. 1927 wurde er in die
Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und
Wohnungswesen (RfG) aufgenommen. 1930 wurde Otto Haesler
sachverständiger Berater im Vorstand der RfG. Er wurde für die
Nachfolge von Ernst May als Stadtbaurat von Frankfurt am Main und von
Otto Bartning als Leiter der Staatlichen Bauhochschule in Weimar
vorgeschlagen. 1932 trat er aus dem Bund Deutscher Architekten aus
und gründete 1932 die „heimtyp ag“ (Typisierte Eigenheime). Von
1909 bis 1931 war er Mitglied der Celler Freimaurerloge Zum
hellleuchtenden Stern.
Heftig von den
Nationalsozialisten angegriffen, ging er 1934 in die innere
Emigration. Er löste sein Büro in Celle auf, zog nach Eutin
(Schleswig-Holstein) und baute dort Häuser in dem für
Norddeutschland typischen Backstein mit formalen Elementen, die
weiterhin auch moderne Lösungen aufgreifen. Während des Zweiten
Weltkriegs bekleidete er jedoch hohe Posten, von 1942 bis 1945 war er
stellvertretender Stadtbaurat in den besetzten Städten Łódź und
Lemberg. 1943 war er beteiligt an den Vorplanungen zum Wiederaufbau
der zerstörten Stadt Sewastopol.
Nach dem Krieg
leitete Haesler die Wiederaufbauplanung für die Altstadt von
Rathenow und siedelte im Jahre 1946 in die sowjetisch besetzte Zone
über. 1950 wurde er zum Professor für sozialen Wohnungsbau ernannt.
1951 wurde er als Professor an die Deutsche Bauakademie berufen und
war Leiter der Abteilung Mechanisierung und Industrialisierung. Otto
Haesler zog 1953 von Rathenow nach Wilhelmshorst bei Potsdam um. 1958
heiratete er seine langjährige Haushälterin Erna Heer.
Hauptwerke
-
1924:
Siedlung Italienischer Garten in Celle
-
1925/26:
Siedlung Georgsgarten in Celle
-
1926–1928:
Volksschule (Altstädter Schule) und Rektor-Wohnhaus in Celle
-
1928:
Wohnhausgruppe Waack in Celle
-
1928/29:
Bauten in der Siedlung Dammerstock in Karlsruhe
-
1928–1931:
Siedlung am Friedrich-Ebert-Ring in Rathenow
-
1929–1931:
Siedlung Rothenberg in Kassel
-
1930/31:
Siedlung Blumläger Feld in Celle
-
1930/31:
Direktorenwohnhaus in Celle
-
1930–1932:
Marie-von-Boschan-Aschrott-Altersheim in Kassel
-
diverse
Bauten in Rathenow (1946–1953)
Gustav
Hassenpflug
Geb. 12. April
1907 in Düsseldorf; gest. 22. Juli 1977 in München; deutscher
Architekt, Designer und Hochschullehrer.
Hassenpflug
lernte zunächst den Beruf des Tischlers und legte 1925 seine
Gesellenprüfung ab. Anschließend arbeitete er in den Altenberger
Werkstätten, bevor er von 1927 bis 1928 am Bauhaus in Dessau
zunächst Möbelentwurf und industrielle Formgebung, später
Architektur und Städtebau studierte. Ab 1928 arbeitete er für
Marcel Breuer, Fred Forbát und Walter Gropius in Berlin. Er schloss
sich der Gruppe von Ernst May an und lebte von 1931 bis 1933 in der
Sowjetunion, wo er mit stadtplanerischen Projekten betraut war.
Während des
Nationalsozialismus arbeitete Hassenpflug als selbständiger
Architekt, entwarf aber auch zusammen mit Ernst Neufert und Egon
Eiermann zum Beispiel einige Krankenhausbauten.
Nach dem Krieg
wurde er von Ferdinand Sauerbruch mit der Wiederinstandsetzung der
Charité in Berlin beauftragt. 1946 errichtete der Magistrat der
Stadt Berlin das Sozialdezernat Krankenhausplanung unter Leitung des
Mediziners Paul Volgler und von Gustav Hassenpflug. Von seinem Büro
in der Charité aus koordinierte Hassenpflug die Kontaktaufnahme zu
den in Berlin lebenden Bauhäuslern.
Pläne zur
Neugründung des Bauhauses in Berlin und in Dessau scheiterten. Wie
auch andere Bauhäusler verband Hassenpflug große Hoffnungen mit der
Wiedergründung der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in
Weimar, deren Ruf auf die Professur für Städtebau er 1946 annahm.
1948 wurde seinem Seminar die Staatliche Beratungsstelle für
Städtebau in Thüringen angeschlossen.
Hassenpflugs
„Baukastenmöbel“, die er in Weimar entwickelte und die in
Thüringen gefertigt wurden, fanden in allen Besatzungszonen große
Beachtung. „Eine Ergänzung der Wohnungseinrichtung durch späteren
Hinzukauf ist jederzeit möglich“, hieß es in einem Prospekt, „die
Möbel sind aus Edelholz gefertigt und trotz ihrer einfachen Formen
hervorragende Qualitätsarbeit.“ 1951 schrieb der Spiegel über die
Baukastenmöbel: „Sie sind die Krone der Einfachheit und
Zweigmäßigkeit: Möbel im DIN-Format, praktisch, zweckmäßig in
jeder Hinsicht, in einer zeitlosen Form.“ Serien wie die
Baukastenmöbel waren auf die Grundrisse der Kleinstwohnungen des
sozialen Wohnungsbaus zugeschnitten. Möbelkäufer suchten damals
allerdings eher nach großen repräsentativen Möbelstücken,
berichtete der Spiegel.
1950 wechselte
Hassenpflug nach Hamburg, wo er Direktor der Landeskunstschule wurde.
Er formte sie zur Hochschule für Bildende Künste Hamburg um,
aktualisierte dabei Prinzipien des Bauhauses. Hassenpflug
veröffentlichte Bücher zur Geschichte der Landeskunstschule und zu
den damals Werkkunstschulen genannten Ausbildungsstätten für Design
in Deutschland. In Hamburg entstanden innenarchitektonische Entwürfe.
Weil er sich mehr der Architektur zuwenden wollte, übernahm er 1956
die Professur für Bauen und Entwerfen an der Technischen Hochschule
München. Zu den wichtigsten Bauten gehörte das 16-geschossige
Wohnhochhaus im Berliner Hansaviertel, das 1957 während der Interbau
entstand. Zum Spätwerk gehören zahlreiche Wettbewerbsbeiträge für
Krankenhäuser und Universitätsinstitute. 1966 zog Hassenpflug in
dem Buch Scheibe, Punkt und Hügel eine kritische Bilanz der
Nachkriegsarchitektur. 1977 wurde er emeritiert. Hassenpflugs
Entwurfsarbeit und Lehrtätigkeit war stets offen für die
Zusammenarbeit mit Künstlern, Medizinern und Soziologen. Das macht
ihn auch heute noch zu einer beachtenswerten Figur der deutschen
Architektur- und Designgeschichte.
Karl
Hermann Haupt
Geb. 1904
in Halle a. d.
Saale;
gest. 1983
in Berlin; deutscher
Maler,
Grafiker,
Fotograf
und Designer.
Haupt
besuchte nach dem Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule in
Halle von 1923 bis 1924 am Bauhaus Kurse u.
a. bei Josef Albers und László
Moholy-Nagy sowie bei Paul Klee,
Wassily Kandinsky und Walter
Gropius.
Danach war
er Meisterschüler an der Burg
Giebichenstein und Teilnehmer der Theaterklasse
sowie als Maler in der Textilindustrie Krefeld
tätig. 1931–1934 folgte die Weiterbildung bei Johannes
Itten an der Höheren Fachschule für Textile
Flächenkunst in Krefeld, wo er daraufhin bis 1938 als Musterzeichner
bei den Vereinigten Seidenwebereien beschäftigt war.
Nach
1946 war Karl Hermann Haupt Lehrbeauftragter
an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
sowie Grafiker und Fotograf an der Akademie der
Wissenschaften. Er ist mit Werken in Museen im In-
und Ausland vertreten. Ebenfalls erfolgt ist eine Mitarbeit in der
Landesregierung Sachsen-Anhalt.
Literatur
-
Karl
Hermann Haupt in: Bauhaus-Archiv, Assorted
papers relating to Bauhaus designers, 1919-1984, Berlin 1988
-
Karl Hermann
Haupt in: Bauhaus-Archiv, Punkt Linie Fläche;Druckgraphik am
bauhaus, Berlin 1999
-
Karl Hermann
Haupt in: Bauhaus student work, 1919-1933, Archivarische Materialien
-
Haupt,
Karl Hermann, Übung zur Flächengliederung, 1925 in: Fachhochschule
Münster / Fachbereich 5 (Architektur), Die
Bauhaus-Vorkurse von Johannes Itten, Josef Albers und László
Moholy-Nagy
-
Karl Hermann
Haupt in: Oliver Zybok, Wolfgang Thöner (Hrsg.), Bauhaus. Die Kunst
der Schüler. Werke aus der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau
Albert
Hennig
Albert
Hennig (* 7.
Dezember
1907
in Leipzig;
† 14. August
1998
in Zwickau)
war ein deutscher Künstler aus der Bauhaus-Tradition.
Er wird der Gruppe Die
verschollene Generation
zugerechnet.
Albert
Hennig wurde 1907 in eine Arbeiterfamilie geboren und wuchs im
Leipziger Stadtteil Kleinzschocher auf. Er
lernte Betonbauer und trat 1923 der Sozialistischen
Arbeiterjugend (SAJ) und 1928 der SPD bei. 1929
arbeitslos geworden, begann er autodidaktisch mit einer Zeiss
Ikonta 6 × 9 cm zu fotografieren. Er bewarb sich
mit einer Reihe Aufnahmen beim Bauhaus in Dessau und wurde 1932
angenommen. Die Fotografien stehen in Motivik und Stil der
sozialdokumentarischen Arbeiterfotografenbewegung der Weimarer
Republik nahe, zu der Hennig in Leipzig auch aktiven Kontakt pflegte.
Seine Lehrer
in Dessau und nach der Schließung durch
die neugewählte reaktionäre Regierung Anhalts Mitte 1932 in Berlin
waren: Josef Albers (Vorkurs), Walter
Peterhans (Fotografie), Hinnerk Scheper,
Joost Schmidt, Ludwig Mies van der
Rohe, Wassily Kandinsky
und Paul Klee.
Seine
Fotoserie „Kinder der Straße“ im Auftrag der
sozialdemokratischen Kinderfreundebewegung wurde 1933 bei der
Besetzung des SPD-Büros in Leipzig von den Nationalsozialisten
zerstört. Er selbst wurde ab 1934 bis 1945 als Bauarbeiter
dienstverpflichtet. Nach dem Krieg wurde er Gründungsmitglied der
Gruppe „Bildender Künstler“ im Kulturbund Zwickau.
1952 auf Grund von Differenzen mit der DDR-Kulturpolitik wurde er
notgedrungen bis 1972 wieder Betonbauer. Danach widmete er sich
ausschließlich der Malerei.
Die
Erbengemeinschaft übergab 2008 den umfangreichen wie
außergewöhnlichen künstlerischen Nachlass
von Albert Hennig, bestehend aus 140 Zeichnungen, 2100 Skizzen und 20
Skizzenbüchern sowie ca. 180 Aquarellen,
70 Pastellen und Monotypien,
aber auch Holzschnitte auf Papier und Stoff
in vielen Varianten und Abzügen an die Kunstsammlungen Zwickau. Ein
Konvolut an Archivalien, Fotos, Katalogen, Zeitschriften,
Einladungskarten, Rezensionen und wichtigen Dokumenten, wie
Vorlesungsmitschriften und Zeugnissen aus der Bauhaus-Zeit
Hennigs von 1932 bis 1933 und Briefe der Künstlerfreunde, zum
Beispiel von seinem Bauhaus-Kommilitonen Carl Marx
oder des Gersdorfer Malers Heinz Tetzner,
ergänzen die Arbeiten aus dem Nachlass. Damit haben die Zwickauer
Kunstsammlungen umfangreiches Material dieser bedeutenden Zwickauer
Künstlerpersönlichkeit erhalten können. Auf der Westempore
der Kunstsammlungen wird ab 2009, dem „Jahr der Graphik“, in
wechselnden Ausstellungen das Werk von Albert Hennig vorgestellt.
Ein Teil des
fotografischen Nachlasses des Künstlers, der aus Fotografien (vor
allem die originalen Vintage-Prints), Rollfilm- und
Glasplattennegativen sowie weiteren seltenen Negativen aus der
Bauhaus-Zeit besteht, konnte bereits durch die Förderung der
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen erworben werden.
Hermann
Henselmann
Geb. 3. Februar
1905 in Roßla; gest. 19. Januar 1995 in Berlin war ein deutscher
Architekt. Sein Wirken prägte Architektur und Städtebau in der DDR
der 1950er und 1960er Jahre. Er war u. a. Chefarchitekt des
Ost-Berliner Magistrats.
Besonders bekannt
ist Henselmann für seine sozialistisch-neoklassizistischen Bauten
der 1950er Jahre nach den „16 Grundsätzen des Städtebaus“ (u.
a. Frankfurter Tor/Strausberger Platz Berlin), die Idee für den
Berliner Fernsehturm sowie für seine als Bildzeichen fungierenden
Uni-Hochhäuser in Leipzig und Jena.
Leben
Hermann Henselmann
studierte nach einer Schreinerlehre an der Handwerker- und
Kunstgewerbeschule Berlin, fand Arbeit in Architekturbüros und
erhielt 1930 seinen ersten eigenständigen Auftrag. Die von ihm in
den 1930er Jahren entworfenen Villen und Einfamilienhäuser sind
Beispiele einer konsequenten Moderne. Nachdem er wegen jüdischer
Vorfahren Schwierigkeiten mit den regierenden Nationalsozialisten
bekam, musste er sein eigenes Büro aufgeben und wurde angestellter
Architekt. Er lebte in den 30er Jahren einige Zeit mit seiner Familie
in Wilhelmshorst bei Berlin.
Nach Kriegsende
wurde Henselmann zuerst Stadtbaurat in Gotha und von 1946 an Direktor
an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, wo er
auch mit der Neugründung des Bauhauses beauftragt wurde, die dann
nicht erfolgen konnte. Ab 1949 Abteilungsleiter am Institut für
Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin. Hier
revidierte Henselmann Anfang der 1950er seine „modernistische“
Architekturauffassung und übernahm die Vorstellungen des
Sozialistischen Realismus. Sein architektonischer Erfolg insbesondere
im Zusammenhang mit dem Projekt Stalinallee führte 1953 zur
Ernennung zum Chefarchitekten beim Magistrat von Groß-Berlin (bis
1959). Als eines seiner Hauptwerke gilt das von 1961 bis 1964
errichtete Ensemble aus dem zwölfgeschossigen Haus des Lehrers und
dem Kuppelbau der Kongresshalle am Alexanderplatz. Danach leitete er
unterschiedliche Entwurfsbrigaden und von 1964 bis 1967 das Institut
für Typenprojektierung (VEB), an dem er sich der industriell
ausgerichteten Massenproduktion in der Wohnbebauung zuwandte. Bis
1972 war er stellvertretender Direktor des Instituts für Städtebau
und Architektur der Bauakademie. 1972 wurde Hermann Henselmann
pensioniert. Bis 1960 wohnte er mit Frau und acht Kindern in der 6.
Etage des „Kinderkaufhauses“ am Strausberger Platz in Berlin.
Er ist auf dem
Waldfriedhof Zehlendorf ( Ehrengrab der Stadt Berlin) beerdigt.
Bauwerke
-
1929–1931:
(in Zusammenarbeit mit Alexander Ferenczy) Villa Kenwin in La
Tour-de-Peilz, Kanton Waadt, Schweiz
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1930:
Wettbewerbsentwurf für ein Theater in Charkow, Sowjetunion
-
1931–1932:
Wohnhaus Heinecke, Kleinmachnow (bei Berlin)
-
1933:
Wohnhaus Stengl, Kleinmachnow
-
1934:
Wohnhaus Ihring, Kleinmachnow
-
1934–1935:
Wohnhaus vom Hoff, Auf der Weinmeisterhöhe, Berlin-Gatow
(Gartengestaltung Hermann Mattern)
-
1936:
Wettbewerbsentwurf für eine „höhere Knabenschule“ in
Berlin-Zehlendorf
-
1938–1940:
(in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Wohnbauten für die
Treuhandstelle der Berliner und Schlesischen Wohnungsunternehmen
GmbH
-
1941–1942:
(in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Bauernhöfe für
„Volksdeutsche“ in Balzweiler, Kreis Hohensalza, Wartheland
(heute Balczewo bei Inowroclaw, Polen)
-
1943–1945:
(im Büro Godber Nissen) Bauten der „Avia-Flugzeugfabriken“ in
Prag
-
1945:
Entwurf der Neubauernsiedlung Großfurra-Neuheide mit 30
Wohn-Stall-Häusern vom Typ „Thüringen“ (erste
Neubauernsiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland)
-
1946:
Entwurf für zwei Kleinhäuser für Vorlesungen an der Hochschule
für Baukunst und Bildende Künste Weimar
-
1947:
Entwurf für ein Kulturhaus der DEFA (Typenserie), Entwurf für
einen Arbeiterklub der Kammgarnspinnerei Niederschmalkalden, Entwurf
der Wohnsiedlung Maxhütte in Unterwellenborn, Entwurf für die
Zentralschule in Tambach-Dietharz
-
1948:
Wettbewerbsentwurf zum Wiederaufbau der Volksbühne in Berlin
-
1949:
Entwürfe so genannter MAS-Kulturhäuser (Maschinen-Ausleihstation),
Entwurfsstudie für ein Kulturhaus der Buna-Werke
-
1950:
Erweiterungsbauten der Jugendhochschule Wilhelm Pieck am Bogensee
-
1950:
Entwurf für ein Kulturhaus auf dem Lande
-
1951:
Berlin, Hochhaus an der Weberwiese, Berlin-Friedrichshain
-
1952–1954:Wohnbebauung
Strausberger Platz, Berlin-Friedrichshain
-
1953–1956:Wohnbebauung
Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
-
1955:
Gasthaus Zenner im Treptower Park, Berlin-Alt-Treptow
-
1958:
Turm der Signale, Studie (Vorlage für den Berliner Fernsehturm,
1969)
-
1961–1964:
Haus des Lehrers, Berlin-Mitte
-
1968–1970:
Leninplatz, Berlin-Friedrichshain (seit 1992 Platz der Vereinten
Nationen)
-
1968:
Hochhaus der Karl-Marx-Universität, Leipzig
-
1969:
Hochhaus der Universität Jena
Johannes
Karl Herrmann
die
Avantgardekunstschule in Geb. 31.
März 1893 in
Wernshausen (LK Schmalkalden-Meiningen);
gest. 1962; gehörte zu den
Bauhauskünstlern der ersten Stunde, die
gemeinsam mit GropiusWeimar aufbauten.
Herrmann,
der ausgebildeter Steinmetz war und an der Großherzoglichen
Kunsthochschule in Weimar Bildhauerei studiert hatte, trat nach dem
Ersten Weltkrieg am Bauhaus mit ungegenständlichen,
dynamisch-expressiven Gipsplastiken hervor, von denen sich Johannes
Itten bei seiner Würfelplastik inspirieren ließ.
Ebenso finden sich Einflüsse Herrmanns beim Märzgefallenendenkmal
von Gropius.
Entscheidende
Fragen der Moderne wie die nach dem Verhältnis von Kunst und Leben
beantworteten Herrmann und seine Frau, die Künstlerin Doris
Herrmann, geb. von Mohl (1894–1959), auf eine eigene, konsequente
Art die dabei lebensreformerische und wohl auch sozialutopische
Prinzipien verfolgte.
Bis 1921
beteiligte sich Herrmann an vier Ausstellungen in Herwarth
Waldens Sturm-Galerie in Berlin.
In diesem Jahr schuf er auch Holzschnitte,
bei denen konstruktivistische und
De-Stijl-Einflüsse zu erkennen sind.
Mitte der
zwanziger Jahre gab er die abstrakten Experimente wieder auf, da ihm
ihre gesellschaftliche Relevanz nicht mehr gegeben schien. Danach
widmete er sich bis zu seinem Tode verhalten expressiven
Landschaftsaquarellen.
Ausstellungen
-
2015:
Förderverein für Stadtgeschichte e.V. Neustadt an der Orla, Das
Künstlerpaar Doris und Johannes Karl Herrmann
-
2017–2018:
Heinrich Neuy Bauhaus Museum. Der Bauhäusler Johannes Karl
Herrmann, Aufbruch in die Moderne
Literatur
-
Brigitta
Milde: Vom Bauhaus nach Arnshaugk
-
Allgemeines
Künstlerlexikon, Bd. 72, Berlin u. a. 2012
-
Rainer Stamm:
Karl Peter Röhl und Johannes Karl Herrmann. Zwei ‘Bauhäusler’
der ersten Stunde. In: Weltkunst, 67. Jg., H. 9 v. 1. Mai 1997
-
Rainer Stamm:
Im Zeichen des Aufbruchs. Eine Erinnerung an Johannes Molzahn und
Johannes Karl Herrmann. In: neue bildende kunst, Berlin, H. 3/1993
-
Rainer Stamm:
Unbekannte frühe Bauhausgraphik auf Bucheinbänden. Zum hundertsten
Geburtstag von Johannes Karl Herrmann (1893–1962). In: Aus dem
Antiquariat, H. 4/1993
Ludmilla
Herzenstein
geb.
24.3.1906 St. Petersburg - gest.4.8.1994 Berlin, begraben in Berlin
Ludmilla
Herzenstein schreibt sich am 21.10.1926 an der TH Charlottenburg für
Architektur ein und legt nach sechs Semestern das Vordiplom ab.
Bei
Heinrich Tessenow studiert Herzenstein vermutlich ab 1930. Arbeiten
aus ihrer Studienzeit sind bisher ebenso wenig bekannt wie das Thema
ihrer Diplomarbeit. Da sie als ‘Werkstudentin’ ihr Studium
mehrfach unterbricht, absolviert sie die Diplomhauptprüfung erst um
1933.
Ab
1935 arbeitet sie für die Firma Fiedler in Berlin, wechselt im
Oktober 1935 ins Stadtplanungsamt nach Rostock.
Ab
Januar 1939 arbeitet sie im Büro Hopp und Lucas in Königsberg. 1940
zieht sie ins west-
preußische
Kleinstädtchen Konitz, wo sie im Büro des Architekten E. Loos
landwirtschaftliche Bauten bearbeitet.
Direkt
nach Neugründung der Magistratsabteilungen tritt sie am 11.6.45 in
den Arbeitsstab unter Leitung von Hans Scharoun ein, dem u.a. auch
Luise Seitz-Zauleck angehört. In Vorbereitung auf die Ausstellung
„Berlin plant“ im Weißen Saal des Stadtschlosses 1946 analysiert
Herzenstein die Bevölkerungsentwicklung Berlins und entwickelt
entsprechende Diagramme. Als Referentin für Statistik im Hauptamt
für Stadtplanung veröffentlicht sie Ende der vierziger Jahre
Studien zum Verhältnis von Bevölkerungsentwicklung und Stadtplanung
in verschiedenen Fachzeitschriften.
Sie
entwirft ‘Wohnzellen’, funktionalistischeWohngebietseinheiten für
5000 Einwohner.
Ludmilla
Herzenstein wird jedoch auch erneut als entwerfende Architektin
tätig: Zumindest die Idee, sowie die Vorstudien zu den - zumeist
Scharoun zugeschriebenen - Laubenganghäusern, die 1949 an der
Stalinallee errichtet werden, stammen von ihr. Umittelbar nach ihrer
Fertigstellung geraten diese Gebäude in die Schusslinie einer
Baupolitik, die nach repräsentativen Insignien für die
Arbeiterklasse sucht. Von einer Exkursion in die SU zurückgekehrt,
tritt Walter Ulbricht persönlich für die den Abriss ein, da dieser
„‘Baukastenstil´ für die Werktätigen nicht mehr in Frage
kommen darf”. Schlussendlich bleiben die Laubenganghäuser stehen
und werden durch ‘Großgrün’ zum Straßenraum kaschiert.
Für
einen Weihnachtsbasar verfasst und illustriert sie 1945 „Das
neugierige Entlein“. Zunächst auf Matrize vervielfältigt, wird es
1950 in modifizierter Form vom Kinderbuchverlag aufgelegt.
Auch
nach 1945 bleibt Herzenstein staatenlos. Sie wird 1953 in den BDA
aufgenommen und 1958 in Berlin-Weissensee Leiterin der Stadtplanung.
1964 wird sie dort zur Stadtbezirksarchitektin ernannt.
Ab
den fünfziger Jahren wird sie mehrfach ausgezeichnet, darunter 1962
mit der Schinkel-Plakette des BDA. Ihr räumlich reizvollstes
architektonisches Projekt, und das letzte bisher bekannte ist das
„Milchhäuschen am Weissen See“, das 1967 fertiggestellt wird.
Ludmilla Herzenstein tritt Anfang der siebziger Jahre in den
Ruhestand. Sie starb 1994 in Berlin.
Herbert
Hirche
Geb. 20.
Mai 1910
in Görlitz;
gest. 28. Januar
2002
in Heidelberg)
war ein deutscher Architekt,
Innenarchitekt,
Möbel- und
Produktdesigner
sowie Hochschullehrer
und -rektor.
Nach einer
Tischlerlehre und Wanderschaft in den
Jahren 1924 bis 1929 studierte Herbert Hirche von 1930 bis 1933 am
Bauhaus in Dessau
und in Berlin. Zu seinen Lehrern gehörten
unter anderem Wassily Kandinsky und Ludwig
Mies van der Rohe, bei dem er von 1934 bis 1938 in
dessen Büro in Berlin als Mitarbeiter tätig war.
Von 1939 bis
1945 arbeitete Hirche für Egon Eiermann,
nach 1945 für Hans Scharoun.
Von 1945 bis
1948 war er Hauptreferent beim Planungsamt für den Wiederaufbau der
Stadt Berlin. 1947 Mitarbeit an erster komplexer Innengestaltung
(Tische, Schichtholzstühle) mit Selmanagic für die Parteihochschule
Kleinmachnow. Im Jahr 1948 wurde er zum Professor für Angewandte
Kunst an die Hochschule für angewandte Kunst in
Berlin-Weißensee berufen, die er 1950 wegen der
„Formalismusdebatte“ zum Bau der Stalinallee
kündigte.
Hirche war
seit 1950 Mitglied des Deutschen Werkbundes
und seit 1959 des Verbandes Deutscher Industrie Designer,
dessen Präsident er von 1960 bis 1970 war und der ihn anschließend
„in Anerkennung seiner Verdienste, seines Engagements für den
Berufsstand und das Berufsbild der Industrie-Designer in Deutschland
zum Ehrenpräsidenten mit beratender Stimme“ wählte. 1951 bis 1952
konzipierte er als Mitarbeiter des Hochbauamtes Mannheim die Gründung
einer Hochschule für Gestaltung; zudem bereitete er den Wettbewerb
für das Nationaltheater Mannheim vor, an dem auf seine Initiative
auch sein Lehrer Ludwig Mies van der Rohe teilnahm. 1952 wurde er in
der Nachfolge des verstorbenen Architekten und Innenarchitekten Karl
Wiehl (zeitgleich mit Herta-Maria
Witzemann) auf eine Professur für
Innenarchitektur und Möbelbau
an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
berufen, die er bis 1975 innehatte. Zwei Jahre, von 1969 bis 1971,
war er Rektor der Akademie. Außerdem gehörte er dem Deutschen Rat
für Formgebung seit 1961 an. Liberaler Gesinnung, modernen
Kunstströmungen gegenüber aufgeschlossen, Rektor in einer
hochschulpolitisch schwierigen Zeit, verlieh ihm 1977 die Stuttgarter
Akademie die Ehrenmitgliedschaft. In seiner Laudatio bezeichnete ihn
der damalige Rektor, Wolfgang Kermer, als
"letzten Bauhäusler vom Weißenhof".
