TEMPO 1990

Der Radwechsel

B.B.


Ich sitze am Straßenhang.

Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gerne, wo ich herkomme.

Ich bin nicht gerne, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?










Türgriff Trabant P50
 Wolfgang Dyroff


Auflösung des Amtes für industrielle Formgestaltung, das aus dem Institut für industrielle Gestaltung (1950), dem Institut für angewandte Kunst (1951), dem Zentralinstitut für Formgestaltung (1963) bzw. Zentralinstitut für Gestaltung (1965-1972) hervorging

IKARUS, den Rufer einst erhörend aber nun fliehend von flachen Wassern aus über die hunderttürmige Stadt auf dem Bitterfelder Weg unterwegs und doch am Expander des Fortschritts scheiternd, wird durch MERCEDES ersetzt und biegt auf die Schloss-Allee ein. Brummel kehrt zurück, während der Mischka-Bär wieder abreist. Seine blauen Blumen beginnen bald zu welken, weil FLORENA bei der Pflege auf die Hilfe der Sisypohs' im Lande hoffte, die allerdings mit dem Öffnen der Tore zu tun haben, um MIDAS trotz Nichterfüllung DER BEDINGUNG Einlass zu gewähren. Dessen treue Hände machen, dass alsbald alles Gold zu Schuld ward, sodass am Ende wieder nur Köstlicher auf RATIONELL an es erinnern sollte. Freilich nicht alle.

So oder so ähnlich erzählt man bis heute, nicht nur zwischen zwei Mahlzeiten.
In 2 Jahren wird Prof. Clauss Dietel anlässlich eines Vortrags zum Symposium des Rates für Formgebung konstatieren: "...Technokratie ist systemübergreifend. Über die neuen Länder rollt bestimmend eine Politik, die rücksichtslos, einseitig und wider ökologische Erkenntnisse der Gegenwart vom Kraftfahrzeug dominiert wird. Kann mit der Erfahrung von gestern und den Kenntnissen und größeren Möglichkeiten von heute gestalterische Arbeit nun helfen, die sich deutlich abzeichnende Entwicklung positiv zu beeinflussen? Oder bleibt sie wie zu DDR-Zeiten nur marginale Zutat  zu den ablaufenden Prozessen?... Wir werden jetzt...mit einer Technokratie konfrontiert, der gegenüber jene der DDR geradezu embryonal erscheint." (Relieftafeln Porzellan; P. Strang. A. Ehret, O. Fieber; Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen (Ausschnitt) 1989/90)
Uni-Schneidmesser, Pneumant - Bedienanleitung
Retour de l'U.R.S.S (Laurentia tanzt nicht mehr)
Schon zeigt es sich, wie Gottfried Semper einst erkannt, dass die Erfindungen nicht mehr wie früher Mittel sind zur Abwehr von Not und zum Genusse; vielmehr sind die Not und der Genuss Absatzmittel für die Erfindungen. Die Ordnung der Dinge hat sich umgekehrt.
Es wollen zwei auf Reisen gehn. "Lass uns", spricht Langohr, "nimmer scheiden; die Welt steht offen ja uns beiden... Der Uhu willigt ein mit Freuden und spielt den großen Herrn; er setzt sich auf des Esels Rücken. Fort geht's, doch kann es wohl auch glücken?" (A. Krylow, Plastik: Wolfgang Dreysse, 1986)
Nach dem Sozialistischen wird - endlich! - der Konsum des Kapitalistischen Realismus' möglich, Diagramme behalten ihre Gültigkeit und eine geringfügige Korrektur der Nationalflagge erfolgt
Das Bemalen der Lebkuchen sowie das große Fressen beginnt...
Blühende Landschaften entstehen (Textil-Design, Malimo)
Friedrich von Logau in "Deutsche Epigramme aus vier Jahrhunderten", Verlag Phillipp Reclam Jun. Leipzig 1964
Das Museum der Deutschen Porzellanindustrie Hohenberg a. d. Eger zeigt die Ausstellung "Es lebe die neue Hallesche Form" mit Arbeiten von Studenten und Diplomanden der Burg Giebichenstein, Fachbereich Gefäßgestaltung, wie z. B. von Antje Dietrich, Ulrike Friedemann, Ulrich Raupach oder Hendrik Schink (Kat.: Leonhardt, Metzler)
Christa W. denkt 9 vor 90 im Aufbau-Verlag über Chrita T. nach
Gründung des Designzentrums Dresden e. V.
Gründung der dwd Design-Werkstatt-Dresden durch die Gestalter Gudrun Zirkelbach, Monika und Rainer Nickel
Für die Zukunft des Bauhauses Dessau formulieren die Unterzeichner des Bauhaus Dessau e. V. die Grundsätze: Kein Massenbetrieb der Lehre; keine Dienstleistungseinrichtung; kein Ornament der Macht; stattdessen Werkstatt für alternative Zivilisationsmodelle; Ort für internationale Kommunikation; Platz für Kooperation der Disziplinen. Im Mittelpunkt das Problem, nicht das originelle Werk; im Mittelpunkt des Denkens die Alternative, nicht die Anpassung; im Mittelpunkt des Handelns nicht die Verhandlung, sondern die demokratische Alternative
Vom Bauhaus Dessau geht als kulturelles Langzeitprojekt die Idee des industriellen Gartenreiches Region Dessau-Bitterfeld aus
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Alte Hüte - wie neu!
1. "Als ob es eine Kunst wäre, mit viel Geld ein anständiges Mahl herzurichten! Kinderleicht ist das, der größte Esel bringt das zuwege. Wer sein Handwerk versteht, der braucht wenig Geld und kocht trotzdem gut." Moliere, Der Geizige





2. "Wie oft muss eine bestimmte Hoffnung (z.B. eine politische) sich nicht
erfüllen, damit Sie die betroffene Hoffnung aufgeben, und gelingt Ihnen
dies, ohne sich sofort eine andere Hoffnung zu machen?" Max Frisch, Fragebogen
form gestaltung in der ddr Gießerweg 2a Wernigerode Sa./So. 10.00 - 14.00 Uhr form-gestaltung-ddr.de

 1989