Er war stets
auch als freischaffender Architekt, Designer
und Ausstellungsgestalter tätig. Herbert Hirche hatte großen
Einfluss auf die Entwicklung des Produkt- und Einrichtungsdesigns in
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, wo
er die Ideen und den Stil der Bauhaus-Lehre einbrachte. Er entwarf
Möbel und anspruchsvolle Industrieprodukte.
„Wenn
etwas selbstverständlich und schön ist, dann ist es ein gutes
Design.“
Als die
Firma Braun sich als designorientiertes
Unternehmen zu platzieren begann, beauftragte sie neben Hans
Gugelot auch Herbert Hirche. Die erarbeitete
Designhaltung wurde später von Dieter Rams
fortgeführt. Musikschränke von Braun, entworfen von Herbert Hirche,
gehörten in den späten 1950er Jahren in jede moderne Villa, viele
Architekten empfahlen diese Geräte zur Ausstattung ihrer Gebäude.
Hirches Werk
wurde auch auf nationalen und internationalen Messen und
Ausstellungen gezeigt. Dazu gehören unter anderem die Triennale
Mailand 1957 und die Weltausstellung
in Brüssel 1958. Im Jahr 1964 wurden
Beispiele seiner Arbeiten auf der documenta III
in Kassel in der Abteilung Industrial
Design gezeigt.
Sowohl
seine Architektur, als auch die von ihm gestalteten Möbel und
Industrieprodukte zeichneten sich durch Funktionalität und
harmonische Proportionen auf der Basis meist kubischer Grundformen
aus. Er entwickelte zerlegbare Wohnmöbel- und
Büroeinrichtungssysteme, die von den Käufern selbst montiert werden
konnten. Sein Nachlass wird im Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Berlin bewahrt.
Hubert
Hoffmann
Geboren am 23. März 1904 in
Berlin-Zehlendorf, gest. 25. September 1999 in Graz, verbrachte
seine ersten Lebensjahre auf dem Monte Verità bei Ascona, wo der
Vater als Architekt tätig war. Die Schule besuchte er in Hannover,
anschließend absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre in
Ostfriesland. Danach studierte Hoffmann an der Bauschule, der
Kunstgewerbeschule und der Technischen Hochschule in Hannover, für
ein Jahr auch an der Münchner Kunstakademie.
Erst am Bauhaus Dessau fand er
1926 die ideale Ausbildungsstätte. Er schrieb sich unter Nr. 124
für das Wintersemester 1926–1927 ein und durfte gleich zu Beginn
die Fertigstellung des Bauhausgebäudes miterleben. Zu seinen
Lehrern zählten bis 1929 u.a. Walter Gropius, Paul Klee, Wassily
Kandinsky, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer, später auch
Hannes Meyer, Joost Schmidt und Alfred Arndt. Er war an
verschiedenen Projekten zur Erweiterung der Siedlung Törten
beteiligt und arbeitete in der Reklameabteilung mit.
Nach dem Studium war Hubert
Hoffmann zwischen 1929 und 1932 u.a. im Büro von Fred Forbat und
Marcel Breuer in Berlin tätig und richtete für eine Tischlerei
mehr als 50 Lebensmittelläden nach einem Baukastensystem ein.
Nebenbei war er als Hospitant weiter am Bauhaus und arbeitete mit
Wilhelm Jacob Hess und Cornelius van der Linden an der „Analyse
von Dessau“, die 1933 auf dem CIAM-Kongress vorgestellt wurde. Von
1934 bis 1936 war Hubert Hoffmann Assistent bei Prof. Müller am
Institut für Kraftverkehr und Städtebau der TU Berlin, übernahm
anschließend eine Stelle als Landesplaner in der Grenzmark Posen.
Von 1938 bis 1939 war er für kurze Zeit als Stadtplaner in Potsdam
tätig, wurde dann 1940 zur Wehrmacht eingezogen, für die er u.a.
als Raumplaner in Litauen tätig war. Zum Kriegsende gerät er als
Mitarbeiter der Akademie für Städtebau in der Nähe von Magdeburg
für kurze Zeit in amerikanische Gefangenschaft.
Nach dem Krieg war Hubert
Hoffmann für wenige Monate Stadtplaner in Magdeburg und ab Ende 1945
dann in Dessau. Unter dem wieder eingesetzten Oberbürgermeister
Fritz Hesse arbeitete er an der Wiedereröffnung des Bauhauses und
ordnete erste Sicherungsmaßnahmen für die z.T. schwer beschädigten
Bauhausbauten an. Mit einer Gruppe ehemaliger Bauhäusler nahm er als
„Planungsgemeinschaft Bauhaus” zwischen 1946 und 1948 an
zahlreichen Wettbewerben teil. Vom Dessauer Bürgermeister Fritz
Hesse wurde Hoffmann mit der Wiederbelebung des Bauhauses beauftragt.
Letztlich scheiterte die Wiedereröffnung des Bauhauses als moderne
Kunstschule jedoch an der Machtübernahme der SED, die das Bauhaus
als zu elitär ansah. Er wurde denunziert und musste in den Westen
fliehen.
Hubert
Hoffman ließ sich in Westberlin nieder und arbeitete im
Bauentwurfsamt. Ab 1953 war er als freier Architekt u.a. für Hans
Scharoun und Walter Rossow tätig und beteiligte sich an den
Planungen für das Hansaviertel in Berlin. Gemeinsam mit Wassily
Luckhardt baute er 1957 das Haus Nr. 9 zur INTERBAU. 1959 folgte
Hubert Hoffmann einer Berufung zum ordentlichen Professor und Leiter
des Instituts für Städtebau und Entwerfen an die Technische
Hochschule Graz (heute TU). Es entstanden zahlreiche Projekte in
Österreich, vor allem in der Steiermark und in Vorarlberg. Hoffmann
beteiligte sich aber auch an verschiedenen Wettbewerben in
Deutschland. 1965 wurde er als Gastlehrer an die Auburn-University in
Alabama/USA berufen. Im gleichen Jahr gewann er mit einem Team von
Mitarbeitern den Wettbewerb für die Elektrotechnischen Institute der
TU Graz, die von 1968 bis 1972 realisiert werden konnten.In den
1970er-Jahren war Hubert Hoffmann engagierter Berater von
Bürgerinitiativen und oft selbst auch Initiator. Nach seiner
Emeritierung 1975 arbeitete er gemeinsam mit seinem ehemaligen
Schüler Arnold Werner als Architekt und Planer in St. Veit bei Graz.
In jenen Jahren rückte das inzwischen schon historische Bauhaus
stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und Hubert Hoffmann
wurde zu einem der glühendsten Protagonisten. Unermüdlich und
engagiert ließ er kaum eine Gelegenheit verstreichen, um sich
öffentlich zu diesem Thema zu äußern. Nebenher war er ebenso
unermüdlich und engagiert als Stadtplaner und Architekt tätig,
arbeitete bis ins hohe Alter an zahlreichen Planungen und Bauten.
Hanns
Hoffmann-Lederer
Hanns
Hoffmann-Lederer (* 3. Februar 1899 in Jena; † 17. April 1970 in
Esseratsweiler/Bodensee) war ein deutscher Bildhauer, Grafiker,
Designer und Kunsthochschullehrer.
Nach dem Besuch
der Oberschule in Jena absolvierte er eine Steinmetzlehre. Von 1919
bis 1924 war er Bauhausschüler in Weimar, seine Lehrer waren u. a.
Walther Klemm, Walter Gropius und Oskar Schlemmer. Anne Hoormann
sieht Indizien dafür, dass er die Impulse für seine künstlerische
Arbeit und Pädagogik von Itten, Kandinsky und Klee bezog.
Von 1926 bis 1929
wurde er leitender künstlerischer Mitarbeiter der Stadt Magdeburg.
Dort gestaltete er u. a. das Magdeburger Stadtwappen neu und war in
dieser Zeit verantwortlich für die Gestaltung und Überwachung der
plastischen, malerischen, grafischen und werbegrafischen Aufgaben
sowie der städtischen Ausstellungen. Anschließend war er bis 1942
freier künstlerischer Mitarbeiter am Messe- und Ausstellungsamt
Berlin. Danach siedelte er nach Posen um und wurde Lehrer an der
Meisterschule für das gestaltende Handwerk.
Nach dem Krieg mit
seiner Frau in Jena lebend war er bis 1950 Dozent und
außerordentlicher Professor an der Staatlichen Hochschule für
Baukunst und Bildende Künste in Weimar, die er nach dem Vorbild des
Bauhauses einrichtete. Klaus-Jürgen Winkler vermerkt dazu 1992: Die
bedeuten[d]sten Elemente unmittelbarer Bauhausrezeption waren die
Vorlehren Hoffmann-Lederers und Kelers, die beide in den wichtigsten
Teilen an Ideen Ittens anschlossen. Hoffmann-Lederer vermittelt über
vier Semester einen grundlegenden Form- und Gestaltungsunterricht als
Basis für die spätere künstlerische Fachausbildung von Grafikern,
Malern und Bildhauern. Winkler zitiert Hoffmann-Lederer selbst mit:
„Beobachtung und Darstellung, Erforschung der abstrakten
Grundgesetze in der Kunst, ebenso wie Deutung des Gegenständlichen,
sind die grundlegenden Mittel…“ (1946). Als Lehrer unterrichtete
er u. a. Gerhard Altenbourg, Gerhard Bondzin, Günther Brendel, Fritz
Eisel oder Gottfried Schüler.
Schließlich gab
er seine Tätigkeit dort auf, übersiedelte nach Westdeutschland und
wurde Professor für das Fach Vorlehre an der Werkkunstschule in
Darmstadt. Während dieser Zeit entwarf er u. a. zwischen 1953 und
1955 einige asymmetrische Vasenformen für die Porzellanmanufaktur
Rosenthal. sowie seit 1950 eine ganze Reihe von aus Plexiglasplatten
gebogenen Wand- und Tischleuchten, die zunächst von der Firma Heinz
Hecht in Darmstadt, später von der Firma Endemann in Friedrichshafen
produziert worden sind.
Nach
seiner Pensionierung im Jahre 1963 zog er mit seiner Frau, der
Bauhäuslerin Mila Lederer (Malerin, Weberin und Dichterin), die er
in Magdeburg kennengelernt und geheiratet hatte, nach Esseratsweiler
und wohnte bis zu seinem Tode 1970 im Haus Akron, das nach seinem
Konzept von Raumformen entworfen und 1960 erbaut worden war. Nach
seinem Tod veröffentlichte Mila Hoffmann-Lederer den Bildband Zauber
der Gesetzmässigkeit.
Mila
Hoffmann-Lederer
geb.
23.7.1902 Trier - gest. 19.3.1993 Murrhardt bei Stuttgart
1902
in Trier als Tochter eines Innenarchitekten geboren. Nach Abschluss
des Lyzeums besucht sie sechs Semester die Kunstgewerbeschule Trier,
um Raumgestalterin zu werden.
Nach
verschiedenen Studienreisen durch Deutschland wird sie zum
Sommersemester 1923 in Weimar am Bauhaus aufgenommen, wo sie bei
Itten, Klee, Kandinsky, Moholy und Muche studiert. Sie absolviert
eine Ausbildung in Gobelin- und Teppichweberei und lernt den Maler
Hanns Hoffmann kennen.
Als
Mila Lederer nach drei Semestern am Bauhaus Ende 1924 von Johannes
Itten als Leiterin seiner Handweberei nach Zürich-Herrliberg berufen
wird, folgt Hanns Hoffmann und weilt zu Studienzwecken in dieser
Handweberei. Arbeiten dieser Werkstatt werden 1925 auf der
Internationalen Weltausstellung in Paris ausgestellt und mit einer
goldenen Medaille prämiert.
1926
heiraten Mila Lederer und Hanns Hoffmann (3.2.1899 Jena - 17.4.1970
Esseratsweiler). Sie kehren kurzzeitig ans Bauhaus - nun in Dessau -
zurück, wechseln noch im selben Jahr durch Vermittlung von Oskar
Schlemmer an das Hochbau- und Messeamt der Stadt Magdeburg. Dort wird
Mila Hoffmann künstlerische Mitarbeiterin, ihr Mann leitender
künstlerischer Mitarbeiter. Hoffmann(lederer)s entwerfen
Farbgestaltungen für die in diesen Jahren entstehenden
Repräsentationsbauten der Stadt, darunter die Stadthalle.
1929
siedeln sie nach Berlin über, wo Hanns Hoffmann künstlerischer
Mitarbeiter des Messe- und Ausstellungsamtes der Stadt Berlin wird.
Sie gründen ein gemeinsames Atelier und übernehmen verschiedene
Werbegestaltungsaufträge.
Hoffmann
wird 1939 Soldat. Mila Hoffmann-Lederer zieht 1942 nach Posen, da sie
an der Kunstgewerbeschule einen Lehrauftrag für Gobelin- und
Teppichweberei erhält. Er unterrichtet ab 1943 in der dortigen
Grafikabteilung.
Im
Januar 1945 fliehen sie nach Jena, wo ihre Eltern leben. Im Herbst
1945 wird er an die Staatliche Hochschule für Baukunst und bildende
Künste in Weimar berufen, wo sich beide für eine Kunsthochschule
„aus dem Geiste unserer neuen Zeit“ in der Tradition des
Bauhauses einsetzen. Er wird Leiter der Vorlehre, sie beteiligt sich
mit eigenen Arbeiten an Ausstellungen. Für öffentliche Anlässe
gestaltet sie Innendekorationen, zeichnet für die Ausmalung
verschiedener Räume des Kultusministeriums verantwortlich, ist
Pressereferentin des thüringischen Landeskulturamtes für Kunst und
Architektur. Neben der Ausstellung „Ein Jahr demokratische Schule“
gestaltet sie die Thüringische Buchhandlung am Goetheplatz durch ein
eigenwilliges Farbkonzept um und betätigt sich mehrfach
schriftstellerisch.
Als
Hanns Hoffmann 1950 einen Ruf an die TH Darmstadt erhält, ziehen sie
nach Darmstadt um. Erneut arbeitet Mila Hoffmann-Lederer als
Raumgestalterin und Schriftstellerin. Sie wird freie künstlerische
Mitarbeiterin der Wella AG sowie der Porzellanfabriken Thomas und
Rosenthal, für die sie 1954 auf den Messen in Mailand und Leipzig
vertreten ist.
Ihr
Mann scheidet aus gesundheitlichen Gründen 1963 an der TH Darmstadt
aus. Beide siedeln nach Esseratsweiler über. Er stirbt 1970. Mila
Hoffmann-Lederer führt das Haus Akron bis 1989 weiter, dann zieht
sie in die Nähe von Stuttgart, wo sie im März 1993 verstarb.
Otto
Hofmann
Otto Hofmann
(Geb. 28. April
1907
in Essen;
gest. 23. Juli
1996
in Pompeiana
(Ligurien))
war ein deutscher Maler,
der am Dessauer
Bauhaus
ausgebildet wurde.
Von 1928 bis
1930 studierte Hofmann am Bauhaus in Dessau
und lernte dort bei Paul Klee und Wassily
Kandinsky. 1930 richtete das Bauhaus für seine
Werke eine eigene Ausstellung ein und im selben Jahr wurde er vom
Jenaer Kunstverein für die Ausstellung
Junge Künstler vom Bauhaus Dessau eingeladen. Mit der
nationalsozialistischen Machtübernahme
wurde sein Werk als entartet verboten und
er floh als Mitglied der KPD in die Schweiz
und nach Paris. 1934 arbeitete er bei Paul Klee in Bern.
1935 kehrte er nach Deutschland zurück, heiratete Hanna
Stirnemann und lebte zurückgezogen in Hainichen
bei Dornburg, wo das Ehepaar eng mit dem
Keramiker Otto Lindig zusammen arbeitet.
1939 wird Hofmann zum Wehrdienst eingezogen
und kommt an die Ostfront. 1945 geriet er in sowjetische
Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner
Freilassung zog er 1946 nach Rudolstadt in
Thüringen, wo er seine künstlerische
Tätigkeit wieder aufnahm. Da auch in der DDR
seine Arbeit nicht geschätzt wurde, übersiedelte er 1950 nach
West-Berlin, erhielt dort 1953 den
Kunstpreis der Stadt Berlin und lebte
anschließend von 1953 bis 1965 als Künstler in Paris.
Zwischen 1966 und 1975 lehrte Hofmann an der Hochschule für
Bildende Kunst in Berlin. Seit 1976 lebte und
arbeitete er bis zu seinem Tod in Pompeiana.
Die
Ausstellung "Die Poetik des Bauhauses" im Palazzo
Ducale in Genua teilt
sein Lebenswerk in die vier Phasen: Das Bauhaus und die Jahre der
Zensur, Russland, Das geteilte Deutschland und die europäischen
Aufenthalte sowie Pompeiana. Der Kunsthistoriker Helmut
Börsch-Supan sagte über das Werk von Hofmann:
Für mich sind seine Bilder und die Ausstrahlung seiner
Persönlichkeit untrennbar miteinander verbunden. Er malte so wie er
war als ein unkorruptierbarer Charakter, der lieber Zurücksetzung in
Kauf nahm, als sich anzupassen.
Gelegentlich
sind Werke des Künstlers im Auktionshandel
anzutreffen.
Literatur:
-
Otto
Hofmann: Aquarelle. Jenaer Kunstverein, 1994
-
Otto
Hofmann: Gemälde der Jahre 1968–1971, Ausstellungskatalog
(Berliner Künstler der Gegenwart, Heft 3). Neuer Berliner
Kunstverein, Berlin 1971
-
Ludwig
Schreiner: Die Gemälde des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts
in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover. Teil 1, Bruckmann,
1973
-
Hermann Wiesler:
Otto Hofmann, Bilder und Aquarelle. Galerie Döbele, 1986
-
Thieme,
Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX.
Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1953–1962, Band II, S. 469
Ruth
Hollos-Consemüller
Geb. 3. August
1904 in Leszno, damals Lissa/Posen, als Tochter von Eugen und Erna
Hóllos; gest. 25. April 1993 in Köln; ungarische und deutsche
Weberin und Textilkünstlerin.
Nach der Kindheit
in Lissa, Hannover und Bremen besuchte Ruth Hóllos von 1921 bis 1924
die Staatliche Kunstgewerbeschule in Bremen (Buchbinderei und
Schrift). Dort lernte sie Wilhelm Wagenfeld kennen, auf dessen
Anregung sie ein Studium am Bauhaus aufnahm.Von Mai 1924 bis März
1928 studierte Hóllos am Weimarer und Dessauer Bauhaus. Sie besuchte
dort u. a. Kurse bei Lázló Moholy-Nagy, Georg Muche, Josef Albers,
Paul Klee und Wassily Kandinsky. In der Weberei lernte sie bei Helene
Börner und Gunta Stölzl. Im Juli 1927 erhielt sie das
Gesellenprüfungszeugnis für Handweberei, im März darauf beendete
sie ihr Studium. Das Bauhaus-Diplom Nr. 12 (Weberei) datiert vom 2.
Juni 1930.
Im April 1928
übernahm Ruth Hóllos die künstlerische und technische Leitung der
Ostpreußischen Handweberei Königsberg. Zum Januar 1930 gab sie
diese Stellung auf, zog nach Halle/Saale und heiratete dort den
Architekten und Fotografen Erich Consemüller, den sie am Bauhaus
kennengelernt hatte. Bei dieser Gelegenheit tauschte sie die
ungarische gegen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Das
Ehepaar lebte in Halle und hatte zwei Kinder. Im Jahr 1958 zog
Hollós-Consemüller nach Köln.
Hanns
Hopp
Geb. 9. Februar
1890 in Lübeck; gest. 21. Februar 1971 in Berlin, deutscher
Architekt und Hochschullehrer
Hanns Hopp wurde
in Lübeck als Sohn eines Bauunternehmers geboren und besuchte dort
das Realgymnasium. 1909 bis 1911 studierte Hopp an der Technischen
Hochschule Karlsruhe bei Friedrich Ostendorf. Sein Studium beendete
er 1913 an der Technischen Hochschule München bei Theodor Fischer,
der ihn vor allem in die Formensprache der Moderne einführte. Hopp
besuchte in München eine private Malschule. 1913 ging er ans
Hochbauamt nach Memel (Ostpreußen), und ab 1914 arbeitete er als
Architekt im Stadterweiterungsamt in Königsberg. 1920 wurde er
Leiter der technischen Abteilung des Messeamtes Königsberg (Deutsche
Ostmesse). Ab 1926 eröffnete er mit seinem Büropartner Georg Lucas
ein eigenes Architekturbüro und wurde einer der führenden
Architekten in Königsberg. Sein größter Auftrag war die Planung
und Bauleitung des Neubaus der Ostpreußische Mädchengewerbeschule,
der viele Elemente des Bauhaus-Stils aufwies. Mehrere gute
Abbildungen finden sich in dem Werk von Wiesemann.
Da
die öffentlichen Aufträge wegen der Wirtschaftskrise um 1930 immer
spärlicher wurden, konzentrierte er sich auf den Bau von Ein- und
Zweifamilienhäusern. Das bekannstete Gebäude war das nach der
Frauenrechtlerin Olga Friedemann benannte Rentnerinnenheim in
Königsberg, Maraunenhof im Jahr 1928. Hier entwickelte er keinen
Einheitszimmergrundriss mit Küche und Speisekammer und Balkonzimmer,
sondern widmete sich jeder einzelnen Wohnung individuell.
Zu Beginn des
Krieges wurde Hopp als Soldat eingezogen, 1940 aber für eine
Tätigkeit in der Landesplanungsstelle Königsberg unabkömmlich
gestellt. Von dort wechselte er 1943 zu einer Betonbaufirma und war
vor allem am Bau von Bunkeranlagen beteiligt. Ende 1944 nutzte er
deren Dresdner Filiale, um sich von Königsberg dorthin abzusetzen,
und wurde zum Leiter der Werkkunstschule ernannt.
1945 entwarf er
einen rigorosen Wiederaufbauplan für Dresden, den er ohne Rücksicht
auf die zerstörte gewachsene Stadtstruktur mit kühnen Hochhäusern
und großen Verkehrsachsen versah. 1946 wurde ihm ein Lehrauftrag an
der wiederbelebten Hochschule für Werkkunst in Dresden erteilt.
Einige Monate später wurde er Leiter der Kunstschule Burg
Giebichenstein in Halle (Saale) bis 1949. Dort richtete er eine
Architekturklasse in der Tradition des Weimarer Bauhauses ein. Von
1946 bis 1947 war er Landesvorsitzender des Kulturbundes zur
demokratischen Erneuerung Deutschlands in Sachsen-Anhalt (Nachfolger
von Siegfried Berger). Hopp war von 1948 bis 1949 Mitglied des 2.
Volksrates der SBZ.
Durch Hans
Scharoun wurde Hopp auch zur Arbeit am Institut für Bauwesen der
Berliner Akademie der Wissenschaften berufen. Ab 1950 war er dann
Leiter und ab 1951 Direktor der Abteilung Hochbau am Institut für
Hochbau und Städtebau in Berlin und war dort für die Planung der
Blöcke E und G der Stalinallee verantwortlich. Daneben erhielt er
eine Meisterklasse an der von Hermann Henselmann und Richard Paulick
geleiteten Bauakademie. Von 1952 bis 1966 war er Präsident des
Bundes Deutscher Architekten in der DDR. Er erhielt Bauaufträge für
repräsentative öffentliche Neubauten, z. B. das Kulturhaus der
Maxhütte und die Deutsche Hochschule für Körperkultur. 1957 wurde
Hopp emeritiert; er starb 1971 in Berlin.
In
den frühen 1920er Jahren war der Baustil von Hanns Hopp an der
Formensprache des Expressionismus orientiert, um 1930 vom Bauhaus
beeinflusst. In den 1930er Jahren folgte er in seinen Privatbauten
dem Geist der Zeit, der jedoch noch auf einem traditionalistischen
Stil der Moderne basiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich
um eine Erneuerung der vom Bauhaus geprägten Moderne, beteiligte
sich dann aber an den staatlichen Aufträgen in neuklassizistischem
Stil in der Stalinallee und anderen Großbauten.
Bauten:
-
1921:
Flughafen Devau bei Königsberg
-
1923:
Büro- und Geschäftshaus „Handelshof“ in Königsberg
-
1924–1925:
Ausstellungsgebäude „Haus der Technik“ in Königsberg
-
1927:
Wasserturm in Pillau
-
1928–1929:
Ostpreußische Mädchengewerbeschule in Königsberg
-
1930–1931:
Parkhotel in Königsberg
-
1932–1933:
Neues Funkhaus (Reichssender Königsberg) am Hansaring 21/25 (heute
Prospekt Mira 1) in Königsberg
-
1934:
Haus Kayma in Königsberg
-
vor
1950: Erich-Weinert-Siedlung, Beatrice-Zweig-Straße in
Berlin-Niederschönhausen
-
1951–1962:
Deutsche Hochschule für Körperkultur in Leipzig
-
1951–1955:
Kulturhaus „Johannes R. Becher“ des VEB Maxhütte in
Unterwellenborn
-
1951–1955:
Blöcke E und G der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain
-
1952–1957:
TBC-Heilstätte in Bad Berka
-
1952–1961:
Agricola-Krankenhaus in Saalfeld
Kurt
Junghanns
Geb.
1908 in Dresden, gest. 2006 in Berlin
Architekt
und Historiker
Als
Lehrer und Forscher an der Bauakademie Berlin gründet er gemeinsam
mit dem Mitbegründer des CIAM Hans Schmidt in den 1950er Jahren das
Institut für Theorie und Geschichte der Architektur. Anfang der
1950er Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Städtebau und Landesplanung des DBA.
1951
bemerkt er, dass die Gegenüberstellung von Funktionalismus,
Konstruktivismus und Bauhaus einerseits und Klassizismus als letzte
große Stilepoche andererseits die außerordentliche und vielfältige
Architekturentwicklung nach 1900 völlig unter den Tisch fallen
ließe. Einzig die Sowjet-Architektur würde als beispielgebend
anerkannt, als hätten deutsche Architekten nach 1900 nur Schlechtes
und Unbrauchbares geschaffen, anstatt im Sinne unseres nationalen
Kulturerbes Vorbilder und Anknüpfungspunkte gerade nach 1900 zu
suchen. Das wäre politisch vor allem deswegen schlecht, weil jeder
wüsste, dass das Bauen in den 1920er Jahren beispielgebend für die
ganze Welt gewesen ist.
Wegen
kritischer Äußerungen zum Bauen und seinem Versuch, an den
fortschrittlichen Traditionen und sozialen Bewegungen der Moderne
anzuknüpfen wird er gemeinsam mit Collein und Henselmann abgemahnt.
Ab
1955 fordert er sachlichen Wohnungsbau, der sich vom Gesellschaftsbau
unterscheiden müsse.
Er
ist Autor der 1970 erschienenen, international anerkannten und bis
heute einzigen Bruno-Taut-Monografie.
Seine
Nachlass befindet sich in der Akademie der Künste Berlin.
Ernst
Kanow
Geb.
1906 in Berlin - gest. 1993, Architekt
Nach
Besuch der Volksschule arbeitete er im Baubüro der Deutschen Bank.
1925-1928 folgte eine Lehre als Zimmermann. 1929-1930 Arbeit als
Zimmermann und Bautechniker in Schweden und Norwegen. 1931-1932
Tätigkeit als Architekt in der Schweiz. Ein Studium am Bauhaus
Dessau folgt von 1932-1933. Danach bis 1936 Architekt in Berlin und
bei der Gemeinnützigen Siedlungsbau- und Wohnungsgesellschaft.
1940-1945 Militärdienst.
1945-1949
Wiederaufbauplanung als Architekt der Stadtverwaltung Oranienburg. Ab
März 1949 Arbeit als Oberreferent in der HA Wirtschaftsplanung bzw.
Leiter der Landesplanung.
Institut
für Städtebau und Architektur der Deutschen Bauakademie. Mitte der
1950er Jahre sind Konrad Püschel und Ernst Kanow Mitglieder der
deutschen Arbeitsgruppe für den Wiederaufbau von Hamhung in
Nordkorea, der als erste Städtebau-Exportleistung der DDR bezeichnet
werden kann. Dort vertreten, trotz gleicher Ausbildungsstätte,
Püschel und Kanow unterschiedliche Positionen hinsichtlich der
Umsetzung städtebaulicher Ideen, die zugleich den Wandel der
Auffassungen im Verlauf der 1950er Jahre demonstrieren.
Projekte:
-
vierklassige Schule und Kaufhaus Schüttdorf
-
Sonnenbad in Locarno
-
Maleratelier Locarno
-
Wohnbauten Aarau
-
Vierfamilienhaus Berlin-Zehlendorf
-
Einfamilienhäuser Hohenneuendorf, Potsdam, Falkensee, Bohnsdorf,
Lehnitz
-
Mitarbeit WKs Berlin Wittenau und Wedding
-
Wiederaufbau Oranienburg
-
Gliederung des Landes Brandenburg in Wirtschaftsräume mit
Wiederaufbauprogrammen
-
Gliederung der DDR in Bezirke
-
Gestaltung Siedlungsnetz der DDR
-
Wiederaufbau Hamhung (Nordkorea)
Peter
Keler
Geb. 1898 in
Kiel; gest. 1982 in Weimar, deutscher Grafiker, Möbelgestalter
und Architekt am Bauhaus.
Peter Keler war zwischen 1914
und 1916 an der Fachhochschule für Angewandte Malerei in Kiel und
von 1919 bis 1921 an der dortigen Kunstgewerbeschule eingeschrieben.
Am Staatlichen Bauhaus in Weimar studierte er zwischen 1921 und 1925.
1921 besuchte er den Vorkurs von Johannes Itten. Ab dem
Wintersemester 1921–1922 besuchte er bis 1925 die
Wandmalereiabteilung bei Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. In
seiner Zeit am Bauhaus in Weimar realisierte Keler die Farbgestaltung
von Bauten und Räumen wie beispielsweise die der Büroetage des
Fagus-Werks in Alfeld an der Leine sowie den Direktionsraum von
Walter Gropius im Hauptgebäude des Bauhauses.
Zu seinen in dieser Zeit
entstandenen Möbelentwürfen zählt eine Wiege, die er im Rahmen der
ersten Bauhaus-Ausstellung 1923 kreierte. Keler wurde im Sommer 1922
Mitglied der am Bauhaus tätigen konstruktivistisch ambitionierten
KURI-Gruppe (konstruktiv, utilitär, rationell, international). Von
1924 bis 1925 war er Etatgeselle. Voll ausgebildet kam ihm in dieser
bezahlten Funktion die Aufgabe zu, zwischen Form- und
Handwerksmeister zu vermitteln.
Nach seinem Weggang vom Bauhaus
Weimar eröffnete er im selben Jahr ein eigenes Atelier für freie
und angewandte Malerei, Werbegrafik und Innenarchitektur. Von 1928
bis 1936 arbeitete er als künstlerischer Mitarbeiter für Firmen der
sächsischen Textil- und Maschinenindustrie. Zwischen 1937 und 1945
erteilten ihm die Nationalsozialisten Ausstellungsverbot. Während
dieser Zeit war er als freischaffender Architekt in Berlin tätig,
arbeitete als Filmarchitekt der tobis Filmgesellschaft und leitete
ein Archiv für Kriegsmaler.
Nach Kriegsende
wurde er an die neugegründete Hochschule für Architektur und
bildende Künste berufen, wo nach 1945 zunächst Wert darauf gelegt
wurde, an ehemalige Bauhaus-Traditionen anzuknüpfen. Dort erhielt
zwei Jahre später eine Professur, die er bis 1963 innehatte. Keler
lehrte Zeichnen, Gestaltung und Architektur und leitete bis zu seiner
Pensionierung die Vorkurse nach Vorbild des Bauhauses. Schon gegen
Ende der sowjetischen Besatzungszeit wurden ab 1948 entsprechend der
neuen Doktrin wider den „Formalismus“ die Bauhaus-Ideen wieder
zurückgedrängt, mit entsprechenden Auswirkungen auf Lehrende, die –
wie Keler – keine Parteimitglieder waren.
Parallel führte
er seine Tätigkeit als freischaffender Architekt fort und widmete
sich seit 1965 in Weimar und Born a. Darß vermehrt der Malerei.
Peter Keler starb 1982 in Weimar.
Teile seiner
privaten Büchersammlung übergab sein Sohn Jan Keler 2016 der
Universitätsbibliothek Weimar.
Von
Keler entworfene Möbel werden heute von der Firma Tecta wieder
hergestellt: z. B. der Sessel „D 1/3“ und die „Wiege nach
Wassily Kandinsky“, die eine der Ikonen des Bauhauses wurde.
Edmund
Kesting
Geb. 27.
Juli
1892
in Dresden;
gest. 21. Oktober
1970
in Birkenwerder,
deutscher
Maler,
Grafiker,
Fotograf
und Kunstpädagoge.
Er zählt zu den Vertretern der Informellen
Malerei.
Der 1892 als
Sohn eines Gemeindepolizeisekretärs in Dresden geborene Kesting
studierte ab 1911 Malerei und Bildhauerei in seiner Heimatstadt an
der Kunstgewerbeschule bei Friedrich
Erich Kleinhempel, Ermenegildo Antonio
Donadini und Richard Guhr.
Ab 1915 setzte er sein Studium an der Akademie der bildenden
Künste bei Richard Müller
fort. Von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg
in Frankreich teil. Anschließend setzte er sein Studium als
Meisterschüler von Otto Gussmann
fort. 1919 gründete Kesting die private Kunstschule Der Weg –
Schule für Gestaltung. Zeitweilig studierte dort u. a. Lea
Langer. 1921 begegnete er Herwarth Walden
und begann im Sturm mitzuarbeiten.
Seit 1920
entstanden konstruktivistische Arbeiten und
Schnittcollagen. Er fertigte Ölgemälde,
Aquarelle und Gouachen
an. 1922 heiratete Kesting seine Schülerin Gerda Müller. Es
bestanden enge Kontakte zu Avantgardekünstlern
wie Kurt Schwitters, László
Moholy-Nagy, El Lissitzky,
Alexander Archipenko und anderen.
Insbesondere Schwitters Arbeiten beeindruckten Kesting stark. Von
1923 an beteiligte er sich an den Ausstellungen des „Sturm“-Kreises.
Seit etwa
1925 beschäftigte er sich intensiver mit der Fotografie. Er erprobte
experimentelle Fototechniken wie Mehrfachbelichtungen,
Fotogramme und Negativmontagen; dabei
verwendete Kesting Kameras mit großen Mattscheibenformaten. 1926 kam
es zur Gründung der Berliner Schule Der Weg und der Gründung der
Gesellschaft der Sturmfreunde in Dresden. Kesting war nun auch
international erfolgreich. Er nahm an Ausstellungen in Moskau und New
York teil. Das Museum of Modern Art erwarb
Schnittcollagen von ihm. Er begann mit den Mehrfachbelichtungen, in
denen er ausdrucksstarke Möglichkeiten der Fotografie erkundete.
Seit 1930
beschäftigte sich Kesting mit Porträtaufnahmen und Tanzfotografien.
Zu Anfang der 1930er Jahre trat er in den Deutschen Werkbund
ein. 1933 fanden bei ihm erste Hausdurchsuchungen statt; Kesting
vernichtete daraufhin einige seiner Werke. Er arbeitete in den
folgenden Jahren als Werbefotograf für
Foto- und Autofirmen. Im Jahr 1936 erhielt Kesting ein Mal- und
Ausstellungsverbot, von dem die Fotografie nicht betroffen war. Im
darauffolgenden Jahr wurden zwölf seiner Werke als „Entartete
Kunst“ aus Museen entfernt; in der Folgezeit
fotografierte er Architektur in Dresden und dokumentierte die
Kunstschätze im Grünen Gewölbe. Kesting
entwickelte eine Technik der „Chemischen Malerei“, bei der er mit
Fotosubstanzen auf lichtempfindlichem Papier unter Einbringung
verschiedener Mal- und Kratztechniken experimentierte.
Zusammen mit
Karl von Appen, Helmut
Schmidt-Kirstein, Hans Christoph
und anderen gründete Kesting 1945 in Dresden die Künstlergruppe der
ruf – befreite Kunst. 1945/46 entstand nach der Zerstörung
Dresdens eine Serie von experimentellen Fotoarbeiten mit dem Titel
Dresdner Totentanz, der sich namentlich an das berühmte
Renaissance-Relief anlehnt. Kesting wurde
1946 an die Akademie für Werkkunst in Dresden berufen; er übernahm
die Leitung der Lehrwerkstatt „Photographie und Film“. In Dresden
entstehen in dieser Zeit Aufnahmen der Palucca.
Bereits ein
Jahr später wurde er entlassen, woraufhin er sich nach Berlin
orientierte und 1948 Leiter der Fachklasse für Fotografie an der
Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in
Berlin-Weißensee wurde. Aktuelle Bezüge zeigen
seine Arbeiten, die in den Zeiss-Werken Jena und in anderen Berieben
sowie auf Baustellen entstehen.
1953 kam es
zur fristlosen Kündigung im Zuge des Formalismusstreits.
1955 wurde er an die Hochschule für Film und Fernsehen
in Potsdam-Babelsberg berufen als „Lehrbeauftragter für die
Fachrichtung Kamera“; er wurde 1960 emeritiert.
Ende der 1950er Jahre war er als Prominentenfotograf tätig, 1958
veröffentlichte er sein Buch "Ein Maler sieht durch’s
Objektiv".
Nach der
Erinnerungsausstellung für den "Sturm" 1961 in
West-Berlin, ein Jahr später beginnt eine Kesting-Retrospektive, die
Malerei, Grafik und Fotografie vereint. Sie wird nacheinander in
Karl-Marx-Stadt, Weimar und Stralsund vorgestellt.
1960 kehrten
seine sichergestellten Arbeiten aus der Sowjetunion
zurück. Er erhielt den Auftrag, die Mitglieder der Akademie
der Künste zu fotografieren. Mit dem Bau seines
Sommerhauses in dem durch seine Künstlerkolonie bekanntgewordenen
Ahrenshoop wurde 1961 begonnen. Kesting
hielt sich in den kommenden Sommern auf dem Darß
und Fischland auf. Die Landschaft
inspirierte ihn zu zahlreichen Werken.
Noch einmal 1962
inspiriert ihn die märkische Landschaft zu einem Bildband zum
Kloster Chorin. Ausstellungen, die sich mir den 20er Jahren befassen,
zeigen u. a. Arbeiten von Kesting 1977 in West-Berlin und Zürich
sowie 1978 in Köln.
Edmund
Kesting starb 1970 in Birkenwerder bei Berlin, wohin er 1948 gezogen
war.
Hermann
Klumpp
Geb. 9. April 1902
in Quedlinburg; gest. 29. Juni 1987, deutscher Architekt und
Kunstsammler.
Klumpp wuchs als
Ältester von drei Brüdern in Quedlinburg auf. Nach dem Abitur
studierte er Jura an verschiedenen Universitäten und wurde in
Leipzig zum Dr. jur. promoviert. Angezogen von den Ideen des
Bauhauses studierte er von 1929 bis 1932 bei Ludwig Mies van der Rohe
in Dessau Architektur und schloss mit dem Bauhaus-Diplom ab. In
dieser Zeit schrieb er eine Veröffentlichung über die Abstraktion
in der Malerei an den Beispielen Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel
Feininger. Mit dem Ehepaar Feininger entwickelte sich eine sehr enge
Freundschaft, die in den zahlreichen Briefen als Seelenverwandtschaft
beschrieben wird.
Nach
Schließung des Bauhauses in Dessau durch die Nationalsozialisten
musste Klumpp eine berufliche Tätigkeit aufnehmen, er übernahm
gemeinsam mit seiner Mutter eine auf dem Grundstück seiner Eltern in
Konkurs gegangene Dampfwäscherei.
Feiningers zogen
nach Berlin-Siemensstadt, die drei Söhne verließen Deutschland oder
lebten bereits im Ausland. Klumpp blieb in engem Kontakt mit dem
zunehmend bedrängten Ehepaar. Bereits vor 1933 schenkte Feininger
dem „Sohn“ einige Werke. Bei der Räumung des Meisterhauses in
Dessau, das Feiningers bewohnten (auch Klumpp hatten sie dort ein
Zimmer überlassen), schenkte der Maler dem „lieben Rochus“ eine
größere Zahl älterer Zustandsdrucke von Holzschnitten und
Lithographien, die aktuellen Druckstöcke gingen mit dem Umzugsgut
zunächst nach Berlin, dann in die USA.
Als
Feininger Deutschland unter Anfeindungen der Nationalsozialisten
(Feiningers Bilder galten als „entartet“, seine Frau war Jüdin)
1937 verlassen musste, übernahm Klumpp die erforderlichen Absprachen
nach den Wünschen Feiningers mit einer Berliner Speditionsfirma.
Das gesamte von
Feininger gewünschte Umzugsgut einschließlich der von dem Ehepaar
benannten Kunstwerke konnte mit so genannten Lifts nach New York City
geschickt werden.
In der Obhut von
Klumpp verblieben auch ungefähr 60 Ölbilder, zu denen Julia
Feininger nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, dass sie acht
namentlich benannte „später“ eventuell zurückhaben wollten.
Klumpp, der nach
dem Krieg als CDU-Mitglied Stadtrat in Quedlinburg war, trat 1949
wegen der politischen Entwicklung aus der CDU aus. Seine Bemühungen,
das Bauhaus-Gedankengut wiederzubeleben, stießen in der DDR auf
völliges Desinteresse, ja Feindseligkeit. Die Feininger-Bilder
galten als „bürgerlich, dekadent“. Aber jeder Interessierte, der
sich über diese offizielle Meinung hinwegsetzte, konnte in der
Privatwohnung in Quedlinburg Feininger-Werke sehen. Die Gästebücher
der Familie Klumpp zeigen tausende Besuchernamen aus dem In- und
Ausland.
Nach dem Tod von
Julia Feininger im Jahr 1970 wurden vom Nachlassverwalter dem
Kulturministerium der DDR sehr hohe Dollarbeträge als Wert für die
Ölbilder angegeben, auf die Anspruch erhoben wurde. Dies löste
spontan ein großes Interesse der DDR-Behörden aus, die Sammlung
wurde in „Sicherungsverwahrung“ genommen und dem Amt für den
Rechtsschutz des Vermögens der DDR unterstellt.
Bei dem folgenden
Prozess am Bezirksgericht in Halle 1974 berief sich Klumpp zur
Verteidigung seiner Eigentumsansprüche auf die Briefe des Ehepaars
Feininger. Nach weiteren acht Jahren Auseinandersetzung des
US-amerikanischen Nachlassverwalters mit der DDR kamen die Ölbilder
nach New York.
1986
wurde der lange gehegte Wunsch von Klumpp nach öffentlicher
Zugänglichkeit realisiert. Es wurde mit den verbliebenen Werken die
Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg eröffnet. Im Jahr darauf
verstarb Hermann Klumpp.
Walter
Köppe
um
1926 am Bauhaus Dessau. Bekannt sind Fotografien von Walter Köppe
mit Studierenden und den Werkstattarbeiten
Architekt
in Halle
Fassade,
Zeichnung Walter Köppe 1976
Hermann
Werner Kubsch
Geb.
11. Februar 1911 in Dresden; gest 15. Juli 1983 in Dresden
-
Sohn
eines Arbeiters
-
Mitgliedschaft
in der sozialistischen Jugendbewegung
-
Von
1923 bis 1925 besuchte Kubsch die Staatliche Höhere Versuchsschule
(„Dürerschule“), die er vorzeitig „wegen politischer
Agitation“ verlassen musste.
-
Lehre
als Reklamemaler
-
1926-1928
Studium an der Akademie für Kunstgewerbe Dresden und am Bauhaus
Dessau
-
1929-1933
freischaffender Maler und Graphiker
-
1930
Mitglied der KPD, Mitglied der Assoziation revolutionärer
bildender Künstler und des Bundes proletarisch-revolutionärer
Schriftsteller
-
Erste
literarische Veröffentlichung 1930 in der Zeitschrift der
Büchergilde Gutenberg statt
-
ab
1930 Mitarbeiter der Arbeiterpresse, Tätigkeit in Agitpropgruppen
und als Rezitator
-
Mitglied
der Agitations-Spielgruppe "Rotes Tempo"
-
1932
Lehrer an der Marxistischen Arbeiterschule Dresden
-
Gründung
mit Lea und Hans Grundig
das Dresdner Kabarett
"Die Linkskurve"
-
1933
Verhaftung, Schutzhaft in Hohnstein
-
1935-1936
Reichsarbeitsdienst
-
1942-1945
Kriegsdienst
-
1945-1946
Leiter und Autor des Kabaretts "Die Eulenspiegel" Dresden
-
später
Chefdramaturg der "Gesellschaft für Zeitkunst"
-
1948
Schauspiel "Das tägliche Brot"
-
bis
1950 DEFA-Dramaturg, dort Film "Saure Wochen, frohe Feste"
-
bis
1983 freischaffender Schriftsteller und Kritiker in Dresden
-
1984 postumes Erscheinen
seines "Unordentlichen Tagebuchs"
Fritz
Kuhr
Geb. 10. Mai 1899 in Lüttich
(Belgien); gest. 25. Februar 1975 in Berlin
Am Bauhaus studierte Kuhr bei
den Künstlergrößen Kandinsky, Klee und Moholy-Nagy. Später wurde
er selbst als Lehrer für gegenständliches Zeichnen, Akt und
Portrait engagiert.
Als Kuhr 1923 die große
Bauhaus-Ausstellung in Weimar besuchte, beschloss er, sich als
Student der Malereiwerkstatt am Bauhaus einzuschreiben. Hier
begegnete er Paul Klee, dessen Schüler Kuhr bis 1930 war. Der
Kontakt zu Klee, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy am
Bauhaus beeinflusste ihn positiv in seiner künstlerischen Laufbahn.
Ab 1926 – nachdem das
Bauhaus nach Dessau übergesiedelt war – fungierte Kuhr zwei Jahre
lang als Vertreter der Studentenschaft im Meisterrat des Bauhauses.
1927 absolvierte der Bauhäusler die Gehilfenprüfung als Wandmaler
vor der Handwerkskammer in Dessau. Als Mitarbeiter des
Werkstattleiters Hinnerk Scheper arbeitete Kuhr 1928–1929 in der
Wandmalerei des Bauhauses. 1929–1930 unterrichtete Kuhr dann
selbst gegenständliches Zeichnen sowie Akt- und Portrait- bzw.
Figurmalerei im 3. und 4. Semester am Bauhaus. Auf der Ausstellung
„Film und Foto“ des Deutschen Werkbundes in Stuttgart, an der
viele am Bauhaus lebende Künstler und ehemalige Bauhäusler
teilnahmen, war Kuhr mit sechs Fotoarbeiten vertreten. Als die Nazis
1930 in Dessau an die Macht kamen, entschloss sich Kuhr das Bauhaus
zu verlassen und nach Berlin überzusiedeln.
Im selben Jahr nahm Kuhr mit
acht Werken an der Ausstellung „Vision und Formgesetz“ teil und
wurde ab Ende des Jahres international durch die Galerie Ferdinand
Möller in Berlin vertreten, die Kuhr an internationale
Ausstellungen vermittelte und dem Maler jährlich eine
Einzelausstellung in den eigenen Räumen widmete. 1934 diffamierte
die NSDAP Kuhr wegen seines Namens als Juden; ab diesem Zeitpunkt
hielt er sich fern von öffentlichen Auftritten. Im Privaten aber
fertigte er sorgsam Naturstudien an, um Schwächen seiner
künstlerischen Entwicklung auszugleichen. 1936 lernte Kuhr den
Munch- und Kirchnersammler Arnold Budczies kennen, der bis zu seinem
Tod 1943 Kuhrs materielle Existenz sicherte – mehr als 100
grafische Arbeiten und zehn Gemälde erwarb der Mäzen von Kuhr
während dieses Zeitraums.
1933 bis 1944 arbeitete Kuhr
als Dekorationsmaler bei der Firma Gustav Neuhaus und wurde primär
für dekorative Restaurierungsarbeiten in Berliner Museen eingesetzt.
1943 und 1944 wurde Kuhrs gesamtes künstlerisches Werk zweimal
ausgebombt. Der Maler wurde zum Kriegsdienst eingezogen und geriet
anschließend in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Ab 1946 lebte Kuhr dann als
vogelfreier Maler in Berlin; er hatte weder Licht noch
Malmaterialien. Durch die gegenseitige Unterstützung mit anderen
mittellosen Malerkollegen gelang trotzdem ein Neuanfang. Zu dieser
Zeit arbeitete Kuhr außerdem als Typograf für das Satireblatt
„Eulenspiegel“.
1947
stellte die Galerie Franz in Berlin Kuhrs Werke in einer Einzelschau
aus. Ein Jahr darauf wurde der einstige Bauhäusler zum
Hochschullehrer an die h.f.b.k. berlin berufen, wo er sich der
Ausbildung angehender Kunsterzieher widmete. Bis 1971 beteiligte sich
Kuhr jedes Jahr an zahlreichen Ausstellungen in Berlin und der
Bundesrepublik, u.a. an der Wanderausstellung der Berliner Neuen
Gruppe durch die USA.
Lange,
Annemarie
07.06.1907,
Dresden gest. 04.04.1976, Berlin begraben auf dem Dorotheen-städtischen
Friedhof Berlin; Schriftstellerin, Sachbuchautorin, Graphikerin,
Innenarchitektin
Abitur
am 6.3.1926 an der Städtischen Studienanstalt Dresden-Neustadt. Sie
dürfte zumindest ein Instrument erlernt haben und besitzt Erfahrung
im Weben. Ob sie in Dresden oder erst während ihres Praktikums in
Worpswede 1928 vom Bauhaus erfahren hat, ist unklar. Grafik-Studium
an der Kunstgewerbeakademie Dresden 1926 bis 1928.
Zum Wintersemester
1928/29schreibt sich Maria Müller und Annemarie Wimmer am Bauhaus
ein. Anne-Marie Wimmer, Studentin in der Ausbauwerkstatt am Bauhaus
Dessau, ist ab 1929 in der Tischlerei tätig. Die Tischlerei wird in
den Dessauer Jahren auch zumindest durch Kattina Both, Lotte Gerson,
Wera Meyer-Waldeck, Ella Rogler, Eva Fernbach und Annemarie Wimmer
(Bau von Schränken) intensiv genutzt. 1929 werden auf einer Liste
Engemanns Lore Enders und Annemarie Wimmer als „arbeitsgruppe
küche“ der Siedlung Törten aufgeführt, an der auch Konrad
Püschel beteiligt ist. 1929 schließt sie einen Lehrvertrag im
Tischlerhandwerk ab, die Gesellenprüfung erfolgt im Jahre 1932.
Nach einem
mehrwöchigen Aufenthalt bei einem Lübecker Hersteller kehrt sie
desillusioniert wieder an die Schule zurück. In ihrem Bericht gab
sie zu Protokoll, dass es für das Bauhaus besser wäre,
«Musterbeispiele in die Welt zu setzen», als sich «so krampfhaft»
um die Erfindung von gangbaren Massenartikeln zu bemühen. Allzu
entfernt erschien Wimmer der Entwurfsvorgang in der freien Wirtschaft
vom schöpferischen Ideal. Im folgenden Wintersemester (1931/32)
studiert auch Annemarie Wimmer wieder am Bauhaus.
In
Dessau lernte er 1930 die Bauhausschülerin Annemarie Wimmer kennen,
das Paar heiratete 1938;
Nach 1930, als die
Werkstätten schon geschlossen worden waren und der Unterricht
vorwiegend auf Papier stattfand, war solch kritische Selbstreflexion
am Bauhaus nicht selten. Wimmers Aussage belegt die Diskrepanz
zwischen individuellem künstlerischem Anspruch und dem Programm am
Bauhaus, das den auf die Industrie ausgerichteten Designer
auszubilden gedachte.
Mit Wera
Meyer-Waldeck, Annemarie Wimmer, Maria Müller, Margot Loewe, Lore
Enders, Wera Itting und Annemarie Wilke finden wir in der
Bauabteilung unter Mies van der Rohe Studentinnen, die schon unter
Meyer studiert hatten. AnnemarieWimmer und andere entwerfen
zumindest im WS 1931/32 Siedlungshäuser. Zu vermuten ist, dass auch
sie jene dominierende Serialität aufweisen, die zeitgleich
entstandene Siedlungsentwürfe bei Hilberseimer zeigen. Das
‘Studentinnenwohnheim’ Annemarie Wimmers entstand im
Sommersemester 1932, evtl. bei Hilberseimer oder als freie Arbeit.
Aber auch ihre Entwürfe sind bisher nicht dokumentiert.
1932 wird auch das
Studium Annemarie Wimmers von seiten des Meisterrates beendet. Sie
scheint das Studium bei Mies van der Rohe gemieden, ihre eigene
Chance gesucht zu haben. Der Beirat verweigert Annemarie Wimmer im
März 1932 die Diplomzulassung, da das Studium noch nicht beendet
sei, beschließt jedoch vier Wochen später: „Wimmer ist im neuen
Semester nicht mehr Studierende, da das Studium beendet ist“. Am
15.8.1932 wird das Bauhaus-Diplom Nr.101 auf den Namen Annemarie
Wimmer ausgestellt. Im Nachlass befindet sich jedoch lediglich ein
von Mies van der Rohe erst im November 1932 unterzeichnetes Zeugnis.
Ihr Diplom erhielt sie schlussendlich nicht.
Annemarie Wimmer
gelingt der Berufseinstieg nach Arbeitslosigkeit erst 1934. Wimmer
wird aushilfsweise beim Hochbauamt Berlin-Schöneberg tätig. Die
beiden ehemaligen Bauhauskommilitoninnen Annemarie Wimmer und Wera
Meyer-Waldeck werden 1935 resp. 1936 bei den Reichsautobahnen
angestellt, wo sie bspw. mit Natursteinverblendungen von
Brückenbauten befasst waren. Annemarie Wimmer kann neben dieser
Tätigkeit 1937 freiberuflich Musterräume für eine
Wanderausstellung des deutschen Frauenwerks entwerfen. Sie bleibt bis
1945 in den Diensten der Reichsautobahnen tätig.
1946 wird
Annemarie Lange auf Vermittlung des ehemaligen Kommilitonen Ernst
Scholz in Potsdam zur Regierungsrätin ernannt. Bis September 1945 im
Brückenbau bei der Reichsbahn beschäftigt, ist sie nun für den
Wiederaufbau kriegszerstörter Brücken in der Mark Brandenburg
zuständig. Wie das Neue Deutschland am 14.8.1948 vermeldet, konnten
von den 440 im Krieg zerstörten Brücken im Land Brandenburg bis
1948 fast 400 Brücken wieder hergerichtet werden, davon 83 in
massiver Bauweise. In der Zeitungsausschnittsammlung Annemarie Langes
ist der Satz markiert: „Neben den laufenden Reparaturen wurden im
folgenden Jahr hauptsächlich die Brücken im Oderbruch neu
errichtet.“
Schon ein Jahr
später wird sie in Berlin als Lektorin, ab den fünfziger Jahren als
Schriftstellerin tätig. Sie wechselt aus der Verantwortung für den
Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur des Oderbruchs in die Funktion
einer Lektorin im Kinderbuchverlag in Berlin.
Annemarie
Lange schrieb später in der DDR vielfach aufgelegte
kulturhistorische Berlin-Bücher und zur Baugeschichte und mehrere
Stadtführer.
Ein
Teilnachlass von Annemarie Lange befindet sich im
Schriftstellerarchiv der Akademie der Künste, allerdings keinerlei
planerische Unterlagen.
Lange,
I. M.
Johann
(Hans) Friedrich Lange, der sich Johann Melchior Lange, I.M. Lange,
kurz: I.M.L., nannte, wurde 1891, in Berlin geboren. 1972 starb er in
Berlin.
Sein
Vater war Goldschmied und handelte mit Immobilien. I.M. Lange brach
die Schule ab und begann eine Ausbildung: zunächst an der
Königlichen Bauschule in Dresden, sodann als Volontär einer
Potsdamer Buchhandlung, schließlich als Verlagskaufmann. Er machte
1911 in Wismar die Bekanntschaft von Georg Heym und 1914 die von
Franz Pfemfert, der 1916 in seiner Zeitschrift "Aktion"
unter dem Pseudonym HALA ein expressionistisches Gedicht des
mittlerweile im Kriegsdienst stehenden und als Feldbuchhändler
eingesetzten Lange publizierte. Bis in die frühen zwanziger Jahre
hatte er engeren Kontakt zu Carl Zuckmayer.
Lange
lebte längere Zeit in Heidelberg, wo er Walter Benjamin kennen und
schätzen lernte, und Westfalen, später wieder in Berlin, er
arbeitete als Antiquar und Bibliothekar. 1927 erschien sein
Gedichtband "Frank und Sebastian". Zwei Jahre später trat
Lange in die KPD ein.
Er
lehrte am Bauhaus in Dessau und in der Marxistischen Arbeiterschule
(MASCH), schrieb unter dem Kürzel iml für die "Rote Fahne"
und war Lektor und Korrektor bei Publikationen der
Münzenberg-Verlage.
In
Dessau lernte er 1930 die Bauhausschülerin Annemarie Wimmer kennen,
das Paar heiratete 1938; Annemarie Lange schrieb später vielfach
aufgelegte kulturhistorische Berlin-Bücher. Während des Krieges war
I.M. Lange als Hilfsbibliothekar und Hilfsarbeiter tätig.
In
der DDR machte er spät noch Karriere im Verlag Volk und Wissen, wo
er politisch für die gesamte Schulbuchproduktion verantwortlich war,
in der SED-Parteihochschule und am Zentralinstitut für
Bibliothekswesen. Er promovierte noch als Sechzigjähriger mit einer
Arbeit über die gesellschaftlichen Beziehungen in Fontanes Romanen,
gab eine Dokumentation zeitgenössischer Quellen zur Revolution von
1848 heraus, die erste Fontane-Ausgabe bei Aufbau, Bücher von Heine,
Hauff und Alexis, er verfaßte Monographien und Kommentare zu
Leibniz, Fallada und Thomas Mann, Aufsätze und Rezensionen.
Das
Manuskript zu seinen Memoairen entstand in der zweiten Hälfte der
fünfziger Jahre, Korrekturvermerke verweisen auf das Jahr 1963. Es
umfaßt 500 Seiten und liegt heute in Langes Nachlaß, den die
Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt.
Lediglich ein Auszug, der Erinnerungen an die Novemberrevolution
enthielt, war 1958 in der "Neuen Deutschen Literatur"
veröffentlicht worden. Lange war enttäuscht, daß sein
Lebensbericht offenbar nicht auf das von ihm erhoffte Interesse
stieß.
1970
wurde er zum Professor ernannt. I.M. Lange starb 1972 in Berlin.
Magda
Langenstraß-Uhlig
Geb. 11. November 1888; gest.
2. Oktober 1965
Bereits 1919 stellte sie Seite
an Seite mit Kurt Schwitters in der Berliner STURM-Galerie aus.
Langenstraß-Uhlig schuf ein umfangreiches expressionistisches und
teilweise vom Bauhaus inspiriertes Werk, das heute nur noch wenige
kennen.
Die am 11. November 1888 in
Zillbach/Thüringen geborene Künstlerin besuchte zwischen 1895 und
1903 die höhere Töchterschule in Bad Berka, wo ihr Interesse und
Talent für Malerei entdeckt und gefördert wurde. Danach lebte sie
für ein Jahr in einem Mädchenpensionat in Erfurt, an dem sie
weiterhin Zeichenunterricht erhielt. Der Umzug der Eltern nach
Weimar 1904 ermöglichte den Besuch der dortigen Großherzoglichen
Zeichenschule und verschiedener fakultativer Kurse an der
Großherzoglichen Kunstschule von 1905 bis 1906. An der Kunstschule
war Langenstraß-Uhlig ab 1907 immatrikuliert. Ihr Studium bei
Schneider, Mackensen, Melcher und Olde schloss sie am 21. Juni 1911
mit einem Malerei-Diplom ab. Im Jahr darauf übersiedelte die
Malerin nach Jena, um dort freischaffend tätig zu sein. Dort
heiratete sie 1914 den angehenden Arzt Karl Langenstraß mit dem sie
bis 1918 in Ilsenburg wohnte. Während des Ersten Weltkrieges
begleitete sie ihren Mann in die verschiedenen Lazarette, in denen
er als Truppenarzt wirkte, und zeichnete das dort Gesehene. Im
Januar 1918 kam es zu Kontakten mit Herwarth Walden und damit zu
einer künstlerischen Neuorientierung. Die Werke Klees und
Kandinskys, des deutschen Expressionismus wurden wichtig. Im Juni
1919 stellte Magda Langenstraß-Uhlig gemeinsam mit Kurt Schwitters
in der STURM-Galerie aus.
1920 erfolgte der Umzug nach
Egloffstein bei Nürnberg. In diesem Jahr und 1923 wurden die Töchter
Sinje und Gudrun geboren. Nachdem Karl Langenstraß in die USA
ausgewandert war, studierte Magda von 1924 bis 1926 am Bauhaus in
Weimar und Dessau. Dort besuchte sie den Vorkurs von Albers und
Moholy-Nagy, die Kurse zur Form- und Farbenlehre bei Klee und
Kandinsky sowie den Unterricht Joost Schmidts zur Schrift. Zudem war
sie unter Muche und Gunta Stölzl in der Webereiwerkstatt tätig.
Der Ausbildung am Bauhaus
folgten 1926–1927 Kurse in der Mal- und Modellierschule von Arthur
Lewin-Funke in Berlin. In dieser Zeit siedelte sie nach Rehbrücke
bei Potsdam über. Bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung
beschäftigte sich Langenstraß-Uhlig mit abstrakter Malerei. Nach
1933 zog sich die Künstlerin, die von 1925 bis 1932 Mitglied der
Berliner Künstlervereinigung „Internationale Vereinigung der
Expressionisten, Futuristen, Kubisten und Konstruktivisten e.V./Die
Abstrakten/Die Zeitgemäßen“ gewesen war, aus dem öffentlichen
Kunstgeschehen zurück. Studienreisen nach Italien (1934) und in die
USA (1935) bezeugen dennoch ihr anhaltendes Interesse an der Kunst.
Die
erhöhte Bombengefahr in Berlin zwang Magda Langenstraß-Uhlig,
1944–1945 mit ihren Kindern nach Bayern umzuziehen. Nach dem Krieg
ging sie nach Rehbücke zurück, wo sie 1951–1952 die
Bauhaus-Farbenlehre rekonstruierte. Im Jahr 1952 übersiedelte
Langenstraß-Uhlig in die Bundesrepublik Deutschland. Hier wohnte sie
u.a. in Frankfurt a.M. und in Marburg. Am 2. Oktober 1965 starb Magda
Langenstraß-Uhlig in Wehrda.
Robert
Lenz
Robert
Lenz war Schüler am Bauhaus Dessau. Während des Krieges bestand
offenbar eine Tätigkeit im Architekturbüro von Le Corbusier in
Paris, wo er aber wegen verschiedener Unstimmigkeiten mit ihm wieder
ausschied.
Als
Architekt war er 1945 zur Hauptabteilung Bauwesen des Landes
Brandenburg nach Potsdam gekommen, wo er sich maßgeblich um den
Aufbau des Instituts für planwirtschaftliches Bauen und der
volkseigenen Entwurfsbüros kümmerte. Im VVB Entwurf arbeitete Lenz
als Leiter mit mehreren jüngeren Kollegen.
1948
erläuterte Robert Lenz anhand von Entwürfen für eine Zentralschule
in Storkow und eine Einheitsschule in Gotha die Konzeption einer
"Jugendstadt" im Pavillonbau. Dieser fortschrittlichste
Schultyp sei bereits in westlichen Ländern erprobt worden. (s.
Bildende Kunst 2/48)
Die 1949 von Henrik Fischer und
Robert Lenz entworfenen Gebäude der Akademie für Staat und Recht in
Babelsberg wurden in den Jahren bis 1951 errichtet. Augenfällige
Besonderheiten der dreigeschossigen Gebäude sind die versetzt
angebauten Treppenhäuser, in deren Fassade Glassteine eingemauert
wurden, sowie die Laubengänge, über die die Studentenapartments zu
erreichen sind und die den Häusern ihren Namen gaben. Schon zur
Entstehungszeit dienten sie als Wohnheime der Studenten der Akademie
für Staat und Recht und stehen für das Anknüpfen an der
internationalen Moderne gleich nach Kriegsende. Enger Mitarbeiter von
Lenz an der VVB Entwurf war Henrik Fischer, der 1949 die
Projektleitung für die Richterschule in Babelsberg und die
Sportschule in Storkow übernommen hatte, wobei es zu Zusammenarbeit
mit Hans Scharoun kam.
Scharoun plante eine Mensa, die
jedoch nicht mehr umgesetzt werden konnte.Weiteren Kontakt in diesem
Zeitraum hatte Lenz zum Grünplaner Funcke, der später die Idee zum
Sport- und Jugendpark Babelsberg haben sollte (ebenfalls nur
ansatzweise verwirklicht). Wegen der Formalismusdiskussion zog sich
Lenz, Fischer wie auch Scharoun aus dem Baugeschehen zurück. Weitere
Bauten wurden dann im Stil nationaler Tradition ausgeführt.
1952-1953
war er jedoch noch mit Liv Falkenberg am Ausbau der Akademie für
Staats- und Rechtswissenschaften in Forst-Zinna beteiligt.
Später
gestaltete er diverse Küchenmaschinen, wie 1957 die über eine
Nullserie nicht hinausgehende "Imme" aus dem VEB Döbelner
Beschläge und Metallwaren oder die danach folgende "Libelle",
nun in größerer Stückzahl, aber auch 2 elektrische
Schlagwerk-Kaffemühlen sowie eine Handkaffeemühle.
Mit
dem Holzgestalter Hans Brockhage in Schwarzenberg verband ihn eine
Freundschaft.
Otto
Lindig
Geb. 4. Januar
1895 in Pößneck; gest. 4. Juli 1966 in Wiesbaden
Lindig wurde in der
Keramikwerkstatt des Bauhauses schnell zur führenden Kraft. Seine
und Theodor Boglers Töpfereien und Dekors prägten den Charakter der
Bauhaus-Keramik maßgeblich. Otto Lindig wurde am 4. November 1895 im
thüringischen Pößneck geboren. Von 1909 bis 1911 besuchte er eine
Zeichen- und Modellierschule in Lichte, in der der Nachwuchs der
Thüringer Porzellanfabriken ausgebildet wurde. Anschließend begann
Lindig eine Bildhauerlehre bei Max Bechstein in Ilmenau. 1913 folgte
eine Ausbildung in der Keramischen Abteilung der Großherzoglich
Sächsischen Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes in Weimar. Im
Anschluss studierte Lindig bis 1918 in der Bildhauerklasse von
Richard Engelmann an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für
bildende Kunst Weimar. Otto Lindig erhielt seine Ausbildung also u.a.
an den beiden Institutionen, die 1919 zum Staatlichen Bauhaus Weimar
zusammen gelegt wurden. 1917 legte er sein Diplom als Bildhauer ab
und richtete ein eigenes Atelier ein.
Ab 1919 arbeitete er als
Bildhauer in einem Meisteratelier des Weimarer Bauhauses und wurde im
November 1920 Lehrling der keramischen Werkstatt des Bauhauses in
Dornburg. Diese war zu diesem Zeitpunkt bereits von Gerhard Marcks
und den ersten Bauhaus-Studenten eingerichtet worden. „Nach
Dornburg siedelte ich Herbst 1920 über und entschloß mich
umzusatteln und die Töpferlehre zu machen. Zu der Übersiedlung
bewog mich das Zureden von Marcks, der mich gern dort haben wollte,
und zur Töpferei ging ich, weil ich längst einsah, daß es bei mir
zu einem wirklich großen Bildhauer doch nicht reichen würde.“
Zuvor hatte Lindig seine spätere Frau Erna kennen gelernt, die drei
Kinder in die Beziehung brachte. Hans-Peter Jakobson vermutet
deshalb, dass ökonomische Gründe die Entscheidung für die
einträglichere Töpferarbeit in Dornburg beschleunigten. Gemeinsam
mit seinem Schwager Theodor Bogler wurde Lindig hier „bald zur
führenden Kraft unter den Lehrlingen und Gesellen“ und „bestimmte
zunehmend deutlicher mit seinen Arbeiten den Charakter der
Bauhauskeramik.“ 1924 übernahm er die technische und kurz darauf
auch die kaufmännische Leitung der Werkstatt. Diese Position hatte
er bis zur Schließung des Weimarer Bauhauses am 31. März 1925 inne.
Nach einer Phase der Unsicherheit wurde die Werkstatt von der
Weimarer Hochschule für Handwerk und Baukunst übernommen und zum
alleinigen Leiter der Keramischen Werkstatt in Dornburg bestellt,
obwohl er seine Meisterprüfung erst 1926 ablegte.
Als auch
die Bauhochschule Weimar 1930 schließen musste, führte Lindig die
Dornburger Werkstatt als Pächter privat fort. Eine Lehre begann dort
u.a. die Tochter des Keramikers Carl Fischer. Am
31. März 1946 die Dornburger Werkstatt endgültig auf.
1947 folgte er dem Ruf seines
ehemaligen Lehrers Gerhard Marcks und übernahm einen Lehrauftrag als
Leiter der Meisterklasse für Keramik an der Landeskunstschule
Hamburg (der späteren Hochschule für Bildende Künste), wo er bis
zu seiner Emeritierung 1961 blieb. Otto Lindig starb am 4. Juni 1966
in Wiesbaden.
1949
übernahmen die zuvor in Berlin tätigen Bildhauer und Keramiker
Heiner-Hans Körting und
Gerda Körting die
leer stehende Werkstatt. Damit begann ein neues Kapitel in der
Geschichte der Keramikherstellung in Dornburg, das bis in die
Gegenwart reicht. Lisa Körting, ebenfalls Keramikerin und ab 1955
die zweite Ehefrau von Heiner-Hans, trug wesentlichen zum
künstlerischen Profil und der überregionalen Anerkennung der
Werkstatt bei. Obgleich ein ästhetischer Bruch zur Bauhaus-Zeit
vollzogen wurde, gelang es den Körtings, der Werkstatt mit
eigenständigen und zeitgemäßen Produkten eine weitreichende
Bekanntheit im Bereich der Gefäßkeramik, der Tier- und der
abstrakten Plastik sowie der dekorativen keramischen Reliefgestaltung
zu verschaffen. Ulrich Körting, Sohn aus zweiter Ehe, führt die
Werkstatt heute als Töpfermeister.
Emanuel
Lindner
Emanuel Lindner
(Geb. 1. April 1905 in Lucavica, Siebenbürgen; gest. 1985 in
Osnabrück) war ein deutscher Architekt, der sich besonders im
Industriebau der klassischen Moderne betätigte.
Lindner
absolvierte eine Ausbildung am Bauhaus Dessau und Berlin von 1930 bis
1934 u. a. bei Ludwig Mies van der Rohe. Seit 1935 arbeitete er als
freier Architekt in Berlin. 1946 lehrte er an der neugegründeten
Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar
Werklehre und Entwerfen; seit 1949 arbeitete er in Essen und
Osnabrück, wo er auch eine Professur innehatte.
Wilhelm
Löber
Geb. 26.
Februar 1903 in
Neidhartshausen; gest. 28. Juli
1981 in Juliusruh; deutscher
Bildhauer und Keramiker.
Er war Bauhausschüler und Meisterschüler
von Gerhard Marcks. 1956 war er
Mitbegründer der Fischlandkeramik, und
1967 begründete er die Rügenkeramik. In
Norddeutschland ist er mit zahlreichen
Skulpturen vertreten.
1903 wurde
Wilhelm Löber in Neidhartshausen
(Thüringische Rhön) geboren. 1912 zog die Familie nach Ilmenau.
Nach dem Abitur an der dortigen Goetheschule
besuchte er die Staatliche Kunstschule in Berlin-Schöneberg.
Von 1923 bis
1926 machte er an der von Gerhard Marcks unter Mitwirkung von Otto
Lindig geleiteten Dornburger
Töpferwerkstatt des Bauhauses Weimar
eine Lehre mit dem Abschluss als Geselle. Von 1923 bis 1925
absolvierte er außerdem eine Ausbildung als Holz- und Steinbildhauer
in der von Josef Hartwig geleiteten
Bildhauerei des Bauhauses.
1926/1927
arbeitete er als Modelleur sowie Gips- und Porzellanformer in der
Keramischen Fachklasse der staatlichen Berliner
Porzellan-Manufaktur (KPM). 1927 entwarf er die
noch heute dort produzierte „Löberschale“. Dieser Klassiker
entspricht in seiner Schlichtheit der Neuen Sachlichkeit,
wie sie auch am Bauhaus realisiert wurde. Von 1926 bis 1929 war er
auch Abendschüler an den Vereinigten Staatsschulen für freie
und angewandte Kunst in Berlin.
Von 1929 bis
1932 war Wilhelm Löber Meisterschüler von Gerhard Marcks in der
Klasse für Plastik an der Halleschen Kunsthochschule Burg
Giebichenstein. Zu den Lehrkräften gehörte auch
die Leiterin der keramischen Werkstätten Marguerite
Friedlaender, die 1925 aus Weimar nach Halle
gegangen war. Beim Leiter der Metallwerkstatt der "Burg" in
Halle, Karl Müller, machte Wilhelm Löber
1930 auch eine Ausbildung als Metalltreiber. Ebenfalls1930 heiratete
er seine Kommilitonin Frida Lüttich, die Malerei studierte.
1931 stellte
er für das Wohngebiet „An der Vogelweide“ in Halle ein Denkmal
„Walther von der Vogelweide“ fertig. Nach einer
nationalsozialistischen Hetzkampagne, der Dichter sei entartet und
„in Barlachscher Manier“ dargestellt,
wurde es 1937 abgerissen. Dieses Schicksal blieb dem expressiven
Relief von 1932 am Goethebrunnen auf dem
Ilmenauer Friedhof erspart, das bereits
1933 für 12 Jahre mit Brettern verschalt wurde.
Die
Lehrjahre Löbers, die 1932 ihrem Ende zugingen, waren auch
Wanderjahre. Schon seit der Ilmenauer Schulzeit war er bei der
Wandervogel-Bewegung. Studienreisen führten
ihn dann 1923 nach Italien, 1926 auf Island, 1927 nach Paris, 1929
nach Lappland und Leningrad sowie 1939 nach Griechenland und
Albanien.
1932
verlagerte sich das Leben Wilhelm Löbers zunächst zum Fischland.
Seine Eltern hatten seit 1911 ein Fischland-Feriendomizil in
Althagen. Dort kauften sie für ihn und
seine Frau 1932 eine Kate. Die beiden arbeiteten dann freischaffend,
Wilhelm bis 1939 auch in seinem Berliner Atelier, wo ein Großteil
seiner damaligen bildhauerischen Werke entstand. Ebenfalls in Berlin
absolvierte er bei Joseph Gobes von 1929 bis 1936 eine Ausbildung zum
Steinbildhauer.
1933
veranstaltete das Ehepaar Löber in der Berliner Galerie Gurlitt
eine Gedenk-Ausstellung für Fridas ältere Schwester, die Malerin
Ella Lüttich-Etzrodt. Deren Tod im März 1932 war von Wilhelm Löber
bald darauf in seinem Goethebrunnen-Relief reflektiert worden. In
Althagen schuf er dann aus Lindenholz die Reliefstele „Zwei
Schwestern“.
1940 wurde Wilhelm
Löber zur Wehrmacht eingezogen und diente zunächst in einem
Baubataillon und dann bis 1945 als Gefreiter. Zweimal wurde er
verwundet.
Als
Kriegsgegner schuf er Werke wie die Holzplastik „Frieden“ und die
Kupfertreibarbeit „Triptychon gegen den
Krieg“. Die Schnitzarbeit entstand 1951 in Empfertshausen,
wohin die Familie 1946 gezogen war und wo Löber an der dortigen
Staatlichen Schnitzschule lehrte.
1950 wurde
er Mitglied der SED und Gemeindevertreter.
Die Lehrtätigkeit musste er 1952 beenden, weil er für einen aus
politischen Motiven verurteilten Schüler eingetreten war.
Nach einem
kurzen Aufenthalt in Wismar, wo er in der
Fachabteilung Stein der Fachschule lehrte, ging er mit seiner Familie
nach Althagen zurück. Ab Januar 1953
arbeitete er wieder freischaffend, u. a. in Rostock,
wo er drei Säulenkapitelle in der Langen Straße
gestaltete. Ebenfalls für den freien Raum schuf er 1959 den
Fischbrunnen in Barth, 1960 ein
Ernst-Moritz-Arndt-Denkmal in Löbnitz
sowie die wuchtigen Moschusochsen in den Zoos in Rostock und Berlin
(1961 und 1964).
1956 hatte
er in Althagen mit seiner Frau sowie dem Ehepaar Klünder,
das jedoch bald wieder ausschied, die Fischlandkeramik
begründet. Der Familienbetrieb wird heute in Ahrenshoop
im Dornenhaus vom Sohn Friedemann Löber geführt.
1965 entsteht das
überlebensgroße Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtpark
von Ribnitz-Damgarten. 1966 ließen sich die Eltern scheiden, und
Löber zog 1967 für kurze Zeit nach Berlin-Weißensee und arbeitete
in der Bildhauerwerkstatt seines Sohnes Ernst. Danach ging er nach
Juliusruh.
In Juliusruh
betrieb Margarethe Markgraf einen Buch- und Kunstgewerbeladen Sie
hatte deshalb die Fischlandkeramik-Werkstatt in Althagen aufgesucht
und Wilhelm Löber kennen gelernt. Nun richtete er bei und mit ihr
1967 eine Keramikwerkstatt ein und begründete damit die
Rügenkeramik, die bald einen enormen Zulauf hatte.
1970
heirateten sie, und im Jahr darauf wurde der bis dahin parallel
betriebene Kunstgewerbehandel aufgegeben. Der Betrieb florierte. Bald
hatte er die für DDR-Privatbetriebe maximal erlaubten zehn
Mitarbeiter. Die lukrative Keramik wurde mehr und mehr von Frau Marga
betreut, während Löber sich der Bildhauerei widmete. Wieder gab es
viele Tierplastiken, z. B. den lebensgroßen kupfernen „Seeadler
mit Beute“ von 1969, heute im Turm von Schloss Granitz
hängend. Eine weitere Kupfertreibarbeit ist der
Fischbrunnen, der 1970 vor der Werkstatt aufgestellt wurde. Im
gleichen Jahr entstand der wandfüllende „Tanz der Kraniche“ –
ebenfalls in Kupfer – für ein Hotel in Bergen,
wie überhaupt der Kranich sein Lieblingstier war. Auch schuf er
Porträts in Bronze und Keramik von seinen Kindern, weiteren
Verwandten, Freunden und anderen Zeitgenossen. Phantasievolle
Kupfer-Treibarbeiten gestaltete er an den Werkstatt-Türen in
Juliusruh, und ein lebensgroßes Walross, noch auf dem Fischland
entstanden, bewacht den zugehörigen Garten am 2012 so benannten
„Löberplatz“.
Um sich der
Bildhauerei und der künstlerischen Gestaltung von Keramiken noch
stärker widmen zu können, beschloss er die Übergabe des größten
Teils der Rügenkeramik-Werkstatt an den Staatlichen Kunsthandel der
DDR. 1975 erfolgte der Verkauf einschließlich der Muster und Formen,
und es verblieb nur noch ein Mitarbeiter beim Ehepaar Löber. Vom
fortgesetzten Schaffensprozess zeugen Keramiken aus der 2. Hälfte
der 1970er Jahre. Teilweise dienten sie als Vorarbeit für Bronzen.
In der Zeit
der Klassischen Moderne begann er als der
Prototyp eines Bauhäuslers im Sinne seines wichtigsten Lehrers
Gerhard Marcks, der Kunst und Handwerk zusammenführte. In den 1960er
und 1970er Jahren fertigte er dann die beliebte Fischland- und
Rügenkeramik. Dabei wurden recht verspielte Formen und Motive
aufgegriffen, die sich vom ursprünglichen Bauhausgedanken
entfernten.
Vor allem in
Halle an der Burg Giebichenstein wurde
Löber mit sämtlichen Bildhauertechniken und Materialien vertraut,
die er in seinen späten Schaffensjahren nutzen konnte. Während
erste Werke expressionistische Anklänge – besonders auch an den
von ihm sehr verehrten Ernst Barlach –
hatten und sich bewusst unsanft gaben, war er später bestrebt, mit
seinen bildhauerischen Werken eher Harmonie zu schaffen. Als Lehrer
und als Chef war er geschätzt und geachtet.
Wilhelm Löber
starb am 28. Juli 1981 in Juliusruh.
Carl
Marx
Geb. 18. August
1911 in Göttnitz, gest. 10. März 1991in Dessau
Erst lange nach seiner Zeit am
Bauhaus fand Marx seinen eigenen künstlerischen Weg. Geprägt von
unterschiedlichen modernen Malstilen schuf er Werke, die einer der
Realität entrückten Welt entstammen.
Im Alter von 15 Jahren begann
Carl Marx eine Lehre als Dekorationsmaler in Dessau, die er 1929
abschloss. Nebenher besuchte er Zeichenkurse in der Abendschule.
Während seiner Lehre trat Marx der Sozialistischen Arbeiterjugend
bei und ging zwischen 1929 bis 1931 auf Wanderschaft durch die
Schweiz und Österreich. Kaum zurück, kam er 1932 ans Bauhaus
Dessau, wo er zunächst den Vorkurs bei Josef Albers und dann den
Unterricht bei Wassiliy Kandinsky und Joost Schmidt besuchte. Er
belegte außerdem Kurse bei Ludwig Mies van der Rohe, Hinnerk Scheper
und, nach dem Umzug des Bauhauses nach Berlin, in der Werkstatt für
Reklame, Typografie und Druckerei bei Joost Schmidt sowie in der
Fotografieabteilung bei Walter Peterhans.
Nach Kriegsende kehrte Marx
zurück nach Dessau und befasste sich zunächst mit den
Wiederbelebungsversuchen des Bauhauses. Ab 1947 arbeitete Marx als
freischaffender Maler und fand erst allmählich zu einem eigenen
künstlerischen Stil. Ebenfalls 1947 fand eine erste Ausstellung
seiner Werke statt.
In den Fünfzigerjahren schuf
er, oft zusammen mit Kollegen, auch architekturbezogene Arbeiten.
1953 wurde er aus der SED wegen mangelhaften Anpassungswillens
ausgeschlossen. In diesem Jahr arbeitete er auch als Betonbauer.
Auf einen festen Kreis von
Liebhabern seiner Kunst konnte Marx erst ab den Sechzigerjahren
zählen, Gelegenheiten für Ausstellungen boten sich ihm nur selten.
Marx gehörte zu den Außenseitern der Kunstszene in der ehemaligen
DDR. Das Leben des eigenbrötlerischen und zugleich
lebenshungrig-liebenswürdigen Künstlers war geprägt von der
Situation eines selbstgewählten „Gegenlebens“. Seine Modelle
fand Marx in Dessaus Bädern in grüner Umgebung – bevorzugt im
Sommer, wenn die Atmosphäre seiner Vorstellung eines besseren Lebens
in sinnenfreudigen und unverkrampften menschlichen Beziehungen nahe
kam.
1965/66 entsteht eine
Hinterglasmalerei für den Kosmetiksalon Scheibe Nord in Dessau
1971
widmete die Galerie Moritzburg in Halle Carl Marx eine erste
Einzelausstellung. Von diesem Zeitpunkt an gelangten seine Bilder
auch öfter in öffentliche Sammlungen. Die bislang größte
Retrospektive fand 1986 zu Marx’ 75. Geburtstag im Bauhaus Dessau
statt. 1990 führte er eine Auseinandersetzung über die geplante
Rekonstruktion der Dessauer Bahnhofshalle herbei.
Wera
Meyer-Waldeck
Geb. 6. Mai
1906 in Dresden; gest. 25. April 1964 in Bonn
Für das Bauhaus hatte sie fast
die gesamte Innenausstattung der ADGB-Bundesschule in Bernau
entworfen. Doch erst in den 1950er-Jahren machte sie sich als
Architektin und Innenarchitektin einen Namen.
„ich war durch erziehung,
schule und akademieluft geistig und psychisch so verkalkt, daß ich
eines sehr lebendigen organismus bedurfte, um mich von dieser
steifheit zu befreien. Deshalb kam ich ans bauhaus. hier fand ich
lebendige und gesunde menschen und viel aktivität und vitalität.“
Wera Meyer-Waldeck, in: bauhaus, 1928, 2. Jg., H. 4, Dessau, S.
18.
Wera Meyer-Waldeck wurde am 6.
Mai 1906 in Dresden geboren. Durch die berufliche Laufbahn ihrer
Eltern wuchs sie mit ihren Geschwistern bis zum 8. Lebensjahr in
Alexandrien auf. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wanderte die
Familie in die Schweiz aus; danach kehrt Wera Meyer-Waldeck in ihre
Geburtsstadt Dresden zurück. Hier studierte sie von 1921 bis 1924 an
der Frauenschule Dresden und machte ihren Abschluss als
Kindergärtnerin und Hortnerin. Darauf folgte ein dreijähriges
Grafik-Studium an der Akademie Dresden.
Am
20. April 1927 schrieb sich Meyer-Waldeck an der Hochschule für
Gestaltung, am Bauhaus in Dessau ein. Hier suchte sie das moderne
Leben und einen modernen pädagogischen Ansatz, der ihrem Wesen
entsprach. Bei Josef Albers und László Moholy-Nagy lernte sie im
Vorkurs den Umgang mit unterschiedlichen Materialien. Der Unterricht
beeinflusste ihre Denkweise tiefgreifend und sie war sicher, „[…]
wenn es am bauhaus nichts weiter gäbe als diesen vorkurs, so würde
das menschlich und künstlerisch soviel bedeuten, daß es sich schon
allein darum lohnte, [ans Bauhaus zu kommen].“ Neben dem Vorkurs
nahm Meyer-Waldeck am Unterricht von Wassily Kandinsky und Paul Klee
teil.
Ab
dem Wintersemester 1927 studierte die junge Bauhäuslerin bei Marcel
Breuer in der Tischlerei. Hier entstanden Entwürfe für einen
Kinderhocker, einen Liegestuhl, einen Tee- sowie einen Klapptisch. Im
Sommer 1928 besuchte sie den „gastkurs städtebau“ bei dem
niederländischen Architekten Mart Stam. Ab dem Wintersemester
1928–1929 war sie außerdem Schülerin bei Klee, lernte bei
Schlemmer und in der Bau-/Ausbauabteilung unter Hannes Meyer. Im
Frühjahr 1929 unterschrieb Meyer-Waldek einen Lehrvertrag für die
Tischlerei bei Karl Bökenheide; das Bauhaus hatte ihr zudem „zum
Erwerb beruflicher Praxis eine Mitarbeit im Büro Meyer“ angeraten.
Im
Wintersemester 1929–1930 arbeitete die vielseitige Meyer-Waldeck an
den Planungen zur Schule des ADGB in Bernau bei Berlin mit. Der
Großteil der Möblierung und des Innenausbaus stammen von
Meyer-Waldeck. In ihrem Diplomzeugnis wurde ihr auch die Mitarbeit an
den Projekten „Wohnung Piscator, Berlin“ (Entwurf und
Ausführung), Arbeitsamt Dessau (Innenausstattung), sowie der
Möblierung des Hauses Hahn in Dessau attestiert.
Als ihr Vater im Mai 1930
starb, reiste Meyer-Waldeck zu ihrer Familie in die Schweiz. Sie
unterbrach aufgrund dieses Ereignisses und einer Krankheit das
Studium am Bauhaus für ein Jahr. Als sie im Mai 1931 zurückkehrte,
hatte nun Ludwig Mies van der Rohe die Leitung der Schule übernommen.
Meyer-Waldeck studierte nun bei Ludwig Hilberseimer und van der Rohe
und in der Wandmalerei bei Alfred Arndt. Fast vier Jahre lang war sie
nun im Möbelbereich tätig gewesen; schließlich erhielt sie ihren
Gesellenbrief. 1932 schloss Meyer-Waldeck ihr Studium mit dem
Bauhaus-Diplom und einer Abschlussarbeit über eine „Achtklassige
Volksschule und Kindergarten” ab.
Nach dem Abschluss kehrte sie
vorerst in die Schweiz zurück, bis sie 1934 in Dessau als Zeichnerin
bei den Junkers-Werken im Flugzeugbau eine Arbeit aufnahm. Ab 1937
war sie bei der Obersten Bauleitung der Reichsautobahn angestellt und
gestaltete Brücken, Rasthäuser und Bürobauten. Von 1939 bis 1941
arbeitete die Architektin bei der Reichsbahnbaudirektion in Berlin.
Danach bekam sie eine Stelle bei der Berg- und
Hüttenwerksgesellschaft Karwin-Thzynietz. Hier leitete sie das
14-köpfige Planungsbüro, das sämtliche Baumaßnahmen der acht
umliegenden Kohlegruben konzipierte.
Am 1. April 1945 ging
Meyer-Waldeck zurück nach Dresden. Auf Vermittlung des
Kunstkritikers Will Grohmann bekam sie eine Anstellung als Dozentin
für Innenausbau an der Staatlichen Hochschule für Werkkunst in
Dresden. Da die Studenten sie nicht akzeptierten, wurde ihr Vertrag
jedoch 1948 wieder aufgelöst. Meyer-Waldeck ließ sich dann im
hessischen Walldorf nieder, wo sie Flüchtlingsmöbel entwarf.
Mit
ihrem Beitritt zum Deutschen Werkbund eröffnete sich für
Meyer-Waldeck ein neuer Lebensabschnitt. Auf der Werkbund-Ausstellung
„Neues Wohnen“ 1949 in Köln war sie eine der Organisatoren und
Gestalter. Sie zeigte eigene Entwürfe und eine
Kindergarten-Mustereinrichtung. In den Folgejahren trat nun der
berufliche Erfolg ein – erst als Innenarchitektin, und schließlich
auch als Architektin. Meyer-Waldeck wurde freie Mitarbeiterin bei
Hans Schwippert, einem der bedeutendsten deutschen Architekten der
Nachkriegszeit. Für ihn arbeitete sie u.a. am Innenausbau des
Bundestags, zweier Ministerien und des Bundeskanzleramts mit.
Außerdem baute die Architektin und Innenarchitektin z.B. ein Kölner
Hotel und ein Bonner Teppichgeschäft um.
1951
beteiligte sie sich an der Ausstellung „So wohnen“. Für die
Interbau Berlin 1957 mit dem Titel „Das Wohnen in der Stadt von
Morgen“ entwarf Meyer-Waldeck mit der Architektin Hilde Weström
Wohnungstypen, die konkrete Einrichtungsvorschläge für die Besucher
sein sollten. Auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 war
Meyer-Waldeck für die Ausstellungsarchitektur der Abteilung „Der
persönliche Bedarf“ im Deutschen Pavillon Werantwortlich. Während
der 1950er-Jahre publizierte sie außerdem zahlreiche Fachbeiträge.
Ihr letztes Projekt ist ein Bonner Studentinnenwohnheim aus dem Jahr
1962. Wera Meyer-Waldeck starb am 25. April 1964 in Bonn in Folge
einer Diabeteserkrankung.
Horst
Michel
Geb. 25. September
1904 in Zicher; gest. 21. April 1989 in Weimar war ein deutscher
Formgestalter, der die Produktgestaltung in der DDR bis zum Anfang
der 1960er Jahre maßgeblich beeinflusst hat. Zwischen 1946 und 1970
war er Professor für industrielle Formgebung und Innengestaltung an
der späteren Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar.
Nach einer Lehre
zum Musterzeichner studierte Michel von 1926 bis 1929 „Dekorative
Malerei“ an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in
Berlin, an der er von 1933 bis 1943 als Dozent für Textil-Entwurf
und Weben lehrte. Von 1929 bis 1933 arbeitete er im Atelier von Bruno
Paul in Berlin. In den letzten Kriegsjahren wurde er als
künstlerischer Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes bei der
Einrichtung von Ausweichquartieren eingesetzt.
Von 1946 bis 1970
lehrte Michel als Professor für industrielle Formgebung und ab 1954
auch für Innengestaltung an der späteren Hochschule für
Architektur und Bauwesen Weimar (heute: Bauhaus-Universität Weimar).
Das von ihm gegründete Institut für Innengestaltung an der Weimarer
Hochschule zeichnete durch den Ministerratsbeschluss von 1954 für
die gestalterische Betreuung einzelner Gebrauchsgüterindustrien
verantwortlich, die in den Betrieben vor Ort von den Mitarbeitern des
Instituts übernommen wurde.
Gestalter waren:
Wolfgang Dyroff (Möbel und Baubeschläge), Rudolf Großmann und
Hellfried Lack (Polster- und Sitzmöbel), Sigrid Kölbel (Teppiche
und Dekostoffe), Heinz Melzer (Kachelofen, Heiz- und Kochgeräte). In
der Ausstellung „neues leben – neues wohnen“ (1962) in
Berlin-Fennpfuhl demonstrierte das Weimarer Institut die
Möglichkeiten modernen Wohnens in der DDR mit der kompletten
Einrichtung einer Dreiraum-Wohnung (Möbel, Textilien,
Farbgestaltung).
1961 wurde ihm von
der Technischen Universität Dresden der Ehrendoktortitel verliehen.
Michel blieb
zeitlebens den Gestaltungsmaximen des Deutschen Werkbundes
verpflichtet, die er trotz der schwierigen Versorgungslage und der
ideologischen Formalismus-Debatte in der DDR gestalterisch im Sinne
der Guten Form zu realisieren versuchte. Seine Initiativen gegen den
Kitsch waren ebenso legendär wie seine Merksprüche (“Wenn nur
noch Gutes produziert wird, kann nichts Schlechtes mehr verkauft
werden”).
1957 präsentierte
sich das Weimarer Institut mit einer großen Ausstellung im „Institut
für Neue Technische Form“ auf der Mathildenhöhe in Darmstadt und
sorgte damit für eine der äußerst seltenen deutsch-deutschen
Designbegegnungen. Im selben Jahre wurde Michel als einziger
Formgestalter aus der DDR mit einer Goldmedaille der Triennale in
Mailand ausgezeichnet.
Als Vorsitzender
der Sektion Formgestaltung im Verband Bildender Künstler der DDR
kuratierte Michel 1962 die Abteilung Angewandte Kunst der V.
Deutschen Kunstausstellung in Dresden. Auswahl und Präsentation
wurden durch Walter Ulbricht kritisiert, der Ausstellungskurator
diskreditiert. In der Folge verlagerte sich das designpolitische
Zentrum der DDR vollständig nach Berlin in das Zentralinstitut für
Formgestaltung, das spätere Amt für industrielle Formgestaltung.
Bertha
Margarete Müller
Geb.
1900
Am
Bauhaus Weimar 1919-1920;
lebte
in Dessau und Esslingen
Wilhelm
Nauhaus
Geb. 23. September
1899 in Erfurt; gest. 31. Juli 1979 in Halle/Saale), deutscher
Buchbinder, Künstler, Archivar und Publizist.
Wilhelm Nauhaus
hatte zunächst vor, Maler zu werden, und begann seine Ausbildung
1917 bei Walther Klemm an der Kunsthochschule Weimar. Beeinflusst von
den Ideen des Bauhaus-Gründers Walter Gropius wandte er sich dann
nach kurzem Militärdienst dem Kunsthandwerk zu und studierte
zunächst zwei Semester bei Ernst Schneidler an der
Kunstgewerbeschule Barmen. 1920 begann er eine Buchbinderlehre bei
Walther Frickmann in Erfurt, legte zwei Jahre später dort die
Gesellenprüfung ab und wechselte zu Otto Dorfner nach Weimar. 1924
ging Nauhaus an die Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg zu Paul
Kersten, wo er 1925 die Meisterprüfung ablegte.
Von 1925 bis 1928
leitete Nauhaus die Handbinderei Brockhaus in Elberfeld und folgte
1928 einer Berufung als Dozent für künstlerischen Handeinband an
die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst (später
Staatliche Hochschule für bildende Künste) in
Berlin-Charlottenburg, wo er neben seiner Lehrtätigkeit neue Binde-
und Schmucktechniken erfinden und erproben und alte Techniken
weiterentwickeln konnte. 1935 wurde er zum Professor berufen.
Bei einem
Luftangriff auf Berlin verlor Nauhaus im November 1943 seinen
kompletten Besitz und fast alle bis dahin entstandenen Arbeiten.
Seine Werkstatt und seine Wohnung wurden zerstört. Er siedelte nach
Dornburg bei Jena über und lehrte einige Zeit in Primkenau in
Schlesien, wohin der Unterrichtsbetrieb der Berliner Hochschule
verlagert worden war.
Nach Kriegsdienst
und amerikanischer Kriegsgefangenschaft folgte Nauhaus im Dezember
1945 einer Berufung durch Ludwig Erich Redslob an die Kunsthochschule
Burg Giebichenstein nach Halle/Saale, wo er seitdem als Professor für
künstlerischen Handeinband und Leiter der Buchbindeklasse tätig
war. Auch das Amt des Rektors hatte er zu Beginn seiner halleschen
Zeit einige Monate lang inne. 1958 wurde im Zuge des Wandels vom
Kunsthandwerk zur industriellen Formgestaltung, der sich an der Burg
vollzog, die Abteilung für Buchgestaltung aufgelöst. Bis zu seiner
Emeritierung 1965 hielt Nauhaus, der sich klassischem Bildungsgut
verpflichtet wusste, an der Burg nun Vorlesungen zu den
verschiedensten Themen – über Kunstgeschichte und -theorie ebenso
wie über antike Mythologie, Goethe oder Thomas Mann – und baute
ein Archiv zur Geschichte der Burg auf.
Als Emeritus
schrieb Nauhaus eine grundlegende Monographie über die Geschichte
der Kunstschule Burg Giebichenstein von ihrer Gründung durch Paul
Thiersch im Jahre 1915 bis zum Machtantritt der Nazis 1933, die 1981
postum erschien.
Wilhelm
Nauhaus’ erhaltene Handeinbände befinden sich zum größten Teil
in Privatbesitz bzw. im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig.
Die St. Bartholomäus-Gemeinde Halle besitzt seit 1971 eine von
Nauhaus gebundene Altarbibel.
Georg
Neidenberger
Nach
1945 Stellvertreter Hubert Hoffmanns im Bauhaus-Sekretariat, das eine
Neueröffnung plant. 1946 Teilnahme (Bühnenbilder) an der
Ausstellung "22 Bauhäusler stellen aus" in
Berlin-Neukölln.
Max
Nehrling
Geb. 11. Mai 1887 in Posen;
gest. 18. September 1957 in Weimar
1902-1906 Lithografenlehre in
Weimar
1911-1914 Studium an der
Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar u. a. bei
Henry van de Velde
1914-1918 Soldat
1919-1921 Studium am Bauhaus
Weimar, ab 1921 Staatliche Hochschule für bildende Kunst Weimar,
Studium hauptsächlich bei Walther Klemm; Eigenes Atelier
Seit 1926 Freischaffender
Künstler in Weimar; Ende der 1930er Jahre Rückzug aus dem
offiziellen Kunstbetrieb
1945 Wiederaufnahme der
künstlerischen Arbeit
1953 Studieneinsätze und
Werkverträge durch den Rat des Bezirkes Erfurt
1956 Studienreise in die
Niederlande; Ehrenrente der DDR für das künstlerische Lebenswerk
auf Initiative der Zentralleitung des Verbandes Bildender Künstler
Deutschlands
1920 fertigte Nehrling für ein
Bauhaus-Fest einen einfachen „Chinesenhut“ aus Pappe. Diesen Hut
hob er sein ganzes Leben lang auf. Er ist heute ein historisches
Zeugnis für das Leben am Bauhaus.Bereits im Alter von zwölf Jahren
begann Max Nehrlings künstlerische Laufbahn an der Großherzoglichen
Freien Zeichenschule in Weimar. Der spätere Bauhaus-Schüler wurde
am 11. Mai 1887 in Posen (Poznan) geboren. Ab 1902 ging er für vier
Jahre in die Lehre als Lithograf bei der Weimarer Firma Reineck &
Klein. Nach einem Jahr bei Carl Rembold in Heilbronn, war er bis 1910
als Zeichner bei der Firma O. de Rycker & Mendel in
Forest-lez-Bruxelles (Brüssel) tätig.
Ein Jahr später
immatrikulierte sich Nehrling dann für ein Studium an der
Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar und nahm
dort am Farbunterricht bei Dorothea Seeligmüller sowie an der
Ornamentlehre bei Henry van de Velde und am Unterricht von Dora
Wibiral teil. Im selben Jahr wechselte der junge Lithograf
schließlich an die Großherzoglich Sächsische Kunsthochschule
Weimar. Bis 1914 studierte er bei Gari Melchers, Fritz Mackensen,
Walther Klemm und Otto Rasch. In den Jahren 1913 bis 1914 gründete
er mit Gottlieb Krippendorf und Rudolf Riege die „Künstlerkolonie
Föhlritz“ bei Dermbach in der Rhön, während des Ersten
Weltkrieges diente Nehrling dann als Soldat in Frankreich.
Mit Gründung des Staatlichen
Bauhauses in Weimar im Jahr 1919 schrieb sich Nehrling dort für ein
Studium ein. Im Vorkurs und im Aktzeichenkurs lernte er bei Johannes
Itten. Außerdem besuchte er die Werkstatt für Grafische Druckerei
unter der Leitung von Walther Klemm. Bis 1921 studierte Nehrling am
Bauhaus bis er in die neu gegründete Staatliche Hochschule für
bildende Kunst Weimar wechselte, an die auch Walther Klemm berufen
worden war. Nehrling studierte hier hauptsächlich bei Klemm und
hatte ein eigenes Atelier. Seit Abschluss seines Studiums 1926 war
Nehrling als freischaffender Künstler in Weimar tätig. Bereits 1920
gab es einen zweiten Anlauf für die „Künstlerkolonie Föhlritz“,
die unter Mitwirkung Nehrlings bis 1957 bestand.
Ende der 1930er-Jahre zog sich
Nehrling aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück. 1942 wurde er nur
noch listenmäßig als Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste
wegen „geringfügig, nicht hauptberuflich ausgeübter“
künstlerischer Tätigkeit geführt.
Nach
Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 nahm Nehrling seine künstlerische
Laufbahn wieder auf. 1953 wurde er vom Rat des Bezirkes Erfurt für
Studieneinsätze und Werkverträge engagiert. 1956 ging Nehrling auf
Studienreise in die Niederlande. Auf Initiative der Zentralleitung
des Verbandes Bildender Künstler der DDR erhielt Nehrling im selben
Jahr – im Alter von 69 Jahren – die Ehrenrente der DDR für sein
künstlerisches Lebenswerk. Am 18. September 1957 starb Max Nehrling
in Weimar.
Rudolf
Ortner
Geb. 31. Mai 1912
in Nürnberg; gest. 11. November 1997 in München; vollständiger
Name: Rudolf Maximilian Ortner), deutscher Architekt, Baubeamter und
Hochschullehrer, der auch als Maler und Fotograf tätig war.
Von 1932 bis 1933
studierte Ortner am Bauhaus in Dessau und Berlin und war dort Schüler
von Ludwig Mies van der Rohe, Ludwig Hilberseimer, Wassily Kandinsky
und Josef Albers. Nach der erzwungenen Selbstauflösung des Bauhauses
durch die Nationalsozialisten studierte er von 1933 bis 1936 an der
Hochschule für Baukunst und bildende Kunst in Weimar Architektur
sowie ab 1935 Malerei und Bühnenbildnerei. Das Studium schloss er
mit der Verleihung des akademischen Grads „Diplom-Architekt“ ab.
Nach
dem Studium arbeitete er bis 1939 als freischaffender Architekt bei
der Versicherung Magdeburger Land-Feuersozietät und war darüber
hinaus auch als Dozent an der Staatlichen Ingenieurschule in
Magdeburg tätig.
Von 1939 bis 1945
war er Soldat im Zweiten Weltkrieg.
Im Jahr 1946 wurde
er an die Hochschule für Baukunst und bildende Kunst in Weimar
berufen. Von 1948 bis zu seiner Flucht nach Westdeutschland im Jahr
1951 war er Direktor der Staatlichen Ingenieurschule in Gotha.
In der Zeit von
1952 bis 1976 war er als freischaffender Architekt tätig. Bekannt
wurde er vor allem durch seine zahlreichen Sportbauten, die ihm auch
international viel Anerkennung einbrachten. In dieser Zeit war er
auch Professor an der Technischen Universität München, an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und an der
Universität Augsburg. Darüber hinaus war er auch Lehrbeauftragter
an der Bayerischen Sportakademie sowie Leiter der Staatlichen
Beratungsstelle für Turn- und Sportstättenbau in Bayern.
Nach
Schließung des Architekturbüros widmete er sich ab 1977 bis zu
seinem Tod ausschließlich der Malerei und Fotografie.
Richard
Paulick
geb.
1903 in Roßlau- gest. 1979 in Berlin
Richard
Paulick wurde als Sohn des Porzellandrehers und SPD-Funktionärs
Richard Paulick geboren. Nach dem Studium
in Dresden und Berlin
hatte er Kontakt zum Bauhaus Dessau
gefunden. Hier arbeitete er zum Beispiel mit Georg Muche
beim Bau des Stahlhauses Dessau zusammen. Von 1927 bis 1928 war
Paulick Assistent von Walter Gropius am
Bauhaus in Dessau. Ab 1930 leitete er ein eigenes Architekturbüro in
Berlin. Als politisch aktiver Mensch, er war zeitweise
SAP-Funktionär, musste er 1933 emigrieren,
was ihm mit Hilfe seines Freundes Rudolf Hamburger
gelang. Paulick lebte bis 1949 in Shanghai
und arbeitete dort als Planer. 1940 wurde er zum Professor an der
Saint John’s University Shanghai berufen
und war später Leiter des dortigen Stadtplanungsamtes. Nach der
Errichtung der Volksrepublik China verließ
Paulick 1949 Shanghai.
Nach seiner
Rückkehr aus China ließ sich Paulick im Osten Deutschlands nieder.
In den 1950er Jahren beteiligte er sich am Architekturwettbewerb zur
Stalinallee. Sein Beitrag wurde als
Abschnitt C realisiert. Als Abteilungsleiter im Institut für
Bauwesen in Berlin war er verantwortlich für die Organisation der
Großbaustelle; ferner entwarf er die das Bild der Anlage prägenden
zwei- und vierarmigen Straßenleuchten, die sog. Paulick-Kandelaber.
Zur privaten Nutzung richtete er sich auf Block C ein Penthouse ein,
dessen Ausstattung zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt
wurde.
Ein Entwurf
Paulicks von 1951 sah für das Areal des späteren Marx-Engels-Forums
in Berlin ein Regierunghochhaus vor, dessen Vorplatz 30.000
Quadratmeter umfassen sollte. Hierzu war auch der Abriss des
Hohenzollernschlosses vorgesehen. Der
Entwurf hatte bis zu Erich Honeckers Amtsantritt 1971 Bestand, wurde
dann aber zugunsten des Republikpalastes
fallengelassen.
Paulick
arbeitete später maßgeblich am Wiederaufbau des historischen
Berlins (Staatsoper Berlin) mit und war auch am Wiederaufbau Dresdens
beteiligt. Er leitete das Muster- und Experimental-Büro an der
Deutschen Bauakademie in Berlin und führte
den Titel eines Professors. Ab 1957 zunächst Chefarchitekt und
Leiter des Aufbaubüros von Hoyerswerda,
wofür es ihm gelang, Rudolf Hamburger aus der Sowjetunion
zurückzuholen, leitete er ab 1963 die Planung der
Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt.
Paulick war
in erster Ehe mit der späteren Schauspiellehrerin Else
Bongers verheiratet. Seine Enkelin ist die
Schauspielerin Natascha Paulick.
Paulick starb
1979; er ist auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde bestattet, sein
Grab ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin.
Bauten und Entwürfe
-
1925–1926:
Stahlhaus in Dessau
-
1928–1929:
Arbeitsamt Dessau
-
1928:
Projekt Stadtkrone Halle und Projekt Totaltheater
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1929–1930:
Kant-Garagen in Berlin (mit Hermann
Zweigenthal)
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1930–1931:
DEWOG-Wohnsiedlung an der Heidestraße in
Dessau
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1934–1948:
Bühnenbilder in Shanghai
-
1937:
Mit Rudolf Paulick und Hans Werther Gründung von "Modern
Homes" in Shanghai
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1943–1949:
Professor für Innenarchitektur und Stadtplanung an der St. Johns
Universität Shanghai
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1945–1949:
mehrere Territorial- und Verkehrsplanungen, Eisenbahn- und
Hafenanlagen im Großraum Shanghai
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1950:
Wohnzeile Berlin Graudenzer Str.
-
1951:
Deutsche Sporthalle in Berlin (1971
abgerissen)
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1951:
Entwurf für ein Regierungshochhaus in Berlin (nicht ausgeführt)
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1951–1953:
Stadtplanung mit Kurt W. Leucht für Stalin-/Eisenhüttenstadt
-
1952:
Pionierrepublik am Werbellinsee
-
1952–1953:
Wohnblock C-Nord und C-Süd an der Stalinallee in
Berlin-Friedrichshain
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1950–1955:
Wiederaufbau der Staatsoper Unter den Linden
in Berlin
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1953–1954:
Mitarbeit an der Projektierung des Zentrums von Dresden
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1954–1955:
Wohnzeile an der Hildegard-Jadamowitz-Straße in
Berlin-Friedrichshain
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1954–1956:
Entwurf der Hochschule für Verkehrswesen
in Dresden
-
1954–1956:
Typenprojektentwicklungen im Institut für Wohnungsbau
-
1955–1969:
Diverse Entwurfsplanungen für Messebauten in aller Welt
-
1957–1958:
Gesamtverkehrsplanung Berlin Ost
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1960–1961:
Gesamtplanung der Wohnstadt Hoyerswerda mit Rudolf Hamburger
-
1962–1964:
Gesamtplanung von Schwedt mit Erich Rang und Werner Wolfram
-
1963–1968:
Chefarchitekt für den Aufbau von Halle-Neustadt (mit Joachim Bach,
Horst Siegel, Karl-Heinz Schlesier und Siegbert Fliegel)
-
1962–1964:
Rekonstruktion des Prinzessinnenpalais
in Berlin, Unter den Linden 5
-
1966–1976:
Bauplanung der AMLO Akademie der Wissenschaften Berlin-Wuhlheide
-
1968–1970:
Rekonstruktion und Erweiterung des Kronprinzenpalais
in Berlin
-
1970:
Experimentier- und Forschungskomplex der Bauakademie in Berlin
-
1971–1972:
Schulungs- und Ferienzentrum Diemitz mit Jens Ebert
-
1972–1974:
Umbau und Erweiterung des Regierungskrankenhauses
-
1973–1974:
Entwurfsplanungen (Mitarbeit) für Stadttheater Zwickau, Stadthalle
Potsdam, Kulturzentrum Hoyerswerda, Nationaltheater Weimar
Martin
Pohle
Gottfried
Karl Martin Pohle; geb. 16. Juni 1899 in Düsseldorf; gest. 10.
August 1970 in Sprendlingen, Kreis Offenbach; deutscher Maler und
Grafiker.
Martin Pohle wurde
als Sohn des Fabrikanten und Kaufmanns Friedrich Pohle geboren. Die
Schulausbildung am Realgymnasium schloss er 1914 mit der mittleren
Reife ab und absolvierte anschließend bis 1916 eine Lehre im
Architekturbüro Gustav August Munzer in Düsseldorf. Kriegsbedingt
besuchte er danach die Handelsschule und arbeitete als Volontär im
kaufmännischen Bereich der elterlichen Firma. Im Juli 1918 wurde er
zum Militär eingezogen. Er nahm noch am Ersten Weltkrieg teil,
beteiligte sich aktiv an der Novemberrevolution und wurde 1919
infolge einer offenen Lungen-TBC erwerbsunfähig aus dem Wehrdienst
entlassen.
1922 bis 1925
studierte Pohle an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst
Weimar in der Klasse von Professor Walther Klemm und arbeitete danach
als freischaffender Kunstmaler in Weimar. 1925 trat er in die KPD ein
und widmete sich verstärkt auch der politischen Arbeit. Anfang der
1930er Jahre gehörte er zu den Mitbegründern der Ortsgruppen Weimar
des „Bundes der Freunde der Sowjetunion“, des „Linkskartells
der Geistesarbeiter“ und speziell 1932 mit Alfred Ahner, Paul
Bärmann und Bruno Voigt der „Assoziation revolutionärer bildender
Künstler Deutschlands“ (ASSO). Nach dem Verbot der Organisationen
1933 durch die Nationalsozialisten setzte er die antifaschistische
Arbeit illegal fort. Er arbeitete mit bei der Herausgabe und
Verteilung des illegalen Presseorgans „Der Rebell“, begleitete
Funktionen im Parteiapparat, war Kurier und Anlaufstelle. 1933 wurde
er erstmals verhaftet und zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Im
gleichen Jahr kam er als Schutzhäftling in das KZ Bad Sulza, wurde
aber im Rahmen einer Amnestie wieder entlassen.
Bei seiner
künstlerischen Arbeit war Pohle ständigen Schikanen ausgesetzt mit
dem Ziel, ihn zu isolieren und wirtschaftlich zu ruinieren. Bei
Hausdurchsuchungen durch die Gestapo wurden Arbeiten von ihm
zerstört. 1938 bis 1941 lebte er deshalb mit dem Kunstmaler Arthur
Hennig (1888–1945) in Bad Berka. Als dieser 1945 von der Gestapo in
Weimar (Webicht) ermordet wurde, nahm er dessen Sohn Rolf Hennig
(1931–2011) als Pflegesohn an. 1937 wurde Pohle für wehruntauglich
erklärt und führte auch als Luftschutz-Bereichsführer 1943 den
illegalen Widerstand gegen das Nazi-Regime fort. 1941 lernte er den
Weimarer Grafiker und Drucker Arno Fehringer kennen, mit dem ihn
fortan eine enge Freundschaft verband.
Nach 1945 war
Pohle, ab 1946 Mitglied in der SED, bis 1955 in verschiedenen
politischen Funktionen in Verwaltung, Gewerkschaft und Kultur auf
kommunaler, Kreis- und Landesebene tätig. So war er 1946
Mitbegründer und Vorsitzender des Schutzverbandes Bildender Künstler
(später Verband Bildender Künstler der DDR) in Weimar sowie 1953
der verbandseigenen Verkaufsgenossenschaft „Lucas Cranach“
ebenda. Zur künstlerischen Arbeit kam er kaum noch. Ab 1950 nahm er
nicht mehr an Ausstellungen teil. In Zusammenhang mit dem
Formalismusstreit legte er sich zunehmend mit der Parteiführung an.
1957 erblindete er auf dem linken Auge. 1958 reiste er in die BRD
aus, lebte anfangs bei seiner Schwester in Gelnhausen, bis 1965 in
Frankfurt am Main und danach bis zu seinem Tod in der Familie seines
Pflegesohnes in Sprendlingen. 1959 wurde er aus der SED
ausgeschlossen. Viele seiner Werke verblieben in Weimar und wurden
von Arno Fehringer bewahrt. Als Mensch war Pohle Verfechter eines
freiheitlichen Sozialismus, bei dem die persönliche Würde und
Freiheit unangetastet bleiben, gepaart mit der Verpflichtung zu
sozialer Verantwortlichkeit.
Ausstellungsbeteiligungen
-
1946:
Weimarer Künstler stellen aus, Weimar
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1947:
1. Landesausstellung bildender Künstler Thüringens, Erfurt
(Jurymitglied)
-
1948:
Künstler Schaffen 1945–48, Weimar (Ausstellungsleitungs- und
Jurymitglied)
-
1948:
Ausstellung Thüringer Künstler, Gotha
-
1949:
Thüringer Kunst im Goethejahr, Weimar (Jurymitglied)
Konrad
Püschel
Geb. 12. April 1907 in
Wernsdorf; gest. 20. Januar 1997
Friedrich Konrad Püschel wurde
am 12. April 1907 in Wernsdorf bei Glauchau geboren. Er entstammte
väterlicherseits einer erzgebirgischen Familie, die viele Forst-
sowie Bergleute, Weber und Zinngießer hervorbrachte. Sein Vater
fungierte als Pfarrer in Wernsdorf. Die Familie seiner Mutter lässt
sich bis zu Galeotus Martius aus der italienischen Provinz Umbrien
zurückverfolgen.
Nach Schulbesuch in Glauchau
begann der Pfarrerssohn in der schwierigen Inflationszeit 1923 bei
Paul Hennig, dem Obermeister der Tischlerinnung in Glauchau mit der
größten Werkstatt am Ort, eine Tischlerlehre.
Anschließend bewarb sich
Püschel beim Meisterrat des nach Dessau gewechselten Bauhauses mit
seinem Gesellenbrief, einer lehrmeisterlichen Empfehlung sowie
Möbelentwürfen für ein Kunststudium, das er im Sommer 1926 im
Vorkurs unter Josef Albers begann. Er erlebte die Einweihung des
neuen Bauhausgebäudes mit viel Prominenz, absolvierte ein
Tischlersemester unter Marcel Breuer, wobei er an der
Wohnungseinrichtung für Erwin Piscator mitwirkte, und erhielt die
eigentliche Architekten-Ausbildung in der Bauabteilung unter Hannes
Meyer.
Dabei wirkte er bei so
bekannten Bauten wie der Gewerkschaftsschule in Bernau sowie den
Laubenganghäusern in Dessau-Törten mit, ehe er nach seiner
pionierhaften Abschlussarbeit über die bauliche Umwandlung einer
Agraranlage 1930 sein Bauhaus-Diplom empfing.
Angesichts der wachsenden
Nazi-Repressalien folgte er seinem abgesetzten Lehrer Hannes Meyer
mit sechs anderen Bauhaus-Absolventen in die Sowjetunion. Dort wurden
die Bauhäusler als „Gruppe Hannes Meyer“ beziehungsweise „Rote
Bauhaus-Brigade“ mit städtebaulichen Aufgaben in verschiedenen
Städten betraut.
Püschel leitete so den Aufbau
von Sozgorod Orsk in der Steppe des südlichen Uralgebietes, ehe er
1937 angesichts der ausufernden stalinistischen Verhaftungswelle mit
seiner jungen Frau nach Deutschland zurückkehrte. Das war ein
Wagnis. In Glauchau vernahm ihn zunächst die Gestapo. Aus der durch
seinen Schwiegervater vermittelten Bautätigkeit im Raum Merseburg
mit einer Mietwohnung im Merseburger Arbeiterviertel wurde er als
„Roter“ auf Druck der Nazis wieder entlassen.
Dann fand er Anstellung bei
Alfred Arndt in Probstzella in Südthüringen, einem ehemaligen
Jungmeister des Dessauer Bauhauses. Von hier aus war er auch am Bau
des Hauses für Margarethe Reichardt in Erfurt beteiligt, das heute
als Bauhaus- Museum Besucher anzieht. 1940 wurde Püschel dann
einberufen.
Er überlebte den Krieg sowie
die sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte mit 40 Kilogramm
Gewicht nach Probstzella zurück. Der Bauhäusler war todkrank und
benötigte Wochen, um sich von „bedrückenden Depressionen zu
befreien“. Auf der anschließenden Arbeitssuche begegnete Püschel
in Weimar Gustav Hassenpflug, einem vormaligen Bauhaus-Kommilitonen,
der ihm eine Assistentenstelle an der Weimarer Hochschule
vermittelte. Zwischenzeitlich wirkte er von 1955 bis 1959 als Planer
und Bauleiter beim Wiederaufbau der kriegszertörten Städte Hamhung
und Hungnam in Korea.
In Weimar bekam er schließlich
eine Professur mit dem Lehrgebiet Dorfplanung, mit dem er
bauhäuslerischen Einfluss nahm auf die Neuprägung der ländlichen
Kulturlandschaft der DDR. Dabei entwickelte sich ein reger Kontakt
nach Dessau, wo er das Aufmaß seines einstigen Lehrgebäudes
anfertigte, die 1976 abgeschlossene Rekonstruktion des Dessauer
Bauhauses leitete und die dortige Bauhaus-Ausstellung begleitete. Das
war für ihn eine späte Genugtuung.
Püschel
erlebte die Wende noch und starb am 20. Januar 1997 in Weimar kurz
vor seinem 90. Geburtstag. Sein Nachlass mit rund 1700 Objekten
gehört inzwischen zum Bestand der Stiftung Bauhaus in Dessau.
Rolf
Radack
Vom
Bauhaus kommend versucht er mit Hubert Hoffmann nach 1945 dort einen
Neubeginn des Bauhauses
Margaretha
( Grete) Reichardt
Geb.
6. März 1907 in Erfurt; gest. 25. Mai 1984 ebenda, deutsche
Textildesignerin und Grafikerin. Sie war neben Gunta Stölzl eine der
erfolgreichen Gestalterinnen aus der Textilwerkstatt des Bauhauses.
Nach Abschluss
ihrer Schulausbildung in Erfurt begann Margaretha Reichardt 1921 eine
vierjährige Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Erfurt. Im April
1926 begann sie ihr fünfeinhalbjähriges Studium am Bauhaus in
Dessau mit einem Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy.
Nach bestandenem Vorkurs wurde sie vom Meisterrat, wie die meisten
Frauen, in die Werkstatt für Weberei unter Georg Muche, ab 1927
Gunta Stölzl geschickt.
Im Bauhaus nahm
sie am Unterricht bei Paul Klee, Joost Schmidt und Wassily Kandinsky
teil. Seit 1927 experimentierte sie mit verschiedenen Garnen und
Stoffen. Sie verbesserte die Eigenschaften von Eisengarn und webte
strapazierfähige und formstabile Gurte, die Marcel Breuer später
als Bespannung für die von ihm entwickelten Stahlrohrmöbel, wie dem
Stahlrohrsessel B3 – später bekannt als Wassily-Chair – oder dem
Faltsessel D4 verwendete. Die von ihr entwickelten Stoffe wurden in
den 1930er Jahren als Bespannung für Flugzeugsitze eingesetzt.
Darüber hinaus entwickelte sie am Bauhaus Stoffe mit
schalldämpfenden und lichtreflektierenden Eigenschaften. Während
der Arbeit am Bauhaus entwarf sie zahlreiche bildhafte gewebte und
gewirkte Teppiche und beteiligte sich an verschiedenen Großprojekten
des Bauhauses, wie der Ausgestaltung der Bundesschule des Allgemeinen
Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin oder dem Operncafé
in Dessau.
Nach dem Ablegen
der Gesellenprüfung am Bauhaus im Jahr 1929 war sie ab 1930 freie
Mitarbeiterin in der Weberei. Im Jahr 1931 schloss sie ihre
Ausbildung am Bauhaus als Textilgestalterin mit dem Bauhausdiplom Nr.
54 ab. Nach einem kurzen Studienaufenthalt in den Niederlanden bei
dem Grafiker Piet Zwart, kehrte sie 1933 in ihre Heimatstadt Erfurt
zurück und baute hier ab 1934 die Handweberei Grete Reichardt auf.
Sie entwarf zahlreiche Stoffe für Wand- und Bodenteppiche, Deko-,
Möbel- und Kleiderstoffe, die jedoch nur selten industriell
gefertigt wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus war sie
Mitglied der Reichskulturkammer. Sie stellte ab 1936 ihre
handgewebten Textilien in verschiedenen Museen und auf
Kunsthandwerksausstellungen, unter anderem 1936 im Leipziger
Grassimuseum aus. Auf der Weltfachausstellung in Paris 1937 wurden
ihre Entwürfe ausgezeichnet; auf der Mailänder Triennale erhielt
sie 1939 für Entwürfe von Industrietextilien eine Goldmedaille. Im
Jahr 1942 legte Grete Reichardt ihre Meisterprüfung ab.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg fertigte sie textile Entwürfe für Museen, Theater und
öffentliche Einrichtungen an. Bereits kurz nach dem Krieg nahm sie
wieder an internationalen Ausstellungen mit ihren Entwürfen teil.
Auf der Triennale in Mailand im Jahr 1951 wurde sie mit einem
Goldenen Ehrendiplom für ihre hangewebten Gobelins ausgezeichnet.
Die freischaffende Designerin bekam 1953 ein Angebot für eine
Dozentur an der Hamburger Landeskunstschule. In der Folgezeit wurde
Margaretha Reichardt mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet: Im
Jahr 1964 erhielten ihre Entwürfe auf der Leipziger Messe die
Auszeichnung „Gute Form“, fünf Jahre später erhielt sie die
Ehrenurkunde des Ministeriums für Kultur, der Handwerkskammer und
des Verbandes Bildender Künstler der DDR. In ihrer Werkstatt in
Erfurt-Bischleben bildete sie bis 1984 über 50 Schüler aus. Seit
den 1970er Jahren engagierte sich die Künstlerin für den Erhalt des
Bauhaus-Erbes in Weimar und Dessau.
In einem
Neubaugebiet auf dem Ringelberg in der Erfurter Krämpfervorstadt, in
dem die Straßen Namen bekannter Bauhauskünstlern tragen, wurde auch
eine Straße nach Grete Reichardt benannt.
Museum:
Im Erfurter
Ortsteil Bischleben wurde das Wohnhaus von Margaretha Reichardt zu
einem Museum umgestaltet. In dem 1939 von dem Bauhäusler Konrad
Püschel entworfenem Haus werden in der Werkstatt der Künstlerin
originale Webstühle gezeigt. Das Gebäude, das seit 1987 als
technisches Denkmal klassifiziert wurde, wird heute vom Angermuseum
in Erfurt betreut.
Ausstellungen
(Auswahl)
-
1950
Grete Reichardt-Wagner, Staatliches Schlossmuseum Rudolstadt
-
1967
/ 1968 Grete Reichardt, Weberin – Walter Gebauer, Keramiker –
Prof. Günther Laufer, Kunstschmied, Thüringer Museum Eisenach,
Schloss am Markt; Schlossmuseum Gotha; Schloss Friedenstein.
-
1968
Grete Reichardt, Weberin – Walter Gebauer, Keramiker – Prof.
Günther Laufer, Kunstschmied, Kunstgewerbemuseum Berlin (Schloss
Köpenick)
-
1977
Grete Reichardt: Textilgestaltung, Kunstsammlungen Weimar.
-
1994
Margaretha Reichardt, Textilkunst: 1907–1984, Angermuseum Erfurt.
-
1995
Margaretha Reichardt, Textilkunst: 1907–1984 Kunstsammlungen der
Universität Leipzig.
-
2009
Margaretha Reichardt – von der Bauhausschülerin zur Meisterin der
Textilkunst, Apolda
-
2009
Margaretha Reichardts Schüler, Apolda.
-
2009
Margaretha Reichardt, Erfurt.
Arbeiten /
Museumsexponate
-
Steckpüppchen
aus dem Unterricht bei Josef Albers, Bauhaus Dessau
-
Bauhaushampelmann,
Bauhaus Dessau
-
Studie
VII zum Industriebild XIII, 1928, gemeinsam mit Erich Borchert
-
Stoffmuster,
1928, Art Institut of Chicago
-
Gobelin
in der St.-Hedwigs-Kathedrale, Berlin
-
Stoffbezug
des B5-Stuhls (Marcel Breuer); Cooper-Hewitt Smithsonian Design
Museum
Hajo
Rose
Geb.
1910 in Mannheim, gest. 1989 in Leipzig, deutscher Fotograf und
Grafiker.
In der Zeit von 1929 bis 1930
studierte Hans-Joachim Rose an der Kunstgewerbeschule in Königsberg.
Direkt danach ging er für drei Jahre an das Bauhaus nach Dessau und
Berlin. Hier absolvierte er zunächst im Sommersemester 1930 den
Vorkurs bei Josef Albers und besuchte den Unterricht bei Wassily
Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt. Ab dem anschließenden
Wintersemester lernte er für zwei Jahre, bis Mitte 1932, in der
Werkstatt für Reklame, Typografie und Druckerei bei Joost Schmidt.
Gleichzeitig belegte er Kurse in der Fotografieabteilung bei Walter
Peterhans, wo er auch nach dem Umzug es Bauhauses nach weiterlernte.
Am 1. April 1933 wurde ihm das Bauhausdiplom Nr. 112 der
Reklamewerkstatt verliehen.
Nach der Schließung des
Bauhauses assistierte er zunächst László Moholy-Nagy in dessen
Berliner Atelier, bevor er bis 1940 er an die private Nieuwe
Kunstschool nach Amsterdam ging, die der ehemalige Bauhäusler Paul
Citroen leitete. Rose wurde dort Dozent für Werbegrafik, Typografie
und Fotografie und führte parallel bis 1941 ein eigenes Werbebüro,
für das er als Fotograf, Ausstellungsgestalter und Bühnenbildner
arbeitete. Für eine Rembrandt-Verfilmung war er als Filmarchitekt
tätig. Im Jahr 1942 wurde er für den Kriegsdienst eingezogen, von
dem er erst 1948 aus der Gefangenschaft nach Deutschland
zurückkehrte.
Ihm gelang der Wiedereinstieg
und er lehrte zwischen 1949 und 1953 als Dozent für Gebrauchsgrafik
und Schrift an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.
Anschließend wechselte er an die Fachschule für angewandte Kunst
Leipzig und war außerdem freiberuflich für die DDR-Industrie tätig,
ebenfalls bekannt sind Briefmarkenentwürfe.
Auch
in der DDR setzte er sich für die Ideen des Bauhauses ein, das dort
bis Mitte der 1960er Jahre als bourgeois
und formalistisch
galt. Rose trat aus der SED aus und nahm den Verlust seiner Tätigkeit
als Dozent in Kauf. Fortan arbeitete er als einer der wenigen
freiberuflichen Grafiker in der DDR. Im Alter von 79 Jahren verstarb
Hajo Rose.
Wolfgang
Rössger
Geb. 1909; gest. 1987;
am Bauhaus von
1923–28, Architekt,
in diesem Beruf
auch in der DDR tätig
Reinhold
Rossig
Geb.
1903 in Dresden, gest. 1979 in Berlin
Der Bauhausschüler Reinhold
Rossig (1903-1979) arbeitete in der DDR als Architekt, Maler und
Grafiker. Die ca. 1.600 Grafiken, Gemälde, Architekturzeichnungen
und Dokumente sind wichtige Zeugnisse der freien Malklassen von Paul
Klee und Wassily Kandinsky und der differenzierten Kunstproduktion am
Bauhaus und sind als Nachlass am Bauhaus Dessau erhalten.
Ausbildung: Studium an der
Königlichen Kunstgewerbeschule Dresden; ab 1925 Ausbildung zum
Bauingenieur an der Dresdner Staatsbauschule; 1929 bis1931 Studium am
Bauhaus in Dessau bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Joost Schmidt.
1930 erste Ausstellung am
Bauhaus, 1931 erhält er das Bauhausdiplom Nr. 51, 1932 Rückkehr
nach Dresden. Dort wird er 1934 der Vorbereitung zum Hochverrat
angeklagt und verbüßt bis 1936 eine Haftstrafe in Bautzen.
Nach Kriegsdienst
und Gefangenschaft arbeitet er als Architekt, zuletzt an der
Bauakademie der DDR. 1985 wird der Nachlass dem Bauhaus Dessau
überlassen.
Harry
Scheibe
Geb. 22. April
1897 in Weimar; gest. 30. Januar 1979 ebenda; deutscher
Schriftsetzer, Schriftsteller und Philosoph (der sogenannte
„Bauhausphilosoph").
Harry Scheibe
wurde 1897 in Weimar geboren. Sein Vater Ernst Scheibe war
Hoflithograph und führte eine Buch- und Steindruckerei, einen
Verlag, eine Buchbinderei und mit seiner Frau eine Papier- und
Schreibwarenhandlung. Nach dem Besuch von Volksschule und
Gymnasium absolvierte Harry Scheibe im väterlichen Betrieb eine
Lehre als Schriftsetzer. 1916 bis 1918 wurde er zum Ersten
Weltkrieg eingezogen.
Zurück in
Weimar betrieb er, wie schon von Jugend an, intensive
philosophische Studien, verkehrte in Künstlerkreisen und hielt
sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Eine Begegnung mit
Karl Peter Röhl im Jahr 1919 war der Beginn intensiver Kontakte
zum Bauhaus und einer daraus resultierenden zeitweisen Mitarbeit
bei Theo van Doesburg. Mit Röhl, Max Burchartz, Walter Dexel,
Werner Graeff und Andor Weininger gehörte Scheibe zur sich
formierenden Weimarer De Stijl–Gruppe. Speziell für van
Doesburg, aber auch J.J.P. Oud, übertrug er in den Jahren 1921
bis 1923 Vorträge, Aufsätze und Unterrichtsmaterial vom
Niederländischen ins Deutsche und wirkte mit an der Übersetzung
der Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst. 1922 war er
Teilnehmer am Internationalen Kongress der Konstruktivisten und
Dadaisten in Weimar. 1926 verfasste er seinen beachteten Aufsatz
Die Atmosphäre der neuen Architektur und die Filosofischen
Sturzflüge. Eine engere Freundschaft verband ihn in dieser Zeit
mit der Künstlerin Lena Maas.
Nach dem Umzug
des Bauhauses nach Dessau traf er sich weiterhin mit ehemaligen
Bauhäuslern wie Heinrich Brocksieper und Weimarer Künstlern wie
Alfred Ahner, Bruno Voigt, Martin Pohle und Harry
Schmidt-Schaller. In den 1930er Jahren wurde er zunehmend
schwerhörig, litt infolge Anfeindungen unter einer psychischen
Erkrankung und vereinsamte dadurch immer mehr. Von 1939 bis 1948
wurde er in verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten (Blankenhain,
Stadtroda, Rastenberg) untergebracht.
In einem
Feierabendheim wieder in Weimar lebend, verband ihn seit Anfang
der 1950er Jahre eine enge Freundschaft mit dem Weimarer Grafiker,
Drucker, Lyriker und Philosophen Arno Fehringer. Bis zu dessen Tod
1974 entstanden im Rahmen eines regelmäßigen philosophischen
Gedankenaustauschs einige gemeinsame Arbeiten, die sich mit der
Zeitgeschichte und der Rolle von Erkenntnis und Handeln bei der
Gestaltung der Gesellschaft auseinander setzten. Zu einem lange
geplanten Buch über das Bauhaus kam es nicht mehr, da fast alle
seine Aufzeichnungen in den Wirren der Jahre verloren gingen.
Lou
Scheper-Berkenkamp
Hermine Luise Berkenkamp, kurz
Lou, Berkenkamp wurde am 15. Mai 1901 in Wesel geboren. Nach ihrem
Abitur 1920 immatrikulierte sie sich am Bauhaus in Weimar, nahm hier
Unterricht bei Johannes Itten, Paul Klee und Georg Muche. Als der
obligatorische Vorkurs bestanden war, wechselte die damals 20-Jährige
in die Werkstatt für Wandmalerei. 1922 heiratete Berkenkamp ihren
Bauhaus-Kommilitonen Hinnerk Scheper. Ab diesem Zeitpunkt gab sie
ihre Studien am Bauhaus auf und widmete sich neben der
freischaffenden Malerei auch der Arbeit ihres Mannes. Als Hinnerk
Scheper 1925 als Meister der Wandmalerei ans Bauhaus in Dessau
berufen wurde siedelten die Schepers mit um. Zwischen 1926 und 1928 –
inzwischen waren die Kinder Jan (1923) und Britta (1926) geboren –
wirkte Lou Scheper-Berkenkamp aktiv an der Arbeit der Bauhausbühne
unter der Leitung von Oskar Schlemmer mit. 1927 bis 1929 nahm sie an
den Gemeinschaftsausstellungen des Bauhauses teil.
Im Juli 1929 bekam Hinnerk
Scheper das Angebot bis August 1930 (und im Anschluss daran von Juni
bis September 1931) nach Moskau zu gehen und hier als Spezialist für
Farbgestaltung eine „Beratungsstelle für Farbe in der Architektur
und im Stadtbild“ einzurichten. Seine Frau begleitete ihn während
dieser Auslandszeit, arbeitete gemeinsam mit ihm an Farbplänen und
verfasste journalistische Beiträge in der deutschsprachigen
Wochenzeitschrift „Moskauer Rundschau“. 1931 kehrten die Schepers
ans Bauhaus in Dessau zurück und siedelten ein Jahr darauf ein
weiteres Mal mit der Schule und dem neuen Direktor Ludwig Mies van
der Rohe nach Berlin um.
Seit der Schließung des
Berliner Bauhauses 1933 arbeitete Lou Scheper-Berkenkamp als freie
Malerin in Berlin, erfand Bildgeschichten und unterstützte auch
weiterhin die freiberuflichen Arbeiten von Hinnerk Scheper. 1938
wurde der zweite Sohn Dirk geboren.
1948 wurden die ersten ihrer
Kinderbücher im Verlag Ernst Wunderlich Leipzig publiziert – zwei
davon erschienen kürzlich in einer Neuauflage im Bauhaus-Archiv
Berlin. Drei Jahre später begründete die ehemalige Bauhäuslerin
zusammen mit anderen Künstlern die Künstlervereinigung „Der Ring“
in Berlin. Neben zahlreichen Teilnahmen an Ausstellungen in der BRD
und sporadisch auch im Ausland engagierte sich Lou Scheper-Berkenkamp
noch bis 1970 aktiv im Berufsverband Bildender Künstler. Zwischen
1956 und 1969 war sie mitverantwortlich für die Gestaltung der
alljährlichen Großen Berliner Kunstausstellung.
Nach dem frühen
Tod von Hinnerk Scheper am 5. Februar 1957 übernahm die einstige
Bauhäuslerin seine Aufgaben im Bereich Farbgestaltung in der
Berliner Architekturlandschaft. Unter anderem übernahm sie die
Farbgestaltung der Innenräume des letzten von Otto Bartning
realisierten Projektes (einem Berliner Kinderheim), der Philharmonie
von Hans Scharoun (Berlin), des Ägyptischen Museums (Berlin),
diverser Bauten von Walter Gropius in Berlin Britz-Buckow-Rudow sowie
des Flughafengebäudes Berlin Tegel. Bis zu ihrem Tode am 11. April
1976 arbeitete Lou Scheper-Berkenkamp noch an den Farbkonzepten für
die Berliner Staatsbibliothek von Scharoun.
Hinnerk
Scheper
Geb. 1897 bei Osnabrück,
gest. 1957 in Berlin; Leiter der Wandmalereiwerkstatt am Bauhaus,
Beteiligter am Aufbau des Moskauer Maljarstroi und später Leiter
des Amtes für Denkmalpflege in Berlin.
Hinnerk Scheper, Bruder des
Bauhäuslers Hermann Scheper, besuchte zwischen 1918 und 1919 die
Kunstgewerbeschule und die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf.
Danach wechselte er an die Staatliche Kunstgewerbeschule in Bremen.
Ab dem Wintersemester 1919
studierte er am Staatlichen Bauhaus Weimar und besuchte den Vorkurs
von Johannes Itten. 1920 arbeitete er als Geselle in der
Wandmalereiabteilung bei Johannes Itten und Oskar Schlemmer und
besuchte den Unterricht bei Paul Klee. 1922 legte er die
Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Weimar ab. Im selben Jahr
heiratete er die Bauhaus-Schülerin Louise Berkenkamp. Bis 1925 war
er als freiberuflicher Maler und Farbgestalter u. a. im Schlossmuseum
Weimar tätig.
1925 berief ihn Walter Gropius
zum Jungmeister. Von 1925 bis 1933 war Hinnerk Scheper Leiter der
Wandmalereiabteilung am Bauhaus Dessau und am Bauhaus Berlin, ab 1931
Leiter des Unterrichts in Farbe. Daneben übernahm er
Restaurierungsarbeiten und entwarf Farbgestaltungen, u. a. für das
Essener Museum Folkwang und vor allem für das Dessauer
Bauhausgebäude. Von 1929 bis 1931 wurde er vom Bauhaus beurlaubt und
nach Moskau berufen. Dort beteiligte er sich am Aufbau des
Bauinstitutes Maljarstroi, an dem in den 1930er-Jahren u. a. der
Zusammenhang von Architektur und Farbe analysiert wurde. Zudem
produzierte er Fotoserien und Reportagen über die Sowjetunion. 1932
arbeitete er mit der Fotoagentur Dephot (Deutsche Photo-Agentur) in
Berlin und später auch mit den Agenturen Kind und Atlaphot zusammen.
Nach 1934 war Scheper
überwiegend freiberuflich im Rahmen von künstlerischen
Farbgestaltungen und Restaurierungsarbeiten in Berlin tätig.
Nach dem Kriegsdienst kehrte er
1945 nach Berlin zurück. Dort war er Konservator und Leiter des
Amtes für Denkmalpflege und für Erhalt und Wiederaufbau
kriegsbeschädigter Bau- und Kunstdenkmäler zuständig. 1947-50
entstanden beim Bau der Verwaltungsakademie Forst-Zinna (Edmund
Collein und Liv Falkenberg) durch Scheper farbige Raumfassungen. 1948
Protest gegen den Abriss der Ruine des Berliner Stadtschlosses und
Verlegung seies Sitzes nach Westberlin.
1953 wurde er zum
Landeskonservator ernannt. Parallel dazu lehrte er ab 1952
Denkmalpflege an der Technischen Universität Berlin. Zu seinen
letzten Arbeiten zählen die Entwürfe für die Farbgestaltung der
Wohnbauten zur Interbau Berlin 1957.
Joost
Schmidt
Geb. 5. Januar
1893 in Wunstorf, gestorben 2. Dezember 1948 in Nürnberg;
deutscher Typograf, Maler und Lehrer am Bauhaus.
1910 begann Joost Schmidt sein
Studium an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende
Kunst in Weimar. Er wurde Meisterschüler von Max Thedy. Im
Wintersemester 1913–1914 bestand er sein Diplom im Fach Malerei.
Nach Kriegsdienst und -gefangenschaft kehrte er 1918 nach Deutschland
zurück.
Schmidt begann ein weiteres
Studium am Staatlichen Bauhaus Weimar. Von 1919 bis 1924–1925
lernte er in der Werkstatt für Stein- und Holzbildhauerei bei
Johannes Itten und Oskar Schlemmer. 1921–1922 entstanden u. a. ein
Entwurf und die Ausführung der Schnitzereien im Haus Sommerfeld in
Berlin und der Entwurf eines Plakates für die Bauhaus-Ausstellung
1923 in Weimar.
Nach einem Vorvertrag 1925 mit
Otto Bartning, dem Direktor der Staatlichen Bauhochschule Weimar, der
ihn als Leiter einer Plastischen Werkstatt und der Typografischen
Abteilung vorsah, nahm er stattdessen das Angebot von Walter Gropius
an und wurde 1925 Jungmeister am Bauhaus in Dessau, nachdem er zuvor
seine Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Weimar abgelegt hatte.
Von allen wurde er „Schmidtchen“ genannt: Joost Schmidt kam als
Studierender ans Bauhaus und war 1925 einer der von Gropius berufenen
Jungmeister. Er blieb bis 1932 am Bauhaus.
Im selben Jahr heiratete
Schmidt die Bauhaus-Schülerin Helene Nonné. Am Bauhaus Dessau war
er von 1925 bis 1932 Lehrer für Schrift im Vorkurs, Leiter der
Plastischen Werkstatt (1928 bis 1930) und Leiter der Werkstatt für
Reklame, Typografie und Druckerei mit angegliederter
Fotografieabteilung (1928 bis 1932). Von 1929 bis 1930 war er
zusätzlich Lehrer für Aktzeichnen, ab 1930 für Akt- und
Figurenzeichnen für höhere Semester. Außerdem war Schmidt für die
technische Einrichtung der Studiobühne verantwortlich. Am Bauhaus
Berlin war er nicht tätig.
1934 gestaltete Joost Schmidt
gemeinsam mit Walter Gropius die Abteilung der „Nichteisenmetalle“
der Propagandaschau „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“. In
Berlin eröffnete er im selben Jahr ein eigenes Atelier. Zudem
arbeitete er als Landkartenzeichner. 1935 wurde Schmidt Lehrer an der
Privatschule Kunst und Werk, die unter der Leitung von Hugo Häring
aus der ehemaligen Reimann-Schule hervorging. Ihm wurde jedoch nach
kurzer Zeit aufgrund seiner zurückliegenden Zugehörigkeit zum
Bauhaus Berufsverbot erteilt. Danach war er typografisch u. a. für
den Alfred Metzner Verlag tätig.
Nach Kriegsende
berief ihn Max Taut als Professor an die Hochschule für bildende
Künste in Berlin, wo er den Vorkurs für Architekten übernahm. 1946
gestaltete er zusammen mit anderen Bauhäuslern die Ausstellung
„Berlin plant/Erster Bericht“, die erste Ausstellung im Berliner
Stadtschloss zum Wiederaufbau der Stadt. Vor seinem Tod 1948 plante
er noch eine Bauhaus-Ausstellung und die Herausgabe eines
Bauhaus-Buches.
Kurt
Schmidt
Geb. 10. März
1901 in Limbach/Sachsen; gest. 9. Mai 1991 in Gera; deutscher Maler,
Grafiker und Zeichner.
Kurt Schmidt, als
Sohn eines Lehrers geboren, schloss 1919 das Herzogliche
Christians-Gymnasium in Eisenberg ab und begann im gleichen Jahr ein
Studium an der Kunstgewerbeschule in Hamburg.
Auf Anregung von
Kommilitonen wechselte er 1920 zu einem fünfjährigen Studium an das
Bauhaus in Weimar, wo er sich der abstrakten Malerei zuwandte und
einen Vorkurs bei Johannes Itten besuchte. Anschließend wurde
Schmidt 1921 Lehrling in den Werkstätten von Wassily Kandinsky und
Oskar Schlemmer. Dort beschäftigte er sich mit Bühnen- und
Wandmalerei sowie mit Entwürfen und Choreographien zum Thema
„Mechanische Bühne“. Zur Bauhaus-Ausstellung 1923 gestaltete er
eine Fensterwand und entwickelte zusammen mit Georg Teltscher das
Mechanische Ballett. Anschließend fertigte er Entwürfe und
Marionetten zu dem Märchenspiel Die Abenteuer des kleinen Buckligen,
welche sich heute in der Puppentheatersammlung in Dresden befinden.
Nach dem Ausscheiden seines Lehrers Itten und dem Umzug des Bauhauses
nach Dessau verließ auch Schmidt Weimar und ging zuerst nach
Stuttgart, wo er 1927 bei Adolf Hölzel studierte und 1929 nach Gera.
Im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“
wurde auch Schmidt durch Beschlagnahmung von zwei von ihm gestalteten
Figurinen diffamiert.
Während des
Zweiten Weltkrieges kämpfte er zwischen 1941 und 1945 zuerst an der
Ostfront und später in der Normandie, wo er in englische
Kriegsgefangenschaft geriet und bis zu seiner Entlassung im
Kriegsgefangenenlager Cultybraggan in der Nähe des schottischen
Dorfes Comrie zubrachte. In den Wirren des Krieges ging auch ein
großer Teil seines künstlerischen Frühwerks verloren.
Zurück aus der
Kriegsgefangenschaft begann Schmidt sich langsam wieder künstlerisch
zu betätigen und beschäftigte sich bis 1966 nur sporadisch und
nebenberuflich mit Aquarellen und Farbkreidezeichnungen. Theoretisch
setzte er sich mit Kandinsky auseinander und untersuchte
psychologische und symbolische Fragen der Form und Farbe. Auf
Anregung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden fertigte er von 1970
bis 1972 Repliken der verloren gegangenen Bauhaus-Arbeiten an, eine
geschlossene Folge bilden die seit 1976 in mehreren Arbeitsphasen
entstandenen Glasbilder.
1985 erfolgte die
Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR. Das Ensemble für
Intuitive Musik Weimar EFIM widtmete sich 1987 mit musikalischen
Reflexionen auf zwei seiner Bilder in einer Veranstaltung in Weimar
seinem Schaffen.
Ausstellungen:
-
1975:
Schlossmuseum Gotha
-
1978:
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstichkabinett
-
1978:
Galerie am Sachsenplatz Leipzig
-
1981:
Staatliche Kunstsammlungen Gera
-
1986:
Galerie am Markt Gera
-
1987:
Betriebsgalerie „VEB Wema UNION“ Gera
-
1991:
Kunstgalerie Gera und „Galerie am Markt“ Gera
Ernst
Scholz
Geb. 19. Juli 1913
in Berlin; gest. 12. Juni 1986 in Ost-Berlin; Minister für Bauwesen
und Stellvertreter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der
DDR.
Als Jugendlicher
war Scholz in den 1920er Jahren aktiv bei den Pfadfindern, in der
Wandervogelbewegung und Mitglied des Arbeitersportvereins „Fichte“.
Er studierte 1932–1933 Bauwirtschaft an der Technischen Hochschule
Berlin, dem Bauhaus Berlin und nach dessen Schließung 1933 bis 1934
Architektur an der École Spéciale d’Architecture in Paris.
Nach dem
Architekturstudium arbeitete Scholz in Deutschland als
freischaffender Architekt. 1934 wurde er Mitglied der sich in der
Illegalität befindenden Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)
und arbeitete für die ebenfalls verbotene Rote Hilfe Deutschlands.
Im selben Jahr war er an einem misslungenen Versuch beteiligt, Ernst
Thälmann aus dem Gefängnis zu befreien. Ende 1937 emigrierte er
über die Tschechoslowakei, die Schweiz und Frankreich nach Spanien,
wo er 1938–1939 als Angehöriger der XI. Internationalen Brigade am
Spanischen Bürgerkrieg teilnahm, u. a. am 2. Einsatz, der Schlacht
am Ebro. 1939 in Frankreich in (St. Cyprien und Gurs) sowie den
Gefängnissen Pau und Bordeaux interniert, gelang ihm 1940 mit drei
Kameraden die Flucht.
Bis März 1945
beteiligte er sich am bewaffneten Kampf der Résistance als
MG-Schütze (FIPF/FFI und 13. Gebirgsjäger-Bataillon). In dieser
Zeit war er Mitglied der Bewegung Freies Deutschland im Westen
(BFDW/CALPO) bzw. des im September 1944 gebildeten Komitees „Freies
Deutschland für den Westen“, dessen Sekretär der
Gebietskörperschaft mit Sitz in Lyon er war.
1945 kehrte er
nach Deutschland zurück. 1946 trat Scholz der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED) mit ihrer Gründung bei. Er war
1945–1949 Leiter der Abteilung Landwirtschaft und
Wirtschaftsplanung der Landesregierung Brandenburg. 1950 wurde er
stellvertretender Leiter der Hauptverwaltung Wirtschaftsplanung und
anschließend Leiter der Hauptverwaltung Bauwesen bei der Deutschen
Wirtschaftskommission, danach war er Leiter der Hauptverwaltung
Bauindustrie beim Ministerium für Bauwesen. Scholz war 1950–1953
Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim Zentralkomitee der SED.
Neben seiner
Tätigkeit als Direktor des VEB Bau-Union Rostock sowie als Mitglied
der Stadtleitung Rostock der SED absolvierte er 1954–1956 ein
postgraduales externes Studium an der Universität Rostock, an der er
1963 zum Dr. rer. oec. promoviert wurde. 1956–1958 war er
Bevollmächtigter der Regierung der DDR für die arabischen Staaten,
bevor er bis 1963 als Minister für Bauwesen und Abgeordneter der
Volkskammer wirkte.
Er arbeitete
1963–1968 als Beauftragter der Regierung der DDR für die
Arabischen Staaten in der VAR (Ägypten) im Range eines Botschafters.
1968–1973 war er Staatssekretär und erster stellvertretender
Minister für Auswärtige Angelegenheiten, bevor er 1974–1976
Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Regierung
der DDR in der Republik Frankreich wurde. Scholz war 1976–1986
Präsident der Freundschaftsgesellschaft DDR – Frankreich.
Lili
Schultz
1895-1970
Lili
Schultz wurde am 21.06.1895 in Halle an der Saale geboren. 1913 bis
1914 studierte sie an der Kunstgewerbeschule Dresden. Danach lernte
sie bei Paul Thiersch in Halle von 1915 bis 1919. Als
Meisterschülerin arbeitete Lili Schultz 1919 und 1920 bei Fritz
Helmuth Ehmcke in München. 1920 bis 1921 war sie
freischaffend
in Diessen am Ammersee tätig, bevor sie 1922 bis 1924 im
Meisteratelier bei Paul Thiersch in Halle, auf der Burg
Giebichenstein arbeitete. 1924 bis 1925 war sie als Lehrerin im
Bauhaus Weimar bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und László
Moholy-Nagy tätig.
Ab
1925 übernahm sie die Leitung der Emailabteilung der
Kunstwerkstätten in Halle-Giebichenstein, dort gemeinsame Arbeit mit
dem Metallgestalter Karl Müller. Irmtraut Ohme (z. B. Brunnen in
Halle-Neustadt) ist ihre Schülerin.
Danach
war sie ab 1958 an der Werkkunstschule in Düsseldorf als Professorin
tätig. 1956 erhielt sie den Goldenen Ehrenring der Gestaltung für
Goldschmiedekunst in Hanau. Zudem bekam sie 1957 als höchste
internationale Auszeichnung den goldenen Ehrenring der
internationalen Gesellschaft für Goldschmiedekunst verliehen. Sie
verwendete das Email in Verbindung mit
Architektur,
woraus sie später die neue Technik des Fugenemails als Wandeinlage
entwickelte, die vielfältige Abwandlungen ermöglichte.
Am
18.06.1970 verstarb Lili Schultz in Seeshaupt am Starnberger See.
Helmut
Schulze
Geb. 1903; gest. 1995;
am Bauhaus 1926–30
1928 arbeitet er gemeinsam mit
Marianne Brandt in der Metallwerkstatt, bekannt z. B. sind ein
Zucker-Sahne-Set und mehrere Leuchtenentwürfe.
Helmut Schulze entwarf als
Student der Bauhaus-Architekturabteilung unter der Leitung von Mies
van der Rohe das Sportlerheim für den Arbeitersport- und Turnverein
"Fichte", heute das Gelände des Paul-Greifzu-Stadions. Es
ist ein modernes, hochwassergeschütztes Sportlerheim an der Mulde,
das schnell beliebt wurde, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft zwei
Badeanstalten lagen. Die Bauausführung erfolgte 1932 durch
Spendengelder, die Junkers-Werke spendeten die wärmetechnische
Ausrüstung. Am 7. März 1945 wurde die gesamte Freizeitanlage bei
einem Bombenangriff zerstört.
Margarete
Schütte-Lihotzky
Geb. 23. Januar
1897 in Wien-Margareten, Österreich-Ungarn; gest. 18. Januar 2000 in
Wien; eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur
studierten und wahrscheinlich die erste Frau, die den Beruf in
Österreich umfassend ausübte. Sie lebte und arbeitete einige Jahre
in Deutschland und der Sowjetunion. Der Entwurf der Frankfurter Küche
machte sie international bekannt.
Grete
Lihotzky studierte von 1915 bis 1919 an der k.k. Kunstgewerbeschule,
wo Künstler wie Josef Hoffmann, Anton Hanak und Oskar Kokoschka
unterrichteten. Durch die Teilnahme an einem Wettbewerb für eine
Schrebergartenanlage am Schafberg kam sie mit der Siedlerbewegung in
Wien in Kontakt. Anfang 1921 arbeitete sie gemeinsam mit Adolf Loos
für die Siedlung Friedensstadt am Lainzer Tiergarten.
Ernst
May hatte Lihotzky als Mitarbeiterin von Loos kennengelernt und
ermöglichte ihr, in der Zeitschrift „Schlesisches Heim“, die er
in Breslau herausgab, zu publizieren. May leitete das Hochbauamt der
Stadt Frankfurt am Main. 1926 engagierte er Margarete Lihotzky an die
Typisierungsabteilung, wo der neue Wohnungsbau mit der „Frankfurter
Küche“ entwickelt wurde. Diese gilt heute als Prototyp der
modernen Einbauküche. Grete Lihotzky entwarf das „Labor einer
Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und
Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung
bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern. In den Frankfurter
Siedlungen wurden in mehreren Varianten ca. 12.000 Küchen eingebaut.
Als
die politische und wirtschaftliche Situation in der Weimarer Republik
sich verschlechterte, nahm Ernst May mit einer Gruppe von Experten
1930 eine Berufung nach Moskau an. Dabei waren Margarete
Schütte-Lihotzky als Expertin für Bauten für Kinder und Wilhelm
Schütte als Experte für Schulbau. Die Brigade May war beauftragt,
an der Umsetzung des ersten Fünfjahresplanes der Sowjetunion
mitzuwirken, indem sie Städte plante, als erstes die Industriestadt
Magnitogorsk. Hier entwarf sie u. a. einen Kindergarten.
1938 übersiedelte
Schütte-Lihotzky mit ihrem Ehemann nach Istanbul, wo sie die
Möglichkeit hatten, an der „Akademie der Schönen Künste“ zu
unterrichten und zu arbeiten.
Schütte-Lihotzky
trat 1939 der KPÖ bei und reiste im Dezember 1940 nach Wien, um mit
der österreichischen Widerstandsbewegung in geheime Verbindung zu
treten. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft wurde sie festgenommen.
Obwohl auch für Schütte-Lihotzky die Todesstrafe beantragt war,
verurteilte sie der Senat zu Zuchthaus. Schütte-Lihotzky kam ins
Frauenzuchthaus nach Aichach, Bayern, aus dem sie 1945 von
kanadischen Truppen befreit wurde.
Nach dem Krieg
arbeitete sie zuerst in Sofia; 1947 kehrten sie und ihr Mann Wilhelm
Schütte nach Wien zurück, wo sie jedoch wegen ihrer politischen
Ansichten kaum öffentliche Aufträge erhielt. Allerdings konnte sie
um 1950 einige Gemeindebauten und einen heute denkmalgeschützten
Kindergarten entwerfen.
1951 trennte sie
sich von ihrem Ehemann Wilhelm Schütte. Sie plante zahlreiche
Ausstellungen, arbeitete an Privataufträgen, für internationale
Organisationen und für die Frauen- und Friedensbewegung. Sie
unternahm Studienreisen, war publizistisch und als Beraterin für die
Volksrepublik China, für Kuba und in der DDR tätig.
Sehr
spät wurden ihre Werke in Österreich öffentlich anerkannt. Sie
erhielt 1980 den Architekturpreis der Stadt Wien. 1985 erschien die
erste Auflage ihrer Erinnerungen aus dem Widerstand. Weitere Preise
folgten. Margarete Schütte-Lihotzky starb in Wien am 18. Jänner
2000, fünf Tage vor ihrem 103. Geburtstag, an den Komplikationen
einer Grippe. Sie wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener
Zentralfriedhof bestattet.
Selman
Selmanagic
Geb. 1905 in Srebrenica, gest.
1986 in Berlin; war Bauhäusler durch und durch. Bis zu seiner
Pensionierung 1970 lehrte Selmanagić die Einheit von Kunst und
Technik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Im Jahr 1929 geriet Selman
Selmanagić fast zufällig ans Dessauer Bauhaus. Auf seiner Bahnreise
nach Berlin lernte er einen Deutschen kennen, der ihm das Bauhaus
wärmstens empfahl und ihm die Adresse gab. Nach seiner Ankunft in
der Hauptstadt ging Selmanagić zum jugoslawischen Konsul. Dieser
unterstützte das Vorhaben und stellte ihm das notwendige
Empfehlungsschreiben aus. Am Bauhaus angekommen, musste Selmanagić
alles bisher Gelernte revidieren. Schnörkel und Holzdekore, die er
als Tischler erlernt hatte, wurden als ungeliebte Überbleibsel
vergangener Bauweisen verstanden.
Selmanagić studierte bis 1932
am Dessauer Bauhaus und schloss mit dem Bauhausdiplom Nr. 100 ab. Er
blieb weiterhin am Bauhaus, siedelte 1933 nach Berlin mit um. Als das
Bauhaus 1933 letztlich auf Druck der erstarkten
nationalsozialistischen Politik in Berlin die Pforten schließen
musste, arbeitete Selmanagić als Zeichner im Baubüro von Walter
Gropius, bis es ihn ins Ausland zog. Im darauffolgenden Jahr war
Selmanagić im Büro des Poelzig-Schülers Halil Sejfi in
Konstantinopel tätig. Mit dem verdienten Geld begab er sich von hier
aus auf eine Art Studienreise, die Selmanagić durch Griechenland,
Syrien, Palästina, Jordanien, Ägypten und Italien führte. Wie die
Architekten der Neuzeit auf ihren Studienreisen konzentrierte er sich
auf die frühe Architektur der Perser, Griechen und Ägypter, aber
ebenso sehr interessierte ihn die Entstehung der Religionen in und um
Jerusalem, wo er sich schließlich als freier Architekt niederließ.
Er entwarf Banken, Möbelfabriken, Wohnhäuser und richtete das von
deutschen Emigranten frequentierte Café Tabor ein.
Schließlich kehrte Selmanagić
1939 nach Deutschland zurück. Während der Kriegszeit schloss er
sich der deutschen Widerstandsbewegung an. Von nun an war es für ihn
als Serbokroate und Moslem schwierig, in Berlin beruflich Fuß zu
fassen. Egon Eiermann entließ ihn aus seinem Architekturbüro mit
der Begründung, dass „neue Aufträge die Verwendung von Ausländern
ausschließen.“ (Zeugnis von Egon Eiermann adressiert an Selman
Selmanagić, 6.4.1939, Bauhaus-Archiv Berlin) Bei der Bauabteilung
der Ufa entwarf Selmanagić bis 1941 den Bau und Umbau von Kinos. Bis
Kriegsende entwarf Selmanagić keine Gebäude und konzentrierte sich
auf Filmarchitektur. Auf diese Art und Weise wehrte er sich gegen die
Bauweise der Nazis.
Nach Kriegsende wurde ein neuer
Berliner Magistrat mit dem Architekten Hans Scharoun als Stadtrat für
Bau- und Wohnungswesen gegründet. Selmanagić wurde von Scharoun zum
Leiter des Referats Kultur- und Erholungsstätten ernannt – die
Architekten kannten sich bereits aus der Berliner Widerstandgruppe
und hatten hier erste Kontakte geknüpft. In seiner Position
zeichnete Selmanagić unter anderem für den Wiederaufbau der
Humboldt-Universität und den Entwurf des Walter-Ulbricht-Stadions
(nicht erhalten) verantwortlich.
Gleichzeitig arbeitete
Selmanagić als Ausstellungs- und Messearchitekt. In seinem Schaffen
zeigte er sich innovativ, entwarf die ersten Sitzmöbel, die aus
gepresstem Holzfurnier hergestellt wurden. Durch die Besonderheit des
Materials waren nun Armlehnen biegsam und eröffneten neue
Möglichkeiten hinsichtlich Bequemlichkeit und Design von
Stuhlmobiliar. Außerdem gestaltet er Möbel für die Deutschen
Werkstätten Hellerau.
1950 berief Mart Stam, Direktor
der Kunsthochschule Weißensee und ehemaliger Bauhausmeister, Selman
Selmanagić zum Professor für Architektur an die Berliner
Kunstschule. Stam verfolgte zielstrebig die Bauhaustradition,
industrieorientierte gestalterische Arbeiten zu produzieren. Wie
einprägsam auch für Selmanagić die Bauhauszeit war, lässt sich im
Studienplan der Kunsthochschule Berlin-Weißensee nachvollziehen, den
Selmanagić entwarf.
Bis
zu seiner Pension im Jahr 1970 führte Selmanagić die
Grundprinzipien des ersten Bauhausmanifests weiter: Eine Einheit von
Kunst und Technik und die Ausprägung individueller Künstler im
Kollektiv. 1956 entwarf Selmanagić den Anbau der Kunsthochschule an
die ehemalige Trumpf-Schokoladenfabrik. Im Februar 2012 wurde das
Herzstück dieses Gebäudes, die Aula, nach ihrer Renovierung wieder
eröffnet.
Legendär
sind seine Äußerungen zur "Nationalen Tradition".
Befragt, wo er bei der Konstruktion eines Stuhles anknüpfe, meinte
er, dass der Arsch, auf dem er sitze, die einzige Tradition sei. Zur
Architektur der Stalinalle befragt hingegen äußerte er, dass es
wunderbare Architektur sei, wenn man die ganze Scheiße
(klassizistische Verzierungen) abklopfen würde.
Mart
Stam
Geb. 5. August
1899 in Purmerend, Niederlande; gest. 23. Februar 1986 in Goldach,
Schweiz, niederländischer Architekt und Designer.
Stam entwickelte industriell
und seriell herstellbare Typen – vom Stuhl bis zur Stadt. Mit
seinem Reihenhaustyp für die Weißenhofsiedlung konnte er erstmals
neue Maßstäbe setzen.
Mart Stam (eigentliche Martinus
Adrianus Stam) absolvierte zunächst zwischen 1917 und 1919 eine
Tischlerlehre und besuchte danach die Staatliche Schule für
Zeichenunterricht in Amsterdam, wo er das Diplom als Zeichenlehrer
erwarb. Bis 1922 arbeitete Stam als Zeichner im Büro des Architekten
Marinus Jan Granpré Molière in Rotterdam und trat der holländischen
Architektenvereinigung „Opbouw“ bei. Noch im selben Jahr ging er
nach Berlin, wo er bis 1923 in verschiedenen Architekturbüros
arbeitete, unter anderem bei Max Taut und Hans Poelzig. Im Bereich
„Internationale Architektur“ war er bereits 1923 auf der
Bauhaus-Ausstellung in Weimar vertreten.
In den folgenden zwei Jahren
war Stam bei dem Schweizer Architekten Karl Moser in Zürich und
Arnold Itten in Thun beschäftigt. Gemeinsam mit den Architekten Hans
Schmidt und Emil Roth initiierte er 1924 die erste Schweizer
Avantgardezeitschrift „ABC-Beiträge zum Bauen“. 1926 kehrte Stam
nach Holland zurück und arbeitete bis 1928 in Rotterdam im
Architekturbüro bei Brinkmann en Van der Vlugt. Für die
Werkbundausstellung in Stuttgart-Weißenhof errichtete er 1927 ein
Reihenhaus und erfand den hinterbeinlosen Kragstuhl – den ersten
"Freischwinger", den Marcel Breuer schließlich
weiterentwickelte. Gemeinsam mit dem Architekten Gerrit Rietveld nahm
Mart Stam als Vertreter der Niederlande am 1. CIAM-Kongress (Congrès
Internationaux d'architecture moderne, Internationale Kongresse für
modernes Bauen) in La Sarraz teil.
Ab dem Wintersemester 1928–1929
lehrte Mart Stam als Gastdozent für Städtebau am Bauhaus Dessau.
Parallel zu seiner Arbeit am Bauhaus war Stam als freier Architekt
für Das Neue Frankfurt tätig und realisierte dort unter anderem mit
Werner Moser den Neubau eines Altenheims. Mit der Brigade May ging er
1930 nach Moskau und war dort neben anderen Aufgaben auch an den
Planungen der Industriestädte Magnitogorsk, Makejewka und Orsk
beteiligt. Mart Stam heiratete am 14. Oktober 1934 in Moskau die
ehemalige Bauhausstudentin Lotte Beese, die Ehe wurde jedoch etwa
zehn Jahre später geschieden.
1934 kehrte Stam in die
Niederlande zurück, gründete 1935–1936 in Amsterdam eine
Bürogemeinschaft mit W. van Tijen und wurde Redaktionsmitglied der
Zeitschrift „De 8 en Opbouw“. 1939 erfolgte Stams Ernennung zum
Direktor der Amsterdamer Kunstgewerbeschule (Instituut voor
Kunstnijverheidsonderwijs), der späteren Rietveld-Akademie.
Stam siedelte 1948
gemeinsam mit seiner zweiten Frau Olga Stam-Heller in die Sowjetische
Besatzungszone über. Ab 1948 beteiligte er sich in Dresden an der
Neuorganisation der Staatlichen Hochschule für Werkkunst und der
Akademie für Bildende Künste, die später zur Hochschule für
Bildende Künste zusammengeschlossen wurden, übernahm das Direktorat
der Staatlichen Hochschule für Werkkunst und die kommissarische
Leitung der Akademie der bildenden Künste Dresden, bis beide
Institutionen Anfang 1949 unter seiner Regie zur Hochschule der
bildenden Künste zusammengeschlossen wurden. Stam leitete die von
ihm gegründete HfBK Dresden allerdings nur bis zu seinem Wechsel
nach Berlin im Jahr 1950, wo er Rektor der Hochschule für angewandte
Kunst Berlin-Weißensee (KHB) wurde.
In
dieser Zeit arbeitete er unter anderen mit der Produktgestalterin
Marianne Brandt zusammen, die an beiden Hochschulen lehrte. Auf seine
Initiative entstand das Institut für industrielle Gestaltung (IIG),
später in Institut für angewandte Kunst (IAK) umbenannt, aus dem
letztlich das Amt für industrielle Formgestaltung der DDR (AIF)
hervorging. Im Zusammenhang mit der Formalismusdiskussion erhielt er
Hausverbot und verliess Ende 1952 die Hochschule und die DDR. 1955
machte er sich in den Niederlanden selbständig, 1966 zog er in die
Schweiz, wo er 1923–1925 bereits mit El Lissitzky gearbeitet hatte.
Stam starb zurückgezogen, nachdem er mehrfach der Ort gewechselt
hatte und den Kontakt zu den meisten seiner Wegbegleiter und früheren
Freunde abgebrochen hatte. Er fand seine letzte Ruhestätte 1986 auf
dem Zürcher Friedhof Enzenbühl.
Kurt
Stolp
Geb. 26.Mai 1904 in Biechowo;
gest. 28. Februar 1981 in Berlin
Kurt Stolp wurde am 26. Mai
1904 in Biechowo (Polen), im ehemaligen Westpreussen geboren. Zum
Wintersemester 1927 schrieb er sich mit der Nummer 214 in die
Immatrikulationsliste am Bauhaus Dessau ein und begann sein Studium
mit der Grundlehre. Es folgte die Ausbildung in der Druck- und
Reklamewerkstatt. Stolp wurde 1928 Mitglied der KPD und von der
Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO),
einem Zusammenschluss kommunistischer Künstler. Im Frühjahr 1929
arbeitete er bei der Ausführung eines von Joost Schmidt für die
Firma Junkers gestalteten Stand auf der Berliner Ausstellung "Gas
und Wasser" mit. Im Wintersemester besuchte er den Unterricht
der Bühnenwerkstatt. Er heiratete Meta Kuhr, die bereits seit 1926
das Bauhaus Dessau besuchte. Am 30. März 1931 erhielt Kurt Stolp das
Bauhaus-Diplom Nr. 38 der Reklamewerkstatt.
Nach seinem Abschluss verließ
Kurt Stolp seine Familie und ging nach Prag, wo er zunächst bei
verschiedenen kommunistischen Prager Zeitungen, u. a. bei der Rudé
právo, im grafischen Bereich tätig war. Er war an der Vorbereitung
der 1932 in Prag und Brünn gezeigten Ausstellung „Proletarisches
Wohnen“ beteiligt, die von tschechischen Linksfront-Architekten
konzipiert worden war. Die Ausstellung wurde von der Polizei
verboten; die linksorientierte Presse berichtete darüber.
1934
wurde er ständiger Mitarbeiter der Redaktion der Arbeiter
Illustrierte Zeitung (AIZ), die von 1921 bis 1933 in Berlin und
danach bis 1938 im Prager Exil wöchentlich erschien und von dort
jetzt zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief. Er war Mitglied des
Zusammenschlusses emigrierter deutschsprachiger Künstler. Nach der
Okkupation der ČSR 1939 durch die deutschen Truppen wurde Kurt Stolp
zum Militärdienst als Schreiber und Zeichner für die
Rüstungs-Inspektion in Prag eingezogen.
1946
kehrte er nach Ost-Berlin zurück. Zunächst war Stolp am Aufbau des
Fotoarchivs Illus-Bilderdienst beteiligt, aus dem später
Zentralbild, das Fotoarchiv des Allgemeinen Deutschen
Nachrichtendienst (ADN), wurde. 1947 arbeitete und wohnte er bei
Hubert Hoffmann in Dessau, der für die Sicherungsarbeiten und
Wiederbelebung des beschädigten Bauhauses eingesetzt war. Stolp
bereitete eine Abteilung für Bildstatistik vor. Nachdem das Projekt
scheiterte und Hoffmann nach Westberlin fliehen musste, verlor auch
Stolp seine Arbeit und kehrte in den Ostteil Berlins zurück.
Zunächst
war er für die Deutsche Film AG (DEFA) tätig, 1948 wurde er
Bildredakteur bei der Berliner Zeitung und zuletzt war er Leiter der
Abteilung Grafik beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN).
1975 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Bei der
50-Jahrfeier am 4. Dezember 1976 im teilsanierten Bauhaus Dessau war
er mit weiteren ehemaligen Bauhäuslern anwesend und wurde für seine
besonderen Verdienste um das Bauhauses mit einer Urkunde geehrt. Kurt
Stolp starb am 28. Februar 1981 in Berlin.
Max
Ursin
Geb.
14.09.1909 in Dessau; gest. 4.3. 1997 in Winnerath.
Maximilian
-maku- Ursin; Sohn des Schlachthofmeisters Karl Ursin; - Mittelschule
Dessau.
3
Jahre Technischer Lehrling in der Bamag (Berlin-Anhaltische
Maschinenbau Aktiengesellschaft); nach Abschluss des technischen
Studiums (9 Semester an der Gewerbehochschule in Köthen) besuchte er
für ein Seemster die Grundlehre am Bauhaus in Dessau.
Nach
der Schließung des Bauhauses in Dessau lebte er bis 1938 als
Ausstellungsarchitekt und freier Journalist in Leipzig, hier fertigte
er vorwiegend Foto- und Filmarbeiten im Rahmen seiner
Gestaltungstätigkeit an.
1936
während einer Radtour durch das Land als Fotograf wurde er wegen
angeblicher Spionage verhaftet und zu 11 Monate Haft verurteilt; in
den 1940er Jahren bei Junkers als Konstrukteur tätig; ab Mai 1942
als Soldat im Westerwald stationiert, später in Königsberg.
Nach
dem Kriege baute Ursin im Rahmen einer Planungsgemeinschaft (unter
der Leitung von Hubert Hoffmann) im Schloß Luisium bei Dessau
Werkstätten für Gebrauchsgut auf, was damals dringend benötigt
wurde; gleichzeitig übernahm er die Landesleitung des Kunsthandwerks
in Sachsen-Anhalt.
Im
Jahre 1950 drehte er den ersten Film über gemeinsame Treffen
europäischer Jugend in Frankreich; 1952 wurde er von der
äthiopischen Regierung beauftragt, eine Abteilung für visuelle
Öffentlichkeitsarbeit (Film, Foto, Ausstellungsgestaltung) im
Informationsministerium aufzubauen und verantwortlich zu leiten;
während der 8 Jahre seiner dortigen Tätigkeit als Studio- Leiter in
Addis Abeba bereiste er das ganze Land, sehr oft im Gefolge von
Kaiser Haile Selassies; zum Abschluss seines Aufenthaltes in Afrika
unternahm er eine Studienfahrt durch drei Nachbarländer Äthiopiens.
Von
Mai 1961 bis Februar 1962 fuhr er mit Sohn und Tochter in einem
Kleinbus kreuz und quer durch Kenia, Tanganjika (in Tansania und
Uganda und drehte im Auftrage des Weltkinderhilfswerks der Vereinten
Nationen eine ganze Reihe Kurzfilme für das Fernsehen; im Jahre 1962
kehrte er nach Deutschland zurück und lebte in der Nähe von
Offenbach als freier Gestalter für Foto, Film und Form
Wilhelm
Wagenfeld
Geb. 15. April
1900 in Bremen; gest. 28. Mai 1990 in Stuttgart
Während des Ersten Weltkrieges
absolviert Wilhelm Wagenfeld eine Lehre im Zeichenbüro der Bremer
Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld. Zudem besucht er zwischen 1916
und 1919 die dortige Kunstgewerbeschule. Zwischen 1919 und 1922
erhält er ein Stipendium an der Staatlichen Zeichenakademie
Hanau/Main und läßt sich zum Silberschmied ausbilden.
1923 richtet er eine Werkstatt
auf dem Barkenhoff in Worpswede bei Bernhard Hoetger und Heinrich
Vogeler ein. Im gleichen Jahr beginnt er sein Studium am Staatlichen
Bauhaus in Weimar. In dieser Zeit entwirft Wagenfeld u. a. 1924
seine berühmte Bauhaus-Leuchte.
Nach der Auflösung des
Weimarer Bauhauses am 1. April 1925 wird er Mitglied im Deutschen
Werkbund und übernimmt eine Assistentenstelle bei Richard
Winkelmayer, dem Leiter der Metallwerkstatt der Staatlichen
Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar. 1928 übernimmt er
die Leitung der dortigen Metallwerkstätten. 1930 wird ihm und
zahlreichen anderen Lehrkräften der Bauhochschule auf Drängen der
im Thüringischen Landtag vertretenen NSDAP gekündigt.
Es folgen ab 1930
freiberufliche Tätigkeit und ein Auftrag des Thüringer
Wirtschaftsministeriums zur Betreuung heimarbeitender Glasbläser.
Zudem kann er ab 1931 an der Staatlichen Kunsthochschule
Grunewaldstraße in Berlin-Schöneberg unterrichten und wird als
freiberuflicher Mitarbeiter bei dem Jenaer Glaswerk Schott & Gen.
tätig. Von 1935 bis 1947 wird er künstlerischer Leiter der
Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser/Oberlausitz. 1937 wird
sein auf der Pariser Weltausstellung ausgestelltes Werk mit dem Grand
Prix ausgezeichnet. Ab 1938 wird Friedrich Bundtzen Glasgestalter-
und maler bei Wagenfeld in Weißwasser. 1940 ehrt ihn die Mailänder
Triennale mit dem gleichen Preis.
Nach Kriegsdienst 1944 und
-gefangenschaft 1945 kehrt Wagenfeld nach Weißwasser zurück.
1945
Wagenfeld
in russischer Kriegsgefangenschaft. Im September zurück in
Weißwasser. Sein Labor im Werk der VLG war mit allen Modellen und
Zeichnungen zerstört.
1946
Half
beim Wiederaufbau der VLG.
Unterstützte W. Grohmann und S. Hirzel
bei der Neugründung der Dresdener Werkakademie. Das Projekt wurde
nicht realisiert.
Übersiedlung nach Berlin.
Nahm den Ruf G.
Pechmanns als Direktor an die Glasfachschule Zwiesel nicht an.
1947
Die
VLG wurde enteignet und in OLG (Oberlausitzer Glaswerke)
umbenannt und nahm die „Rautenglas“ Produktion wieder auf.
Wegen der schlechten Qualität der Glasschmelze mußte mit
Schliff und Schnitt kaschiert werden, es entanden u. a. der
Schliff „Amorbach“ von Wagenfeld. Im Mai wurde ein auf
dreißig Jahre angelegter Vertrag zwischen OLG und Wagenfeld
geschlossen. Wagenfeld schaffte es, die Produktionsqualität der
Rautenhohlgläser auf ein hohes Niveau zu bringen, einige Modelle
wurden bis in die 60er Jahre weiter produziert.
Wagenfeld
schrieb an Gropius: „Nach dem Kriege habe ich allerdings
nirgendwo wieder soviel freie Entscheidung haben können wie bei
meinem Tun in Weißwasser.“ [Brief an Gropius, 1960]
Wagenfeld
lehnte auch die Berufung als Leiter an die Folkwang-Schule,
Essen, sowie Lehraufträge der Hochschule für angewandte Kunst
in Berlin-Weissensee und der TH Karlsruhe ab. Hans Scharoun
(Berliner Stadtbaurat) berief Wagenfeld als Leiter der Abteilung
Typisierung und Normung an das Institut für Bauwesen (IfB) der
Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin.
1948
„Wesen
und Gestalt der Dinge“ kleines Bändchen mit Aufsätzen,
erschienen bei Eduard Stichnote, Potsdam.
Ab April 1948
Professor für industrielle Formgebung an der Hochschule für
Bildende Künste Berlin, berufen durch Karl Hofer, Friedrich
Bundtzen ist dort sein Assistent und wird ab 1950 künstlerischer
Leiter der Werkstatt für Glasgestaltung der VVB Glas Weißwasser
werden.
Ab April 1948
Vertrag mit der WMF. Künstlerischer Leiter bei WMF/Geislingen
für einen zu gründenden Qualitätsbereich Glas und Metall. Das
Pressglas hatte bei der OLG keine Priorität mehr, so versuchte
Wagenfeld mit anderen Partnern seine Entwürfe zu produzieren.
Die Sendlinger Optischen Glaswerke in Berlin bekamen eine Lizenz
für das Kubus Glasgeschirr, den verbesserten Ascher „Corona“,
einen Becher und das mehrteilige Geschirr „Berlin“. Wegen
Lizenzstreitigkeiten wurde die Zusammenarbeit 1950 beendet.
In der Folge
erhält er zahlreiche Berufungen an Hochschulen; u. a. erhält er
durch Hans Scharoun eine Dozentur an der Hochschule für Bildende
Künste in Berlin sowie die Leitung der Abteilung Typisierung und
Normung am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der
Wissenschaften.
1949 erhält
Wagenfeld eine Referentenstelle für Industrielle Formgebung im
Württembergischen Landesgewerbeamt in Stuttgart. Zwischen 1950
und 1977 arbeitet er mit der Württembergischen Metallwarenfabrik
AG (WMF) in Geislingen zusammen. 1954 gründet er in Stuttgart
die Versuchs- und Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle,
die bis 1978 besteht. Hier werden Entwürfe für zahlreiche
Industrieunternehmen entwickelt, u. a. für die
Rosenthal-Porzellan AG, die Firma Peill & Putzler
Glashüttenwerke GmbH, die Firma Braun und die Pelikan-Werke.
Herbert
Wegehaupt
Geb. 8. April 1905
in Crone; gest. 28. September 1959 in Greifswald, deutscher Maler,
Holzschneider und Kunsterzieher.
Herbert Wegehaupt
besuchte von 1914 bis 1921 die Gymnasien in Bromberg und Breslau.
Anschließend begann er eine Malerlehre, die er 1924 mit der
Gesellenprüfung abschloss. Daneben besuchte er die Abendschule der
Breslauer Akademie und Kunstgewerbeschule. Dort begann auch seine
Freundschaft mit Otto Manigk. Von 1924 bis 1925 besuchte er die
Akademie der Künste in Berlin. In den Jahren 1926 und 1927 studierte
er am Bauhaus in Dessau. Anschließend setzte er sein Studium an der
Berliner Kunstakademie fort, von 1932 bis 1936 als Meisterschüler.
1929 heiratete er Luise Manigk, Tochter des Rechtswissenschaftlers
Alfred Manigk und Schwester seines Freundes Otto Manigk.
1936 erhielt er
den Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. Anschließend wandte er sich
bis 1940 der Wandmalerei zu. Von 1941 bis 1945 wurde er zum Dienst in
der Wehrmacht eingezogen. 1942 erhielt er den Rom-Preis der Deutschen
Akademie Rom Villa Massimo verbunden mit einem Studienaufenthalt in
der Villa Massimo in Rom, wo er in den Jahren 1942 bis 1943 an der
Deutschen Akademie der Künste arbeitete. Von 1945 bis 1946 war er in
Italien in Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner
Rückkehr nach Deutschland lebte er als freischaffender Künstler in
Ückeritz auf Usedom und nahm an Ausstellungen in Schwerin, Rostock,
Greifswald und Wolgast teil. 1949 erhielt er am
Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald eine
Professur für Theorie und Praxis der künstlerischen Gestaltung.
1956 wurde er Direktor des Instituts.
In den Jahren 1952
bis 1959 war er Mitglied der Bezirksleitung des Verbandes Bildender
Künstler des Bezirkes Rostock und Mitglied des Präsidiums des
Verbandes Bildender Künstler der DDR. Außerdem gehörte er der
Auftragskommission des Bezirkes Rostock und der Zentralen
Gutachterkommission an.
Durch einen Brand
in seinem Ückeritzer Atelier wurde 1953 ein großer Teil seiner
Werke vernichtet. 1953 und 1954 beteiligte er sich neben Otto Manigk
und anderen Künstlern an der Ausgestaltung des Kulturhauses in
Murchin. 1956 wird er Direktor des Instituts für Kunsterziehung.
Außerdem Fassadengestaltung am Institut für Medizin und Biologie
Berlin-Buch und Ausstellungsbeteiligung anlässlich der
500-Jahr-Feier der Universität Greifsawald. In den Jahren 1957 bis
1959 unternahm er Studienreisen nach Hamburg, Rumänien und in die
Sowjetunion. 1959 nach Krankheit verstorben, 1960 folgt eine
Gedenkausstellung in Greifswald und Stralsund.
Sein
Sohn Matthias Wegehaupt lebt als Maler und Schriftsteller auf Usedom.
Rudolf
Weise
Geb. 28.04.1907 in Thum; gest.
27.07.1991
Architekt; Kreisbauleiter
Güstrow; Entwurfsbüro für Hochbauprojektierung
Projekt Bauhaus
Projekt
Hotel Continental Chemnitz
Projekt Kino Lichtburg Chemnitz
Projekt
Offiziersheim Eberswalde
Projekt Volksschule Güstrow
Projekt
Krankenhaus Güstrow
Projekt Umbau Lyzeum Güstrow mit
Doppelturnhalle
Projekt 12 MAS-Stationen
Projekt Block 40,
108-1/4 NAP Berlin
Wettbewerb Neubau ...rstelle (?) Berlin
Zeitgleich mit dem
DDR-Hochhausbau Weberwiese Berlin wurde auch der kleine Park neu
gestaltet, der sich überraschend hinter den Hausriegeln der
Karl-Marx-Allee an der Marchlewskistraße auftut. Bis zur
Wedekindstraße erstreckt sich eine Wohnanlage, die Rudolf Weise in
den 1950er Jahren errichtet hat.
Teilnahme
am 4. Bauhauskolloquium 1986 in Weimar.
Klaus
Wittkugel
Geb. 17. Oktober
1910 in Kiel; gest. 19. September 1985 in Berlin war einer der
bedeutendsten Gebrauchsgrafiker und Plakatkünstler der DDR und
langjähriger Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Nach einer
Kaufmannsausbildung in Hamburg von 1927 bis 1929 studierte Klaus
Wittkugel bis 1932 an der Folkwangschule in Essen, wo er
Meisterschüler von de Bauhausabsolventen Max Burchartz war. Nach dem Ende des Studiums zog
er nach Berlin und arbeitete bis 1935 als Gebrauchsgrafiker in einem
Warenhauskonzern. Von 1935 bis 1937 leitete er das Atelier einer
Berliner Werbeagentur. Anschließend war er bis zur Einberufung zum
Kriegsdienst 1939 freischaffend in Berlin tätig.
Nach Kriegsdienst
und Kriegsgefangenschaft war Klaus Wittkugel 1945 bis 1949
Gebrauchsgrafiker in der Zentrale für Handel und Versorgung. Im
Anschluss bis 1952 war er Chefgrafiker im Amt für Information.
Bereits seit 1949 arbeitete Klaus Wittkugel als Dozent an der
Hochschule für angewandte Kunst in Berlin und ab 1952 bis zu seiner
Emeritierung 1975 als Professor. Wohnraum hatte er in der sogenannten
Intelligenzsiedlung in Berlin-Schönholz, zu der auch die Straße 201
gehört.
1947
Die
VLG wurde enteignet und in OLG (Oberlausitzer Glaswerke)
umbenannt und nahm die „Rautenglas“ Produktion wieder auf.
Wegen der schlechten Qualität der Glasschmelze mußte mit
Schliff und Schnitt kaschiert werden, es entanden u. a. der
Schliff „Amorbach“ von Wagenfeld. Im Mai wurde ein auf
dreißig Jahre angelegter Vertrag zwischen OLG und Wagenfeld
geschlossen. Wagenfeld schaffte es, die Produktionsqualität der
Rautenhohlgläser auf ein hohes Niveau zu bringen, einige Modelle
wurden bis in die 60er Jahre weiter produziert.
Wagenfeld
schrieb an Gropius: „Nach dem Kriege habe ich allerdings
nirgendwo wieder soviel freie Entscheidung haben können wie bei
meinem Tun in Weißwasser.“ [Brief an Gropius, 1960]
Wagenfeld
lehnte auch die Berufung als Leiter an die Folkwang-Schule,
Essen, sowie Lehraufträge der Hochschule für angewandte Kunst
in Berlin-Weissensee und der TH Karlsruhe ab. Hans Scharoun
(Berliner Stadtbaurat) berief Wagenfeld als Leiter der Abteilung
Typisierung und Normung an das Institut für Bauwesen (IfB) der
Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin.
1948
„Wesen
und Gestalt der Dinge“ kleines Bändchen mit Aufsätzen,
erschienen bei Eduard Stichnote, Potsdam.
Ab April 1948
Professor für industrielle Formgebung an der Hochschule für
Bildende Künste Berlin, berufen durch Karl Hofer, Friedrich
Bundtzen ist dort sein Assistent und wird ab 1950 künstlerischer
Leiter der Werkstatt für Glasgestaltung der VVB Glas Weißwasser
werden.
Ab April 1948
Vertrag mit der WMF. Künstlerischer Leiter bei WMF/Geislingen
für einen zu gründenden Qualitätsbereich Glas und Metall. Das
Pressglas hatte bei der OLG keine Priorität mehr, so versuchte
Wagenfeld mit anderen Partnern seine Entwürfe zu produzieren.
Die Sendlinger Optischen Glaswerke in Berlin bekamen eine Lizenz
für das Kubus Glasgeschirr, den verbesserten Ascher „Corona“,
einen Becher und das mehrteilige Geschirr „Berlin“. Wegen
Lizenzstreitigkeiten wurde die Zusammenarbeit 1950 beendet.
In der Folge
erhält er zahlreiche Berufungen an Hochschulen; u. a. erhält er
durch Hans Scharoun eine Dozentur an der Hochschule für Bildende
Künste in Berlin sowie die Leitung der Abteilung Typisierung und
Normung am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der
Wissenschaften.
1949 erhält
Wagenfeld eine Referentenstelle für Industrielle Formgebung im
Württembergischen Landesgewerbeamt in Stuttgart. Zwischen 1950
und 1977 arbeitet er mit der Württembergischen Metallwarenfabrik
AG (WMF) in Geislingen zusammen. 1954 gründet er in Stuttgart
die Versuchs- und Entwicklungswerkstatt für Industriemodelle,
die bis 1978 besteht. Hier werden Entwürfe für zahlreiche
Industrieunternehmen entwickelt, u. a. für die
Rosenthal-Porzellan AG, die Firma Peill & Putzler
Glashüttenwerke GmbH, die Firma Braun und die Pelikan-Werke.
1950 war er
Gründungsmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR, erster
Vorsitzender der Sektion Gebrauchsgrafik und ab 1984 Ehrenmitglied.
Ab 1961 war Klaus Wittkugel Mitglied, von 1968 bis 1974 Vizepräsident
der Akademie der Künste.
Als Mitglied des
künstlerischen Beirats der Briefmarkenkommission des Ministeriums
für Post und Fernmeldewesens der DDR war Klaus Wittkugel bei der
Gestaltung zahlreicher Briefmarken beteiligt. Klaus Wittkugel entwarf
eine Reihe von Bucheinbänden und Umschlägen von Büchern.
Sein Nachlass wird
durch die Akademie der Künste verwaltet.
Die letzte Ruhe
fand er auf einem Pankower Friedhof. Das Grab wurde in den 2000er
Jahren nach Schöneiche umgebettet.
Gebrauchsgrafik
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1958:
Buchenwalddenkmal – Schrift im architektonischen Raum
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1963:
Schrift, Licht und Bild im 2. Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee
(unter anderem Außenschrift am Kino International und am Café
Moskau)
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1967:
Weltkarte im Konferenzsaal des Ministeriums für Auswärtige
Angelegenheiten der DDR (Relief aus Chromstahl, Bronze, Eisen,
Messing und Zink)
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1976:
Signet „PdR“ für den Palast der Republik
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1977:
Entwürfe zur Neugestaltung der Verkehrszeichen der DDR
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1978:
Tönendes Lichtrelief aus Stahlglocken im Foyer des Internationalen
Handelszentrums
Kursiv: Kontakt mit Bauhaus-Angehörigen oder Bauhaus-Ideen
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